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Die fabelhafte Welt der Blogspot-Community und ihre Lifestyle-Blogs

… oder wie man die Themen Mode, Design, Fotografie, Kunst und Handwerk in einem Blog verpackt.

Sie alle verbindet mehr als nur der selbe Hostingservice und das gleiche Template. Blogs wie A Cup Of Jo, Coco+Kelly und Design is Mine teilen die Leidenschaft Dinge zum Thema zu machen, die sie als schön und inspirierend empfinden. Welche Blogger es schaffen, auf der Jagd nach schicker Mode, stylischen Leuten, ästhetischen Fotos, kreativen Ideen und gutem Design, auch noch ihre Leser zu begeistern, erfahrt ihr jetzt im zweiten Teil meiner Kolumne „Ganz hübsch!“.

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Ein bisschen Sex and the City

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„I live in the West Village, so now and again, I’ll pass fashion photographer The Sartorialist on the tree-lined streets. In my jeans and T-shirts, I’ve never been snapped, but luckily Refinery 29 just wrote a cheeky guide about how to get photographed by him. Oh my goodness, I laughed out loud“, schrieb Joanna Goddard am 13. Juli 2009 auf ihrem Blog A Cup Of Jo.

Joanna ist New Yorkerin und befindet sich gerade mit ihrem Liebsten Alex in den Flitterwochen. Aber ihr Blog steht nicht still: „Alex and I will be on our honeymoon for two weeks, so I’ve invited some of my favorite bloggers, designers and writers to share their secrets to happy marriages. Each day, these lovely people will be sharing their tips on Cup of Jo.“

Seitdem ich regelmäßig Joannas Posts lese, habe ich das Gefühl, sie gut zu kennen. Eigentlich hat mich das Privatleben wildfremder Leute bisher nicht interessiert. Aber A Cup of Jo macht Lust auf mehr. Denn ihr persönliches Blog erzählt eine Geschichte, Tag für Tag, über das urbane Leben einer Frau, die in Sachen Mode genau meinen Geschmack trifft. Joanna, „a magazine writer“, erinnert mich manchmal an Leslie Feist. Dunkle lange Haare, schlank, stilbewusst gekleidet, nicht aufdringlich, mit einem Sinn für das gewisse Etwas und kleine Details. Ihre Leserschaft ist groß und auch die amerikanische Glamour scheint von ihrem authentisch, frischen Schreibstil äußerst angetan zu sein. Seit 2008 führt sie auf Glamour.com ein eigenes Blog unter dem Titel „Smitten“, auf dem sie über Liebe, Sex und Beziehungen unterhält. Außerdem schrieb Joanna bereits für „New York Magazine“. Erinnert euch die kleine Erfolgsstory nicht auch an Carrie Bradshaw und ihre Kolumne „Sex and the City“?

    „Oh, wie schön!“

    Für mich steht Joanna Goddard stellvertretend für viele andere Blogger auf der ganzen Welt, die das Internet als ihre Haupt-Inspirationsquelle nutzen und auf ihren Blogs leidenschaftlich und impulsiv über neue Entdeckungen berichten. Und das gerne kurz und knapp mit vielen vielen ästhetischen Fotos, die für Emotionen sorgen und einen „oh, wie schön“ sagen lassen.

    Mode und Street Style

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    Besonders stark in der Lifestyleblogger-Szene vertreten sind die Modeblogs. Sie schießen geradezu wie die Pilze aus dem Boden. Einer der ersten populären Blogger, der seinen Schwerpunkt auf das Thema Mode und Accessoires legte, ist „Manolo“. Hinter diesem Pseudonym steckt ein New Yorker, dessen richtiger Name (mir) nicht bekannt ist. Manolo schreibt übrigens in der dritten Person und begann sein Schuhblog im Oktober 2004, dementiert jedoch, der erste Fashionblogger gewesen zu sein. Als ersten Shoeblogger und vielleicht auch noch als „blog about the ladies accessories“ dürfe man ihn jedoch bezeichnen. Zum Fashion-Blogging ermutigt hätten ihn vier Blogs, von denen viele bereits 2003 aktiv gewesen wären: No Good for me, My Fashion Life, Primp und Give Me Spirit Fingers Dammitt!!.

    2005 tauchte ein Fashionblog namens The Sartorialist auf, das Mode auf eine ganz andere Art fixierte. Scott Schuman, Gründer und Betreiber, fotografiert leidenschaftlich gerne stylische Leute auf der Straße und stellt seine Bilder dann ins Netz. Viele Blogger würden gerne mal von ihm geknipst werden, wie der Post auf A Cup of Jo verrät (siehe oben). Im Vordergrund seiner Fotografien steht nicht etwa die Mode, sondern eher die Verbindung zwischen Style, Typ und Persönlichkeit. Schuman habe den Begriff „Street Style“ überhaupt erst definiert, schreiben große Magazine wie Vogue. GQ oder Style.com sind von seinen Bildern so sehr fasziniert, dass sie mit ihm arbeiten wollen. In der Blogosphäre gilt The Sartorialist inzwischen als ein großes Vorbild, wie etwa für Gunnar Hämmerle, der zusammen mit seinem Bruder Lennart den „Styleclicker“ betreibt. Außerdem kommt Schumans Street-Style-Blogging gut bei weiblichen Usern an. Viele junge Frauen, wie die Studentin Ranna oder Isabella, aber auch junge Männer, fotografieren sich in ihren eigenen Outfits, auf der Straße oder zu Hause, und veröffentlichen die Bilder auf ihren Blogs. Die Macher von Lookbook haben diesen Trend erkannt und bieten allen Fashion-Victims eine Plattform, um den eigenen Style vorzustellen und sich dann von der Community bewerten zu lassen.

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    Design, Kunst, Fotografie und Handwerk

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    „Bring your lovely design on a daily basis“, lautet der Claim von Summer Allen-Gibson, Illustratorin, Bäckerin und Mutter. Auf ihrem Blog „Design is Mine“ stellt die 27-Jährige rundum schöne Produkte vor. Hauptsächlich Interieur und Handgemachtes, wie Karten, Taschen, Printprodukte und Illustrationen. Für Produktdesigner und Künstler ist das Blog die ideale Werbeplattform. Die meisten verkaufen ihre Werke auf Etsy und versuchen auf Websites wie Design is Mine zusätzliche Kunden zu gewinnen. Für die Leser bedeutet: „Wenn  Summer das vorschlägt, dann kann es sich ja nur um etwas Gutes handeln.“ Ein großes Vorbild für viele Designer in der Arts-and-Craft-Szene ist Martha Stewart. Sie ist Herausgeberin des Magazins „Martha Stewart Living“, Bestseller-Autorin mehrerer Bücher und gilt als Guru im Bereich Wohndekoration. In meiner letzten Kolumne schrieb ich bereits darüber, dass viele Künstler ihre Werke auch als Freebies anbieten. Jessica Jones von „How About Orange“ liebt Freebies und stellt in der Kategorie „Free Downloads“ freie Schriften, Karten- und Papiervorlagen vor, sowie jede Menge Etiketten (Labels) zum Beschriften von Ordnern, CDs oder Gläsern. Wer sich dafür interessiert: „iDiY“ ist auch eine hervorragende Quelle für Druckvorlagen.

    Viele Künstler haben selbst ein eigenes Blog. „How has blogging affected your work as an artist/designer?“, lautet eine der Fragen, welche die Amerikanerin Stephanie Levi immer in ihren Interviews stellt. Alle Antworten gibt es auf ihrem Blog „Artists who blog“ zu lesen. Viele Illustratoren, Fotografen und Designer nutzen ihre Blogs als Portfolio, suchen den Austausch mit anderen Künstlern und schreiben darüber, was sie inspiriert.

    „My eye is much more sure of what’s good and bad (in my point of view). Putting things up there makes me see it in another way.“ — Camilla Engman, eine beliebte Illustratorin in der Designblog-Szene.

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    Liest sich gut:

    Über die Autorin

    Svenja Paulsen lebt in Berlin und ist freie Autorin für Netzkultur, Lifestyle, Musik und Design. Auch auf ihrem eigenen Blog Orangetopic dreht sich alles um diese Themen. Svenja liebt es, Lifehacker-Blogs zu lesen, sich auf schönen Websites den Tag zu versüßen und neuen Trends im Netz auf die Spur zu kommen. Seit 2006 schreibt sie für das Online-Magazin Spoonfork Musik-Rezensionen. In der Vergangenheit arbeitete sie unter anderem als Redakteurin für Tonspion und Netselektor.

    Über die Kolumne

    In ihrer UPLOAD-Kolumne “Ganz hübsch!” schreibt Svenja Paulsen jeden Monat über die schönen, stilvollen und praktischen Seiten, Tools und Dinge, die das Web besonders machen.

    A N Z E I G E

     

    6 Gedanken zu „Die fabelhafte Welt der Blogspot-Community und ihre Lifestyle-Blogs

    1. Oh ja, Orange Topic ist inzwischen auch in meinem Reader und optisch ne echte Augenweide (inhaltlich bestimmt auch, wenn man zum Lesen kommt)…

      Schöner Beitrag! Bei „Streetstyle“ wollte ich gerade schon protestieren, dass einige Leute das wohl anders definieren, aber Streetstyle und Streetart mögen auch wieder verschiedene Dinge sein, ich als New-Couch-Potato habe von Beidem keine Ahnung. Einen Überblick über die Streetart-untergründige Blog-Szene (falls es die gibt) fände ich aber auch spannend…

    2. Sehr schöne Beispiele, die Du da nennst. Ich möchte mich jetzt auch mehr mit englischsprachigen Blogs beschäftigen, da von dort aus oft tolle Trends zu uns rüberschwappen.

      Gute Fotos finde ich übrigens auch sehr wichtig für Mode und Lifestyleblog, was ja nicht so einfach bei der Umsetzung ist. Oft schreibe ich etliche Leute an, um an die Erlaubnis zu kommen, bestimmte Bilder zu benutzen. Da ist es oft einfacher, selbst Fotos zu machen.

    3. Danke für die Tipps. Ich bin immer auf der Suche nach schönen Fotos für mein neues Projekt Hochzeit-Helfer.net – wir wollen endlich mal ein wirklich stilvolles, nicht-kitschiges Hochzeitsmagazin im Internet machen.

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