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Kolumne: News sind von gestern

Websites, die etwas auf sich halten, haben einen News-Bereich, ein Blog oder gar einen Podcast. An sich sind das auch gute Ideen – wenn man denn etwas Interessantes mitzuteilen hat, sich die eigene Zielgruppe darüber erreichen lässt und die notwendigen Ressourcen zur Verfügung stehen. Wie Jens Jacobsen in seiner neuen Kolumne feststellt, sieht man solche Vorhaben aber viel zu häufig scheitern.

(Foto: © everett225, depositphotos.com)

Du kennst das: Man kommt auf eine Website, liest, findet etwas Interessantes wie etwa einen Podcast, der vielversprechend klingt. Erwartungsvoll klickt man auf die Detailseite und sieht: eine einzige, einsame Folge. Man will sich über eine Firma informieren, klickt auf „News“ und sieht: Die neueste Meldung ist drei Jahre alt. Man geht auf den Menüpunkt „Blog“ und sieht: zwei Beiträge.

Das ist leider ziemlich häufig. Und so ärgerlich, weil so vermeidbar. Das gibt es nicht nur auf Websites von Ein-Personen-Firmen. Häufiger noch ist es sogar auf Websites von mittelgroßen Firmen.

Nach meiner Erfahrung kommt solch eine Vernachlässigung am häufigsten vor, wenn im Unternehmen die Verantwortung entweder nicht klar geregelt ist oder an einer einzelnen Person hängt. Diese kann entweder das Unternehmen verlassen oder sie ist von anderen Aufgaben so in Beschlag genommen, dass sie nicht mehr dazu kommt, sich um Aktualisierungen zu kümmern.

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Mit solch einer Vernachlässigung mache ich die viele Arbeit kaputt, die ich in meine Website gesteckt habe. Ein verwaister News-Bereich signalisiert: Diese Website wird nicht gepflegt. Das kann Nachlässigkeit sein, Gleichgültigkeit, oder Stress mit anderen Dingen. Es signalisiert jedenfalls den Besuchenden: Vorsicht, bei diesem Unternehmen bin ich nicht gut aufgehoben. Die schaffen nicht, was sie sich vorgenommen haben.

Der Grund für das Problem ist, böse gesagt: Selbstüberschätzung. Davor ist niemand sicher. Und es ist auch keine Schande. Wenn wir eine Website konzipieren (egal ob von Grund auf oder als Relaunch), dann haben wir ehrgeizige Pläne. Die Site soll richtig gut werden.

Etwas freundlicher formuliert ist der Grund also: Ehrgeiz. Dagegen ist nichts zu sagen, aber in unserer Leistungsgesellschaft beurteilen wir Menschen wie Unternehmen eben stark danach, was sie leisten. Und besonders kritisch sind wir, wenn jemand eine Leistung verspricht, und dann nicht liefert.

Daher ist mein Empfehlung, bei der Konzeption von Bereichen mit aktuellen Inhalten diese 5 Tipps zu beherzigen:

1. Gar nicht erst anfangen

Klar sind wir überzeugt von unserem Produkt, unserem Unternehmen. Und wir meinen, wir haben etwas zu sagen. Aber nun ganz ehrlich: Will das überhaupt jemand lesen/hören/sehen? Ist das, was wir liefern können, tatsächlich so interessant für die Besuchenden unserer Site, dass sie ihre wertvolle Zeit dafür opfern? Wir dürfen nicht davon ausgehen, was wir gerne sagen wollen, sondern davon, was unsere Zielgruppe hören will.

2. Wenn doch, dann klein anfangen

Wenn wir sicher sind, dass wir den Besuchenden wertvollen Content liefern können, dann müssen wir uns fragen: Muss das wirklich regelmäßig sein?

Bitte denke dreimal drüber nach, ob du wirklich, wirklich einen Bereich „News“ oder „Aktuelles“ auf der Site haben willst. Das ist erstens eine Bürde – du verpflichtest dich, mindestens monatlich neuen Content zu liefern. Und zweitens ist es langweilig. Ich muss schon ganz schön interessiert sein an einem Unternehmen, dass ich auf deren Site „News“ anklicke. Das ist ein allgemeiner Begriff, ich weiß nicht, was mich erwartet. Und ich habe von vielen Sites gelernt, dass hier nichts Interessantes steht.

Wesentlich flexibler bist du, wenn du z.B. einen Bereich auf der Startseite vorsiehst, auf dem du aktuelle Informationen platzierst. Wenn der nicht „News“ heißt, nimmst du dir gleich einen Teil der Verpflichtung, immer wieder Neues zu liefern.

3. Habe einen Plan

Wenn du dir sicher bist, dass du regelmäßig veröffentlichen willst, erstelle einen Redaktionsplan. Gleich, ob du allein bist oder ein mehrköpfiges Team. Wer ist verantwortlich? Wer liefert zu (Ideen, Texte/Textbausteine, Bilder…)? Wer redigiert, wer veröffentlicht? Wie häufig wird veröffentlicht? Wie viel, in welchen Formaten?

4. Bleibe bei deinem Plan

Jetzt kommt der kritische Punkt: Diesen Plan solltest du so lange durchziehen, wie die Site online ist. Das heißt, du brauchst bei den Verantwortlichen regelmäßige Termine im Kalender dafür. Und am besten eine weitere Person, die regelmäßig kontrolliert, ob das auch klappt mit den Veröffentlichungen.

Sehr wichtig ist auch: Sieh dir regelmäßig an, ob die Inhalte überhaupt jemand liest. In den Zugriffszahlen der Website/Analytics solltest du anfangs wöchentlich, später zumindest vierteljährlich nachsehen, wie viele Aufrufe die Inhalte haben.

Bleiben diese hinter den Erwartungen zurück, musst du entweder an den Inhalten etwas ändern oder daran, wie du diese präsentierst und zugänglich machst.

5. Wenn nicht, mach das Licht aus

Dass man die eigenen Pläne nicht einhalten kann, ist menschlich. Und auch kein Problem. Das Zeugnis deines Scheiterns solltest du aber nicht prominent auf der Website präsentieren.

Klappt es also nicht mit den „News“, dann stehe auch dazu und entferne den Bereich von der Site. Auch wenn die eine Podcast-Folge noch so perfekt produziert ist, die aktuellen Meldungen von vor drei Jahren noch so wichtig sind oder die zwei Blogbeiträge noch so brilliant formuliert sind: Lösche diese Inhalte und mache dir sowohl selbst als auch den Besuchenden deiner Site das Leben leichter.


Dieser Artikel gehört zu: UPLOAD Magazin 106

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