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Warum bezahlte Inhalte ihren großen Auftritt noch vor sich haben könnten

Die Maxime bei Informationsangeboten im Netz lautet dieser Tage: Alles kostenlos, die Werbung soll’s richten. Bezahlte Inhalte werden dabei als Einnahmequelle oftmals ausgeschlossen oder aber vernachlässigt. Das ist unklug, denn sie sind eine große Chance für die Zukunft und es gibt Beispiele, bei denen es bereits funktioniert. Welche Faktoren dann zusammenkommen, möchte ich hier einmal aufzeigen. Außerdem wage ich einen kleinen Blick in die Zukunft, wo manche ein „iTunes für News“ als Möglichkeit sehen.

Folgende Faktoren spielen aus meiner Sicht eine Rolle, wenn es um bezahlte Inhalte geht:

  • Preis: Nutzer bezahlen lieber nichts, schon kleinste Preise werden zur Hürde. Mögliche Konsequenz: Dann gleich hochpreisig denken. Oder aber: An anderer Stelle punkten, z.B. beim Komfort. Preis und Wert müssen dabei im Einklang miteinander stehen. Das kann auch bedeuten: Es sind wertvolle, neue Inhalte zu schaffen.
  • Inhalte: Exklusive Inhalte ziehen, Allerwelts-Content hat keine Chance. Dabei gilt auch: Kompetenz und eine konstante, hohe Qualität sind entscheidend. Glaubwürdigkeit. Zielgruppengenauigkeit. Vorhandene Informationsbedürfnisse gekonnt befriedigen.
  • Nutzungserlebnis: Nutzer mögen es bequem und einfach. Erleichtere ich ihnen das Leben, habe ich beste Chancen, dafür bezahlt zu werden. Der Kaufprozess muss so simpel wie nur irgend möglich sein. Die Nutzung muss mir Vorteile bieten. Verfügbarkeit. Mobilität. Universelle Einsatzbarkeit. Große Auswahl. Angenehme und anregende Präsentation.

Wo das schon jetzt funktioniert

Kommen wir zu drei praktischen Beispielen, die schon heute funktionieren, und dann zur Zukunft.

Erstes Beispiel: E-Books. Wenn man sich hier die Mühe gibt, interessante Inhalte zu versammeln, sie professionell zu verpacken und sie gut anzubieten, kann das klappen. Hier zieht zum Beispiel das Bequemlichkeitsargument: Nicht jeder hat Zeit, sich tagelang durch Google-Suchergebnisse und Foren zu wühlen. Macht sich der Autor diese Arbeit, wirkt er kompetent und ist der Preis angemessen – dann sind das die entscheidenden Hilfen, um die „Kaufhemmung“ zu überwinden. Gegenüber einem gedruckten Buch hat das E-Book sogar den Vorteil, sofort verfügbar zu sein: kaufen, runterladen, lesen. Keine Lieferzeiten von „4 bis 6 Wochen“ wie in vielen Spezialbereichen auf Amazon.

Es müssen auch nicht E-Books sein. Generell meine ich hier folgenden Gedankengang: Mehrgängige Menüs sind teurer als Snacks. Geboten wird heute in Sachen News aber vor allem Informations-Fingerfood. Dass dafür niemand bezahlt, erscheint mir nur logisch. Die Frage ist: Will ich Imbiss sein oder Restaurant? Viele entscheiden sich für den Imbiss, denn der hat mehr Kunden. Und den Kunden kann ich Werbung zeigen…

Ein deutlich größeres Beispiel: Die Stiftung Warentest ist seit vielen Jahren erfolgreich mit bezahlten Inhalten. Bei ihr kommen alle Punkte zusammen: hohe Glaubwürdigkeit, exklusive und nützliche Inhalte, realistische Preise. Ist es so schwer, dieses Erfolgsmodell zu abstrahieren und auf das eigene Geschäft zu übertragen? Ja, ist es. Auf den ersten Blick jedenfalls, denn gekauft werden nicht die schönen Texte, sondern die Testergebnisse. Dennoch kann man daraus lernen. Zum Beispiel, dass man exklusive Inhalte braucht. Nicht zuletzt hat die Stiftung eine starke Marke, über viele Jahre gepflegt und nicht fürs schnelle Geld verhökert.

Ein Beispiel aus einem anderen Bereich führt David Carr in seinem lesenswerten Artikel in der New York Times auf: iTunes. Obwohl Musik im Netz kostenlos zu haben ist, funktioniert dieses Modell recht gut. Warum?

Apple hat verstanden, dass man es den Nutzern so einfach wie möglich machen muss. Wer einen iPod hat, hat iTunes und verwaltet darüber seine Musik. Ein Navigationspunkt unter vielen ist der iTunes Store – mittendrin. Schon aus Neugier schaut man rein. Man durchsucht ihn, findet sehr viel und kauft mit einem Klick. Das Preismodell ist klar. Die Rechte beim Kopierschutz waren überall gleich (und jetzt fällt er sogar ganz). Die Auswahl ist groß. Und wenn man das nächste Mal seinen iPod anschließt, wird die Musik automatisch draufgespielt. Noch einfacher geht es kaum.

Richtig: Das hat das Filesharing mit Musik nicht beendet. Das gibt es weiterhin. Aber dennoch ist der iTunes Store offenbar für alle Beteiligten interessant und lohnend genug.

Das ist nicht selbstverständlich, denn bevor Apple kam, sind mehrere Versuche beispielsweise der Plattenlabels gescheitert. Sie verschreckten u.a. mit unübersichtlichen Preismodellen, ständig wechselndem Rechtemanagement und unvollständiger Auswahl. Die fehlende, bequeme Anbindung an einen portablen Player gab ihnen den Rest. Gegenüber dem kostenlosen Download in den Tauschbörsen hatten sie aus Kundensicht also praktisch nur Nachteile.

Das zeigt für unser Thema aber auch: Wenn viele scheitern, heißt es noch lange nicht, dass es grundsätzlich nicht geht. Es kann vor allem heißen, dass die bisherigen Angebote einfach schlecht sind.

Und in Zukunft ein iTunes für News?

David Carr zieht in der New York Times Parallelen zwischen Musik- und Verlagsindustrie. Apple-Chef Steve Jobs interessiert sich aus seiner Sicht weniger für die Musik, sondern dafür, wie er mit dem Verkauf von Musik (Software) mehr von den wertvollen iPods und iPhones (Hardware) verkaufen kann. Müssten Verlage ihre Inhalte nicht auch eher als Software begreifen, die erst in einem größeren Zusammenhang wie dem iTunes Store und mit einer Hardware wie dem iPod interessant wird?

Damit stellt sich eine Frage für die Zukunft: Helfen neue Hardware und damit weitere Nutzungsszenarien, um mit Inhalten Geld zu verdienen?

Erste Versuche gibt es auf den neuen E-Book-Readern wie dem Amazon Kindle. Dort kann man seine Zeitung digital abonnieren und auf dem E-Paper-Display auch sehr gut lesen. Die Nachrichten aktualisieren sich von selbst. Und: Der Nutzer bezahlt für diesen Komfort.

In Frankreich und Deutschland gab es Tests mit elektronischen Zeitungen auf eigenen Lesegeräten. Zu den Ergebnissen habe ich leider nichts gelesen.

Mehr über solche und ähnliche Lesegeräte in diesem UPLOAD-Beitrag.

Der Effekt dieser zaghaften Versuche ist noch bescheiden. Aber abschreiben würde ich das Modell deshalb noch lange nicht.

Angeblich plant Apple einen großen iPod touch, der ebenfalls für solche Zwecke ideal sein könnte. Kommt vielleicht sogar ein „iTunes für News“, wie David Carr spekuliert? Und welche Rolle spielen dann professionell gemachte neue Medienangebote wie beispielsweise Blogs à la TechCrunch?

Natürlich: So wie sich heute viele Nutzer Filme und Musik kostenlos aus dem Netz ziehen und dabei Einbußen zum Beispiel beim Klang in Kauf nehmen, wird es auch immer Leser geben, die keine hohen Ansprüche an Inhalte oder Lesekomfort haben und dementsprechend auch nichts bezahlen wollen.

Aber so, wie es Kunden für Fachzeitschriften, Bücher und andere professionell aufbereitete Informationen gibt, wird es das auch im Internet geben. Dabei gelten die anfangs genannten Eckdaten, die einen Erfolg aus meiner Sicht befördern.

Mein Fazit

Fakt ist: Für Inhalte wird laufend Geld bezahlt, jeden Tag, immer wieder – wenn sie einen entsprechenden Nutzen haben oder zumindest versprechen. Das gilt für Bücher. Das gilt für Zeitschriften. Das gilt für andere Angebote. Nur für das Internet gilt das noch selten. Das liegt aus meiner Sicht aber eben nicht daran, dass bei den potenziellen Kunden auf magische Weise die Kauflust abhanden kommt, sobald sie an einem Computer sitzen.

Es liegt daran, dass die Angebote nicht stimmen. Dass es viel zu selten eigene Inhalte für dieses Medium gibt. Dass es die Kunden nicht bequem genug haben. Dass die Qualität nicht hoch genug ist. Dass das Produkt nicht den Bedürfnissen der Leser entspricht – und zwar eben jenen Lesern, die bereit wären, für gut recherchierte, ansprechend präsentierte und nützliche Inhalte etwas zu bezahlen.

Einen positiven Effekt hat das allerdings: Es gibt dort draußen einen Markt, den kaum jemand betrachtet, der aber in den nächsten Monaten und Jahren weiter wachsen wird. Und das eröffnet, wie so oft, Chancen für findige Leute, die genau das rechtzeitig erkennen.

Ich will nicht behaupten, dass sich darauf ganze Medienimperien gründen werden. Ich sage auch nicht, dass man nicht mehr auf Werbung als Einnahmequelle setzen sollte.

Ich sage nur, dass viel Geld nicht ausgegeben wird, weil potenzielle Kunden einfach keine angemessene Gelegenheit dafür bekommen.

A N Z E I G E

 

25 Gedanken zu „Warum bezahlte Inhalte ihren großen Auftritt noch vor sich haben könnten

  1. Ein sehr zutreffender und guter Artikel. Letztens habe ich eine Stunde lang in zig MP3-Stores nach einem ganz bestimmten Song gesucht. Als ich ihn dann gefunden hatte, war der Kauf nur in bestimmten Ländern möglich… nicht da, wo ich wohne.

  2. Ein in vielen Teilen falsche Annahmen machender Artikel. Allein der Unsinn mit dem itunes für news… Lies dazu mal bitte Jeff Jarvis.
    Vielleicht schreibe ich heute noch eine Antwort dazu auf netzwertig.com, wenn ich dazu komme.
    Dass so viele Leute immer ihre Analysen auf ihren Wünschen aufbauen… neyney ;)

  3. Sehr interessanter Artikel, dankeschön! Für mich hätte so ein Geschäftsmodell durchaus ihre Reize. Ich lese recht gern umd mit der Zeit sammeln sich viele Bücher an, die brauchen vorallem eines: PLATZ. Wenn ich das ganze auf so einen eBook-reader kriegen kann und auf nervige Technologien wie DRM verzichtet wird, warum nicht?

  4. Sehe ich etwas anders:

    iTunes ist deshalb erfolgreich, weil es Nutzer bindet. Da hast du zumindest recht, vielleicht aber auch, weil es relativ günstig ist und weil es Dank der Kooperation mit CocaCola sehr bekannt geworden ist. Aber bei Musik ist das etwas anderes. Musik ist als Medium nie kostenlos gewesen und die meisten Menschen kaufen es wohl auch noch mit dem Hintergrund, dass sie so auf der legalen Seite sind.

    Aber will der Nutzer wirklich für Nachrichten bezahlen? Nachrichten, die er bei dir gegen Geld kriegt, kriegt er bei einem anderen gratis. Wo geht er wohl hin? Das einzige, was ich mir denken kann, ist, dass man das auf Abo-Basis macht: Ich zahle 5€ monatlich und kriege vollen Zugang zu allen Informationen, ggf. auch Downloads und Co.. Angefangen bei einem Testaccount für zwei Wochen. Aber die Masse wird das vielleicht auch nicht erreichen.

    Das liegt allerdings auch stark daran, dass in Deutschland zumindest noch keine derartige Internetkaufkraft existiert. Klar kaufen die Leute bei eBay und Amazon ein, aber das wars im Grunde auch. In den USA sind Kreditkarten und Paypal Gang und Gäbe. Hier rechnet sich alles auf unbewährte Buchungarten und läuft darauf hinaus, dass alle ausländischen Angebote praktisch verloren sind.
    Bei einem Buch oder einer Zeitung ist es anders. Die Sache hat auch mehr Wert, weil ich sie in den Händen halten kann. Im Internet lese ich das hundertfache an Informationen fast blind. In der Zeitung habe ich einen Wert, ein Konzept. Im Internet klicke ich von hier auf dort, bin auf einer Technikseite, einer Politikseite, einer Naziseite, was auch immer. Dieser Informationsschub ist schneller. Es wird schwer sein, dass für Geld zu stoppen.

    Ich betrachte das ganze so, dass nur Nischenmärkte davon profitieren werden. Das heißt ein Technikmagazin wird sowas online anbieten können und wird auch Abonennten finden, aber die allgemeinen Medien wohl weniger. Der Mensch ist kostenloses gewohnt, was ich auch gut finde. Ich bin für freie Information und da stört mich ein Banner mehr auch nicht, so lange ich nicht dafür zahlen muss. Hat aber auch andere Facetten: Für ein gut recherchiertes Technikmagazin im Internet wäre ich bereit zu löhnen, genauso für eine politisch konstruktive Netzzeitung.

    Ich habe irgendwie den Faden verloren, na wie auch immer.

  5. Hervoragender Artikel!

    Bin genauso der Meinung, dass die Sterne für neue Monetarisierungsmodelle günstig stehen und es sich auch viel noch heuer tun wird, siehe vor allem http://qimaya.wordpress.com/2008/12/17/was-passiert-auf-qimaya-heute-und-in-naher-zukunft/ resp. die Diskussionen dazu auf Xing & co…

    @p.

    Das Argument mit dem Hundertfachen Angebot von dem selben kann nicht halten, weil es in der Offline-Welt genauso läuft. Es gibt nicht nur einen Bäcker, es gibt nicht nur eine Zeitung und es gibt sogut wie kein Angebot, dass komplett einzigartig wäre, zumindest sicher nicht auf Dauer. Genauso wird es in der Online-Welt laufen…

    Ebenfalls das Argument mit den „nicht anfassbaren Gütern“ aus dem Netz – naja, man zahlt ja auch für einen Kinobesuch, obwohl man „keine greifbaren Waren“ mitnimmt. Ebenfalls könnte man jeden Tag beim Mac essen und trotzdem geht man nicht jeden Tag hin, sondern findet je nach „Lust und Laune“ auch andere Anbieter auf diesem Gebiet und zahlt gerne auch einen höheren Preis, wenn – wie es schon im Artikel mehrfach steht – der Preis-Leistungsverhältnis stimmt…

  6. @martin: „Offline“ musst du aber ohnehin zahlen, das heißt es ist egal woher du deine Informationen beziehst, du wirst ohnehin dafür bezahlen. Online wirst du immer die gratis Alternative haben. Insofern zieht deine Gegendarstellung nicht.

  7. Der Kinobesuch steht aber nicht im Vergleich zu Information. Kannst du im Kino auf hunderttausende Filme zu greifen? Im Kino hast du keine Gratisalternative. Das Kino wird durch Investoren gedeckt, im Internet hingegen kann ich Neuigkeiten aus Quellen beziehen, hinter denen der Drang nach Verdienst anders gewährleistet wird. Letztendlich ist dein McDonalds Vergleich ebenso unpassend, weil du hier konsumierst und diesen Konsum kannst du nicht mit der unheimlichen Informationsflut (also indirekt einer kostenlosen Produktflut) mit dem Internet vergleichen, denn du rennst ja nicht von Restaurant zu Restaurant oder? Ebenfalls ist die Behauptung, dass Menschen mehr zahlen, schwerfällig, denn wie willst du McDonalds in Relation zu anderen gastronomischen Anbietern stellen? Der Erfolg von McDonalds basiert ja darauf, dass es sehr günstig und schnell ist.

    Tut mir Leid wegen der zwei Kommentare, hatte den Absatz übersehen.

  8. @p.: „Nachrichten, die er bei dir gegen Geld kriegt, kriegt er bei einem anderen gratis.“

    Eben, genau das darf nicht der Fall sein. Das schreibe ich aber oben auch. Du kannst nicht für alle Inhalte Geld verlangen. Du musst schon Inhalte schaffen, die das Geld wert sind. Aber das ist ja nur logisch und überall in der Wirtschaft so.

    Hinzu kommt neben dem Inhalt an sich, dass Dir ein Portal eventuell einen besonderen Komfort bieten kann, den Du nur dort hast, der für Dich aber wertvoll ist. Denk an Leute, die nicht aus Privatinteresse Informationen benötigen, sondern weil sie beruflich darauf angewiesen sind.

    „In der Zeitung habe ich einen Wert, ein Konzept. Im Internet klicke ich von hier auf dort, bin auf einer Technikseite, einer Politikseite, einer Naziseite, was auch immer. Dieser Informationsschub ist schneller. Es wird schwer sein, dass für Geld zu stoppen.“

    Das glaube ich nicht, weil da draußen nicht nur Internetfreaks wie wir rumlaufen, die vielleicht auch noch Spaß daran haben, alle diese Seiten abzugrasen. Ich denke an eine Klientel, die schon heute viel Geld für professionell aufbereitete Informationen ausgibt. Die wird das auch dann tun, wenn diese Informationen digital vorliegen. Diese Klientel will fachlich korrekte, professionell aufbereitete Informationen. Und die kann sie digital wunderbar bekommen.

    Gerade weil es so ein Überangebot an Informationen gibt, wird das Zusammenstellen, das Sammeln, Gewichten und Aussortieren von Informationen zu einer Tätigkeit, die Menschen bezahlen werden – weil sie keine Zeit mit Suchen zu verlieren haben.

    Und wie Du richtig sagst: In der Zeitung habe ich ein Konzept, im Internet oft nicht. Warum? Weil alle Newsseiten „Imbiss“ sein wollen, wie ich oben schrieb und eben nicht „Restaurant“. Genau das beklage ich! Es gibt keinen technischen Grund, das Internet allein als Content-Müllhalde zu betrachten. Ich habe hier alle Möglichkeiten, Geschichten neu zu erzählen, Informationen und Meinungen zu verbreiten.

    „Für ein gut recherchiertes Technikmagazin im Internet wäre ich bereit zu löhnen, genauso für eine politisch konstruktive Netzzeitung.“

    Genau das meine ich. Für Seiten wie Spiegel Online (oder die New York Times) wirst Du kaum plötzlich Geld verlangen können. Für exklusive Informationen eines Mediums aus Deinem Fachgebiet sieht das schon anders aus – vor allem, wenn dann Deine Firma das Abo übernimmt.

    Viele unterschätzen, was heute schon in diesen „Nischen“ los ist, auch im Printbereich. Man sieht die entsprechenden Magazine nicht an den Kiosken. Dabei ist da richtig Musik drin.

    Und wie oben geschrieben: Ich sage nicht, dass sich darauf ganze Medienimperien gründen werden. Aber wer die Möglichkeit bezahlter Inhalte einfach zur Seite wischt, verpasst nach meinem Eindruck eine Chance.

  9. Hallo,

    nur um einen Aspekt ein wenig klarer zu machen: die bereitschaft zu zahlen ist vor allem eine funktion des wertes, den ein inhalt für mich als konsumenten hat.
    deswegen läuft stiftung warentest als bezahlinhalt, denn das sind eindeutig informationen, die einen geldwerten vorteil darstellen. genauso finanzmarktnachrichten, hier zählt die geschwindigkeit und verläßlichkeit. oder nischenmagazine, die mein arbeitgeber abonniert, und die versprechen über ein thema umfassend und vor allem erschöpfend zu berichten.
    das problem ist nur, dass dabei immer ein kommerzieller hintergrund vorhanden sein muss. vlt. interessieren mich ja die neuesten staubsaugertests, aber warum soll ich dafür bezahlen, wenn ich mir keinen staubsauger kaufen will?
    man muss halt aufpassen, dass man unterhaltungsangebote, informationsangebote und mischformen nicht durcheinander wirft. ich stimme jan zu – in der nische, wenn es geschäfltich relevant ist, kann man mit information gut verdienen. bei breiter angelegten diensten kann ich mit dieser argumentation bezahlinhalte nicht herleiten, ebenso wenig bei unterhaltungsangeboten.

  10. Hallo Kolja, vielen Dank für die Ergänzung. So hatte ich das in meinem Artikel auch gemeint. Ob es allerdings immer nur „geschäftlich relevant“ sein muss, würde ich bezweifeln. Was ist mit exklusiven Fotos, Filmen, Texten für die Fans einer Band, eines Schauspielers, einer Serie… Das ist jetzt mal nur eine weitere Idee. Schau Dir einfach an, womit heute offline Geld verdient wird und warum. Einiges (längst nicht alles, aber doch vieles) kannst Du abstrahieren und aufs Internet zu übertragen versuchen.

    Nützlichkeit, Exklusivität, Mehrwert, angemessener Preis, Sammelleidenschaft ansprechen, Gefühl des Dabeiseins vermitteln…: Das ist ja alles kein Hexenwerk, sondern uralter Kram, tausendfach bewährt, teilweise seit hunderten von Jahren. Leute mit betriebswirtschaftlichen und marketingtechnischen Kenntnissen können das sicher sehr viel besser als ich weiterspinnen.

    Ich finde es sehr schade, dass es momentan überall nur darum geht, möglichst viele Besucher zu bekommen, um die an die werbetreibende Wirtschaft zu verhökern. Warum nicht mit besonderen Inhalten auch besondere Nutzer ansprechen – und die dann besonders gezielt an die werbetreibende Wirtschaft verhökern? Auch das etwas, was Du Dir aus der Offline-Welt abschauen kannst. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass auch die Online-Werbung in den nächsten Jahren vom aktuell so beliebten Gieskannen- oder Schrotflinten-Prinzip abrückt.

    Ich hoffe es. Denn neben den bezahlten Inhalten wäre das der nächste Baustein, um wirklich exzellente Webprojekte zu fördern oder sogar überhaupt erst hervorzubringen.

    Aber jetzt schreibe ich hier schon fast wieder einen neuen Artikel ;-)

  11. Also Nachrichten umsonst gibt es so gut wie nie.
    Im TV wird z.B. eine GEZ Gebühr von 24,-€ fällig und schon Lokalzeitungen, deren Inhalt geringer ist, als der im Netz, nehmen im Monat 20,-€ für ein Abo.
    Zustimmen möchte zur Aussage: „Ich sage nur, dass viel Geld nicht ausgegeben wird, weil potenzielle Kunden einfach keine angemessene Gelegenheit dafür bekommen.“
    Aber das braucht noch eine Zeit und ich denke alles was nichts kostet, erfährt auch eine geringere Wertschätzung, es sei denn ein mächtiges Print
    Erzeugnis steht dahinter. Für uns die kleinen Anbieter ist es einfach extrem schwierig im Netz gefunden zu werden, denn ohne Investitionen keine Aufmerksamkeit. Deshalb wäre eigentlich ein Netzwerk wichtig. Wer passt zu wem, wie kommen intelligente Inhalte zusammen. Wenn der User in einem größeren Angebot wählen kann, dann zahlt er auch. Übrigens Ehrensenf hat gerade eine Umfrage gestartet ob die Zuschauer bereit wären 10.-€ im Monat zu zahlen 95% waren dagegen.

  12. Hallo Jan Tißler,

    habe mir gerade Steffen Niggemeiers Redemanuskript ‚Schlechter Online‘ zu Gemüte gezogen

    http://www.stefan-niggemeier.de/blog/schlechter-online/

    und erachte ihren Artikel als eine sehr gute Ergänzung. Wir sind mit der Abwesenheit von Standards für den Online-Journalismus groß geworden und können uns gar nicht mehr vorstellen, dass im Internet Qualitätsjournalismus zu finden ist. Zitatl S.N.:

    „Die Verleger riskieren, dass schlimmstenfalls eine ganze Generation von Medien-Nutzern, die vor allem mit den real existierenden Online-Ablegern der Medien groß werden (oder noch journalismusferneren Quellen) gar nicht mehr erwarten, dass Journalismus etwas mit Recherche und Genauigkeit zu tun hat, mit dem Streben nach Wahrheit und Sprache, mit Auswählen und Redigieren.“

    Das Internet als journalistische Plattform wird sich weiterentwickeln. Für Qualität wird bezahlt werden. ARD und ZDF werden mit Verlegern kooperieren und neue Geschäftsmodelle austüfteln – und siehe da, Geld ist dann kein Thema mehr. Also weg mit dem Klick-Terror, raus aus der Falle des Tempowahns. Printmedien und Internet müssen sich ergänzen bzw. aufeinander abgestimmt sein. Und diese Analogie: Im Kino interessiert mich keine Wochenschau, der Fernseher dagegen hat das Kino nicht verdrängt. Ich erwarte das zukünftige aktuelle Sachbuch als Onlineangebot: der Autor kann fortlaufend seine Recherchen ergänzen. Ich nenne das Writing in Progres. Vielleicht geht E-Plus mit Verleger XY eine Kooperation ein und beim Kauf des Handys Kindle Plus habe ich Zugang zu allen Onlineangeboten des Verlages. Alle Varianten eines zukünftigen Geschäftsmodells kann man ja mal durchspielen.

  13. Hallo Herr Gundlach, vielen Dank für Ihre sehr interessanten Ergänzungen. Ebenso wie Sie gebe ich die Hoffnung nicht auf, dass sich Verleger und andere Medienschaffende eines Tages wieder der Tatsache bewusst werden, dass Qualität honoriert wird – und damit auch Kreativität, Engagement, Können. Vielleicht ist es nur eine kleine, aber dafür umso dankbarere Zielgruppe. Und ich behaupte: Es sind sehr viele, kleine, dankbare Zielgruppen.

    In den klassischen Medien ist es doch nicht anders. Nur im Internet verhökern nahezu alle ihre möglichst billig zusammengeschrubbten Newsticker zum Spottpreis an jeden greifbaren Werbekunden und beschweren sich dann, dass sie damit nur „lausige Pennies“ verdienen können…

    Ich sehe das noch auf eine andere Weise positiv: Alles, was die gestandenen Medienmacher übersehen, sind Chancen für neue Talente und Ideen. Wir werden in den nächsten Jahren noch viele spannende neue Konzepte erleben. Da bin ich mir sicher. Nur ob sie von bekannten Namen und aus großen Unternehmen kommen, da bin ich mir weniger sicher.

  14. Hallo,

    es ist sehr interessant mitzubekommen, wieviel allerorts über das „verschollen“ geglaubte Micropayment wieder geredet wird. Besonders natürlich im Zusammenhang mit dem Online-Verlagswesen. Zufälligerweise schreibe ich just im Moment eine Bachelorarbeit zu diesem Thema. Eventuell kann es natürlich sein, dass mein Wahrnehmungsempfinden dadurch etwas getrübt ist ;-)

    Der Artikel gefällt mir sehr gut und ich würde gerne auch noch den einen oder anderen Punkt ergänzen.

    Ein nicht ganz unwesentlicher Faktor bei Kunden scheinen die „mentalen Transaktionskosten“ zu sein. Dieser Begriff wurde von Nick Szabo, einem amerikanischem Juradoktor und Informatik-Bachelor, in seiner Bachelorthese erschaffen. Bei dieser Arbeit mit dem Titel „Micropayments and Mental Transaction Costs“ stellte Szabo schon 1999 fest, dass die „virtuellen“ Kosten der Überlegung und der Mühe, ob ich ein digitales Gut im Niedrigpreissegment erwerben soll oder nicht, meist schon den Preis übersteigen. Das heißt, dass gerade im Bereich Micropayment, die Hemmschwelle der Kunden so hoch ist, dass sie es nicht der Mühe wert finden, einen Artikel für 15 Cent käuflich zu erwerben.

    Ein weiteres (Haupt-)Problem stellt, neben der geforderten Exklusivität, die Evaluierbarkeit des Inhalts dar. Wie kann ich bei einem Artikel, den ich nicht kenne, die Qualität bestimmen? Anders gefragt: Woher weiß ich, dass der Artikel die 15 Cent wert ist?

    Aber auch wenn dies eher Argumente gegen in diese Richtung zielende Geschäftsmodelle sind, bin ich der Meinung, dass es bald „normal“ sein wird für gut Aufbereitete, relevante Informationen zu zahlen.

    Abo-Modelle sind schon jetzt bei der Stiftung Warentest sehr beliebt und vergleichbare Modelle dürften nicht lange auf sich warten lassen.

    Einzig die fehlenden Standards und die immens hohen Kosten für eine Transaktion könnten den Micropayment-Markt, unter anderem auch für den Vertrieb im sog. Online-Content-Syndication, gefährden. Aber auch in diesem Bereich tut sich langsam etwas.

    Ein bissi zu Micropayment-Bezahlsystemen gibt es in meinem Blog zu lesen: http://blog.wueweb.de/2008/12/02/micropayment-bezahlprozesse-auf-dem-pruefstand/

    Abschließend möchte ich natürlich erwähnen, dass auch ich eher ungern für Inhalte zahlen würde, aber vielleicht hat sich ja schon jemand einmal die Preise für Fachliteratur angeschaut und für meine Weiterbildung wäre ich durchaus bereit für relevante Informationen zu zahlen.

    Leider ist meine Umfrage zum Thema „Micropayment“ heute zuende gegangen, sonst hätte ich an der Stelle noch alle herzlich zur Teilnahme eingeladen.

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