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Social Media für Unternehmen: Instagram jenseits der Foodfotografie

Das kleine, feine Instagram wird erst nach und nach von Unternehmen entdeckt. Dabei bieten sich hier viele Möglichkeiten, auch wenn man zunächst denken sollte, das eigene Thema sei nicht visuell genug. Nur einen Fehler sollte man nicht machen: Instagram für eine andere Form von Facebook zu halten.

Bild: © Julien Eichinger - Fotolia.com
Bild: © Julien Eichinger – Fotolia.com

Wir haben Instagram inzwischen eine komplette Ausgabe gewidmet. Darin finden Sie eine Anleitung für eine erfolgreiche Strategie, eine Übersicht dazu, wie Werbung auf Instagram funktioniert und einiges mehr! Verpassen Sie auch nicht Kristina Kobilkes ausführlichen Artikel zur Instagram-Community mit vielen Tipps dazu, wie Sie mehr Follower gewinnen.

Die Probleme der organischen Reichweite für Facebook Seiten, beziehungsweise der drastische Einbruch eben dieser Reichweite, dürften für die meisten Social Media betreibenden Unternehmen nun schon hinlänglich bekannt sein. Manch einer mag sich damit abfinden, die meisten Kommunikatoren, die für Unternehmen professionell Social Media betreiben, sehen sich hingegen spätestens seit den letzten Einbrüchen der organischen Reichweite nach Alternativen um.

Die eigene Webseite mit einem Blog kommt vielen dabei als erstes in den Sinn und ist im Allgemeinen eine gute Idee, denn nur hier ist man wirklich unabhängig von Veränderungen von außen. Die Frage ist dann jedoch, wie man die Menschen auf die eigene Plattform leiten kann. Und da greift man doch in der Regel wieder auf die altbekannten Traffic-Vehikel: Google, Facebook und Co.

Social Media ist aber mehr als nur Facebook oder ein Blog. Social Media beinhaltet auch YouTube, SoundCloud, Pinterest, Google Plus (nein, das ist keine Geisterstadt!) und eben auch Instagram.

Kann Instagram eine veritable Alternative zu Facebook sein, um im Social Web mit den Stakeholdern zu kommunizieren? Kann man eine Community auf einer Plattform aufbauen, in der man eigentlich nur Bilder postet? Wie kann man eigene Inhalte verbreiten, wenn es nicht einmal eine Sharing-Funktion gibt? Diese und ähnliche Fragen begegnen einem meistens, wenn man Instagram vorschlägt. Und natürlich die Frage: Was sollen wir denn da posten, wir haben gar keine Bilder!

Instagram – ist das nicht das, wo Leute ihr fotografiertes Essen posten?

Doch gehen wir einen Schritt zurück und führen uns noch einmal vor Augen, was Instagram eigentlich ist. Instagram ist ein Social Network, in dem Nutzer ihre Bilder – meist mit dem Smartphone erstellt – hochladen und andere Nutzer diese kommentieren oder mit einem „gefällt mir“ in Form eines Herzens versehen können.

Instagram besitzt keine Funktion, um die Bilder anderer Nutzer zu teilen. Dies ist einer der wichtigeren Unterschiede zu Facebook. Kann man bei Facebook eigentlich alles teilen, von einem einfachen Status-Update bis hin zu einem Video, Song, Bild oder einfach einem Link zu einer Webseite, so geht es bei Instagram darum, seine eigenen  Bilder hochzuladen und anderen zu zeigen.

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Ja, Essen und Getränke sind ein beliebtes Foto-Objekt und die Witze über die Menschen, die lieber ihr Essen kalt werden lassen, als auf das Foto davon zu verzichten, haben sicher einen wahren Kern. Doch Instagram ist mehr als das. Dies wird durch einen Blick auf die Statistiken von Instagram klar:

  • Weltweit 200 Millionen monatlich aktive Nutzer
  • Mehr als 65 Prozent der Nutzer außerhalb der USA
  • Es werden 1,6 Milliarden Bilder mit einem „gefällt mir“ versehen – pro Tag
  • Täglich kommen durchschnittlich 60 Millionen neue Fotos dazu

Diese Zahlen kommen an die Statistiken von Facebook zwar nicht wirklich heran, aber sie sind nichtsdestotrotz beeindruckend. Und auch wenn man sich die Zahlen ausschließlich für Deutschland ansieht, so wird klar, dass Instagram eine sehr aktive kleine Welt ist:

  • Etwa 2 Millionen aktive Nutzer im Monat
  • Knapp die Hälfte der Nutzer sind zwischen 6 und 24 Jahre alt
  • Täglich sind mehr als 200.000 Menschen auf Instagram

Mobile first? Eher mobile only!

Instagram-Website
Die Instagram-Website bietet nur rudimentäre Funktionen.

Mehr als 200.000 Menschen in Deutschland sind also täglich dabei und machen Bilder, die sie anschließend bei Instagram hochladen. Oder sie sehen sich die Bilder anderer Instagrammer an. Dabei halten sich Männlein und Weiblein übrigens ziemlich die Waage mit einer Verteilung von fast 50/50 (49,4 zu 50,6 Prozent).

Nur  knapp die Hälfte der Nutzer ist unter 25 Jahren alt, so ist Instagram also auch von der Altersverteilung sehr vielseitig. Und während sich Facebook nach und nach zu einem Mobile First System entwickelt, wurde Instagram originär für die mobile Nutzung konzipiert.

Dies macht sich auch in der Tatsache bemerkbar, dass man sich einen neuen Account nur auf einem mobilen Gerät anlegen kann. An einem Rechner sucht man vergebens nach der Option, sich zu registrieren. Hinzu kommt, dass sich Links in Kommentaren oder Bildbeschreibungen nicht anklicken lassen. Hier geht es um die Bilder an sich und nicht darum, die Leute woanders hin zu leiten.

Instagram ist anders als Facebook. Auch wenn es nun zum Apparat „Facebook“ gehört, so ist die Nutzung eine ganz andere. Es erinnert eher an eine Art ursprüngliches Twitter, wobei die Zeichen durch Bilder ersetzt wurden. Nur dass Instagram – im Gegensatz zu Twitter – im deutschen Mainstream angekommen ist.

Wie kann man Instagram für Unternehmen nutzen?

Und wenn etwas im Mainstream angekommen ist, dann sollte dies auch für Unternehmen interessant werden. Nicht nur in den USA haben Unternehmen bereits vor langer Zeit erkannt, wie interessant und vor allem relevant Instagram sein kann. Und doch ist bei Instagram noch immer eher eine Welle von Early Adoptern unter den Unternehmen unterwegs, als die breite Masse, wie bei Facebook.

Daher bieten sich jetzt auch noch viele Möglichkeiten für Unternehmen, auf Instagram aktiv zu werden. Und das gilt nicht nur für Mode- oder Beautymarken. Man muss auch keine Automarke sein, die sich um Bildmaterial wenig Sorgen machen muss.

In den meisten Fällen sind die Unternehmen, beziehungsweise ihre Produkte schon auf Instagram vertreten. Allein die Unternehmen haben sie nicht aktiv dort hochgeladen, sondern die User waren es. Es gilt für Instagram häufig das Argument, das vor Jahren für Facebook galt: „Glauben Sie wirklich, dass Ihr Unternehmen noch nicht dort ist?“

Natürlich gibt es Ausnahmen. Und natürlich muss nicht jedes Unternehmen jetzt einen Instagram Account erstellen. So wie nicht jedes Unternehmen eine Facebook Seite benötigt. Leider wird Facebook mittlerweile synonym mit Social Media verwendet, weswegen eine Facebook Seite von gefühlt jedem Unternehmen erstellt wird – ohne sich zuvor groß Gedanken über Ziele und Zielgruppen gemacht zu haben.

Und was haben die Unternehmen nun davon? Die organische Reichweite bricht so drastisch ein, dass viele Unternehmen sich das Posten quasi sparen könnten – ein Aushang am Firmeneingang würde ebenso viele Menschen erreichen, wie ein Post auf der Facebook Seite.

Hier bleibt die Hoffnung, dass man aus Facebook gelernt hat. Dass man sich erst Gedanken dazu macht, was man auf Instagram eigentlich erreichen möchte und vor allem wen man dort erreichen möchte. Anschließend sollte geprüft werden, ob die Menschen, die man erreichen möchte, auch auf Instagram erreicht werden können. Ist dies der Fall, sollte nun überlegt werden, wie man diese Menschen erreicht und ihnen das vermittelt, was man ihnen vermitteln möchte.

Instagram ist nicht Facebook – zumindest jetzt nicht

Die Menschen lassen sich auf Instagram dabei deutlich leichter erreichen, als auf Facebook: Es gibt im Moment noch keinen Algorithmus bei Instagram, der die Inhalte für die User filtert. Allein die Zeit ist der Filter.

Doch gleichzeitig muss man sich auf Instagram auch erst einmal eine Community aufbauen. Eine Folgschaft von Nutzern, die die eigenen Postings sieht und im Idealfall auch interagiert. Hier gibt es mehrere Wege, dies zu erreichen. Vielen Menschen folgen, in der Hoffnung, sie folgen zurück, dürfte der erste und einfachste Weg sein. Doch sollte man über eine solche „Strategie“ hinaus gehen.

Hashtags – so heißt das Zauberwort. Hashtags auf Instagram funktionieren so, wie sie bei Twitter und (theoretisch) bei Facebook auch funktionieren: Bei Klick auf den Hashtag werden einem Nutzer alle Beiträge angezeigt, die diesen Hashtag verwenden.

So lassen sich schnell Bilder von Usern finden, die das eigene Produkt zeigen. Ihnen kann man folgen, ihre Bilder liken und kommentieren. Und hier zeigen sich in der Regel die besten Ergebnisse. Über Likes und Kommentare kann man mit Nutzern tatsächlich in Kontakt treten. Es lassen sich auf Instagram Dialoge führen, so man es denn möchte. Etwas, das man vor Jahren von Facebook erhofft hatte – Dialog auf Augenhöhe mit den „Fans“ – ist auf Instagram machbar.

Natürlich profitieren bekannte Unternehmen mit attraktiven Produkten auch auf Instagram von ihrer Popularität. Doch können auch unscheinbare Unternehmen auf Instagram groß werden. Ebenso muss man nicht zwingend ein „sexy Produkt“ haben, um viele Follower zu sammeln. Instagram ist eine Plattform, in der es um Bilder und kurze Videos geht. Hier ist visuelles Storytelling gefragt. Ein Einblick hinter die Kulissen, von der täglichen Arbeit und den Kollegen können potentielle Bewerber die Entscheidung für das Unternehmen leichter machen.

Doch auch sehr granulare Partikularinteressen finden sich auf Instagram wieder. Das können Longboards, Blumen, Fahrräder oder auch Kaffee sein. Es kann aber auch Architektur, Mechanik, Landschaftsfotografie oder Tierschutz sein. Instagram ist so vielfältig wie die Nutzer und dank der visuellen Kommunikation ist es Länder- und Sprachübergreifend.

Man ist nicht auf Deutschland beschränkt, kann gleichzeitig aber auch sehr lokal arbeiten. Denn auch der Lokalpatriotismus ist bei Instagram vertreten. Mit ein Grund für den Erfolg von Accounts wie WeLoveHH, beziehungsweise dem Hashtag #welovehh, das für mehr als 90.000 Bilder verwendet wurde, in denen die Nutzer zeigen, wie sehr sie die Stadt Hamburg mögen.

Es gibt auch die Möglichkeit, mit großen Instagrammern zu kooperieren, um mehr Reichweite zu erhalten. Doch sollte man sich hier überlegen, ob es nicht sinnvoller ist, vielleicht nicht ganz so schnell zu wachsen, dafür aber eine Folgschaft aufzubauen, von Menschen, die sich wirklich für die Bilder und Videos und damit die Inhalte interessieren, die man postet. Und mit denen man sich auch fachlich austauschen kann.

Letztlich sind die Grenzen, die bei Instagram gelten, die eigene Fantasie und 15 Sekunden für Videos. Alles andere bleibt dem Nutzer überlassen.

Fazit

Hier könnte nun ein Beispiel stehen, in dem gezeigt wird, wie mit den zuvor beschriebenen Mittel ein Account für ein Unternehmen in nur 6 Monaten von 0 auf mehr als 4.000 Follower gebracht wurde. Ein Beispiel, in dem die Zahl der Follower gar nicht das beeindruckende ist, sondern die Tatsache, wie viele Likes auf die verhältnismäßig wenigen Bilder gewonnen wurden. Vor allem aber, wie viel positives Feedback man auf Instagram erhalten hat.

Stattdessen jedoch möchte ich hier einen Appell an alle Kommunikationsverantwortlichen von Unternehmen und Marken platzieren. Bitte rennt nicht sofort zu Instagram und erstellt einen Account für euer Unternehmen oder euer Produkt. Lernt aus Facebook! Macht euch erst Gedanken darüber, was ihr bei Instagram erreichen wollt. Überlegt, wen ihr dort erreichen wollt und prüft, ob ihr diese Menschen auch dort erreichen könnt.

Anschließend entwickelt eine Strategie, um euer Ziel bei eurer Zielgruppe zu erreichen. Und achtet dabei nicht auf Zahlen wie Follower oder Likes! Diese Zahlen haben bereits bei Facebook in die Irre geführt. Stattdessen nutzt die Möglichkeit mit eurer Zielgruppe in den Dialog zu treten. In einen echten Dialog, an dem sich beide Seiten beteiligen und nicht wie bei Facebook eine Frage zu stellen und sich anschließend umzudrehen, ohne die Antworten abzuwarten.

Instagram bietet eine Möglichkeit, sich von Wörtern zu lösen und mit Bildern zu sprechen. Nutzt diese Chance für visuelles Storytelling. Seid begeistert, aber auch skeptisch. Und zögert nicht zu fragen. Denn Instagram ist anders als Facebook. Das merkt man schnell, wenn man dort aktiv ist.


Dieser Artikel gehört zu: UPLOAD Magazin 11

Die erste Ausgabe mit einem Themenschwerpunkt: In fünf Beiträgen geht es um Facebook, Twitter, Google+, Pinterest und Instagram – jeweils aus der Perspektive eines Unternehmens.

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8 Gedanken zu „Social Media für Unternehmen: Instagram jenseits der Foodfotografie

  1. Danke, David! Ich bin auch als Verfechterin für Instagram in der Unternehmenskommunikation unterwegs und sehe darin gerade wegen der unsäglichen Veränderungen der Facebook-Reichweiten ein großes Potenzial. Dein Beitrag liefert nochmal gute Argumente.

    Für alle, die nach konkreten Beispiele für die unternehmerische Nutzung suchen, verweise ich auf einen Artikel, den ich jüngst veröffentlicht habe und der eine gute Ergänzung zum obenstehenden Beitrag ist: http://blogland-bremen.de/nodes/32/instagram-in-der-unternehmenskommunikation

    Viele Grüße
    Sandra

  2. Vielen Dank für diesen Beitrag. Viele Unternehmen sind bereits dabei Menschen als Markenbotschafter auszubilden:) Siehe z.B. #Zappos und Co.

    Aber auch da zählt, die Zeit für Ideen und Innovationen zu investieren.Und nicht abzuschöpfen bzw. aufgrund von Ideenlosigkeit nur zu kopieren in der Hoffnung das es klappt.

    Einige Unternehmen haben das Potenzial zu guten Offensiven auf Instagram, allerdings müssen sie den Mut zu mehr Experimentierfreudigkeit entwickeln:)

    Viele Grüße

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