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Fünf Jahre Bloggen – eine persönliche Zwischenbilanz

Vor genau fünf Jahren habe ich den ersten Eintrag in meinem ersten Blog veröffentlicht. Witzig: Er beinhaltet eine meiner größten Fehleinschätzungen überhaupt. Seitdem habe ich viel experimentiert, das Bloggen hat sich verändert – in meinen Augen, aber auch allgemein. Eine kleine Zwischenbilanz.

Als ich am 13. Juni 2003 den ersten Eintrag in meinem ersten Blog about:jati verfasst habe, schrieb ich genau das:

Im Grunde hat diese Sache mit den Weblogs ja ihren Zenit bereits überschritten. Es ist also nicht sonderlich cool, im Juni 2003 seinen ersten Eintrag vorzunehmen. Das sieht dann so aus, als hätte man in der Tomorrow oder irgendeiner noch uncooleren Zeitschrift etwas darüber gelesen und dann mal aus Neugierde sein erstes eigenes Weblog aufgemacht. Vielleicht hat man sogar schon ganz oft was über diese Weblogs gelesen, aber einfach nie damit angefangen.
So sieht das aus.
Und das ist natürlich nicht schön.
Trotzdem entspricht es der Wahrheit und damit Willkommen auf dieser Seite. Ich bin gespannt, was hier wohl so passieren wird.
Themen gäb’s ja genug.
Man hat ja nicht immer Ahnung, aber doch eine Meinung.
Wir werden sehen.

Hier ist dieses Posting zu sehen. Mein ursprüngliches und sehr mühevoll gebasteltes Design ist leider während einer großen Umstellungsphase bei 20six später komplett verlorengegangen. Ebenso bei meinem zweiten Blog jati2, das ich exakt ein Jahr nach dem ersten gestartet habe. Deshalb sehen beide so arg schmucklos aus. Leider. Mit dem dritten Blog, DAS DRITTE WEBLOG jati, wiederum ein Jahr später, war ich dann endlich bei WordPress angekommen und niemand konnte mir mehr durch irgendwelche Serverumzüge oder Technikumstellungen irgendetwas wegnehmen. Dass mein Handygraphie-Blog durch den Technik-Wirrwarr bei 20six komplett im Daten-Nirvana verschwunden ist, kann ich ihnen bis heute nicht verzeihen…

Als ich 2003 angefangen habe, war es einfach ein Experiment. Eine private Homepage hatte ich schon, aber die war nur umständlich zu aktualisieren. So ausgefeilte kostenlose Content-Management-Systeme wie wir sie heute kennen und nutzen, gab es damals noch nicht – vor allem aber fehlten mir damals noch die Kenntnisse dazu. Durch aba (abaihmseins, Schwerin-Schwerin und jetzt Dosenfischer) stieß ich auf WordPress und bin dem System bis heute treu geblieben.

Zunächst war das Blog vor allem der Platz, um meine vielen Beobachtungen und verrückten Ideen irgendwo abzuladen. Eines Tages hatte sich so viele angesammelt, dass ich dachte: Das reicht, um jetzt einmal herauszufinden, was es mit dem Digitaldruck von Büchern auf sich hat. Ein selbstgemachtes Buch erschien im Engelsdorfer Verlag. Lesungen folgten. Schließlich ein Auftritt mit Herrn thom/sandmann (u.a. ebenfalls Dosenfischer) vor gut 80 zahlenden Gästen mit seinen Liedern und meinen Texten. Eine geniale Sache :-)

Unterdessen hatte ich mit einem thematischen Blog auf meinem Projekt „Internet optimal nutzen“ experimentiert.

Bei UPLOAD kam dann Ende 2006 einiges zusammen: Die Idee, ein PDF-Magazin machen zu wollen. Die Lust auf einen Podcast. Und mein Spaß an Weblogs. Voilá: Hier sind wir.

Entgegen meiner Ansicht von damals hatte das Bloggen 2003 jedenfalls noch lange nicht seinen Höhepunkt überschritten. Es ging in den folgenden Jahren erst richtig los. Heute sind wir mittendrin in einer Umstrukturierung der Medienlandschaft, bei der Weblogs verschiedenster Coleur eine Rolle spielen. Dass jeder alles publizieren kann, ist ein wichtiger und entscheidender Unterschied zur Medienwelt wie wir sie noch vor fünf oder gar zehn Jahren kannten. Damals zeigte das Internet schon, was es konnte. Aber erst heute hat es richtig Schwung aufgenommen. Ein Ende ist nicht abzusehen. Im Gegenteil: Wir sind noch mitten in der Beschleunigungsphase. Wir sind in der Zeit, in der experimentiert werden kann, darf und soll.

Und nun?

Ja, ich bin süchtig nach dem Internet. Ich denke, dass hier die derzeit spannendsten Dinge passieren. Und das ist einer der Gründe, warum ich gerade vor einem Wechsel stehe, den ich an dieser Stelle gern offiziell machen möchte: Zum 1. Juli gehe ich von der TOMORROW in Berlin zu Yeebase Media Solutions nach Hannover. Dort erscheint unter anderem das T3N-Magazin, das hier schon gelegentlich aufgetaucht ist: ein dreimonatliches Fachmagazin rund um Web und Open Source. Dort werde ich als Redakteur arbeiten. Vor allem bin ich aber verantwortlich für den Internetbereich von Yeebase. Und darauf freue ich mich sehr. Dass die Zeit in Berlin und bei der TOMORROW nun so kurz war, ist natürlich schade. Liebe Grüße an meine Kollegen an dieser Stelle :-) Ich habe unheimlich viel gelernt und möchte diese Erfahrung nicht missen. Die TOMORROW ist heute auch deutlich cooler als damals vor fünf Jahren ;-) Andererseits kann ich mit Jan, Andy, Martin und den anderen von Yeebase ganz neue Dinge auf die Beine stellen.

Und deshalb sage ich aus vollem Herzen: Ich freue mich auf weitere spannende Jahre im Netz.

A N Z E I G E

 

29 Gedanken zu „Fünf Jahre Bloggen – eine persönliche Zwischenbilanz

  1. Sehr schöne Zusammenfassung. Beim Satz „Im Grunde hat diese Sache mit den Weblogs ja ihren Zenit bereits überschritten.[…] Das sieht dann so aus, als hätte man in der Tomorrow oder irgendeiner noch uncooleren Zeitschrift etwas darüber gelesen“ lag ich fast unterm Tisch.

    Auch wir freuen uns auf die zukünftige Zusammenarbeit mit Dir und die vielen neuen Projekte, die wir gemeinsam auf die Beine stellen werden.

    Bis bald in Hannover
    Jan

  2. „in der Tomorrow oder irgendeiner noch uncooleren Zeitschrift etwas darüber gelesen“ da kann man sagen was man will, über den gläsernen Surfer und dass wir uns alle digital ausziehen – alles zeigen und sagen… Wenn dich die Tomorrow nach so einem Satz als Redakteur eingestellt hat dann kann das ja alles nicht so schlimm sein :)
    Mein besten Glückwünsche fürs 5 Jahre bloggen!!!

    Gruß

  3. Wer weiß, vielleicht werde ich ja rückwirkend doch nicht eingestellt und muss mein Gehalt zurückzahlen. ;-)

    Ich hatte vorher eine ganze Weile mit mir gerungen, ob ich das hier so öffentlich machen soll, zumal ich die TOMORROW jetzt verlasse. Aber ich denke, man versteht, dass es mir vor allem auf die Ironie dieser Geschichte ankommt. Schließlich konnte ich vor fünf Jahre nicht wissen, dass ich heute in genau dieser Situation sein würde.

    Muss direkt mal gucken, ob ich irgendwo über Yeebase und die T3N gelästert habe… ;-)

  4. Abwarten ;-) Besonders scharfe Kritiker werden ja gelegentlich sogar deshalb eingekauft :-) Ich weiß aber nicht, ob Google und Microsoft speziell das so handhaben…

  5. glueckwunsch zu den ueberstandenen 5 jahren. aber nennen wir es vielleicht „publizieren“ statt bloggen. wenn ich da an deine projekte abseits (im sinne von neben) der blogs denke, waere „5 jahre bloggen“ eine schamlose untertreibung.

    mich freuts auch, dass du jetzt zu den coolen wechselst. gruenderflair statt bueromief. fingerfood statt kantinenessen. berlin statt … achnee. ;)

  6. Also 5 Jahre ist ja schon ne halbe ewigkeit, ich fange nun auch an mit Bloggen an, habe dazu meinen alten Webkatalog umgebaut und schreibe nun immer öfters mal Sachen die mir in den Sinn kommen.
    Job würde ich nie annehmen, dann lieber unabhängig und damit Frei bleiben… ;-)
    Trotzdem alles gute.

  7. Ich habe durch dieses Internetdingens zum Beispiel Dich kennen gelernt. Und seitdem lese ich, was Du schreibst. Und schaue mir an, was und wen Du empfiehlst. Und sicher geht es vielen anderen ähnlich. Und allein wärs es doch schon wert, oder?

    Herzlichen Glückwunsch zu so viel Konsequenz, soviel Stehvermögen und dem Mut, eigen und eigenwillig zu sein und zu bleiben, zum Kraftakt, die eigenen Ansprüche auch zu leben hier draußen. Ich warte darauf, dass endlich mal jemand mit (gut dotierten) Preisen nach Dir wirft, Du ganz reich wirst und dann alle Freunde in Deine Mega-Super-Duper-Schreiben-für-echtes-Geld-Butze einstellst.

    PS: Wenn ich nicht eine Pause von unmaßgeblichen vier Jahren eingelegt hätte, wäre bei mir im kommenden Jahr ein zehnjähriges Jubiläum in Sachen Bloggen fällig. Aber das hängt ja auch immer von der Definition ab. Wie Du schreibt: CMS, Ping- und Trackback, Vernetzung und so – das gabs in der Form natürlich 1999 noch nicht.

  8. Dankeschön Euch allen. :-)

    Wenn ich nicht eine Pause von unmaßgeblichen vier Jahren eingelegt hätte, wäre bei mir im kommenden Jahr ein zehnjähriges Jubiläum in Sachen Bloggen fällig.

    Von so einem kleinen Päuschen würde ich mich da nicht irritieren lassen. Von daher: Ich freue mich auf die Fete :-D

  9. Fünf Jahre schon per Blog im Web? Toll, ich krieg das nicht mal fünf Tage hin, aber ich les sehr gerne in Blogs. Finde es toll, wenn man sich die Begeisterung dafür behalten kann und immer wieder neu experimentiert. Blogging ist und bleibt eine wahnsinnig faszinierende Sache.

  10. 5 Jahre das ist schon ordentlich, bin froh wenn ich fünf Monate überstehe. Alleine immer wieder die motivation zu finden etwas auf den Monitor zu bringen. Dafür mein Respekt.

  11. Ich schließe mich den Glückwünschen zu dem Blog- Jubiläum an, 5 Jahre, das ist eine lange Zeit! Also: Herzlichen Glückwunsch von mir!

  12. Dankeschön an Euch alle. Jetzt hoffe ich natürlich, dass ich bald wieder mehr Zeit habe. Im Moment stecke ich mitten in den Umzugsvorbereitungen für Hannover. :-)

  13. Mich würde mal interessieren, wieviele Besucher täglich auf Deine Seiten kommen. Also Besucher, nicht Hits, Klicks oder dergleichen. Bei der Vielzahl der Blogs, kann ich mir nicht vorstellen, dass Du pro Tag mehr als 100 Besucher hast, die sich auch tatsächlich für Deine Inhalte und Deinen PodCast interessieren. Den Podcast finde ich übrigens äußerst langweilig. Es ist für mich unvorstellbar, dass mit solch langweiliger Materie im Internet Geld generiert werden kann.

  14. Ich frag mich ja, ob ruckizucki das tatsächlich ernst meint oder nur rumpöbeln will. Täglich 100 Besucher mit seinem Blog kriegen geht sehr schnell.

  15. Laut Google Analytics sind es pro Tag etwa 300 Visits – das können mal 200 sein, das können auch mal weit über 1000 sein. Da ich seit Jahresbeginn wenig Zeit habe und entsprechend wenig passiert, ist es schon erstaunlich genug, dass überhaupt Leute kommen. ;-) Aber immerhin habe ich ja noch immer rund 1000 Leser beim RSS-Feed (laut Feedburner) und darüber freue ich mich natürlich sehr. Diese Zahl ist mir persönlich sogar wichtiger, weil es die Stammleser sind.

    Ich mache das hier, weil es mir Spaß macht und weil ich gern herumexperimentiere. Geld nehme ich damit überhaupt nicht ein. Ich würde mich gegen einen Sponsor nicht wehren, aber derzeit trete ich an niemanden aktiv heran. Man sieht es ja auch an der komplett werbefreien Seite – nichtmal die obligatorischen Google-Anzeigen habe ich eingebaut. :-) Nein, dazu müsste UPLOAD erst einmal wieder so wachsen, wie es das letztes Jahr getan hat. Und dann könnten wir in zwei, drei Jahren wieder darüber sprechen, ob man damit Geld verdienen kann.

    Wer das Thema langweilig findet oder die Art, wie ich es angehe, wird ja zum Glück zu nichts gezwungen. Es gibt auch eine Menge Blogs und Podcasts, die ich mir nicht antue, weil sie mir einfach nichts bringen. Aber das Gute ist: Das Internet ist groß genug für uns alle. ;-)

  16. Interessanter Beitrag … ;)
    Mal schauen wie ich das sehe nach 5 Jahren Bloggen, bald ist mein erstes Jahr erstmal rum.

  17. Wie war das eigentlich noch ohne das Internet? Wo schlug man nach, wenn man was über das Brutpflegeverhalten der Kormorane wissen wollte? Oder auf die schnelle die News, wenn man grad keinen Zeitungskiosk um die Ecke hatte? Keinen Blogger zum Austauschen von dekorativen Überflüssigkeiten? Nix womit man sich verregnete Sonntage hätte vertreiben können? War da ein Leben vor dem Internet?

  18. Gute Frage. Muss wohl. Ich bin ja die meiste Zeit meines Lebens ohne Internet ausgekommen. Aber vielleicht bin ich auch deshalb heute immer wieder begeistert, wenn ich mich praktisch sofort in ein Thema einlesen kann, Leute zum Austauschen finde usw. Mensch, was hätte ich als kleiner Junge dafür gegeben, so etwas wie die NASA-Website zu haben… :-)

  19. Nur als Klarstellung für alle Leser, die die IVW-Zahlen nicht deuten können: Es geht um die Auflagen-Entwicklung der TOMORROW und der Herr Martin erlaubt sich einen kleinen Scherz mit mir, denn in dem Zeitraum war ich noch da. :-)

  20. Glückwunsch zum 5-jährigen Jubiläum! :) Das ist schon eine ordentliche Zeit, die du als Blogger vorweisen kannst. Ich hoffe das auch so lange durchzuhalten und wünsche dir viel Erfolg für die nächsten 5 Jahre! ;)

  21. Interessant wäre dabei übrigens noch eine Statistik über meine Blog-Aktivität in diesen fünf Jahren. Da würde man nämlich sehen, dass es da durchaus jede Menge Schwankungen gab – nur mal als Mutmacher für alle, die ein paar Wochen keine Lust aufs Bloggen haben. Das ist normal ;-)

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