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"Der Stundensatz ist noch schlechter als beim Bloggen…"

„Leben ohne Diät“ heißt das Buch von Horst Klier, in dem es unter anderem darum geht, wie man mithilfe von Bio-Lebensmitteln sein natürliches Idealgewicht erreicht – ohne Diäten zu benötigen. Ein sicher umstrittenes Thema. Im UPLOAD-Interview erzählt er, warum er es über „Printing on Demand“ selbst veröffentlicht hat, welche Martkeingaktionen sich lohnen und wie sich aus seiner Sicht der Buchmarkt durch das Internet verändert. Die neue Ausgabe seines Buchs hat er nun gerade in einer Vorabversion zum kostenlosen Download bereitgestellt.

Screenshot der Website "Leben ohne Diät"

Die Website zum Buch. Horst Klier: „Der Amazon-Banner verkauft 10 bis 20 Bücher zusätzlich im Monat.“

1. Wie kam es dazu, dass Du das Buch geschrieben und per Printing on Demand herausgebracht hast?

Zuerst war die Entdeckung, dass ich durch die simple Umstellung auf biologische Lebensmittel es endlich schaffte, Gewicht zu verlieren. Aus Eigeninteresse an einem möglichen Grund beschäftigte ich mich mit dem Thema Ernährung dann sehr intensiv. Die Überzeugung, dass dieses Wissen auch anderen helfen kann, führte dazu, ein Buch darüber zu schreiben. Schließlich hatte ich ja eine Methode gefunden, um das Übergewichtsproblem endgültig zu besiegen und Milliarden an Gesundheitskosten zu sparen.

Als eine erste Version stand, machte ich mich auf die Suche nach einem Verlag. Das ist schon gar nicht einfach. Wer keinen Doktor-Titel trägt und noch kein Buch veröffentlicht hat, der hat kaum eine Chance. Dazu kommen ziemlich feste Vorgaben, je nach Verlag. Der eine will möglichst neutrale Informationen ohne Persönliches, der andere genau umgekehrt. Irgendwann hat es dann doch geklappt und ich hatte einen Verleger, der mein Buch publizieren wollte. Allerdings wollte ich nicht mehr, nachdem ich den Autorenvertrag gesehen hatte. Außer einem kleinen Vorschuss hätte es dem Verlag völlig frei gestanden, was er mir bezahlt. Da dachte ich dann: Wenn schon nichts verdienen, dann kann ich den Text gleich ins Internet stellen und unter Creative-Commons-Lizenz freigeben. Damit erreiche ich wenigstens mehr Leser.

Books on Demand bot sich dann an, um auch die gedruckte Fassung im Buchhandel zumindest verfügbar zu machen. Damals war das noch deutlich kostspieliger als heute, aber das war es mir wert. Man muss dann auch viel selbst machen, was aber bei guten EDV-Kenntnissen nicht wirklich ein Problem ist. Lediglich für das Lektorat habe ich eine externe Dienstleisterin in Anspruch genommen. Das war eine interessante Erfahrung. Nach ihrer Überarbeitung klangen meine Texte plötzlich viel besser.

Was hast Du unternommen, um das Buch bekannt zu machen?

Das Erste war eine Pressemeldung, die ich über die DPA-Tochter News-Aktuell verschickt habe. Das war nicht ganz billig, aber ich dachte, ein Buch unter Creative-Commons ist doch was Besonderes. Außerdem habe ich knapp 80 Adressen von Zeitschriften und Magazinen recherchiert, bei denen das Buchthema hätte passen können und habe an diese ein Rezensionsexemplar geschickt. Die Hauptarbeit floss aber in die Homepage. Wobei ich dort auch seit einiger Zeit blogge, das aber nicht zur Buchbewerbung mache.

Im Nachhinein: Was davon hat sich bewährt? Und was nicht?

Horst KlierDie Pressemeldung brachte einen Rückruf von einem Bild-Redakteur, der sich dann aber doch entschloss, nichts darüber zu bringen. Das wahllose Versenden von Rezensionsexemplaren sollte man eigentlich nicht tun. Ein unverlangt zugeschicktes Buch liest keiner. Das wusste ich zwar vorher auch, aber als Autor denkt man natürlich, für das eigene Werk gilt das nicht. 8-) Es gab schon hin und wieder Rezensionen in Print-Erzeugnissen, aber wie die letztlich darauf gekommen sind, kann ich nicht sagen. Die Kosten der beiden Aktionen sind dabei aber niemals gedeckt worden.

Die Homepage und das Blog funktionieren da schon besser. Seit einiger Zeit habe ich links oben einen Amazon-Banner für mein Buch integriert. Das merke ich tatsächlich deutlich in den Verkaufszahlen. Dieser Banner verkauft 10 bis 20 Bücher zusätzlich im Monat.

Das sind alles keine große Zahlen, aber bei einem Book on Demand kann man ab 500 verkauften Exemplaren stolz sein. Ein Buch, das in Buchhandlungen quasi nicht stattfindet, hat es eben schwer. Wobei man den Buchmarkt auch nicht überschätzen darf. Es gibt zwar einige wenige Bestseller, aber die große Masse kann mit vierstelligen Verkaufszahlen schon zufrieden sein. Wobei ich kein Branchen-Experte bin.

Denkst Du, dass die neuen Möglichkeiten, Bücher zu veröffentlichen, zu mehr Vielfalt führen – oder doch am Ende nur zu noch mehr enttäuschten Autoren, die trotzdem nicht gelesen werden?

Da wird sich wenig ändern. Es gibt jetzt auch schon unglaublich viele Bücher. Der Großteil davon wird auch nicht viel gelesen und es ist unglaublicher Müll dabei. Wäre ich dieser Überzeugung nicht gewesen, hätte ich mich vermutlich gar nicht getraut, selber ein Buch zu schreiben. Es gibt im Internet Dienstleister, die Bücher zusammenfassen und sogar als Audio anbieten. D.h. ich bekomme in 10 bis 15 Minuten per MP3-Datei den Inhalt eines Buches in Kurzform präsentiert. Einen solchen Dienst habe ich eine zeitlang genutzt und so bis zu 10 Bücher pro Woche „konsumiert“. Da war so viel hanebüchener Blödsinn dabei, dass ich mir eben dachte: Das kannst Du auch. 8-)

Die Buchproduktion wird sich vermutlich eher in die Richtung entwickeln, wo die Musik heute schon ist. Verlage stehen dann für eine bestimmte Qualität oder Ausrichtung, daneben wird es aber auch freie Autoren geben. Was fehlt, ist ein Filtermechanismus, wie der Einzelne für sich entscheidet, was er lesen will. Durch das Internet wird der Mainstream zunehmend aufgelöst und jeder kann sich eine eigene Interesseninsel bauen. Das ist eine Entwicklung, die alle Bereiche betrifft, nicht nur Bücher.

Und wenn ich mal ganz profan nach dem Geld fragen darf: Inwiefern lohnt es sich denn, ein Buch zu schreiben?

Ich gehe mal davon aus, Du meinst speziell meinen Fall. Für andere Autoren kann ich kaum sprechen.
Um es kurz zu machen: Es lohnt sich nicht. Der Stundensatz ist noch schlechter als beim Bloggen. 8-)

Du arbeitest an einer neuen Ausgabe des Buchs. Was machst Du diesmal anders?

Der erste Unterschied ist, dass ich die Rohfassung zum freien Download ins Internet gestellt habe. Sozusagen eine Beta-Version des Buches. Ich hoffe, damit Rückmeldungen von Lesern zu bekommen, was ihnen vielleicht noch fehlt oder nicht genau genug erklärt ist. Inwieweit das funktioniert, kann ich noch nicht sagen.

Ansonsten habe ich nicht viel geplant. Es war einfach notwendig, diverse Stellen der aktuellen Forschung anzupassen. Deswegen die Überarbeitung. Prinzipiell würde ich schon gerne mit einem Verlag zusammenarbeiten. Bei der Stückzahl rentiert sich der Digitaldruck einfach nicht mehr. Die Herstellungskosten eines einzelnen Buches sind schon nicht zu unterschätzen. Was mir wichtig wäre, ist der Vertrieb über Bio-Läden. Dort verkauft sich das Buch einfach sehr gut, wie ich erfahren habe. Allerdings ist es schwierig, einen Verlag zu finden, der bereit ist, eine solche Strategie umzusetzen. Falls jemand einen Tipp hat, nur her damit. 8-)

Welches Ziel verfolgst Du damit? Wo liegt Deine Motivation?

Mein Interesse am Thema Ernährung ist so groß, dass ich sowieso zahlreiche Quellen verfolge. Wenn dort etwas iIteressantes dabei ist, blogge ich darüber. Das schon alleine als Notiz für mich. Ich bin vermutlich selbst derjenige, der meine eigene Schlagwortsuche am meisten nutzt, wenn ich nach etwas recherchiere.

Daneben bin ich überzeugter Öko. Ich versuche es ja immer, das man es nicht merkt, aber vieles, was in der Gesellschaft als normal betrachtet wird, ist für mich eine Zumutung. Da muss ich doch ein wenig als Bio-Evangelist missionieren. 8-)

Themenwoche

Logo zur Themenwoche Buch 2.0

Das Interview gehört zur „Themenwoche Buch 2.0“ auf UPLOAD. Hier gibt es alle Beiträge dazu…

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6 Gedanken zu „"Der Stundensatz ist noch schlechter als beim Bloggen…"

  1. Herr Tißler: ich bewundere gerade ihren dramatisch hohen und guten Output auf Upload!

    Herr Klier: 500 Exemplare für ein Nischenprodukt über PoD halte ich auch schon für einen kleinen Bestseller. Vor Jahren habe ich im Verlag oft Auflagen in 50er-Kategorien betreut, das waren allerdings wissenschaftliche Publs, wofür ohnehin andere Regeln gelten…

  2. Ich merke auch gerade, dass man das falsch verstehen könnte. 500 meinte ich allgemein für BoD-Bücher. Mein Buch hat die 4-Stelligkeits-Grenze bereits geknackt. 8-)
    Wobei ich niemals auch nur in die Nähe der BoD-eigenen Bestsellerliste gekommen bin. Da gibt’s also schon welche, die ordentlich verkaufen.

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