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Googles FeedBurner-Krise

Ende Mai 2007 hat Google FeedBurner gekauft, den bis dahin führenden Dienst, wenn man Statistiken zu den Lesern seines RSS-Feeds haben wollte. Seitdem ist der Service praktisch eingefroren. Von wesentlichen neuen Features keine Spur. Selbst die Startseite sieht noch exakt so aus wie damals und vermeldet seit nun fast zwei Jahren den Verkauf an Google. Ein Trauerspiel.
Symbolbild FeedBurner

Bevor mir jemand Überdramatisierung vorwirft: Man kann die Flamme ja wieder entzünden… Kerzenfoto: © siloto – Fotolia.com

Als Google FeedBurner kaufte, schien das noch wie ein guter Schachzug. Mit Blogger.com hatte man bereits einen eigenen Blogdienst. Mit der Blogsearch die passende Suche. Mit AdSense monetarisierte man weite Teile der Blogosphäre. Google Analytics ist für viele das Tool der Wahl, wenn es um Website-Statistiken geht. Der Google Reader als Feedreader. Da passte FeedBurner als Spezialist für Feed-Statistiken wunderbar ins Portfolio.

Was ist da schiefgegangen?

„We are happy to announce that Google has acquired FeedBurner“, steht noch heute auf der Startseite. Im firmeneigenen Blog gab es im ganzen Jahr 2008 sechs Beiträge – 2007 waren es immerhin noch 43. Jetzt wird woanders weitergebloggt: Auf AdSense for Feeds. Achja: Und im nagelneuen Status-Blog geht es um alles, was nicht funktioniert. Noch Fragen?

Die Statistiken laufen derweil noch ungefähr so gut oder schlecht wie ehedem. Die Zahlen der Leser sind Schätzungen, das ist klar. Von daher haben sie eine begrenzte Aussagekraft. Aber ob jemand 1.700 oder 17.000 oder 170.000 Leser angezeigt bekommt, sollte schon einen entsprechenden Unterschied machen. Gerade in letzter Zeit schwanken die Angaben allerdings enorm.

Weitere praktische FeedBurner-Funktion: Man kann sehen, welche Artikel die Feedleser eigentlich aufrufen – auch eine interessante Information, die oftmals in krassem Gegensatz zu den Abrufzahlen auf der Website stehen.

Anzweifeln kann man natürlich so ziemlich alle Messwerte. Aber sie sind gut genug, um das eine oder andere daran abzulesen.

FeedBurner Screenshot

Als wär’s 2007: Die Startseite von FeedBurner samt der „News“ zur Übernahme durch Google.

Passiert ist seit 2007 allerdings nichts mehr – oder: fast nichts. AdSense kann man inzwischen in Feeds einblenden lassen. Googles Vermarktungsmaschine läuft also. Und immerhin: Man kann sich inzwischen auch mit dem Google-Konto anmelden. Wer Googles Dienste schon länger nutzt, der weiß, dass das keine Selbstverständlichkeit ist. Wie lange hat das damals bei AdSense gedauert? Ewig. Solche „Mühen der Ebene“ sind generell die Schwächen von Google.

Aber zurück zu Feedburner. Stehengeblieben sind einige andere „Kleinigkeiten“:

  • Die ganze Optik ist im „Damals“ eingefroren. Sie hat nichts mit Googles Corporate Identity zu tun und auch die „neue“ Seite unter der Google-Domain scheint das Design zu übernehmen. Übersichtlich und nutzerfreundlich finde ich das alles nicht.
  • Die Auswertungsmöglichkeiten der Statistiken sind minimal und mit z.B. Google Analytics überhaupt nicht zu vergleichen. Ich kann mir Zahlen für „heute“, „sieben Tage“, „30 Tage“ oder „alle Zeiten“ anzeigen lassen. Das war’s im Wesentlichen.
  • Sinnvolle Verknüpfungen eben bspw. mit Google Analytics sind nicht vorhanden. Auch an anderer Stelle in Googles Universum taucht FeedBurner nicht auf (Google Reader, Webmaster Tools…).
  • Der Dienst zeigte sich in den vergangenen Wochen langsam und neigte zu Ausfällen. Häufiger bekam ich gerade bei Blogs, die bereits auf die Google-Domain umgezogen sind, eine Fehlermeldung anstatt der Weiterleitung auf den eigentlichen Artikel.

Immerhin: FeedBurner wurde nicht im Rahmen von Googles neuester Aufräumaktion beiseitegefegt. Der Umzug auf die neue Domain (der z.B. hier bei UPLOAD derzeit nicht funktioniert, laut Status-Blog soll ich auf die „resolution“ warten) ist erst einmal ein gutes Zeichen: Google weiß noch, dass es FeedBurner gibt. Hurra! Vielleicht wissen sie auch, was man alles damit anstellen könnte?

Ich kann es daher nur begrüßen, dass beispielsweise mit PostRank.com jemand hinzukommt, der auch in diesem Bereich etwas anbieten will. Was da wirklich kommt und wie gut es funktioniert, muss man sehen. Aber es ist immer gut, Alternativen zu haben. Und es ist nun wirklich nicht gesund, alles mit Google-Tools abzuwickeln – dummerweise sind die oftmals schlicht gut oder bequem oder auch mal einfach gut mit anderen Google-Tools verknüpft…

Sollte das am Ende alles nichts werden, lasse ich die Feed-Statistik eben wieder sein. Davon geht die Welt auch nicht unter.

Allerdings bin ich ja bekennender Statistik-Junkie.

Und ich brauche meinen Stoff.

A N Z E I G E

BMA - Business Management Akademie

 

12 Gedanken zu „Googles FeedBurner-Krise

  1. Es sind ja nicht nur die Statistiken. Was immer gerne vergessen wird ist, wieviel Traffic und Serverlast FeedBurner einen abnehmen kann, wenn die Anfragen an FB weitergeleitet werden. Das mag bei 100 Abonennten nicht nennenswert sein, aber bei größeren Dimensionen kann das schon eine große Erleichterung für den Server sein!

  2. Ich habe lange herumüberlegt, ob ich mich weiterhin mit FeedBurner herumschlagen soll (im Grunde genommen ist es doch nur ein Umweg, Marcus‘ Kommentar einmal abgesehen) oder ob ich nicht gleich alles (idF meine Feeds) selbst anbiete. Ich habe mich fürs Selbst-Bereitstellen entschieden: Die Zeiten, in denen ich alle zwei Monate mein CMS wechseln musste, sind vorbei, die Zeiten, in denen ich mich nicht und nicht entscheiden konnte, welcher Feed angeboten werden sollte, ebenso, und mittlerweile bin ich mit der htaccess auf Du-und-Du, könnte also notfalls auch bei einem großen Systemwechsel alles wiederherstellen.

    Ich sehe in FeedBurner daher keinen Sinn mehr. Und was die Statistiken angeht, da gibt es bestimmt eine Kur ;-)

  3. Danke für den ausführlichen Bericht/die Recherche. Mir war FeedBurner schon immer unsympathisch beim Abonnieren von Feeds, also als „Verbraucher“. Jetzt habe ich auch einige sachliche Begründungen für mein bisheriges „Nur-Bauch-Gefühl“ bekommen.
    Mir ist es am sympathischsten, wenn ich einen reinen XML-Feed bekommen kann. Und so halte ich es auch mit meinem angebotenen Feed.

  4. Naja man kann nicht sagen, dass nichts bei Feedburner geschehen ist. Die größte Änderungen hast du ja bereits selbst im Artikel erwähnt. Feedburner ist komplett auf Googles Infrastruktur umgestiegen und das ist ein großer Schritt.

    Google setzt größtenteils auf eigene Technologien bei deren Tools, die nicht ohne weiteres mit anderen kompatibel sind. Feedburner musste also komplett umgeschrieben werden um auf der Google Plattform zu laufen und auch der Umzug sollte möglichst ohne Probleme ablaufen, sonst hätte es nur weitere Probleme gegeben.

  5. @Fabian: Klar. Das verstehe ich. Aber mal eine Frage: Welchen Nutzer interessiert das? Und ich schreibe hier ausschließlich aus Sicht der Nutzer. Der Nutzer will, dass seine RSS-Feeds erreichbar sind. Und er will einen Gegenwert dafür, dass er sie Google/FeedBurner anvertraut. Dieser Gegenwert wurde ihm versprochen, sonst hätte er diesen Schritt nicht gemacht. Ein solcher „er“ bin z.B. ich ;-)

    Als nächstes könnte man mir entgegenhalten: FeedBurner ist kostenlos, was verlangst Du? Da sage ich: Interessiert mich als Nutzer auch nicht. Was man mir anbietet, sollte funktionieren. Wenn es nicht funktioniert, sollte man es nicht anbieten. Wenn es nur gegen Geld funktioniert, soll man es nur gegen Geld anbieten. Ich würde für gute Services durchaus bezahlen – wenn sie denn funktionieren. Einem schlechten Service werfe ich nicht auch noch Geld hinterher.

    Ich habe Mitleid mit den Technikern, die das im Hintergrund alles am Laufen halten müssen. Die schwitzen bestimmt, das gut geregelt zu bekommen. Das ändert aber nichts daran, dass Google als Ganzes sich hier nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Und es ist ja nicht der erste Fall, wo der Umstieg auf Googles eigene Technik solche Probleme macht. Vielleicht sollte man daraus auch mal weitreichende Konsequenzen ziehen?

    Ansonsten werden die User eventuell künftig automatisch davonlaufen, sobald Google einen Dienst übernimmt, weil man weiß, dass es jetzt erst einmal bergab geht.

  6. Feeds sind die Nabelschnur, an denen die Webseite hängt. Man gibt da schon ziemlich viel aus der Hand, wenn man die Feeds in fremde Hände gibt. Andererseits wären die Statistiken, wenn sie besser funktionieren würden schon eine tolle Sache. Mit MyBrand kann man sich bei FeedBurner ja wenigstens noch einen Rest Unabhängigkeit bewahren und im Ernstfall schnell zurück migrieren!

  7. Es wird viel scheiße gekauft im Internet von Großkonzernen. Die ganzen Web 2.0 Dinger werfen doch keine Kohle ab. Für 100 Mio gekauft und jedes Jahr fett Kohle aus dem Fenster hauen mit den Seiten. Die einzigen, die sich freuen sind die Verkäufer der Projekte….Arschkarte für die Käufer Deppen!
    VOLL ASI halt!

  8. Der Dienst tut, was er soll: zählt/schätzt die Abonnenten und gibt die Zahlen raus. Gibt sogar Infos über das, was tatsächlich angeklickt wird. Mehr braucht es aus meiner Sicht nicht, das Teil muss sich nicht ständig verändern und einen „Buzz“ um sich herum entfachen.

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