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Jonettag-Mediacamp: Begrüßungsrunde

Eine Mischung aus Journalisten-Konferenz und Blogger-Unkonferenz wird heute in Hamburg versucht: das Jonettag-Mediacamp, initiiert von Falk Lüke. In der Begrüßungsrunde ging es um Glaubwürdigkeit, Objektivität und warum Journalisten in ihren Ursprüngen mal Blogger waren. Und ich versuche mich einmal im „Live-Blogging“.

Schnappschuss vom Jonettag: Workshop zum Thema Videojournalismus
Schnappschuss vom Workshop zum Thema Videojournalismus

Prof. Dr. Roger Blum von der Uni Bern stellte zum einen fest, dass sich die Gesellschaft starkt über Medien vernetzt. Acht Stunden täglich beschäftigen sich die Menschen mit Medien. Zum anderen tragen die Medien nach seinen Worten aber viel dazu bei, dass Dinge „inszeniert, skandalisiert und instrumentalisiert“ werden.

Er sieht fünf Bereiche, in denen die Grenzen verschwimmen:

  • Zwischen den Apparaten: Geräte wie das iPhone oder der neue iPod touch ermöglichen, viele verschiedene Medien in einem Gerät zu nutzen. Wofür man früher mehrere Apparate brauchte, benötigt man heute nur noch eines, das vieles kann.
  • Zwischen bezahlten und unbezahlten Informationen: Gratiszeitungen wie in Skandinavien, Italien, Spanien oder der Schweiz haben die Grenzen zwischen bezahlten und kostenlosen Medien weiter verschwimmen lassen. Für die Meschen müsse deutlicher gemacht werden, was der Mehrwert eines bezahlten Inhalts ist.

  • Zwischen Journalismus und PR.
  • Zwischen Laien und Professionellen. Prof. Blum unterscheidet drei Typen: partizipativer Journalismus (Bürger nehmen Teil), Citizen Journalism (Laien machen ihre eigenen Medienprodukte) und Public Journalism (von Journalisten gemachte Medien, die wieder dichter an die Bürger herangebracht werden). Blum gibt zu bedenken: „Nicht jeder Laie, der sich in die Medien einbringt, wird sofort zum Professionellen und kennt alle Regeln.“
  • Zwischen Ländern: die Grenzen verschwimmen.

Für die Zukunft der Medien sieht er vier wesentliche Punkte:

  • Die Mediensysteme werden unterschiedlich bleiben in den verschiedenen Ländern – bspw. aus kulturellen Gründen.
  • Die Medien, wie wir sie heute kennen, werden nicht verschwinden. Es wird auch in zehn Jahren Zeitungen geben, aber sie werden ihre Rolle und ihre Funktion verändern.
  • Den professionellen Journalismus wird es weiter geben, aber er muss sich sehr anstregen, seinen Mehrwert zu zeigen.
  • Es braucht Medienwächter. Sie müssten deutlich machen, was eine faire Information ist, was eine unabhängige information. Sie sollen zudem erklären, wo Grenzen bleiben müssen.

Über diese Medienwächter und wie sinnvoll oder unsinnig sie sind, entspann sich später noch eine Diskussion. Einmal wurden sie als eine „sehr deutsche Idee“ beschrieben. Zudem müsse geklärt sein, wer die Kosten für diese Institutionen und Organisationen übernehme. Und am Presserat sehe man, wie wichtig Strukturen sind, damit solche Institutionen ihre Aufgabe überhaupt wahrnehmen können.

Als zweites kam Hermann-Josef Tenhagen zu Wort, Chefredakteur der Finanztest. Er zeigte unter anderem auf, wie das Internet eine Einnahmequelle für die Stiftung Warentest ist. Immerhin hat der Online-Bereich einen Anteil von 10 Prozent an den Umsätzen, die in den nächsten fünf Jahren auf 20 Prozent gesteigert werden sollen. „Das ist das Ziel, das wir ausgegeben haben und daran arbeiten wir.“

Seit 2000 verkauft die Stiftung Warentests ihre Testergebnisse im Internet. Zwischen 50.000 und 100.000 Tests werden pro Monat heruntergeladen. Besonders gut funktionieren Themen im Zusammenhang mit dem Internet. „Es ist ungaublich, wie viele Digitalkamera-Testberichte heruntergeladen werden.“

Tenhagen meinte, man werde mit solchen Inhalten weiter Geld verdienen können. „Wir verdienen natürlich Geld mit unserem Image“, gab er zu. Die Stiftung Warentest sei so glaubwürdig wie der Papst – oder sogar ein bisschen glaubwürdiger.

Weitere Einnahmequellen im Internet sind der Verkauf von Büchern und das Werben von Abos für die gedruckten Zeitschriften – immerhin 12.000 Abos pro Jahr.

„Wir glauben an die Zukunft der Zeitschrift. Ich möchte, dass sie sich genau so gut oder wenn’s geht noch besser verkauft als heute“, sagt der Chefredakteur. Aber auch ins Internet wird weiter investiert. Am 12. September soll ein neuer Online-Auftritt freigeschaltet werden.

Vorgestellt hat sich in der Runde außerdem Alexander Böhm – 18-jähriger Macher von Alex TV bei Sevenload. Seinen Vortrag in Worte zu fassen ist schwer bis unmöglich. Das hätte ich schon per Video aufnehmen müssen. Eine Kamera hat er jedenfalls schon seit Kindertagen in der Hand, mit 14 hat er sich eine kleine TV-Kamera gekauft und heute betreibt er sein Hobby offenbar schon sehr professionell mit „Greenbox“ und Tonstudio. Er will bieten, was er im Fernsehen nicht findet. Kurios offenbar, Selbstgemachtes, Witziges. „Was bei mir gezeigt wird, wird so vorgeknetet, dass das Gehirn nicht groß nachdenken muss.“

In der Diskussion danach ging es um Journalismus und Blogger und beispielsweise um den Fakt, dass der Journalismus einmal so begann, wie heute das Bloggen. Im Prinzip sind Journalisten demnach auch Blogger, sie haben nur schon seit gut 200 Jahren Traditionen und Normen entwickelt. „Ein Mann und eine Druckmaschine“ – so sei das in der Anfangszeit des Journalismus gewesen.

Die Arroganz der Journalisten, ob nun so pauschal vorhanden oder nicht, wurde ebenfalls diskutiert. Das angebliche „Mehr-Wissen“ der Journalisten gebe es de facto nicht, hieß es zum Beispiel. „Wir können es vielleicht besser aufbereiten, das ist schon alles.“ Oder auch: „Journalisten meinen, die Objektivität gepachtet zu haben, weil sie das im Volontariat gelernt haben.“

Prof. Blum meinte, man sollte sich von der Fiktion verabschieden, dass Journalismus überhaupt objektiv sein sollte. „Journalisten sollten die Quellen prüfen und geprüfte Nachrichten weiterleiten. Das ist die Hauptaufgabe.“

So und nun suche ich mir die nächsten Workshops aus :-) Wahrscheinlich „Videojournalismus“ (hat schon angefangen), dann „Neues aus der Fabrik – Corporate Publisher entdecken die digitale Welt“ und „Mit Bürgerjournalismus Geld verdienen“ mit Dr. Martin Hubor von Gogol Medien (myHeimat).

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