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E-E-A-T: Wie Google die Reputation von Autor:innen als Qualitätsmerkmal heranzieht

Google schaut mehr und mehr auf die Reputation der Autor:innen von Inhalten, um deren Qualität zu bewerten. Für Websites wird es daher in Zukunft nicht nur noch wichtiger, auf hochwertige Inhalte zu achten, sondern auf die Autorenschaft erfahrener und bekannter Fachleute zu setzen. In SEO-Kreisen hört dies auf E-E-A-T: Erfahrung, Expertise, Autorität, Vertrauen. Jan Tißler erklärt in diesem Beitrag, was das für Inhalteautoren und Websitebetreiber bedeutet.

(Foto: © Variant, depositphotos.com)

Diesen Artikel vom September 2018 haben wir zuletzt im September 2023 aktualisiert.

Einführung

Die Reputation und Autorität eines Inhalts spielen bei Google schon lange eine wichtige Rolle. Inhalte, die über Jahre hinweg gepflegt und aktualisiert werden, sammeln mit der Zeit mehr Links, Zitate und Empfehlungen – all das sind Signale für eine hohe Glaubwürdigkeit. Wenn ein Beitrag zudem ein klar definiertes Thema gut abdeckt, kann er sich zur führenden Autorität auf diesem Gebiet entwickeln.

Aus Sicht von Google ergibt es absolut Sinn, solche etablierten Inhalte zu bevorzugen: Erfahrungsgemäß liegt man mit der Empfehlung von Artikeln, die kontinuierlich überarbeitet werden und viele Links von anderen vertrauenswürdigen Sites erhalten, meist richtig.

Besonders wertvoll sind dabei Verlinkungen von bereits anerkannten Autoritäten. Sie können die Reputation einer Seite noch weiter steigern.

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Google und SEOs im Wettbewerb

Google hat dabei ein klares Ziel vor Augen: Ihre Automatiken (Algorithmen) sollen Inhalte möglichst so bewerten, wie ein Mensch es tun würde. Dem Ideal nähern sich die Google-Entwickler:innen immer weiter an.

Doch damit liefern sie sich einen stetigen Wettlauf mit Suchmaschinen-Optimierern. Die SEOs analysieren akribisch, welche Faktoren den Ranking-Algorithmus beeinflussen. Natürlich ist es legitim, hochwertige Inhalte für gute Platzierungen zu optimieren. Aber leider landen so auch minderwertige oder irreführende Inhalte auf vorderen Plätzen.

Denn trotz aller Fortschritte lassen sich Googles Systeme weiterhin austricksen. Das zeigt sich beispielsweise am Problem der „Fake News“, die durch gezielte Optimierung weit verbreitet und sogar in den Google-Suchergebnissen prominent platziert werden können. Oder man denke an Websites, die KI-Tools wie ChatGPT nutzen, um massenhaft Inhalte zu produzieren, deren Wahrheitsgehalt mindestens zweifelhaft ist.

Solche minderwertigen Inhalte schaffen es mitunter nach vorn, wenn sie besser auf aktuelle Rankingfaktoren zugeschnitten sind als redaktionelle Beiträge von Expert:innen.

Die Kompetenz der Autor:innen wird wichtiger

Es gibt nun mehr und mehr Anzeichen, dass Google stärker die Reputation und Autorität der Urheber:innen von Inhalten berücksichtigt und das weiter ausbauen wird.

Bereits in den 2018 aktualisierten Search Quality Evaluator Guidelines wurde die Beurteilung der Expertise, Autorität und Vertrauenswürdigkeit (E-A-T) von Autoren betont. Diese Richtlinien dienen Google intern dazu, die Qualität der Suchergebnisse manuell zu überprüfen. Zuvor hatte Google das seit 2014 auf Websites als Ganzes bezogen.

Auch wenn diese Guidelines nicht direkt das Ranking beeinflussen, geben sie doch wertvolle Hinweise darauf, wie Google Inhalte bewertet und künftig bewerten könnte – nämlich immer stärker auf Basis der Reputation und Kompetenz der Autor:innen.

Denn für Google ist klar: Inhalte von anerkannten Experten sind tendenziell glaubwürdiger und hochwertiger als solche von unbekannten oder unseriösen Quellen. Hier orientiert sich die Suchmaschine zunehmend am Urteil eines menschlichen Reviewers.

Für Websiteadmins und Autor:innen selbst bedeutet das: Der Fokus geht weg von der Website-Reputation als Ganzes und hin zur Bewertung jedes einzelnen Artikels und seines Verfassers. Die Qualität und Autorität der Autor:innen rückt so verstärkt in den Vordergrund.

Eine logische Entwicklung, die sich länger abzeichnete

Mark Traphagen sah in seinem Artikel fürs Search Engine Journal in den Guideline-Änderungen schon 2018 einen Trend, der sich inzwischen bestätigt hat. Er verwies dabei auf ein früheres Google-Experiment: Websites sollten die Links zu ihren Autorenseiten besonders kennzeichnen. Im Gegenzug hatte Google den Autornamen direkt in den Suchergebnissen dargestellt. Dieses Element gibt es zwar schon lange nicht mehr, Mark Traphagen aber ging davon aus, dass die Grundidee weiterhin sehr lebendig ist.

„Die Glaubwürdigkeit und Reputation eines Autors ergibt Sinn als Signal fürs Ranking, weil das etwas ist, das auch echte Menschen zur Beurteilung der Qualität von Inhalten heranziehen würden.“

Mark Traphagen

Er verwies auf einen aus seiner Sicht besonders wichtigen Punkt in den damals aktualisierten Richtlinien: Selbst wenn eine Website zu einem Thema bereits eine gute Reputation hat, wird trotzdem jeder Inhalt einzeln nach der Reputation des Urhebers beurteilt. Sprich: Es gibt keinen generellen Bonus. Jeder Inhalt muss seine Glaubwürdigkeit und Expertise erneut beweisen. Und dazu spielt eben der Autor oder die Autorin eine entscheidende Rolle. Als negativ wird deshalb auch bewertet, wenn Inhalte keinen erkennbaren, explizit benannten Urheber haben.

Im Moment sieht Google dieses Thema als besonders dringend an für alle Seiten, die Informationen zu Lebenshilfethemen wie Finanzen oder Gesundheit anbieten. Hier sind falsche oder unglaubwürdige Ratschläge schließlich besonders gefährlich. Es ist zugleich zu erwarten, dass Google das letztlich auf weitere Themenbereiche ausweitet. Denn am Ende des Tages möchte die Suchmaschine eben die besten Inhalte empfehlen. 

Googles Fokus auf E-A-T und E-E-A-T

In den letzten Jahren hat Google die Relevanz von E-A-T in seinen bereits erwähnten Richtlinien für die manuelle Inhaltsbewertung deutlich erhöht. 2021 wurde E-A-T dort zu E-E-A-T weiterentwickelt, mit stärkerem Fokus auf die praktische Erfahrung der Autoren.

Das bedeutet: Google legt bei der internen Bewertung von Inhalten großes Gewicht auf die Expertise und Erfahrung der Verfasser.

Obwohl E-E-A-T selbst kein direkter Ranking-Faktor ist, gibt es Hinweise darauf, dass die Kompetenz und Erfahrung von Autoren auch im Google-Algorithmus an Bedeutung gewinnt.

Erfahrung und Expertise beweisen

Wie aber zeigt und beweist man diese Erfahrung und Expertise?

Sichtbarkeit in der Branche erhöhen

  • Omnipräsenz auf vielen relevanten Plattformen und Communities demonstriert die zentrale Rolle einer Fachperson in ihrem Fachgebiet. Wer auf verschiedenen Kanälen dabei ist und dort sichtbar aktiv ist, beweist seine Bedeutung.
  • Aktivität als Speaker auf wichtigen Fachkonferenzen und in Podcasts zeigt ebenfalls Expertenstatus. Wer Veranstaltungen und Formate prägt, wird als Kapazität wahrgenommen. Nach Möglichkeit auf Veranstaltungen mit Videoaufzeichnung setzen, so dass die Vorträge weiterverbreitet werden.
  • Teilnahme an Podcasts und Videos als Experte, um Bekanntheit und Wahrnehmung als Fachautorität zu steigern.
  • Aktiv und hilfreich in einschlägigen Foren, Gruppen und Communities sein, um als kenntnisreiche Fachperson wahrgenommen zu werden.

Eigene Inhalte und Formate entwickeln

  • Eigene Fachbücher und Artikel in angesehenen Medien stärken die wahrgenommene Kompetenz. Veröffentlichungen in renommierten Kanälen wirken sich positiv auf die Reputation aus.
  • Podcasts, Vlogs und Videos auf YouTube starten, um als Experte wahrgenommen zu werden. Regelmäßige Präsenz zeigen und Abonnenten sammeln.
  • Veranstaltungen und Webinare als Referent oder Moderator bereichern. Mit anderen Worten: Wissen teilen und Ruf stärken.

Vernetzung und Austausch pflegen

  • Offene Kollaboration und aktiver Austausch mit anderen Experten der Branche, um in der Community anerkannt zu werden.
  • In Interviews mit führenden Medien der Branche die eigene Expertenmeinung einbringen und sich als kompetenter Ansprechpartner positionieren.

Reputation durch Reichweite aufbauen

  • Hohe Follower-Zahlen, Likes, Shares und Erwähnungen in den sozialen Medien zeigen gesellschaftliche Anerkennung und Reichweite. Accounts mit vielen Followern und Interaktionen wirken glaubwürdiger und einflussreich. All das kann die Wahrnehmung der eigenen Expertise fördern.
  • Verifizierte Profile auf Plattformen wie LinkedIn und Facebook demonstrieren, dass die Identität eines Experten überprüft wurde. Die Verifizierung bestätigt die Echtheit eines Profils. Das gilt allerdings nicht fürs Häkchen auf Twitter („X“), da man es sich nun kaufen kann und soll.
  • Autoren-Markierungen und Knowledge Panels von Google heben ausgewählte Experten hervor. Bei den Autoren-Markierungen handelt es sich um eine Kennzeichnung im Quellcode einer Seite, die Google signalisiert, dass es sich um den Autor des Inhalts handelt. Ein Beispiel ist der Meta-Tag „author“ oder das Schema.org-Markup „author“. Knowledge Panels sind die Informationskästen, die in der Google-Suche rechts neben den Suchergebnissen für prominente Personen, Unternehmen oder Dinge angezeigt werden. Sie enthalten Bilder, Beschreibungen und weiterführende Links. Leider hat man als Autor:in nur begrenzten Einfluss darauf, ob Google ein solches Knowledge Panel anzeigt, da dies von verschiedenen Faktoren wie Bekanntheit abhängt. Die Implementierung der Autoren-Markierungen im Quellcode ist aber ein wichtiger Schritt, um Google das Identifizieren von Autorenschaft zu erleichtern.

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Thought Leadership und Personenmarke

Diese beiden Punkte folgen fast zwangsläufig aus den bereits genannten Aktivitäten, ich wollte sie aber noch einmal separat genannt haben, da ich sie sehr wichtig finde:

  • Als Thought Leader positionieren: Durch Veröffentlichung von Artikeln, Blogposts, Videos etc. mit neuen, richtungsweisenden Ideen und Konzepten für die Branche als Vordenker etablieren. Auf Podien die eigenen innovativen Thesen verteidigen und diskutieren. So wird man für visionäre Ansätze bekannt. Siehe ergänzend dazu Dr. Kerstin Hoffmanns Artikel dazu, wie man Thought Leadership erlangt, sowie Falk Hedemanns Artikel zu Thought Leadership als Branding-Strategie.
  • Personal Branding betreiben: Eine konsequente Selbstvermarktung der eigenen Fachperson über alle Kanäle hinweg. Dabei authentisch bleiben, aber gezielt die eigene Expertise herausstellen. Sich auf wenige Themen fokussieren, für die man stehen möchte. Auf allen Profilen und bei öffentlichen Auftritten eine einheitliche Expertenpersönlichkeit präsentieren. So wird man als einzigartige Personenmarke wahrgenommen. Siehe dazu Falk Hedemanns Artikel zum Reputations-Aufbau für Freelancer:innen.

Abschließender Hinweis

Die Position als anerkannte Fachperson auf einem Gebiet aufzubauen, ist ein längerfristiger Prozess. Autorität und Glaubwürdigkeit gewinnt man nicht über Nacht. Sammle konsequent Praxiserfahrung in deinem Bereich. Höre nicht auf, an dir zu arbeiten und dich weiterzuentwickeln.

Geduld ist wichtig: Bleibe beharrlich am Ball und konzentriere dich auf kontinuierliche, hochwertige Arbeit, statt auf schnelle Erfolge. Dann kannst du dich (hoffentlich) langfristig als kompetente und geschätzte Institution in deinem Thema etablieren.

Tipps für Seitenbetreiber:innen

Für Seitenbetreiber:innen bedeutet der wachsende Fokus auf Autorität und Expertise einen Perspektivenwechsel bei der Content-Planung. Anstatt primär Themen und Keywords in den Mittelpunkt zu stellen, rücken jetzt die passenden Autoren stärker in den Fokus. Das gilt natürlich nicht absolut. Es ist nicht etwa so, dass das eine das andere ablöst. Aber es sollte auch eine Rolle spielen.

  • Bevorzuge deshalb für deine Site Inhalte von Autor:innen, die glaubwürdige und bekannte Fachleute auf ihrem Gebiet sind. Recherchiere ihr Fachwissen und ihre Reputation.
  • Engagiere bevorzugt Autor:innen, die bereits für renommierte Sites in deiner Nische geschrieben haben.
  • Wähle Autor:innen mit einer starken und positiven Präsenz im Netz und speziell in Social Media.
  • Stelle die Autor:innennamen gut sichtbar dar und verlinke auf eine Bio-Seite.
  • Verweise auch auf andere veröffentlichte Artikel der Autor:innen.
  • Sorge dafür, dass jeder Artikel Informationen zu den Autor:innen enthält.
  • Überlege, ob Gastartikel von besonders prominenten Fachleuten Leserinnen und Leser anziehen könnten.
  • Baue langfristige Partnerschaften mit kompetenten Autor:innen auf.
  • Biete Mehrwert und eine angemessene Bezahlung, sodass bekannte Autor:innen gerne für dich schreiben.

Fazit

Es erscheint logisch und nachvollziehbar, dass Google auch die Urheber:innen von Inhalten heranziehen will, um die Content-Qualität zu beurteilen. Wir Menschen machen es doch oftmals ebenso. Wir wissen, wer sich mit einem Thema auskennt und wer in der Vergangeheit gezeigt hat, dass die Fakten stimmen oder die geäußerte Meinung wertvoll war.

Zugleich bedeutet das für Unternehmen, dass sie bereits den nächsten Schritt im Kopf haben müssen: Es kommt nicht mehr nur darauf an, mit gut recherchierten und gemachten Inhalten positiv aufzufallen. Nun brauchen sie auch noch angesehene Fachautoren dafür, um sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen.

Das ist heute mehr denn je wichtig angesichts massenhaft produzierter Inhalte mithilfe von ChatGPT und Co.

Tipp zum Weiterlesen


Dieser Artikel gehört zu: UPLOAD Magazin 62

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