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Startup-Interview narando: Artikel zum Anhören

Audio ist zuletzt wieder mehr ins Scheinwerferlicht der Netzszene gerückt, da kommt das deutsche Startup narando gerade richtig: Hier kann man sich Artikel einfach anhören, eingesprochen von „richtigen Vorlesern“ und nicht etwa einer Computerstimme. Wir haben Christian Brandhorst einige Fragen dazu geschickt. Er ist CEO und Mitgründer von narando. Hier seine Antworten.

Website von narando
Website von narando

Die Idee von narando ist sofort einleuchtend – Artikel zum Anhören. Wie kamt ihr darauf? Gab es ein entscheidendes Erlebnis oder war es mehr ein Prozess? Oder erst das eine und dann das andere? Gib uns doch einmal einen Einblick in den Entstehungsprozess.

Es gab in der Tat ein entscheidendes Ereignis bzw. eine Situation, in der ich mich vor ein paar Jahren mehrere Monate befand. Während ich meine Bachelorarbeit in einem Unternehmen in Bielefeld anfertigte war ich für eine Zeit von ca. sechs Monaten Berufspendler. Auf dem täglichen Arbeitsweg hörte ich vornehmlich WDR 5. Zuhause nach der Arbeit verbrachte ich dann oft lange Zeit vor dem Laptop, um die für mich interessanten Online-Artikel aus der Tech- und Startup-Szene zu lesen. Irgendwann fühlte ich dann den persönlichen Bedarf, diese Artikel im Auto vorgelesen zu bekommen. Schon 2008 – also vor der flächendeckenden Verbreitung des mobilen Internets bzw. Smartphones – dachte ich über einen Vorlese-Dienst mit echten Sprechern für den Browser nach. Damals erschien mir der Gedanke jedoch zu abstrus. Ein paar Jahre später machte das Ganze mit der entsprechenden Infrastruktur und mobilen Anwendungsfällen dann schon deutlich mehr Sinn.

Letztlich geht es bei euch ja um mehr als nur um Sprecher, die Artikel vorlesen. Ihr habt euch zudem viele Gedanken darüber gemacht, wie man auf euch stößt, wann man euch hören kann usw. Was waren und sind da die zentralen Herausforderungen für euch?

Für mich als potenziellen Endanwender musste der Dienst ein Maximum an Nutzen generieren. So war für mich von vornherein klar, dass ich mir meine Artikel dort für den Audio-Konsum merken will, wo ich sie entdecke, nämlich auf den Webseiten der Publisher. Selbst wenn es die sozialen Netzwerke sind, die mir die Artikel präsentieren, irgendwann lande ich meist beim ursprünglichen Publisher.

Das Thema Urheberrecht war und ist natürlich zentral für uns. Wir setzen auf enge Kooperationen mit den Publishern. So kann dann auch sichergestellt werden, dass unser Player-Plug-in auf den Webseiten der Publisher eingebunden ist und neben dem direkten Abspielen auf der Webseite auch der eingangs erwähnte Nutzen (das Merken von Artikeln für das spätere mobile Hören) gegeben ist.

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Eine ähnliche Verzahnung von Ton und Text realisieren wir aktuell auch im Print-Bereich. Ich persönlich mag es nach wie vor gerne, eine Zeitung aus Papier in die Hand zu nehmen. Mit narando wollen wir das Print-Medium nicht ersetzten. Im Gegenteil, wir bereichern es. So kann ich interessante Artikel, die ich beim Durchblättern meiner Zeitung oder meines Magazins entdeckt und vielleicht schon angelesen habe auch dann konsumieren, wenn ich diese gerade nicht dabei habe, bzw. meine aktuelle Tätigkeit kein Lesen erlaubt.

Auf Sprecherseite war es anfangs (wenn man nichts vorzuzeigen hat) schwierig, gute Leute zu finden. Als narando dann langsam Fahrt aufnahm, war ich allerdings extrem überrascht, welches Potenzial da in Deutschland schlummert. Wir bekommen quasi täglich neue Bewerbungen von wirklich (!) guten und engagierten Vorlesern.

Wir haben uns außerdem als Ziel gesetzt, den Nutzen von Audio in möglichst vielen Alltagssituationen zu realisieren. Mit den mobilen Apps für Android und iOS geht das schon ganz gut. Seitdem narando auch als Musikdienst bei Sonos hinzugefügt werden kann, ist auch die Hausarbeit deutlich angenehmer geworden. Das Thema Konnektivität wird für uns voraussichtlich noch eine große Bedeutung haben.

Christian Brandhorst
Christian Brandhorst

Ihr habt bei alldem einen fliegenden Start hingelegt, wie es scheint. Knapp 2.500 Artikel sind bereits vertont, wie ich auf der Website lese. Ihr habt 67 Sprecher. Und das alles gerade einmal seit September 2014. Wie lange war da eure Vorlaufzeit, bis ihr tatsächlich offiziell und öffentlich an den Start gegangen seid?

Wir hatten in der Tat etwas Vorlauf. Mit dem ersten Prototypen haben wir neben dem Beruf bzw. dem Studium schon im Februar 2013 angefangen. Vollzeit sind wir wirklich erst seit September 2014 dabei. Dann startete die Vermarktung, also der Aufbau der Sprecherseite und der Verlagskooperationen. Vorher haben wir „nur“ am Produkt gebastelt.

Welchen Hintergrund habt ihr als Gründer? Welche Erfahrungen bringt ihr mit ein?

Philip Kleinere ist Wirtschaftsinformatiker und ich bin Wirtschaftsingenieur. Wir haben uns über einen gemeinsamen Freund und Mitgründer im Zuge unseres ersten Startups kennengelernt. Schon vor dem Start von narando wussten wir beide, dass man vernünftig zusammenarbeiten kann. Das war ein riesiger Vorteil, glaube ich. Schon im ersten Startup haben wir zusammen Apps konzipiert, entwickelt und entlang des erhaltenen Kunden-Feedbacks optimiert.

Mit Priya haben wir ab September 2014 unsere erste Vollzeitsprecherin an Bord. Mit der Zeit hat sie aufgrund ihrer beruflichen Kenntnisse (Logopädin) zusätzlich das Vorleser-Management übernommen.

Kein Startup-Interview ohne die Frage nach dem Geschäftsmodell: Womit verdient ihr bisher Geld und wie soll sich das in Zukunft weiterentwickeln?

Wir verkaufen unsere Dienstleistung direkt an die Publisher. Wir kümmern uns dann komplett um das Thema Audio und nehmen unseren Kunden damit eine Menge an Arbeit und Sorgen ab. So können auch kleinere Publisher Audio ausprobieren, ohne direkt in eigene Infrastruktur und Workflows investieren zu müssen. Falls der Publisher bereits eigene Sprecher engagiert hat, kann narando auch als reines Audio-Publishing-System genutzt werden.

Ein Publisher kann dann selber entscheiden, wie er das neue Medium vermarktet. Grundsätzlich ist es möglich, narando mit verschiedenen Vermarktungsstrategien zu kombinieren z.B. Paid Content oder Werbung.

Die narando-App dient als Kanal, den die Publisher nutzen können. Für unsere Nutzer ist diese aber auch zu einem wichtigen Zugang geworden, um Inhalte zu entdecken, etwa wenn vor einer Autofahrt schon alle gemerkten Artikel auf der Hörliste gehört hat.

Wie seid ihr aktuell finanziert?

Bis Ende August decken wir unsere Kosten noch durch das EXIST-Gründerstipendium. Ein paar Umsätze gibt es auch schon. Was danach passiert, kann ich noch nicht sagen.

Was sind eure wichtigsten nächsten Schritte? Ich gehe davon aus, dass ihr sicher Wachstumsziele auf dem Zettel habt…

Richtig, Wachstum ist uns wichtig. Entscheidend ist dabei aber, in welchen Dimensionen wir wachsen. Wir planen zunächst auf Inhaltsseite deutlich breiter zu werden, sprich die Verlagskooperationen auszubauen.


Dieser Artikel gehört zu: UPLOAD Magazin 23

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1 Gedanke zu „Startup-Interview narando: Artikel zum Anhören

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