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Hass im Internet: Woher er kommt und wie man ihm begegnen kann

Im Internet kann einem so viel Hass begegnen, dass man sich unwillkürlich fragt, woher er kommt und was Menschen dazu bringt. Ulrich Heister geht dieser Frage in seinem Beitrag nach. Dabei startet er ganz am Anfang: beim Ich.

(Illustration: © jetn, Fotolia)

Das Motto der Berliner Internetkonferenz re:publica 2017 lautet: „Love Out Loud!“ Spontan gefiel mir dieses Motto und ich fragte mich: Ja, warum eigentlich nicht einfach mal „laut rauslieben“? Aber gerade die vielbesprochenen Hasskommentare im Internet sowie die „besorgten Bürger“ auf der Straße und an den (virtuellen) Stammtischen zeigen, dass genau das dann vielleicht doch nicht ganz so einfach zu sein scheint. Dabei haben die Menschen ein Grundbedürfnis zu lieben und selbst geliebt zu werden. Aber was ist nur geschehen, dass die Kluft zwischen Bedürfnis und realem Leben so groß ist? Stellen vielleicht die stark abgrenzenden und beleidigenden Äußerungen sogar einen Versuch dar, über Umwege doch zu bekommen, was man braucht?

Um uns der Ursache des Phänomens anzunähern, treten wir einen Schritt zurück und schauen mit etwas Distanz auf die Szene. Wenn Menschen interagieren, stehen eigentlich Ichs in Wechselwirkung. Das gilt für physische Begegnungen ebenso wie für solche im Netz. Die beteiligten Persönlichkeiten bestimmen, wie der Austausch von Meinungen, Bewertungen, Haltungen, Ansichten und Verhalten abläuft und welchen Inhalt er trägt. Aber was ist ein Ich eigentlich? Woher kommt es und wie entwickelt es seinen Charakter? Dazu treten wir noch einen weiteren Schritt zurück.

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Das Ich

Menschen werden nicht mit einem Ich geboren. Als Baby sind wir ohne Identität, ohne Standpunkt, ohne Bewertung. Wir erleben das Sein als eine Einheit. Alles ist vollkommen und in Frieden. Stellt sich ein körperliches Bedürfnis ein, schreien wir und jemand kümmert sich darum. Es ist das sorgenfreie Paradies, frei von Streben, Kämpfen und jemand sein müssen.

Doch irgendwann kommt der Moment, in dem unser Nervensystem so komplex verschaltet ist, dass wir der Selbsterkenntnis fähig sind. Dieses Schicksal teilen wir mit einigen Primaten, Vögeln und Meeressäugern. Wir Menschen sind jedoch wohl die einzigen, die es derart auf die Spitze treiben und eine harte Trennung zwischen Ich und Nicht-Ich schaffen. Wir erkennen uns plötzlich als Person und identifizieren uns mit einem Namen. Zugleich trennen wir uns in der Selbstwahrnehmung von „den Anderen“ ab. Dieser Vorgang wird nicht willentlich gesteuert und ist nicht absichtlich umkehrbar.

Trennung von Ich und Nicht-Ich

Mit dem Ich entsteht zugleich das Du. Dieser Prozess ist einerseits die unverzichtbare Voraussetzung zur Selbstermächtigung. Andererseits bildet diese virtuelle Trennung von Ich und Du die Grundlage aller Konflikte und des individuellen Leidens, weil die ursprüngliche Verbindung mit der Einheit verloren geht.

Solange sich ein Kind natürlich entwickeln kann, indem es sich selbst erprobt und, beschützt und gefördert von den Älteren, mittels Versuch und Irrtum die Welt erobert, ist alles in Ordnung. Unter diesen Umständen entwickelt sich ganz von selbst ein gesundes, soziales, empathisches und selbstbestimmtes Wesen.

Die gegenwärtige Gesellschaft sieht jedoch einen heranwachsenden Menschen tendenziell als unzulänglich an und hat kein Vertrauen in seine natürliche Entwicklung. Es müssen Regeln geschaffen werden, die zu ihrer Durchsetzung Strafen erfordern, die wiederum Angst erzeugen. Daher leben wir in einer angstgesteuerten Gesellschaft. Stichwort: „German Angst“.

Der junge Mensch muss nicht wie ein roher Klotz durch eine gute Erziehung zu einem wertvollen Mitglied der Gesellschaft geformt werden. Ihm muss nicht Vernunft eingetrichtert werden, weil er eigentlich ein natürliches Empfinden mitbringt, was richtig ist, solange er nicht verzogen wird. Versuche haben gezeigt, dass Kinder an einem Buffet bestehend aus Süßigkeiten und gesunder Nahrung mit der Zeit selbstständig eine gesunde und ausgewogene  Auswahl treffen. Dies zeigt, dass Kinder, wenn sie genügend Raum bekommen, ein gutes Gefühl dafür entwickeln, was für sie selbst gut ist. Das Gleiche gilt auch für soziales Verhalten.

Leider ist dies heute eher noch eine Utopie. Da gibt es die Älteren (Eltern, Erzieher, Vormunde, Lehrer, Ausbilder …) die es zu gut meinen und den Kleinen kaum Freiraum lassen, sich selbst zu entdecken; Stichwort: Helikopter-Eltern. Dann gibt es aber auch jene, die Kinder, oft leider auch die eigenen, unterdrücken, abwerten, missbrauchen oder sich kaum um sie kümmern und sie nicht fördern. Entweder sind sie zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind, oder sie sind ebenfalls auf diese Weise groß geworden und wissen es nicht besser.

Es geht um nichts anderes als um Bedürfniserfüllung

Als wäre der Verlust des Paradieses und der Einheit aufgrund der Trennung in Ich und Du nicht schon schmerzhaft genug, so muss sich der Heranwachsende und später der Erwachsene auch noch mit den Erfahrungen, Prägungen und Dogmen auseinandersetzen, die ihm als Kind von den anderen mitgegeben wurden. Er findet sich irgendwann mit dem Auftrag „mach etwas aus dir“ allein in der Welt und muss zurechtkommen.

Hier setzt die eigentliche Funktion des Egos, des Ichs an. Es, also die Selbstidentifikation, ist dazu da, uns das Überleben zu sichern, indem es Strategien lernt, unsere Bedürfnisse zu stillen. Dies sind nach Maslow die körperlichen Bedürfnisse, das Bedürfnis nach Sicherheit, soziale Bedürfnisse, Anerkennung und Selbstverwirklichung.

Das Ich besteht aus Informationsverarbeitungsprogrammen und Verhaltensmechanismen, die automatisiert auf neuronaler Ebene ablaufen. Ihr Sinn ist, Abläufe im Leben zu vereinfachen, damit wir nicht immer wieder von vorn anfangen und alles neu lernen müssen. Zum Beispiel wissen wir, wie man Schnürsenkel bindet, andere Menschen begrüßt und sich ein Butterbrot schmiert. So hilfreich diese Strukturen sind, legen sie uns jedoch auch in unserem Verhalten fest. Und das kann, je nach Situation, sehr störend sein. Wer als Kind gelernt hat, sich gegenüber autoritären Personen zurückzuhalten und klein zu machen, weil dies am besten funktionierte, begegnet seinem Chef wahrscheinlich nicht auf Augenhöhe.

Was wir wahrnehmen, wie wir uns selbst und die Umwelt wahrnehmen, wie wir denken, fühlen und handeln: Dies alles hängt vollkommen und ausschließlich von unseren mentalen, emotionalen und neuronalen Mustern ab, die wir uns im Laufe unserer Entwicklung, freiwillig oder unter Zwang, angeeignet haben.

Manche Menschen sind dabei offenbar gut weggekommen und sind in der Lage, ihr Leben überwiegend selbstbestimmt zu gestalten und erfolgreich zu sein. Andere haben hingegen den Kürzeren gezogen und sind nicht so gut in der Lage, ihr Leben aus eigener Kraft zu gestalten. Sie fühlen sich schnell als Opfer der Umstände. Aber sie alle haben grundsätzlich die gleichen Bedürfnisse. Wenn die „Schwächeren“ nun sehen, wie die „Stärkeren“ leben, wie es ihnen gut geht, sie Anerkennung, Geld und attraktive Partner bekommen und sich eher keine existentiellen Sorgen machen müssen, dann wünschen sie dies natürlich auch für sich selbst.

Selbstwert im Mangel aufbauen

Doch was tun? Das Ich wäre nicht das Ich, wenn es hierzu nicht die passenden Strategien bereithielte. Dies funktioniert natürlich für alle Menschen gleich. Für das Gehirn macht es keinen Unterschied, ob etwas real erlebet oder nur vorgestellt wird. Hierbei zerfällt die Welt in eine Realität erster und zweiter Ordnung. Die Realität erster Ordnung ist schlicht das, was tatsächlich ist. Unmittelbar und wertfrei – zum Beispiel ein Baum.

Die Realität zweiter Ordnung ist individuell. Es ist die subjektive Realität der persönlichen Bewertung, Deutung und Interpretation, gemäß unserer persönlichen Muster, sozusagen unserer Programmierung. Daher kann ein Mensch in einer Welt leben, die mit der Realität wenig gemein hat. Eine Extremform hiervon ist eine Psychose.

Um seine Welt, die ihm so wichtig ist zu verteidigen, hat das Ich mehrere Mechanismen:

Recht haben wollen

Beobachten Sie selbst bei sich, dass Sie Recht haben wollen? Wahrscheinlich erkennen Sie dies eher bei anderen. Das ist normal. Das Ich neigt nun einmal dazu, sein Glaubenssystem, das es mühsam und häufig unter Schmerzen entwickelt hat, aufrechterhalten und verteidigen zu wollen. Menschen mit anderen Ansichten oder anderer Kultur werde daher oft als bedrohlich oder gar feindselig wahrgenommen, denn sie stellen das eigene Sosein in Frage.

Recht zu haben ist für das Ich enorm wichtig. Hieraus schöpft es Bedeutung, Selbstsicherheit, und es wird in seiner Existenz bestätigt. Besonders interessant ist zu bemerken, dass das Ich durch seine eigenen Muster die Beweise für die Richtigkeit seiner Überzeugungen selbst erzeugt! Die Grundannahme ist bespielweise, dass die Welt ein gefährlicher Ort sei. Durch diese Grundannahme fallen Ereignisse und Meldungen in den Medien, die das bestätigen, besonders auf. Der Beweis ist erbracht: „Ha, siehst du, ich habe es doch schon immer gesagt!“  Unberücksichtigt bleibt dabei, dass diese Nachrichten nur einen kleinen Teil der Realität darstellen. Gegenteilige Ereignisse werden durch den eigenen Wahrnehmungsfilter ausgeblendet und dringen möglicherweise gar nicht in das Bewusstsein.

Abwertung als Mittel der Selbstaufwertung

Wer sich selbst wertlos fühlt, weil er im gesellschaftlichen Vergleich nicht so gut abschneidet, baut Selbstwert auf, indem er andere abwertet. Hiervon kann natürlich auch jemand betroffen sein, der es äußerlich betrachtet „zu etwas gebracht hat“: beispielsweise der Chefarzt, der seine Mitarbeiter regelmäßig zusammenfalten muss, weil er immer noch von Minderwertigkeitsmustern gesteuert wird, die ihm sein Vater eingepflanzt hat. Diesem konnte er es nie recht machen, er glaube ihm nie zu genügen, und er bekam nie die ersehnte Anerkennung.

Ein solcher Mensch sucht nach jemandem, der noch schwächer, geringer oder unterlegener scheint. Dazu ist die Wahl der Argumente beliebig: der soziale Status, das Geschlecht, die Hautfarbe, die Herkunft, die sexuelle Ausrichtung und dergleichen mehr. Noch wirkungsvoller erscheint es natürlich, wenn man sich mit anderen zusammentut, denen es ähnlich geht. So bestätigt man einander gegenseitig den Standpunkt und fühlt sich noch stärker.

Das Ich schafft es so, sich über andere zu erheben und sich nicht mehr so minderwertig zu fühlen, denn es gibt jemanden, der noch geringer ist. Wenn Sie also jemanden beobachten, der andere abwertet, dann wissen Sie, dass derjenige wahrscheinlich ein Selbstwert-Thema hat.

Noch Schwächere suchen

Das Empfinden, auf der Gesellschaftsrangliste auf den unteren Plätzen zu liegen (der kleine Mann), aber auch ungeheilte Verletzungen aufgrund erlebter Ungerechtigkeit oder Abwertungen, können Frustration und in deren Folge Wut erzeugen. Diese lässt sich sehr gut über Gewalt entladen. Jedenfalls vorübergehend.

Also „gibt man jemandem auf die Fresse“, am besten gemeinschaftlich, wie in der Hooligan-Szene oder verbal im Internet. Es ist dabei für die Kanalisierung der eigenen Gefühle gar nicht so wichtig, um was es geht, solange der Angegriffene irgendwie andersartig ist oder andere Ansichten hat.

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Das Internet ist eine ideale Spielwiese für (verletzte) Egos

Wir haben gesehen, warum dem Ich die eigene Bedeutung so wichtig ist und wie es dieses Bedürfnis zu befriedigen versucht. Es wundert also nicht, dass unterschiedliche Ansichten und Meinungen schon immer dazu verwendet wurden, die eigene Selbstidentität aufrecht zu erhalten.

Vor gar nicht allzu langer Zeit war es sehr aufwendig, die eigenen Ansichten und Bewertungen öffentlichkeitwirksam kundzutun. Das Internet bietet heute die Möglichkeit, jede Befindlichkeit unmittelbar für fast jeden abrufbar zu verbreiten. Es wird deutlich, dass es einfacher ist, den Druck und die Wut, die aus der Unzufriedenheit, der Frustration und dem Mangel entstehen, in die Welt hinauszuschreien, als die empfundene Misere aufzuarbeiten und zu überwinden.  Die eigenen öffentlichen Mitteilungen sind eigentlich der Versuch, sich Erleichterung zu verschaffen und vielleicht doch noch Hilfe zu bekommen und einen Ausweg zu finden.

Zufriedene, erfolgreiche und liebevolle Menschen haben nicht das Bedürfnis, andere schlecht zu machen, abzuwerten oder sie für ihr Ungemach verantwortlich zu machen. Hassprediger und -kommentatoren tun das. Sie sehen sich selbst als Opfer des Systems, der Politiker oder der „Gutmenschen“. Das ist der Grund, warum die dunkle Seite des Internets so sehr viel stärker sichtbar ist und in der Öffentlichkeit so sehr viel mehr diskutiert wird: Der Druck der Leidenden ergießt sich ungebremst und unreflektiert in dieses Medium. Glückliche Menschen haben diesen Druck nicht. Und ich behaupte, auch wenn es zuweilen anders aussehen mag: Die massiv Unglücklichen sind in unserer Gesellschaft in Wirklichkeit weit in der Unterzahl.

Gibt es eine Lösung?

Ja, eine Lösung gibt es natürlich, nur setzt sie ein gewisses Maß an Selbstreflexion voraus. Wer nicht fähig ist, über seinen Tellerrand hinauszuschauen, weil er so sehr in seiner kleinen Welt gefangen ist, wird weder eine Hoffnung erkennen können, geschweige denn einen Ansatz, seine Probleme zu lösen. Dies gilt wahrscheinlich selbst dann, wenn er es einfühlsam erklärt bekommt.

Die Schwierigkeit bei jeder Erklärung ist, dass dem Ich seine Welt ja richtig erscheint. Die eigenen Überzeugungsmuster bieten ständig die Beweise dafür. Warum also etwas ändern? Hinzu kommt, dass ein solcher Vorschlag eines Perspektivwechsels das Ich, wie es ist, in Frage stellt, also seine Selbstautorität untergräbt. Darauf reagiert es gerne mit Widerstand, wenn nicht sogar mit Abwehr, um sein existentielles Territorium zu verteidigen. Das Ich fühlt sich aufgrund seines Getrenntseins tendenziell immer verletzlich und bedroht.

Der Versuch, andere mit Worten zu Veränderungen zu bewegen, scheitert daher in der Regel. Ein Mensch verändert sich nur, wenn er die Notwendigkeit dazu selbst erkannt hat und einen für ihn machbaren Weg zum Wandel sehen kann.

Was also tun gegen Hasskommentatoren und Hetzer?

Die Antwort auf diese Frage ist relativ einfach, die Umsetzung ist jedoch mit ziemlichem Aufwand verbunden. Wann können Sie Kritik oder einen Rat am leichtesten annehmen? Natürlich, wenn Sie sich angenommen fühlen und sich Ihr Gegenüber empathisch verhält. Umgekehrt können Sie selbst nur so jemanden erreichen und ihm einen wirkungsvollen Impuls zur Veränderung geben. Mitgefühl ist der einzige Weg, etwas bei Menschen konstruktiv zu bewirken.

Machen Sie sich klar, dass jeder, egal, wie asozial er sich verhält, lediglich versucht, seine Bedürfnisse zu befriedigen – genauso, wie Sie selbst. Seine Strategie ist aus Ihren Augen betrachtet vielleicht etwas ungeeignet, aber er weiß es wahrscheinlich einfach nicht besser. Eine Möglichkeit mit einem solchen Menschen umzugehen, wäre, sich klar von seinen Äußerungen und seinem Verhalten abzugrenzen, aber für sein Menschsein Verständnis zu zeigen. Sie können sich sicher sein, dass jemand, der sich asozial verhält, eine entsprechende Vergangenheit durchlebt hat und einiges an Verletzungen hat einstecken müssen.

„Was? Ich soll Verständnis für Hater, Hooligans und Trolle haben?!“ Ja, genau nur so funktioniert es, wenn Sie tatsächlich etwas bewirken wollen. Wenn Sie Ablehnung gegenüber einem Menschen empfinden, sind sie schon in die Ego-Falle gegangen. Ihre Ablehnung und Ihre Bewertungen anderen gegenüber entspringt Ihren höchsteigenen persönlichen mentalen und emotionalen Mustern, die Sie sich angeeignet haben.

Realität erster Ordnung (siehe oben): Da ist ein Mensch, der sich auf seine Weise verhält. Ihre eigene Realität zweiter Ordnung: „Da ist ein Arschloch, das herumrumpöbelt und asoziale Ansichten verbreitet.“ Letzteres stellt Ihre persönliche Sicht dar. Sie müssen nicht gutheißen, was jemand tut. Aber wenn Sie in der Welt etwas zum Positiven verändern möchten, dann fangen Sie hier an: bei sich selbst. Ablehnung anderer gegenüber ist ein Spiegel Ihrer eigenen persönlichen Muster. Und es ist Ihre Verantwortung, bei sich selbst aufzuräumen, denn sonst setzt sich die Abwärtsspirale von Abwertung und Gegenabwertung unendlich fort und findet nie ein Ende.

Gehen Sie nicht in die Ego-Falle. Werten Sie sich selbst nicht auf, indem Sie andere abwerten. Versuchen Sie nicht auf Biegen und Brechen Recht zu behalten. Reagieren Sie auf Gewalt nicht mit Gegengewalt. Bewerten Sie andere Menschen nicht, bevor Sie nicht deren Geschichte kennen. Jeder versucht auf seine Weise glücklich zu werden. Zeigen Sie sich selbst so, wie Sie sich wünschen, dass die anderen sein sollen. Natürlich müssen Sie nicht alle mögen. Natürlich müssen Sie sich abgrenzen und Ihren Standpunkt klar machen. Natürlich sind Arschlöcher Arschlöcher. Verstärken Sie nur nicht die Abwärtsspirale, indem Sie Andersartigkeit bekämpfen. Dann haben schon alle gewonnen.

Bewusste Veränderung bewirken

Wir alle sehnen uns, ob wir es wissen oder nicht, zurück nach Hause, zurück in die Einheit, die wir bereits von ganz früher her kennen. Dies ist der einzige, tatsächliche, tief in uns liegender Antrieb für all unser Tun. Hier ist meine Definition von Liebe: Das Empfinden von Einheit. Sie ist jederzeit für alle zugänglich. Manchmal erfahren wir sie vorübergehend zusammen mit einem Menschen, dem wir uns ganz öffnen können, oder in Momenten, in denen und alles vollkommen und richtig erscheint. Liebe ist jedoch ohne Bedingung immer und überall! Sie ist unser natürlicher Seinszustand.

Unsere Ich-Werdung hat einen Schleier über unsere Wahrnehmung von der Welt und von uns selbst gelegt. Wenn wir diesen Schleier durch die bewusste Arbeit an uns selbst lüften, dann wird diese Liebe wieder erfahr- und erlebbar. Wir sind dann wieder in der Lage, sie an andere weiterzugeben.

Heute gibt es extrem wirkungsvolle Methoden, mit denen die persönlichen Muster, die uns einschränken und behindern, erkannt, aufgearbeitet und aufgelöst werden können. Voraussetzung ist aber zunächst, die Notwendigkeit zu erkennen und bereit zu sein, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen.

Welche wunderbaren Folgen hätte das für unser eigenes Leben und für die ganze Welt? „Love Out Loud!“ wäre nicht nur ein Slogan, sondern ein natürlicher Zustand, in dem das Leben leicht ist und Spaß macht. In dem wir unsere Ressourcen nicht für Kampf und Zerstörung verschwenden müssten und uns stattdessen frei entwickeln und entfalten könnten. Sorgen wir dafür, dass dies keine Utopie bleibt!


Dieser Artikel gehört zu: UPLOAD Magazin 46

In dieser Ausgabe konzentrieren wir uns einmal auf die Dinge im Internet, die helfen, die voranbringen, die verbinden. Sie lesen darin, wie die virtuelle Gemeinschaft anderen Menschen hilft oder sich gegenseitig unterstützt. Sie erfahren, wie Sie selbst per App und Web Gutes tun können. Und wir erklären, woher eigentlich der Hass im Netz kommt und wie Sie ihm begegnen können.

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A N Z E I G E

 

2 Gedanken zu „Hass im Internet: Woher er kommt und wie man ihm begegnen kann

  1. 1.) Das Ich ist nicht bewiesen, es wurde noch nie ein Ich vorgefunden.Genau so wenig, wie es die Zeit, weder Heute, noch Morgen gibt. Das sind alles vorgetäuschte, abstrakte Wertschöpfungen einer total aus dem Ruder gelaufenen, völlig überdrehten, industrialisierten Gesellschaft. Durch die stetig wachsende Effektivität ihrer Mittel und stetig wachsende Gier ihrer Eliten, geht es mit zunehmender Geschwindigkeit in nur eine Richtung, Richtung Abgrund. Da sich letzten Endes niemand mehr in dieser ( schlechten ) Gesellschaft wohlfühlen kann, breitet sich zunehmender Hass, vielleicht sogar Selbsthass unter ihren Mit-und Ohnegliedern aus.
    Dies sind die Ansichten eines kleinen Mannes.
    Vielleicht könnten Buddhismus oder Zen Antworten haben, sind aber in dieser verkorksten Gesellschaft nicht praktizierbar.

    • Peter, ich stimme Ihnen zu, dass das Ich völlig imaginär ist. Dies ist jedoch nur subjektiv erfahrbar. In der Kommunikation müssen wir Wörter benutzen, um etwas beschreiben zu können.
      Da das Ich keine eigentliche Existenz hat, muß man logischerweise folgern, dass da auch niemand ist, der sich entscheiden könnte, gierig zu sein oder Richtung Abgrund zu steuern. Da ist dann auch niemand, der hassen könnte. Von diesem Standpunkt aus betrachtet, sind dies Ereignisse, die sich in der Ganzheit entfalten. Niemand steuert sie.
      Nach Aufhebung des Subjekt-Objekt-Gegensatzes (Zen) ist also alles heil, so wie es ist, auch wenn das getrennte Individuum dies anders bewerten würde.

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