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Was fehlt: ein Technorati für Kommentare

Die eine Seite des Web 2.0, die durch Nutzer erstellten Inhalte, werden bereits sehr gut und vielfältig abgebildet. Die andere Seite des Web 2.0, die Reaktionen anderer Nutzer darauf, geht hingegen im alltäglichen Informationsrauschen komplett unter. Es gibt kein Technorati für Kommentare, obwohl genau das sehr spannend wäre.

Die aktuelle Lage

Ein Blog, bei dem ich die Kommentare nicht per E-Mail abonnieren kann, hat schon verloren. Ich hinterlasse meine Meinung und habe den Beitrag in der Regel schon bald darauf vergessen. Möglich, dass es noch eine interessante Antwort gibt, aber ich werde sie nicht mehr mitbekommen. Nur bei Seiten, die ich sowieso häufig besuche, mag es ohne gehen. Gerade neu entdeckte Blogs haben hingegen keine Chance. Dafür habe ich einfach am nächsten Tag schon wieder zu viel Neues in meinem Feedreader. Wer ein WordPress-Blog hat, sollte also beispielsweise auf jeden Fall das „Subscribe to Comments„-Plugin einsetzen. Auch hier bei UPLOAD ist es im Einsatz.

Manche Blogs geben einem die Möglichkeit, die Kommentare zu einem Posting per RSS zu verfolgen. Das ist die Minimal-Anforderung. Sehr beliebt ist es bei mir nicht, weil ich den Feed eben erst abonnieren muss und mein Reader sowieso schon gut gefüllt ist. Aber wenn mich die Diskussion interessiert, gehe ich diesen Kompromiss ein.

Was aber eindeutig fehlt, ist eine zentrale Seite, die sich nur mit Kommentaren beschäftigt. Kommentare enthalten manchmal sehr viel mehr Informationen als der auslösende Beitrag. Und es gibt Kommentatoren, denen es wert wäre zu folgen.

Die Vision

Screenshot Technorati
Man stelle sich vor, es gäbe so etwas wie Technorati auch für Kommentare. Ich könnte sehen, welche Beiträge aktuell gerade heiß diskutiert werden in den Weiten des Internets. Es gäbe Toplisten für die meistkommentierten Postings des vorherigen Tages, der vergangenen Woche, des Monats, des Jahres, aller Zeiten… Ich könnte sehen, wer wo kommentiert. Ich würde auf interessante Menschen treffen, die durch ihre inhaltsreichen und spannenden Kommentare auffallen.

Bisherige Ansätze

Screenshot CoComment
CoComment wollte etwas in dieser Art machen. Solange ich es genutzt habe, hat es leider nie richtig funktioniert. Und ein Redesign der Seite machte sie leider nicht übersichtlicher. Aus meiner Sicht haben die Macher eine große Chance verpasst. Das liegt aber auch daran, dass sie beim Nutzer angesetzt haben. Der sollte mit einem Browser-Plugin und durch andere Mithilfe dafür sorgen, dass die Diskussionen gesammelt werden. Die bessere Idee wäre es aber, beim Besitzer der Seite anzusetzen. Der sollte ein natürliches Interesse daran haben, dass nicht nur seine eigenen Beiträge, sondern auch die daran anschließenden Konversationen bekannt werden. Damit der mitmacht, muss es einfach sein und viel bringen. Beides ist bei CoComment aus meiner Sicht nicht gegeben.
Screenshot Disqus
Ein anderer Ansatz ist Disqus. Hier baut der Seitenbetreiber ein externes Kommentarmodul ein. Alle darüber abgegebenen Kommentare können nun tatsächlich zentral gesammelt werden. Wer aber will schon seine Kommentare nach draußen geben, an einen externen Dienstleister, der vielleicht schon nächste Woche nicht mehr da ist? Auch wenn Disqus auf solche Bedenken bereits mit der Version 2.0 reagiert hat, bleibt der Erfolg des Systems fraglich. Es muss einen langen Weg gehen, um sich durchzusetzen, weil es nicht „mal eben schnell“ einsetzbar ist für den Normal-Blogger. Und es ist kein offenes System, auf das andere zugreifen können.
Screenshot Backtype
Ein anderer Anbieter ist nun BackType. Er besticht durch eine recht schicke und schlichte Seite und einigen Anleihen beim erfolgreichen Twitter. Er will die Daten selbst sammeln, sofern man sich einmal registriert hat. Eine Schwierigkeit wird sein, die anfallende Datenmenge zu verarbeiten und einen kompletten Überblick zu liefern. Ein schwieriges Unterfangen. Und leider ist so ein Dienst so lange nutzlos, wie er nicht hundertprozentig funktioniert. Hart, aber wahr.

Idee: ein Ping für neue Kommentare

Was ich mich frage: Warum gibt es keinen Standard, vergleichbar mit dem Ping, den Blogs herausschicken, wenn ein neuer Beitrag da ist? Diese Funktion nutzen viele Blogs und viele Dienstleister, weil sie simpel ist und funktioniert. Warum versucht ein großer Anbieter wie meinetwegen Google nicht, etwas wie einen Kommentar-Ping zu etablieren? Ich denke, wenn die Google Blogsuche etwas in dieser Art anbieten würde, gäbe es sehr schnell passende Plugins für die wichtigsten Blogsysteme. Der Betreiber müsste sich um nichts weiter kümmern, der Kommentierende auch nicht. Und der Dienstleister müsste nicht aktiv nach neuen Kommentaren suchen, sondern bekäme die Infos frei Haus geliefert. Was spricht dagegen? Oder gibt es das schon und keiner nutzt es?

Man stelle sich vor, das würde nicht nur mit Blogs funktionieren, sondern beispielsweise auch mit Friendfeed. Die inzwischen total aufgesplittete Diskussion könnte an einer Stelle wieder zusammengeführt werden. Käme dann noch ein Algorithmus hinzu, der ähnliche Beiträge erkennt, hätte man sehr schnell eine Übersicht zur Gesamtdiskussion.

Ein Traum? Vielleicht. Aber nach meiner Meinung steckt hinter einem solchen Dienst eine Menge Potenzial. Ich jedenfalls wäre ein begeisterter Nutzer.

A N Z E I G E

BMA - Business Management Akademie

 

8 Gedanken zu „Was fehlt: ein Technorati für Kommentare

  1. Ich habe eine ähnliche Problematik (Nachverfolgen der eigenen Inhalte im Web) mal im Artikel Herausforderung: Identitäts- & Inhaltsmanagement im Web 2.0beschrieben. Jemand vom iForia-Projekt hat darauf geantwortet und mal in etwa angerissen, wo zumindest in Deutschland rechtliche Hürden sind, Inhalte an einer Stelle für NutzerInnen zentral zu sammeln/ konservieren/ darzustellen etc.

    Allerdings glaube ich, dass es immer mehr Leute gibt, die sich in dem Bereich Gedanken machen – daher Glückwunsch zum guten Beitrag! Ich reihe mich direkt ein in das Geschrei nach funktionalen Lösungen. ;)

  2. Add me to the list. Vor allem wäre ein System toll, um die eigenen Kommentare in anderen Blogs tracken zu können – E-Mail-Benachrichtigung bei Kommentaren saugt Golfbälle durch Gartenschläuche, coComment habe ich inzwischen auch gänzlich verbannt.

  3. Beim Plugin „Subscribe to Comments“ bin ich mir nicht sicher, ob es auch unter WP 2.6 läuft. Bei mir im Blog gab es jedenfalls Probleme bei der Installation, so dass ich es wieder entfernt habe.

    Einen Kommentarping sehe ich mit Skepsis: In großen Blogs wird ja sehr viel kommentiert (in den USA noch deutlich mehr als bei uns), so dass da schnell Unmengen an Einträgen zusammen kämen. Ist das wirklich sinnvoll?

    Insgesamt aber haben wir schon ein Problem mit den „Gesprächen“ auf Blogs. Mein Wunsch wäre eher, dass mal jemand einen Feedreader auf den Markt bringen würde, der die Kommentare auch sinnvoll einbinden kann.

  4. Hatte ich nicht gerade hier gelesen, dass ein Email-Abo für Kommentare rechtlich bedenklich ist?

    Warum ein Ping für Kommentare? Man kann Kommentare doch schon durch ein Kommentar-Feed einsammeln, das gibt es fast an jeder Blog-Ecke

  5. Mh, den Zusammenhang mit einem E-Mail-Abo verstehe ich nicht. Es geht hier doch um eine Website, auf der ich aktuelle Diskussionen finde. Teilweise sind die spannender als der Ausgangsartikel – den ich vielleicht nie entdecke, die Diskussion aber schon, sofern es ein solches Angebot gibt.

    Vielleicht schafft Backtype das ja mal künftig. Die versuchen es wieder mit einem Crawler.

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