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"In Zukunft wird Radio noch individueller und noch interaktiver sein"

Wozu braucht ein Radiosender WordPress? Natürlich um in der Gegenwart anzukommen und sich die Zukunft zu sichern. Wo andere noch Konzepte schreiben oder das Internet am liebsten wieder in die Büchse der Pandora zurückstecken würden, nimmt RADIO BOB! sein Schicksal selbst in die Hand. Wie der noch junge Sender dazu kam, auf die Karte Weblog zu setzen und warum das eine gute Entscheidung war, hat BOB!-Geschäftsführer Ronny Winkler in einem Mail-Interview mit UPLOAD beantwortet. „Klassisch im eigentlichen Sinn wird unser Radiosender nie werden“, erklärt er darin. „Wir verbinden im Gegenteil die bewährten Methoden mit neuen Ideen, viel Pioniergeist und dem Mut zum Experiment.“

Ronny Winkler

Ronny Winkler, Geschäftsführer von RADIO BOB!

1. Welche Rolle spielt für Euch als Radiosender eigentlich das Internet?

Das Internet gibt uns die Möglichkeit, direkt und auch in Gruppen mit den Hörern in Kontakt zu kommen. Wir können dort nicht nur Zusatzinformationen unterbringen, sondern uns auch Anregungen fürs eigene Programm holen. Unser Weblog bei RADIO BOB! ist quasi der Treffpunkt von Radiomachern und Radiohörern um über Musik, aber auch über kontroverse Gesellschaftsthemen zu diskutieren. RADIO BOB! bringt die Meinungen dann über den Kanal Radio an die Ohren der Menschen. Zusammengefasst kann man dies als Radio zum Anfassen und Mitmachen bezeichnen. Internet ist also eine Erweiterung der Möglichkeiten, die wir auch möglichst gut ausschöpfen möchten.

Das Internet ist für uns desweiteren ein Verbreitungskanal, um per Webstream weltweit erreichbar zu sein. Hier spüren wir einen deutlichen Anstieg der Relevanz im Nutzerverhalten, auch über Hessen hinaus.

2. Wie kam es zur Idee, eine Blogsoftware für die Website einzusetzen?

Der Blog war von vornherein bei RADIO BOB! integriert, allerdings in eine klassische Website eingebunden. Nachdem wir mit dem Blog gestartet waren, kamen sehr schnell sehr viele Sympathiebekundungen und auch Anfragen, die wir direkt beantworten konnten. Außerdem wird das Internet immer leichter für viele nutzbar, wieso also die Administration auf einige wenige beschränken?

Also haben wir uns die Frage gestellt, weshalb ein Blog denn bitteschön nur ein Beiwerk sein sollte. Bei BOB! wurde der Spieß jetzt herumgedreht: Der Weblog mit „Webinspector BOB!“ ist das Kernstück des Internetauftrittes und zugleich die neue Wahlheimat für unsere Hörer im Internet. Mit einem Blog können wir viel fokussierter in der Hörer-/Useransprache arbeiten. Unser Redaktionsteam kann einfach und zielgenau Themen setzen, bei uns denken alle Mitarbeiter gleichsam Radio- und Onlinearbeit.

3. Was sind Eure Lieblings-Features – und warum?

Lieblings-Features sind aktuell alle Plugins, welche bewusst die Interaktion steigern. So ist ein Votingtool genauso wichtig wie der Upload von Audio und Video, jeweils unterlegt mit Kommentarfunktionen.

Die Seite ist so gestaltet, dass immer die aktuellsten Kommentare über alle Artikel rechts angezeigt werden. So hat man ständig wechselnden Content auf den ersten Blick im Auge und wird angeregt zum Mitdiskutieren.

Wir schauen gespannt auf die Entwicklungssituation bei BuddyPress, dies wäre für uns die Vollendung einer Hörer-/Userbindung im Onlinebereich.

Screenshot der Website von RADIO BOB!

Screenshot der Website von RADIO BOB!, die auf WordPress basiert.

4. Früher wurde das Radio aktiv genutzt, heute ist es weitgehend zum Nebenbei-Medium geworden. Wird dieser Trend aus Deiner Sicht im Internet fortgesetzt und verstärkt oder erleben wir hier (künftig) eine Renaissance des klassischen Radios mit profilierten Moderatoren und Sendungen?

Eindeutig Letzteres, nur nicht so klassisch. Wir setzen ganz stark auf unsere Hörer und nehmen das auf, was sie sich fürs Programm wünschen. Sonst könnte man auch gleich eine Playlist zusammenstellen und die Moderation ganz rausnehmen. Wir möchten, dass man RADIO BOB! bewusst und mit Freude hört, deshalb bieten wir auch ein Programm, bei dem die Hörer ernst genommen werden.

Klassisch im eigentlichen Sinn wird unser Radiosender nie werden, wir verbinden im Gegenteil die bewährten Methoden mit neuen Ideen, viel Pioniergeist und dem Mut zum Experiment. Das ist bisher ein sehr erfolgreiches Rezept. Wir glauben an die Stärke der Musik und Unterhaltung, auch als Begleitmedium bei der Onlinearbeit oder beim Internet surfen.

5. Auch im Radiobereich gilt das Internet manchen ja eher als Fluch denn als Segen. Wie ist da die Stimmungslage bei den Kollegen, denen Du begegnest? Und wie sieht Dein persönlicher Blick in die Zukunft aus?

Natürlich muss jeder aufpassen, dass er sich nicht vergaloppiert. Das Internet gibt Hörern viel mehr Möglichkeiten, ein „normales“ Radioprogramm ohne Ecken und Kanten hat es da plötzlich viel schwerer, weil es im weltweiten Angebot leichter austauschbar ist.

Für uns sehe ich durch das Internet mehr Chancen, es bringt zu allererst eine Verbreitung über Hessen hinaus, auch neue Stammhörer aus ganz Deutschland. Es ist auch ein Feld, auf dem wir einzelne Dinge ausprobieren, die größere Sender sich gar nicht trauen.

Unser großer Vorteil ist, dass wir neu gestartet sind im August 2008 und damit auch die Chance hatten, Dinge anders zu machen und bisherige Regeln zu brechen. Ich weiß, dass viele Kollegen in Deutschland unsere Aktivitäten beobachten, dies macht mich nicht nervös, eher stolz.

RADIO BOB! selber gehört der Radioholding REGIOCAST an und profitiert damit von professionellen Strukturen eines moderenen Mediennetzwerkes. Ohne dieses Fach-Know-How wäre ein Handeln in dem Maße undenkbar.

In Zukunft wird Radio noch individueller und noch interaktiver sein, der Hörer wird wieder wählerischer, aber am Ende auch treuer, wenn er den richtigen Sender gefunden hat. Wenn wir auch in Zukunft mit Instrumenten wie dem Blog oder den Apps und mit unserer Marke RADIO BOB! auf einer Wellenlänge mit dem Hörer sind, dann mache ich mir um die Zukunft wenig Sorgen. Keine Bange – lieber BOB!