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Metallica-TV auf YouTube: Die wundersame Wandlung der Napster-Hasser

Wenn ich „Metallica“ höre, denke ich vor allem an die Band, die gegen Napster und seine Nutzer vorgegangen ist. Dass sie damit auch Fans verklagt und vergrätzt haben, ist ihnen vielleicht inzwischen aufgegangen. Zur Promotion ihres neuen Albums jedenfalls nutzen sie YouTube und finden es ganz super, dass ihre Musik dort in vielen Variationen zu finden ist.

Lars Ulrich bedankt sich in einem diese Woche veröffentlichten YouTube-Video für die tollen Dinge, die ihre Fans auf dem Videoportal mit der Musik von Metallica anstellen:

Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber auf mich wirkt Lars Ulrich dabei arg gequält. Begeisterung spricht nicht daraus. Und wer auf die kleinen Signale der Mimik und Gestik achtet, kann sich des Eindrucks nicht erwehren: Hier steht jemand nicht hundertprozentig zu dem, was er da gerade erzählt. Vielleicht tue ich ihm Unrecht und er ist eben kein Gute-Laune-Bär, der sofort lossteppt, wenn die rote Kameralampe leuchtet. Mag sein.

Es ist übrigens derselbe Lars Ulrich, der im Jahr 2000 Stimmung gegen Napster machte (siehe beispielsweise diesen Bericht bei TechChannel). Und es ist jener Lars Ulrich, der Napster eine Liste mit 335.000 Personen übergab, die vom Dienst auszuschließen seien (siehe Spiegel Online vom 10. Mai 2000).

Die Spuren solcher Aktionen finden sich auch auf YouTube:

Acht Jahre später ist Filesharing noch immer nicht weggeklagt. Tatsächlich steigt die Zahl getauschter Songs sogar weiter an. Und die Fans machen mit der Musik, was ihnen in den Kopf kommt. Dank Angeboten wie YouTube tun sie das nicht mehr nur im Kreis ihrer Freunde und Bekannten, sondern vor tausenden von Zuschauern weltweit.

In ihrem YouTube-Channel Metallica-TV hat die Band nun eine Playlist mit besonders gelungenen Fan-Videos zusammengestellt:

Offenbar muss sich diesmal niemand fürchten, von Metallica verklagt zu werden. Ein achtjähriger Junge darf in der Playlist den Anfang machen – Kinder ziehen ja immer. ;-) Es folgen diverse Cover-Versionen und Neuinterpretationen von Metallicas größten Hits und einiges mehr. Kurz: Ein buntes Sammelsurium dessen, was man bei YouTube finden kann.

Metallica bedient sich also ähnlicher Möglichkeiten wie die Muppets, könnte man etwas bösartig anmerken. Alles in allem ist es aber ein hoffnungsvolles Zeichen, wenn auch eine Band das Internet für sich entdeckt, die noch vor acht Jahren vor allem mit juristischen Schritten auf sich aufmerksam gemacht hat.

Und wer weiß: Vielleicht kommen ja auch die Musik- und Filmindustrien als Ganzes einmal auf den Trichter, dass man Internetnutzer nicht nur bestrafen und gängeln, sondern auch hofieren kann. Ob sie das dann zähneknirschend oder gern tun, soll mir an der Stelle erst einmal egal sein.

A N Z E I G E

 

9 Gedanken zu „Metallica-TV auf YouTube: Die wundersame Wandlung der Napster-Hasser

  1. Tja, manche begreifen das Unwort „Marketing“ eben erst mit offensichtlich ausgeübten Zwang, mal völlig egal woher der kommen mag.

    Mit ihrem aufgesetzten „Jetzt lieben wir das Internet“-Verhalten kann ich nichts anfangen – mag keine Heuchelei – und werde auch weiterhin meine Musiksammlung bewusst vor Metallica beschützen ;-)

  2. Also meine Musiksammlung vor Metallica zu schützen, fänd ich jetzt ein bisschen über. Aber ich sehe ebenso, dass sie immer noch mehr als nur ein kleines Problem mit dem Internet haben. Aber wer Geld verdienen will, der muss eben heute auch neue Marketingwege gehen. Noch wollen sie ja Musik verkaufen … XD

  3. Es macht schon einen Unterschied, ob die User ihre Interpretationen von Metallica-Songs bei YouTube hochladen oder Songs widerrechtlich bei Napster einstellen. Das eine hat mit dem anderen nicht viel zu tun, weshalb ich mich frage, warum Metallica durch (Promo-)Aktionen im Netz unglaubwürdig sein sollen?

  4. Oh, das hat sehr wohl etwas miteinander zu tun, denn Urheberrechtsverletzungen sind es in beiden Fällen. Dass sie gegen die YouTube-Nutzer nicht vorgehen, ist ja lieb und nett. Aber vielleicht hat es auch damit zu tun, dass YouTube sowieso Verträge mit den Rechteinhabern geschlossen haben soll? Und vielleicht hat ihnen auch jemand erklärt, dass sie über YouTube ziemlich einfach Werbung für sich machen können, damit sich ihr neues Album besser verkauft?

    Oder meinst Du, Lars Ulrich ist zu seinem Plattenboss gegangen und hat so lange auf ihn eingeredet, bis sie endlich „diese coole YouTube-Sache“ machen durften? Ich kenne Lars Ulrich nicht persönlich, aber nach dem Video da oben halte ich das für höchst unwahrscheinlich.

    Er war in vorderster Front, als es darum ging, Internetnutzer zu verklagen. Mit Visionen über zukünftige Formen des Online-Musikvertriebs ist er mir hingegen nicht aufgefallen. Und jetzt ist er von diesen tollen Jungs bei YouTube so begeistert? Aha. Naja. Gut. Kann man glauben. Muss man aber nicht. ;-)

  5. Bei der Napster-Story ging es damals um die unrechtmäßige Verbreitung der Metallica-Alben und darum, dass die Band keine Möglichkeit zur Steuerung in dieser Sache hatte. Gegen die Verbreitung von Bootlegs und – wie nun bei YouTube – eigene Interpretationen von Metallica-Songs hat die Band meines Wissens nicht den Finger gehoben. Insofern überrascht mich die aktuelle Aktion nicht – weil sie den Kern der Auseinandersetzungen von früher nicht trifft, denn Initiator ist die Band selbst. Wie auch immer – die Band geht mittlerweile konstruktiv mit dem Netz um, und das hat doch letztlich nur Positives ;-)

  6. Die Frage ist eben, warum man auf einmal so „konstruktiv“ mit den Medium Internet umgeht. Für mich passt es eben nach wie vor nicht in den Kontext, das ist alles.

  7. Och, das passt schon. Alles, was Werbung für sie macht, ist gut. Alles, was ihre Werke direkt verbreitet, ist böse. Mal schauen, ob sie sich von Radiohead und den Nine Inch Nails anregen lassen und ein Album selbst kostenlos zum Download anbieten. Dann heiße ich sie feierlich in der Gegenwart willkommen ;-)

  8. Matallica haben wie so viele das Internet nicht so wirklich verstanden und da sie zudem auch sehr an ihr Geld hängen und nun wissen, dass genau solche Promotion ihren Geldsack füllt, da ziehen die natürlich mit. Der Zweck heiligt die Mittel.

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