Yannick Eckl: "Ich hätte vielleicht über eBay verkaufen sollen"

Im Hype um den Verkauf von Basic Thinking gerät komplett in Vergessenheit, dass es bereits im August einen spektakulären Blogverkauf gab, der für viele teils hitzige Diskussionen sorgte: Blogschrott von Yannick Eckl. Ich konnte ihn per Skype-Chat dazu befragen. Er erzählt, wie das für ihn war, was er heute anders machen würde, was er von Robert Basics Schritt hält und was er eigentlich mit dem Verkaufspreis von Blogschrott angestellt hat.

090114-yeManche denken vielleicht: Oh, Gott, jetzt werden hier Schüler interviewt! Yannick Eckl ist 16, er soll gefälligst erst einmal seine Schule abschließen! Das sind jedenfalls die Sprüche, die ihm immer wieder begegnen.

Andererseits hat Yannick Eckl mit Blogschrott ein Blog aufgebaut und anderthalb Jahre später für mehr Geld verkauft, als die meisten gedacht hätten. Im September dieses Jahres beginnt er eine Ausbildung und ganz offensichtlich hat er noch viele weitere Ideen im Kopf. Über zwei davon verrät er etwas in diesem Interview.

Du hast im August 2008 Dein Blog „Blogschrott“ verkauft. Was hatte Dich zu diesem Schritt gebracht?

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich die vergangenen Wochen oft darüber nachgedacht, wie es mit Blogschrott weitergeht. Ich hatte bzw. habe immer noch große Pläne, für deren Umsetzung ich Zeit und Geld brauchte. Auch die kommenden beruflichen Verpflichtungen (Ausbildung bei der Medici Internet GmbH) und die jetzige Zusammenarbeit mit den Jungs von Medici, haben mich letztendlich zu diesem Schritt veranlasst. Auf das Thema „Blogverkauf“ wurde ich konkret aber erst aufmerksam, als ich in einem Forum las, das Bloggonaut.net verkauft wurde. Ich fand die Idee ganz charmant und dann ging eigentlich auch alles ganz schnell. Es war ein klarer Schlussstrich. Ich mag sowas.

Dein Verkauf hat hohe Wellen geschlagen. Wie war das für Dich?

Viele Reaktionen waren für mich unverständlich, jedoch vorhersehbar. Wer Blogschrott länger kennt, weiß, dass ich polarisieren und provozieren kann. Für viele Leute bin ich der arrogante Bengel, der versucht im Internet sein Taschengeld aufzubessern. Jedoch habe ich mich in den letzten zwei Jahren sehr gut entwickelt.

Von diesen Leuten gab es dann oftmals unangebrachte Kommentare, Blogbeiträge, etc. – aber das war ich gewohnt. Gestört hat es mich trotzdem – wem würde das nicht so gehen, wenn man von Leuten, die man gar nicht kennt, schlecht gemacht wird.

Auch wenn ich die Keule „typische Neidgesellschaft“ nicht gerne schwinge, in manchen Fällen war es durchaus angebracht.

Aber weg von den negativen Aspekten. Es gab auch genug positive Reaktionen, die mir Mut machten, mein Ding durchzuziehen. Danke an dieser Stelle noch mal an alle, die mich bei dem Verkauf unterstützt haben.

Ehrlich gesagt war ich auch etwas verwundert, was für hohe Wellen der Verkauf geschlagen hat. Ich habe die Blogbeiträge zwar nie gezählt, aber es waren gefühlt einige 100. :)

Gibt es auch Dinge, die Du aus diesen Anfeindungen gelernt hast? Verhältst Du Dich vielleicht in manchen Situationen anders? Gibst Du weniger von Dir preis?

Ich nehme die meisten dummen Bemerkungen heute nicht mehr so ernst. Ich muss mich vor niemandem rechtfertigen, ganz einfach. Auch wenn es mir schwer fällt, probiere ich, auf sowas gar nicht mehr einzugehen. Von daher: Ja, in manchen Situationen verhalte ich mich heute anders, als noch vor einem Jahr. Ob ich weniger von mir preis gebe, kann ich nicht sagen. Aber ich denke schon, ganz einfach weil ich weniger blogge.

Gibt es Dinge, die Du jetzt anders machen würdest bei einem Blogverkauf?

Ich hätte vielleicht über Ebay verkaufen sollen. Im Nachhinein glaube ich, dass das vielleicht noch lukrativer gewesen wäre. Wäre eine spannende Sache gewesen. Ansonsten, nein – keine Dinge, die ich anders machen würde.

Jetzt verkauft Robert Basic „Basic Thinking“. Was hältst Du davon?

Jeder soll das machen, was er für richtig hält. Robert hält es halt für richtig, sein „Baby“ zu verkaufen, das Geld zu nehmen und neu anzufangen. Dieser Meinung bin ich ja auch, wie man sich denken kann. Ich wünsch ihm viel Erfolg bei der Auktion und für seine Zukunft im Web.

Wie Du ja inzwischen veröffentlicht hast, hat Dir Blogschrott 6.000 Euro eingebracht. Was hast Du mit dem Geld eigentlich angestellt?

Einen Teil des Geldes habe und werde ich in neue Projekte investieren. Ansonsten habe ich mir von dem Geld halt ein paar Sachen gekauft, die Jugendliche sich nun mal kaufen. ;)

Kannst Du zu diesen neuen Projekten schon etwas verraten? Was beschäftigt Dich da aktuell am meisten?

Es gibt zwei zentrale Projekte – einmal das Projekt „FirsthandAD“. Das wird ein Blogvermarkter im deutschsprachigen Raum, der sich auf die Direktvermarktung von Blogs konzentriert. Dabei gibt es ein wesentliches Alleinstellungsmerkmal, zu dem ich jetzt aber noch nichts sagen möchte.

Wir möchten mit FirsthandAD eine für den Blogger einfache Lösung schaffen, so dass er mit seinem Hobby Geld verdienen kann. Vergütet wird bei uns nicht pro 1000 Views (TKP) oder per Klicks – es wird von dem Advertiser eine monatliche Pauschale pro Banner bezahlt. Für Blogs ist das die beste Lösung.

Derzeit arbeiten wir noch an dem Projekt, gründen demnächst die Firma und sind dann hoffentlich Anfang März startklar. Bis dahin wird man natürlich immer mal wieder etwas von uns hören.

Das zweite „Projekt“ ist der Ausbau meiner Tätigkeiten für Kunden im Bereich SEO. Ich bin dabei, eine SEO-„Agentur“, wenn man es denn so nennen kann, zu gründen. Es ändert sich nichts an meiner Arbeit; das Ganze wird nur weiter professionalisiert. Langfristig hoffe ich natürlich auf viele Neukunden. Da ich aber recht gute Kontakte habe, bin ich sehr zuversichtlich, dass das alles klappen wird.

Ansonsten gibt es hier und da noch kleinere Projekte, auf die es sich zur Zeit nicht lohnt einzugehen.

Zu FirsthandAD mal eine ganz grundsätzliche Frage: Kann man Blogs überhaupt vermarkten? Nicht wenige meinen ja, es interessiere sich sowieso niemand dafür. Das sei alles zu kleinteilig und zu unprofessionell. Wie siehst Du das?

Natürlich ist es in gewisser Weise schwierig, Blogs zu vermarkten. Das geht natürlich auch nicht bei allen Blogs, das ist klar. Große themenspezifische Blogs werden immer besser zu vermarkten sein, als kleine Blogs mit keinem bestimmten Thema. Das Interesse auf Seiten der Advertiser, sprich der Firmen und Startups, ist schon vorhanden. Man muss es nur richtig ausnutzen. Die Blogvermarktung in Deutschland hat den höchsten Punkt noch lange nicht erreicht.

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BMA - Business Management Akademie

 

19 Gedanken zu „Yannick Eckl: "Ich hätte vielleicht über eBay verkaufen sollen"

  1. Nettes Interview, mit sympathischen Kerl.
    Zum Thema Vorurteile: Richtig, das sie nicht ernst genommen werden. Er hat sich entwickelt und wer hat in diesem Alter schon so einen Erfolg vorzuweisen? Ich denke, das dies der ausschlaggebende Punkt für viele Menschen ist, ihn weniger Ernst zu nehmen oder neidisch zu sein.
    Meiner Meinung nach ist Yannick einer der großen der Branche, vor allem dank dem Alter/Erfolgsverhältnis. Mal sehen was die neuen Projekte an Schlagzeilen und Erfolg abwerfen, man sollte sie auf jeden Fall im Auge behalten. ;)

  2. Korrektes Interview, korrekter Typ!
    Sollen die anderen doch neidisch sein, du gehst deinen Weg und machst dein Geld.
    Der Erfolg gibt dir recht. ;)

    Wir sehen uns in Chemie, Yannick. :D

  3. Auf jeden Fall hat sich auch deine sprachliche Gewandtheit weiterentwickelt.

    Eine Frage habe ich noch zu dem neuen Projekt FirsthandAD: Die Merchants können auf den Blogs nicht ausschließlich nur Banner buchen? Wenn ja, bin ich als „Banner-Verabscheuer“, nicht gerade begeistert, obwohl es mich als nicht-bzw-kaum-Blogger eh wenig kratzt. :)

    Beste Grüße und viel Erfolg!

  4. Wo genau im Text steht, dass er „erfolgreich“ ist? Abgesehen davon hat er ein Blog gestartet, in die Blogcharts gebracht und nach anderthalb Jahren für 6.000 Euro verkauft. Das muss man nicht toll finden. Man kann es sogar problemlos schlecht finden. Aber ein Erfolg ist es sicherlich dennoch.

    Aber möglicherweise verstehen Leute das nicht, die sich hinter einem Pseudonym und einer gefakten Mailadresse verstecken ;-)

  5. @Benjamin, wir werden uns bei FirsthandAD vorerst auf ein bestimmtes Bannerformat spezialisieren. Mehr dazu in ein paar Tagen/Wochen!

    So wie es aussieht, werden wir die Werbemittel nach und nach erweitern. Darunter sind dann auch Werbeformen, die es bis jetzt noch nicht gibt :)

  6. Schade, so interessant und doch so kurz!

    Yannick, an dieser Stelle möchte ich gerne dir nochmals an Herz legen, das FirsthandAD versuchen soll, sich auf das Banner-Format 125×125 zu konzentieren. Es gibt einfach zu wenig Mögl. noch in diesem Format!

    Danke u. viel Glück

  7. Pingback: BlogTopf.de
  8. Ich finde es super, wenn jemand die Möglichkeiten des Internet geschäftlich für sich nutzt. Egal wie alt er oder sie ist.
    Trotzdem hat man mit 16 bestimmt noch gegen ganz andere Widerstände zu kämpfen als mit – sagen wir – Mitte 20.
    Deswegen: Hut ab!

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