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Samuli Torssonen, Finnlands faszinierender Selfmade-Filmproduzent

Als Samuli Torssonen 1992 an seinem Homecomputer eine vierminütige Science-Fiction-Parodie bastelte, war das der Startschuss zu einer interessanten Karriere. Heute ist er Inhaber einer Filmproduktionsfirma, hat mit „Star Wreck – In the Pirkinning“ einen der erfolgreichsten finnischen Filme aller Zeiten geschaffen und arbeitet mit seinem Team am nächsten Projekt: „Iron Sky“. Ihr Hauptantrieb ist Leidenschaft und sie wollen zugleich zeigen, dass es nicht immer nur ums Geld geht. Ein Werkzeug ist für sie dabei absolut unverzichtbar: das Internet.


Das Energia-Team
Jarmo Puskala (Content Producer), Timo Vuorensola (Regie), Samuli Torssonen (Geschäftsführer, Produzent), Antti Hukkanen (Office Manager) und Atte Joutsen (Produzent). Foto: Henri Salenius

Man könnte problemlos behaupten, dass Samuli Torssonen und seine Leute die Regeln der modernen kommerziellen Filmwelt auf den Kopf stellen. Sie haben „Star Wreck – In the Pirkinning“ nach eigenen Worten mit einem Budget produziert, das bei großen Filmen nicht einmal fürs Catering reichen würde. Sieben Jahre hat es gedauert, bis er fertig war. 105 Minuten lang ist die Science-Fiction-Parodie, die mit krudem Humor, einer absurden Story und vielen beeindruckenden Special Effects aufwartet.
Dreharbeiten im Wohnzimmer von Samuli Torssonen
Dreharbeiten im Wohnzimmer-Studio

Samulis Wohnzimmer wurde dabei zum Studio umfunktioniert. Der Film ist nicht so perfekt und glatt wie eine Hollywood-Produktion. Aber dafür spürt man die Leidenschaft überall. Kaum zu glauben, dass das alles nur aus privatem Antrieb entstanden ist. Aber genau so ist es.

Die Anfänge dieser Erfolgsgeschichte sind ebenfalls erstaunlich – erstaunlich unbeeindruckend. Vier Minuten lang ist der erste „Star Wreck“-Film. Samuli Torssonen hat ihn Bild für Bild mit Deluxe Paint Animation erstellt. Zu dem Zeitpunkt ist er 13 Jahre alt. Optisch und inhaltlich ist das Video das Paradebeispiel für „amateurhaft“ und sicher ähnlich auf so manchem Computer dieser Welt zu finden: ungelenke Versuche, einer Leidenschaft nachzugehen, den Großen nachzueifern, etwas Eigenes zu erschaffen.

Den Unterschied macht Samuli Torssonen, in dem er weitermacht und andere für seine Ideen begeistern kann. Er verbessert sich kontinuierlich und die Filme werden immer aufwändiger. Alle Ergebnisse dieser Begeisterung sind inzwischen auf YouTube zu sehen. Mit jedem Teil erweitert sich der Inhalt der Streifen und ihre Optik wird ausgefeilter. Schließlich gibt es den ersten Versuch mit menschlichen Darstellern und als bisherigen Höhepunkt eben „Star Wreck – In the Pirkinning“ als abendfüllenden Film. Er wurde nach zwei Wochen 1,5 Millionen Mal heruntergeladen. Wie viele Zuschauer er seit seiner Veröffentlichung 2005 genau hatte, ist kaum abzuschätzen. Aber er gilt auf jeden Fall als einer der erfolgreichsten finnischen Filme aller Zeiten, obwohl er nicht im Kino, sondern im Internet lief. Oder müsste man nicht sagen: Er wurde so erfolgreich, gerade weil er übers Internet verbreitet wurde? Jeder darf ihn herunterladen – kostenlos. Er ist unter einer Creative Commons-Lizenz veröffentlicht. Es gibt ihn als Download oder jetzt auch bei YouTube.
Samuli Torssonen als Pirk
Samuli Torssonen als Captain James B. Pirk

Geld wird anderweitig verdient: Im eigenen Store gibt es DVDs und Merchandising wie T-Shirts zu kaufen. Zudem gründete Samuli Torssonen gemeinsam mit anderen die Filmproduktionsfirma Energia. Und was wäre wohl ein besseres Aushängeschild für diese Firma als ein abendfüllender Spielfilm, in dem die Mannschaft ihr Können und ihre Erfahrungen unter Beweis stellen?

Der jetzt 29-jährige Samuli Torssonen geht damit keinen klassischen Weg. Und er beschreitet ihn weiter. Derzeit entsteht der Film „Iron Sky“, der erstmals die bekannten Parodie-Wege zwischen Star Trek, Star Wars und Babylon 5 verlässt. Stattdessen wird eine komplett eigenständige Story verfilmt, die dennoch höchst absurd ist: 1945 retten sich viele Nazis mit Raketen auf den Mond, um auf der erdabgewandten Seite eine Kolonie aufzubauen. 2018 kehren sie mit einer Raumschiffflotte zur Erde zurück. Der Trailer ist wieder beeindruckend und zeigt, dass man sich um die Special Effects keine Gedanken machen muss:

Das Internet ist für Samuli Torssonen ganz offensichtlich vertrautes Terrain. Gemeinsam mit seinem Team nutzt er alle Kanäle. Es gibt Websites mit den wichtigen Informationen für Fans oder auch die Presse, die Filme sind bei YouTube zu finden und ein Video-Podcast informiert über Neuigkeiten rund um Iron Sky und Energia.

Ein noch recht neues Projekt ist die Community Wreck-A-Movie. Sie soll helfen, Filmproduktionen via Internet zu organisieren und hier können sich Teams zusammenfinden. Bei der Anmeldung gibt man deshalb an, welche Teile einer Filmproduktion man übernehmen könnte, schaut sich in den offenen Aufgaben der Projekte um, kann sich mit anderen austauschen und einiges mehr.

Samuli Torssonen setzt hier also mit einem Social Network genau das um, das für ihn persönlich bereits bestens funktioniert hat. Denn ohne die vielen freiwilligen Helfer, wäre ein Film wie „Star Wreck – In the Pirkinning“ nicht möglich gewesen. Und ohne das Internet hätte wohl niemand von diesem Film und den dahinterstehenden Menschen erfahren.

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BMA - Business Management Akademie

 

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