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Zahlen und Fakten: Die fünf wichtigsten Businesstrends im Netz

Über 200 Folien mit etlichen Zahlen und Fakten umfasst der Report „Internet Trends 2016“ von Mary Meeker. Die erfahrene Investorin hat sich gerade auch mit diesen jährlich publizierten Überblicken einen Namen in der Techszene gemacht. Sie sammelt dafür zahlreiche Daten, bereitet sie auf und ordnet sie ein. Wir haben uns für diesen Beitrag die Mühe gemacht, die aus unserer Sicht wichtigsten Trends und Fakten herauszusuchen.

Mary Meeker (Foto: KPCB Pressefoto)
Mary Meeker (Foto: KPCB Pressefoto)

Alle Grafiken, Zahlen und Fakten stammen, sofern nicht anders gekennzeichnet, aus dem „2016 Internet Trends Report“, den wir unten auch eingebunden haben.

1. Das Smartphone-Wachstum lässt deutlich nach

Die Zahl der Smartphone-Nutzer ist zwar im Jahresvergleich erneut um 21 Prozent weltweit gestiegen. Letztes Jahr aber war es ein Plus von 31 Prozent. Noch stärker ist der Wandel bei der Zahl der verkauften Neugeräte: Plus 10 Prozent in diesem Jahr statt plus 28 Prozent vor einem Jahr. Der Boom flacht also ab. Viele Märkte scheinen weitgehend gesättigt.

Der Smartphone-Markt wächst zwar weiter, aber deutlich langsamer als in den letzten Jahren.
Der Smartphone-Markt wächst zwar weiter, aber deutlich langsamer als in den letzten Jahren.

Die Machtverhältnisse bei den Betriebssystemen zeigen derweil ein vertrautes Bild: Android wird demnach 2016 auf 81 Prozent aller produzierten Smartphones laufen, Apples iPhone erreicht 11 Prozent und der Rest spielt praktisch keine Rolle. Vertraut ebenfalls, dass sich das Bild bei den Einnahmen umkehrt: Der durchschnittliche iPhone-Verkaufspreis wird laut Mary Meeker zwar um 9 Prozent auf 651 US-Dollar sinken. Bei Android-Geräten sind es aber gerade einmal 208 US-Dollar (minus 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr).

2. Mobile Werbung boomt

In den USA hat das Werbegeschäft im Netz voriges Jahr um 20 Prozent zugelegt. Ein Jahr davor hatte es ein Plus von 16 Prozent verzeichnet. Das Wachstum beschleunigt sich momentan also. Haupttreiber dafür ist Mobile: Es hat um sagenhafte 66 Prozent zugelegt. Das Desktop-Geschäft hingegen nur um 5 Prozent. Von insgesamt 60 Milliarden US-Dollar Umsatz mit Onlinewerbung entfällt nun gut ein Drittel auf Mobile.

Vor allem Mobile lässt den Werbeumsatz im Netz wachsen.
Vor allem Mobile lässt den Werbeumsatz im Netz wachsen.

Das Potenzial ist sogar noch erheblich größer, denn die werbetreibende Wirtschaft hat den Trend zu Mobile noch nicht voll erkannt, wie eine andere Folie von Mary Meeker zeigt: Während die Nutzer inzwischen 25 Prozent ihrer Zeit mit Mobile verbringen, werden nur 12 Prozent des Gesamtwerbebudgets hier investiert. Sollte sich das angleichen, wäre also eine Verdopplung des bisherigen Werbeumsatzes denkbar. Das Geld könnte beispielsweise vom bereits stark gebeutelten Markt der Print-Magazine und -Zeitungen kommen: Hier wird derzeit 16 Prozent des Werbebudgets investiert, die Nutzer verbringen aber nur noch 4 Prozent ihrer Zeit mit diesem Medium. Natürlich ließe sich auch gegen diese einfache Gleichung argumentieren, dass nicht jede Aufmerksamkeit für jedes Unternehmen gleich viel Wert ist. Interessanterweise sind diese Werte in anderen Medien wie Fernsehen und Radio aber jeweils auf einer ähnlichen Höhe.

Die Werbewirtschaft hat noch nicht vollständig mitbekommen, wo die Aufmerksamkeit der Nutzer inzwischen ist und wo sie nicht mehr ist.
Die Werbewirtschaft hat noch nicht vollständig mitbekommen, wo die Aufmerksamkeit der Nutzer inzwischen ist und wo sie nicht mehr ist.

Profitiert hat vom Mobileboom vor allem Facebook, dessen Umsatz mit Werbung von 2014 auf 2015 um 59 Prozent zugelegt hat. Google konnte zwar nur um 18 Prozent zulegen, ist aber in absoluten Zahlen trotzdem noch dreimal größer als Facebook.

Die zunehmende Mobilwerbung ruft allerdings auch Adblocker auf den Plan: Deren Nutzung hat auf Mobilgeräten um 94 Prozent zugelegt – das aber vor allem in China, Indien und Indonesien.

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3. Die Umwälzungen im Handel gehen rasant weiter

Die Veränderungen in Technik und Distributionswegen habe den Handel schon immer geprägt, stellt Mary Meeker fest und sieht diesen Trend ungebrochen. Der E-Commerce ist seinen Babyschuhen aus den 90er Jahren inzwischen deutlich entwachsen. In den USA beispielsweise hatte das Internet noch im Jahr 2000 noch nicht einmal 2 Prozent Anteil am gesamten Handelsgeschäft. 2015 waren es nun über 10 Prozent,die mehr als 340 Milliarden US-Dollar entsprechen. Als treibende Kraft für kommendes Wachstum wird hier vor allem die Generation der „Millenials“ gesehen, die gerade in die spannenden Altersgruppen hineinwächst und an Kaufkraft zulegt.

Stetes Wachstum beim E-Commerce und kein Ende dieses Trends in Sicht.
Stetes Wachstum beim E-Commerce und kein Ende dieses Trends in Sicht.

Hierbei verwischen sich zahlreiche klassische Grenzen: So wird Amazon beispielsweise zunehmend mit eigenen Produkten aktiv. Der Onlinehandels-Giganz ist dazu in der perfekten Situation: Er weiß genau, welche Produkte gesucht, angesehen und gekauft werden, wie die Bewertungen ausfallen, welche Preise realistisch sind und welche Angebotslücken es gibt. In einem parallelen Trend treten Marken selbst als Verkäufer in eigener Sache auf und nutzen erfolgreich den Dirketvertrieb. Erfolgreiche Onlinemarken wie der Brillendiscounter Warby Parker werden dabei gar zu Einzelhändlern mit physischen Ladengeschäften. Zugleich drängen klassische Handelsketten ins Online-Geschäft.

Unterstützt werde der Trend vor allem durch die „Immer-Online-Gesellschaft“ und besonders zielgerichtetes („hyper-targeted“) Marketing. Herrenausstatter Combatant Gentleman beispielsweise ist enorm erfolgreich mit seiner sehr fokussierten Facebook-Werbung: 100 US-Dollar Werbeausgaben bringen ihm 1.000 US-Dollar in Umsatz.

Daraus ergibt sich, das Internethändler und Onlinemarken in teils atemberaubender Geschwindigkeit 100 Millionen US-Dollar Jahresumsatz erreichen. Nike brauchte für diesen Meilenstein 14 Jahre, die in dem Report untersuchten Beispiele schafften es im Schnitt in vier Jahren.

4. Multimediale Kommunikation und ihr Einfluss auf den E-Commerce

Es besteht kein Zweifel, dass Video das Thema der Stunde ist. Mary Meeker sieht in ihrer Präsentation einen Wandel vom linearen Fernsehen über On-Demand Video (Netflix) und „Semi-Live“ Video (Snapchat) hin zu Live-Video (Periscope, Facebook Live). Sehr beeindruckend ist dabei, wie die Zahl der Videoviews bei Facebook und Snapchat innerhalb nur eines Jahres gewachsen ist: Facebook wuchs von etwa 1 Milliarde Views pro Tag im dritten Quartal 2014 auf 8 Milliarden Views pro Tag ein Jahr später, Snapchat wuchs von rund 2 Milliarden Views pro Tag im ersten Quartal 2015 auf 10 Milliarden Views. Snapchat habe sich dabei gewandelt und erweitert: Es begann als persönlicher Messenger im Jahr 2013, ergänzte „Live Stories“ im nächsten Jahr und das von Profis betriebene „Discover“ wiederum ein Jahr später.

Diese Zahlen von Facebook und Snapchat zeigen, wie rasant das Thema Video an Bedeutung zulegt.
Diese Zahlen von Facebook und Snapchat zeigen, wie rasant das Thema Video an Bedeutung zulegt.

Für Unternehmen ist das relevant, weil es die Frage eröffnet, wie sie eine junge Zielgruppe dort erreichen können. Nicht umsonst haben wir Snapchat eine komplette Ausgabe gewidmet. Als gelungene Beispiele werden diverse Filter und Snapchat-„Lenses“ aufgeführt: Damit können die Nutzer ihre Bilder bearbeiten und verfremden.

Aber nicht nur Video ist spannend: Auch Fotos sind weiterhin ein starkes Wachstumsfeld. Mittendrin: Facebook und seine zahlreichen Zukäufe und Erweiterungen wie der Messenger, WhatsApp und Instagram. Schaut man auf die Zahl der geteilten Fotos pro Plattform weltweit, war Facebook mit seinen Angeboten größer als Snapchat. Genauer gesagt entfallen rund 2 Milliarden von etwa 3,2 Milliarden Fotos auf Facebooks Angebote, der Rest auf Snapchat. Spannend wird zu sehen sein, wie sich die Zahlen für 2016 entwickeln werden, denn Snapchat hat bislang eine enorme Wachstumskurve hingelegt.

Und auch bei Fotos gibt es jede Menge Wachstum, an dem Facebook mit seinen diversen Angeboten einen erheblichen Anteil hat.
Und auch bei Fotos gibt es jede Menge Wachstum, an dem Facebook mit seinen diversen Angeboten einen erheblichen Anteil hat.

Interessant für Unternehmen dürfte hierbei sein, dass Fotos auch dazu dienen können, Produkte zu finden und zu kaufen. Vor allem Pinterest ist prädestiniert dafür: 55 Prozent aller Pinterest-Anwender in den USA nutzen das Social Network dafür. Bei Facebook und Instagram sind es immerhin noch je 12 Prozent. Als Erfolgsbeispiel für die Verbindung aus Fotos und E-Commerce wird hier OfferUp genannt. Die Seite hat in den ersten fünf Jahren seines Bestehens ein steileres Wachstum als eBay in dessen ersten Jahren vorzuweisen. Einschränkend muss man hier natürlich anmerken, dass eBay in einem ganz anderen Umfeld gestartet ist und beispielsweise der Markt für E-Commerce damals um ein Vielfaches kleiner war. Dennoch ist die Leistung von OfferUp beachtlich.

5. Der Siegeszug der Messenger

Als Facebook seine Chat-Funktion aus der Haupt-App herausgelöst hat, war das Geschrei wenig überraschend groß. Wer mag sich schon eine weitere App nur dafür installieren? Aber Facebooks Schritt scheint sich ausgezahlt zu haben, wenn man einer Grafik im Internettrends-Report glauben darf. Demnach hat der Facebook Messenger von allen dargestellten Diensten das stärkste Wachstum und ist dem Tochterangebot WhatsApp auf den Fersen. In der Grafik fehlt allerdings beispielsweise Apples iMessage. Und inwiefern LinkedIn hier tatsächlich hingehört, sei auch noch dahingestellt. Dennoch: Messenger sind ein wichtiges neues Feld und vor allem in der jungen Generation beliebt – zunehmend auch für geschäftliche Kontakte.

Messenger auf dem Vormarsch und auch hier ist Facebook wieder bestens positioniert.
Messenger auf dem Vormarsch und auch hier ist Facebook wieder bestens positioniert.

Ausführlich dargestellt hat das übrigens Vivian Pein in ihrem UPLOAD-Artikel zu Messenger Marketing. Dafür hat sie u.a. einen Blick auf den asiatischen Markt geworfen, der in diesem Feld führend ist. Das zeigt sich auch in Mary Meekers Präsentation, in der sie KakaoTalk (Korea), WeChat (China) und Line (Japan) hervorhebt. Hier kann man längst nicht mehr nur mit seinen Freunden, Verwandten und Bekannten chatten, sondern auch Waren bestellen oder seine Bankgeschäfte erledigen.

Der letzte Schrei sind nun künstlich intelligente oder von Menschen betriebene Chat-Agenten. Hierüber kann man im gewohnten Chat-Umfeld nun ein Hotelzimmer buchen oder seinen Datenverbrauch beim Mobilfunkanbieter abfragen – ohne eine Website besuchen oder eine App installieren zu müssen. Geeignet sei das sowohl als Angebot des Kundendienstes aber auch als neuer Verkaufskanal.

Die gesamte Präsentation

Wer sich selbst ein Bild machen möchte, findet folgend die komplette Präsentation. Darin finden sich beispielsweise noch viele Informationen zum Wandel im Bereich Automobilität und zum Internetmarkt in China.

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von www.slideshare.net zu laden.

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2016 Internet Trends Report von Kleiner Perkins Caufield & Byers


Dieser Artikel gehört zu: UPLOAD Magazin 36

Zwar hört man das Schlagwort „künstliche Intelligenz“ laufend, aber längst nicht immer ist klar, was damit eigentlich gemeint ist. Wir erklären, was dahinter steckt, welche Anwendungen es heute schon gibt, wohin die Reise morgen geht, warum das für jeden relevant ist und wo die Chancen und Risiken liegen.

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