☞ UPLOAD Magazin 113 „Newsletter“ Ansehen …

Pixel Qi: Ein revolutionäres Display, das ungeahnte Chancen eröffnet

Nutzer brauchen Anwendungen. Anwendungen brauchen Geräte. Geräte brauche Technologie. Wenn diese Kette stimmt, könnte die Technologie hinter dem Pixel Qi-Display eine enorme Veränderung auslösen. Hinter dem Projekt steht eine Frau, die in Fachkreisen bestens bekannt ist. Sie ist dabei, ihre Ideen und Erfindungen in ein Produkt münden zu lassen, das die Art wie wir Medien mobil konsumieren, neu definieren könnte. Und angeblich soll Apple die Firma sein, die das erste kommerzielle Produkt damit auf den Markt bringt: das vielbeschworene Apple Tablet.

091029-pixel-qi-vergleich
Im Vergleich von links nach rechts: Amazon Kindle mit eInk, Laptop mit Prototyp des Pixel Qi Displays, Laptop mit handelsüblichem Display.

Was ist Pixel Qi?

Die Frau, um die es hier geht, ist Mary Lou Jepsen. Sie war beteiligt am Projekt „One Laptop Per Child“ (OLPC), dessen Ziel es ist, jedes Kind der Welt mit einem Laptop auszustatten. Da handelsübliche Geräte darauf nicht vorbereitet sind, wurde selbst eins entwickelt.

Zentral beim OLPC XO-1 ist der Bildschirm, der am Ende auch dafür sorgte, dass das Gerät teurer wurde als zunächst geplant. Dafür bringt er eine besondere Eigenschaft mit, die heutige Laptop-Displays nicht haben: Er ist auch in der Sonne noch ablesbar.

Das können ansonsten bisher nur Displays wie die von eInk, die wir derzeit in vielen E-Readern wie dem Amazon Kindle sehen. Diese Bildschirme haben eine papierähnliche Anmutung. Ihr großer Nachteil: Sie reagieren so langsam, das an Videos beispielsweise nicht zu denken ist oder an eine Benutzeroberfläche mit verschiebbaren Fenstern.

Das Ideal wäre ein Display, das sowohl so angenehm ablesbar ist wie eInk, das aber zugleich so schnell und vielfältig verwendbar ist wie ein LCD.

Genau das soll Pixel Qi können.

Was Pixel Qi revolutionär macht

Anfang 2008 hatte sich Mary Lou Jepsen aus dem OLPC-Projekt zurückgezogen. Dabei nahm sie Erfindungen und Patente mit. Der revolutionäre Screen des OLPC ist wohl vor allem ihr Werk. Mit diesem Wissen gründete sie Pixel Qi und nun stehen die ersten kommerziellen Produkte vor der Serienreife.

Revolutionär könnte Pixel Qi vor allem deshalb werden, weil es neue Geräte mit neuen Anwendungsszenarien ermöglicht. Laptops beispielsweise sind als Lesegeräte nicht gut geeignet. Wie erwähnt ist ihr Display bei direkter Sonneneinstrahlung nicht mehr ablesbar, generell ist das Lesen am beleuchteten Bildschirm ermüdend und vor allem sind die Akkulaufzeiten sehr kurz. E-Reader wie der Amazon Kindle können auch draußen auf der Bank sitzend abgelesen werden und ihr Akku hält locker mehrere Tage durch. Dafür aber sind sie im Nutzen eingeschränkt, weil der Bildschirm zu träge reagiert (und meistens nur schwarz-weiß ist).

Hält Pixel Qi, was die Videos zu den ersten Test-Displays versprechen (s.u.), wären diese Probleme mit einem Schlag gelöst. Vor allem die kommenden Tablet-PCs könnten davon profitieren. Sie würden dann die Flexibilität eines Laptops mit den guten Lese-Eigenschaften eines E-Readers verbinden. Für 2010 sehen Experten eine Flut neuer Geräte aus dieser Klasse voraus, nachdem das Konzept in den letzten Jahren bei jedem Anlauf gescheitert war.

Plötzlich wäre dann jedenfalls der Gedanke viel realistischer, dass wir Zeitungen und Zeitschriften künftig eben nicht mehr auf Papier gedruckt lesen, ebenso wie Bücher. Übers mobile Internet kämen sie wie von Geisterhand auf unser universelles Lesegerät. Die Grenzen zwischen ehemaligen Print-Angeboten und Online-Angeboten würde verschwimmen. Endlich gäbe es ein passendes Gerät für die elektronischen Produkte vieler Verlage, für PDF- und Flash-Magazine oder auch MIKIs.

Was mich besonders fasziniert: Prinzipiell sollte jeder Website-Betreiber auch optimierte Versionen seiner Inhalte für solche Tablets anbieten können.

091026-mary-lou-jepsen-pixel-qi

Mary Lou Jepsen auf der ETech 2009 in San Jose.
Foto: eschipul. Lizenz: CC BY-SA.

Apple Tablet als Vorreiter?

Einige Gerüchte deuten auf Apple als Vorreiter. Tatsächlich forscht die Firma schon lange an Tablets. Bislang ist davon aber nie eines auf den Markt gekommen, weil die zur Verfügung stehende Technologie noch nicht so weit war. Pixel Qi könnte hier ein Element sein, das diese Idee zum Leben erweckt. Vor allem hat Apple mit dem iPhone genügend Erfahrungen in Sachen Hardware und Software für solche ultramobilen Devices gesammelt.

Apple würde ein solches Gerät sicher mit seinem Erfolgskonzept iTunes verbinden. Wie auch immer man zu Apples abgeschlossenen Ökosystem stehen mag: Es ist erfolgreich, weil es für den Nutzer ansprechend und simpel ist. Erst hat es bei der Musik geklappt, jetzt für Programme mit dem AppStore auf dem iPhone.

Für Publizisten könnte so ein Content-iTunes eine spannende Möglichkeit sein, auf das Apple Tablet zu kommen. Zumal eine einfache und bequeme Bezahlmöglichkeit für Inhalte ebenfalls gleich integriert sein sollte.

Und wenn es nicht Apple macht, werden doch hoffentlich auch mal andere auf diese Idee kommen und ein möglichst nahtloses Angebot aus Hardware, Software und Store anbieten. Bislang scheitern ja leider viele an mindestens einer Komponente dieses Erfolgsmodells.

Dennoch das Fazit: Fürs digitale Publizieren könnte das einen enormen Schub bedeuten.

P.S.: Ein großes Dankeschön an dieser Stelle an Sascha Pallenberg, der mich durch diese Facebook-Diskussion wieder auf das Pixel Qi-Projekt gestoßen hat!

Videos zum Pixel Qi

Mary Lou Jepsen demonstriert den Prototypen eines Displays im Praxisvergleich mit dem eInk-Screen des Amazon Kindle und eines handelsüblichen Laptops:

Einen guten Eindruck von den Möglichkeiten liefert auch dieser Test:

A N Z E I G E

BMA - Business Management Akademie

 

15 Gedanken zu „Pixel Qi: Ein revolutionäres Display, das ungeahnte Chancen eröffnet

  1. Pingback: t3n.de/socialnews
  2. Pingback: quartier-nord
  3. Die Idee klingt an sich gut. Aber einige Fragen stelle ich mir dazu doch, hat jemand eine Antwort darauf?

    1. Warum hat sich Frau Jepsen aus dem löblichen OLPC-Projekt zurückgezogen?

    2. Warum konnte sie die Patente mitnehmen? Müssen die OLPC-Leute jetzt teure Lizenzen von Jepsen kaufen?

    3. Ist diese Technologie wirklich notwendig im Consumer-Markt, oder ist dies nur eine Ausrede, um den PC-Markt am Laufen zu halten? Der PC-Markt boomt trotz Krise, aber nur wegen der Netbooks. Es scheint, als ob das Pixel Qi eine Möglichkeit sein könnte, um den Boom am Laufen zu halten. Das weiß auch Apple – und hängt sich ins Projekt rein – evtl. aus Angst, dass der Verkauf in 2-3 Jahren stagniert.

    4. Das Kindle & Co. halte ich für eine sinnvolle Alternative zum üblichen Buchlesen – ob man nun wirklich Ressourcen spart (weniger Papierproduktion) oder nicht, sei dahingestellt; zumindest sei dagegen gestellt: ein üblicher PC benötigt in der Herstellung 1,8 Tonnen Rohstoffe und 1500 Liter Wasser (http://www.pcwelt.de/start/gaming_fun/archiv/38388/studie_pc_herstellung_verschwendet_unnoetig_ressourcen/index.html).
    Ich frage mich, ob es nötig ist, das Display eines normalen Laptops in der Sonne gut sehen zu können. Den meisten Usern wird es schwerfallen, ohne Web-Zugang etwas sinnvolles damit anstellen zu können, denn draussen findet man immer noch viel zu selten ein offenes WLAN. Und das Outdoor-Zocken im Sonnenlicht wird kaum einem Gamer Spaß bereiten, zumal ich vermute, dass solche Geräte letztendlich doch zu 95% drinnen genutzt werden.

    5. Zum Thema optimierte Websites: als Webdesigner muß ich sagen, klingt das alles andere als faszinierend. Es muß schon jetzt genug optimiert und an alle Browser und Systeme angepasst werden, Websites müssen heute auch auf iPhone und Nokia Symbian gut aussehen. Aber dann haben wenigstens die Designagenturen wieder einen Grund, ihre Preise anzuheben, wenn der Kunde notgedrungen eine Pixel-Qi-Variante seiner Seite braucht.

    Meiner Meinung nach wird hier etwas unnötiges herbeigezaubert. Jeder PC im Land kann heute youtube-Videos abspielen. Mehr will der Kunde eigentlich nicht, und doch muß man ihm mitteilen, dass er mehr will – siehe HD-Fernseher und Digicams mit immer mehr Megapixeln (wobei eigentlich nur das physische Objektiv eine Rolle spielt und man mit einem Foto in 4-5 Megapixeln eigentlich alle Formate drucken kann).
    Das OLPC-Projekt war und ist wegweisend, nicht nur im eigentlichen Gedanken – auch mit dem Gedanken, PCs irgendwann anders bauen zu können, ohne solche Rohstoffe und Metallerze wie Coltan, deren Abbau durch Bürgerkriege und Kinderarbeit erfolgt und von den PC-Herstellern indirekt unterstützt wird.

    Was sagen die anderen?

  4. Ich finde den Ansatz gut. Nach einem Outdoor-Tauglichen Gerät, dass bei Sonnenschein nicht unbenutzbar wird, suche ich schon lange. Erst dann ließen sich Vorzüge wie der fast überall verfügbare Internetzugang per UMTS richtig ausnutzen.

Kommentare sind geschlossen.