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In 6 Schritten zum Freelancer

Viele Menschen träumen davon, sich als Freelancer selbstständig zu machen. Doch schnell bremst eine Frage die Anfangseuphorie: Wo beginnen? Keine Bange, Sie können mit einem klaren und logisch aufgebauten Schritt-für-Schritt-System ein erfolgreicher Freelancer werden. Und ein solches System zeigt Ihnen Benjamin Brückner in diesem Mini-Leitfaden.

Symbol Freelancer
(Illustration: © macrovector, depositphotos.com)

1. Formalitäten klären

Kümmern Sie sich vor der eigentlichen Aufnahme Ihrer Freelancer-Tätigkeiten um den Papierkram. Was gehört dazu? Zunächst einmal die grundsätzliche Klärung der Frage, ob Sie Freiberufler oder Freelancer sind.

Freelancer oder Freiberufler – was ist der Unterschied?

Finden Sie zu Beginn heraus, ob Ihre selbstständige Tätigkeit unter die sogenannten Katalogberufe bzw. freien Berufe fällt. Freiberufler sind etwas anderes als Freelancer. Sie unterliegen dem gesetzlichen geregelten Status nach § 18 des Einkommensteuergesetzes. Es hat viele Vorteile, als Freiberufler zu arbeiten:

  • Keine zwingende Registrierung bei der IHK oder HWK
  • Keine Registrierung beim Gewerbeamt erforderlich
  • Keine Eintragung in das Unternehmens- oder Handelsregister nötig
  • Beschäftigung von Mitarbeitern möglich
  • Steuerliche Vorteile

Freelancer sind alle Selbstständigen, die projektbezogen auf dem Arbeitsmarkt für verschiedene Auftraggeber tätig sind. Es handelt sich daher um einen allgemeinen angelsächsischen Oberbegriff, wohingegen der Status eines Freiberuflers in Deutschland gesetzlich verankert ist.

A N Z E I G E

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Gemeinsamkeiten von Freiberuflern und Freelancern

Um ein Mindestmaß an Bürokratie kommen sowohl Freiberufler als auch Freelancer nicht herum. Dazu gehört:

  • Beantragung einer Steuernummer beim Finanzamt
  • Einkommensteuererklärung
  • Jahresabschluss in Form einer Einnahme-Überschuss-Rechnung (EÜR)

Hier noch ein paar Gemeinsamkeiten, die Freelancer und Freiberufler miteinander teilen:

  • Einkommensteuer fällt bei einem Gewinn von unter 8.000 Euro im Jahr nicht an
  • Keine doppelte Buchführung erforderlich
  • Versicherung über die KSK (Künstlersozialkasse) möglich
  • Bei einem Jahresgewinn von 17.500 Euro entfällt die Ausweisung der Umsatzsteuer

Jetzt wo wir das geklärt haben, gehen wir Punkt für Punkt durch, wie Sie als Freelancer durchstarten.

Kontakt zum Finanzamt herstellen

Sie brauchen eine Steuernummer. Diese ist nicht zu verwechseln mit der Steueridentifikationsnummer, die Sie auf Ihrer Lohnsteuerkarte vorfinden. Die Steuernummer erhalten Sie, wenn Sie den Fragebogen zur steuerlichen Erfassung ausfüllen und mit der Post an das für Sie zuständige Finanzamt schicken. 

Manche Finanzämter bieten auch eine Online-Einreichung des ausgefüllten Fragebogens an. Sie können zum Beispiel bei finanzamt24 herausfinden, ob Ihr Finanzamt diesen Online-Service bereitstellt.

Tipp: Pflegen Sie von Anfang an einen guten Kontakt zum Finanzamt. Mit der Ihnen zugewiesenen Steuernummer steht Ihnen ein Sachbearbeiter unter einer Durchwahl für Auskünfte zur Verfügung. Wenn Ihnen einmal etwas unklar ist oder Sie steuerliche Fragen haben, scheuen Sie sich nicht davor, freundlich bei Ihrem Sachbearbeiter nachzufragen.

Überlegen Sie auch frühzeitig, ob Sie eine Umsatzsteuer-Identifikationsnummer benötigen. Was ist das nun schon wieder? Die Umsatzsteuer-ID brauchen Sie nur, wenn Sie Umsatzsteuer erheben und im EU-Ausland abrechnen.

Die Pflicht zur Erhebung der Umsatzsteuer ist davon nicht betroffen. Diese müssen Sie grundsätzlich erheben, wenn Sie damit rechnen, im laufenden Geschäftsjahr mehr als 50.000 Euro Umsatz zu erwirtschaften und im Vorjahr nicht mehr als 17.500 Euro an Umsatz erwirtschaftet haben. Einkünfte aus nichtselbstständiger Tätigkeit wie Arbeitslöhne fließen nicht in diese Rechnung mit ein. 

Wenn Sie von einem solchen Umsatz ausgehen, müssen Sie Umsatzsteuer von Ihren Kunden erheben. Sie beträgt in der Regel 19% und in spezifischen Fällen wie journalistischen Leistungen 7% des Nettopreises.

Die Umsatzsteuer-Identifikationsnummer beantragen Sie wie auch die Steuernummer beim Finanzamt über ein Formular, das Sie bequem über die Google-Suche finden.


2. Vorlagen erstellen

Angebote, Kostenvoranschläge, Rechnungen: Als Freelancer erstellen und verschicken Sie viele Dokumente. Und es ist ziemlich zeitraubend, diese jedes Mal neu aufzusetzen.

Für die Lösung des Problems haben sich zwei Methoden bewährt:

  • Zum einen können Sie Vorlagen klassisch in Word oder Open Office erstellen.
  • Oder Sie nutzen ein Tool, bei dem Sie Kundendaten automatisch mit den entsprechenden Dokumenten verknüpfen.

Ich verwende hierfür das Online-Tool Goodlance in der Premium-Version für 9,99 Euro im Monat. Dort können Sie Kundendaten hinterlegen, die je nach Projektauswahl direkt in Kostenvoranschläge, Rechnungen etc. importiert werden. Auch eine komplette Buchhaltung ist integriert.

Für welche Variante Sie sich auch entscheiden: Wichtig ist, dass Sie Zeit durch die Vorlagen sparen. Damit Sie sich voll und ganz auf Ihr Kerngeschäft konzentrieren können.


3. Eigenes Angebot definieren

Bisher haben wir uns mit Formalitäten beschäftigt. Lästig, aber notwendig – unabhängig von der Branche, in der Sie arbeiten. Denn eine Steuernummer brauchen Sie in jedem Fall. Und Rechnungen müssen Sie auch stellen, ob Sie Grafiker, Handwerker oder Texter sind. Jetzt geht es an den Inhalt: Was wollen Sie anbieten?

Viele angehende Freelancer sind bei der Beantwortung dieser Frage überfordert. Keine Sorge, auch das schaffen Sie. Die Überforderung hat zwei typische Ursachen, die wir uns anschauen und auch Lösungen dafür finden.

1. Den Markt nicht differenziert und selbstbewusst betrachten

Wenn Sie in Ihrem Tätigkeitsfeld eine hohe Konkurrenz bemerken, ist das erst einmal ein gutes Zeichen. Ja, Sie haben richtig gelesen. Denn das bedeutet nichts anderes, als dass es eine Nachfrage nach den entsprechenden Leistungen gibt. Stellen Sie sich mal vor, Sie wären der einzige UX-Designer auf dem Markt. Würde Ihnen das nicht spanisch vorkommen? 

Als Freelancer müssen Sie die Balance zwischen Nachfrage und eigenen Fähigkeiten schaffen. (Quelle: Benjamin Brückner)

Um beim deutschsprachigen Freelancer-Markt zu bleiben: Natürlich tummeln sich dort viele Anbieter. Aber das ist kein Grund, sich einschüchtern zu lassen. Sondern eine sportliche, gelassene Haltung zur Konkurrenzsituation zu entwickeln. 

Hierfür ist es wichtig, dass Sie ein Mindset kultivieren, mit dem Sie Ihr Vertrauen in sich selbst und in Ihren zukünftigen Erfolg fördern. Dies werden Sie ausstrahlen und Ihre Chancen beträchtlich erhöhen, Ihre Mitmenschen von sich zu überzeugen und Kunden zu gewinnen.

Unter Punkt 5 gehe ich noch genauer darauf ein, wie Sie Kunden bekommen. Schauen wir uns vorher aber noch die zweite, weit verbreitete Ursache dafür an, wenn Sie Probleme haben, sich für eine zu Ihnen passende Dienstleistung zu entscheiden.

2. Was soll ich anbieten?

Dieses Problem begegnet mir überraschend häufig. Irgendwie will man sich selbstständig machen. Aber womit? Es gibt auch hier wieder zwei Wege, die ich empfehle, um das herauszufinden:

  • Fragen Sie Kollegen, Familie und Freunde. Aber bitte nur die Wohlmeinenden. Die, bei denen Sie wissen, dass Sie Ihre Stärken sehen und nicht nur Befürchtungen über Ihr Freelancing-Vorhaben äußern. Das schwächt und verunsichert Sie nämlich nur. Lassen Sie sich von den positiven Menschen in Ihrem Umfeld aufzeigen, welche Talente, Fähigkeiten und Potenziale sie in Ihnen erkennen. Sie haben solche Leute nicht in Ihrem Umfeld? Dann lautet der nächste Schritt, ein Netzwerk aufzubauen. Wie das geht, verrate ich Ihnen unter Punkt 6 in diesem Artikel.
  • Knüpfen Sie an Ihren bisherigen Erfolgen an. Was ist Ihnen bisher leicht von der Hand gegangen? Wo haben Sie persönliche Erfolge erzielt? Und welche beruflichen Tätigkeiten liegen Ihnen? All das sind Richtungsweiser für Ihre Selbstständigkeit. Denn die Idee liegt nahe, als Freelancer in einem Bereich zu arbeiten, in dem Sie bereits versiert sind.

Manche Freelancer möchten aber auch komplett neu durchstarten – neue Branche, neue Aufgaben, neue Herausforderungen. Kein Problem! Der Weg ist nur länger und härter, weil Sie sich neue Fähigkeiten erst noch aneignen und sich am Anfang gegen die Billiganbieter im entsprechenden Bereich durchsetzen müssen. Das sollte Ihnen trotz des Anfangszaubers von vornherein klar sein.

Leichter wird es, wenn sie auf einem bereits bestehenden fachlichen Fundament aufbauen. Das muss übrigens nicht nur beruflicher Natur sein. Sind Sie in der Familie ein begnadetes Organisationstalent? Können Sie gut kochen? Auch das sind Fähigkeiten, die sich kommerzialisieren lassen. Wie überall im Freelancing gilt: Denken Sie quer. So kommen Sie womöglich auf ein originelles Angebot, mit dem Sie sich automatisch von der Konkurrenz abheben.

Weitere Tipps für die Positionierung

Ein für den Markt und zu einem selbst passendes Leistungsangebot zu entwickeln, ist eine der größten Herausforderungen eines angehenden Freelancers. Schließlich stellen Sie damit die Weichen für Ihre berufliche Zukunft. 

Weichen lassen sich zwar auch jederzeit neu ausrichten. Trotzdem wollen wir für den Anfang eine Konsistenz und Stabilität in Ihren Freelancing-Prozess bringen. Damit Sie mit einem guten Gefühl und schnellen Erfolgserlebnissen durchstarten können. Welche Möglichkeiten haben Sie dafür?

Tipp: Persönlichkeit entscheidet. Jeden Tag werden wir mit Angeboten überschwemmt. Das ist eine Überforderung, der wir in unserer modernen Zeit permanent durch Werbetafeln, Banner, Pop-ups usw. ausgesetzt sind. 

Der Mensch reagiert darauf mit selektiver Wahrnehmung. Nur was wirklich wichtig ist, gelangt in Sekundenbruchteilen durch unsere Filter im Kopf. Was uns fremd, seltsam, halbseiden oder in irgendeiner anderen Form komisch vorkommt, lohnt keiner näheren Beschäftigung. Wir alle treffen täglich tausende solcher Mikro-Entscheidungen. Was wir tun müssen, da wir sonst im Alltag heillos mit den auf uns einströmenden Reizen überfordert wären.

Die Basis für diese Mikro-Entscheidungen liegt in einer Frage begründet: Habe ich Vertrauen oder nicht?

Der Begriff Kundenbeziehung kommt nicht von ungefähr. Eine Kundenbeziehung aufzubauen und langfristig zu pflegen ist Ihre zentrale Aufgabe als Freelancer. Sie brauchen nicht jeden Monat fünf neue Kunden. Sie brauchen fünf Kunden, die Ihnen so sehr vertrauen, dass Sie Ihnen die Zugangsdaten für deren Bankkonto in Ihre Obhut geben würden.

Eine solch innige Vertrauensbeziehung nähren Sie durch Zuverlässigkeit, gute Leistungen und Beständigkeit. Das alles sind wertvolle Eigenschaften einer Freelancer-Persönlichkeit. Ich höre schon Ihre Frage in meinen Ohren klingen, wo diese vertrauensvollen Kunden zu finden sind. Das erfahren Sie später in diesem Artikel. Bleiben wir zunächst noch bei den Tipps für ein starkes Angebot.

Tipp: Alleinstellungsmerkmal herausfinden und kommunizieren. Auch das ist eine ewige und leidig diskutierte Frage: Soll ich mich breit aufstellen oder spezialisieren? Mein Rat: Haken Sie diese Frage so schnell wie möglich ab. Eine zu lange Beschäftigung damit führt Sie nur in die Irre. Wir erinnern uns an den vorhergehenden Punkt: Persönlichkeit entscheidet.

Sie müssen das Rad bzw. Ihre Dienstleistung nicht neu erfinden. Viele Freelancer jagen dem Alleinstellungsmerkmal wie dem goldenen Kalb hinterher, oftmals über Jahre. Sie glauben, dass sie eine außergewöhnliche Spezialleistung brauchen, die sich von allen anderen Anbietern abhebt.

Das kann in Einzelfällen natürlich sinnvoll sein. Eine zu spitze Zielgruppenausrichtung hat aber auch einen entscheidenden Nachteil: Die Zahl Ihrer potenziellen Kunden schränkt sich massiv ein. Sie konkurrieren mit anderen Anbietern um auserlesene Klientel. Die Lösung hierfür: Account Based Marketing. Wie das funktioniert, erfahren Sie gleich weiter unten.

Zurück zu der Frage, ob Sie sich spezialisieren oder breit aufstellen sollen: Konzentrieren Sie sich einfach darauf, Ihre eigenen Fähigkeiten auszubauen und an die Marktbedürfnisse anzupassen. Informieren Sie sich darüber, ob und in welchem Kontext Ihre Fähigkeiten in der Wirtschaft gebraucht werden.

Es ist eine tolle Gabe, wenn Sie gute Gedichte schreiben können. Aber Unternehmen brauchen in der Regel andere Texte. Damit möchte ich nicht sagen, dass Sie mit dem Schreiben von Gedichten keinen finanziellen Erfolg haben werden. Damit Geld zu verdienen dürfte nur etwas schwieriger sein, als zum Beispiel beim Angebot, Marketing-Texte zu verfassen. Denn die braucht jedes Unternehmen.

Tipp: Spitzes Targeting durch Account Based Marketing. Ich würde Ihnen empfehlen, sich bei der Vermarktung Ihrer Person und Ihrer Dienstleistung nicht auf Zielgruppen zu konzentrieren. Diese sind oft zu allgemein gehalten. Die Erstellung von Personas ist schon deutlich akkurater, wenn auch noch nicht der Weisheit letzter Schluss. Einen spannenderen Ansatz schlägt der Marketing-Experte Robert Weller vor: Account Based Marketing.

In seinem Leitfaden zeigt er, wie Sie den idealen Auftraggeber mit seinen Wünschen und Bedürfnissen ermitteln. Diesen können Sie dann durch gezielte Marketing- und Vertriebsansprache effektiv erreichen. Statt also mit Kanonen auf Spatzen zu schießen, gehen Sie höchst präzise dabei vor, die Bedürfnisse Ihrer Kunden zu ermitteln. Auf dieser Grundlage erstellen Sie Ihr Angebot. 


4. Stundensatz kalkulieren

Geld ist natürlich ein zentrales Thema im Freelancing. Damit Sie von Anfang an nicht zu wenig davon haben, sollten Sie einen realistischen Stundensatz an- und gegenüber Ihren Kunden durchsetzen. 

Und wie ermitteln Sie den? Durch einen Blick in Ihre Branchen und auf Analysen. Der durchschnittliche Stundensatz für Freelancer in Deutschland beträgt laut einer aktuellen Studie von Freelancermap 93,89 Euro.

Die höchsten Stundensätze werden übrigens im Bereich SAP (112,49 Euro) sowie im Sektor Beratung und Management (107,82 Euro) gezahlt. Grafiker und Medienschaffende müssen sich dagegen mit durchschnittlich 66,31 Euro zufriedengeben.

Hier auf einen Blick:

Die Stundensätze variieren erheblich nach Fachgebiet. (Quelle: Freelancer-Kompass 2019)

Wichtig ist auch, dass Sie den Stundensatz in der Verhandlung nicht nur erheben, sondern auch selbstbewusst vertreten können. Bedenken Sie, dass Sie anders als Angestellte vollumfänglich für Ihren Urlaub und für Ihre Altersvorsorge aufkommen müssen. 

Darüber hinaus unterliegen Sie einem höheren Ausfallrisiko. Wenn Sie krank sind, nehmen Sie kein Geld ein. Wem das zu heikel ist, der kann eine entsprechende Versicherung für den Krankheitsfall abschließen.

Weiterhin tragen Sie sämtliche Ausgaben für Arbeitsmaterialien selbst: Computer, Handy, Schreibutensilien, Druckerpapier etc. Mit diesem Wissen im Hinterkopf kommen einem die Stundensätze gar nicht mehr so hoch vor, stimmt’s? Genau das sollte Ihren Kunden auch bewusst sein. 

Lesetipp: Falk Hedemann hat in seinem UPLOAD-Beitrag noch genauer erklärt, wie man seinen Stundensatz berechnen sollte.

Wenn auf deren Seite jedoch keine Einsicht besteht, geben Sie das Diskutieren auf und suchen Sie sich lieber Wunschkunden, die Ihre Arbeit zu schätzen wissen. Kommen wir nun zu ein paar Tipps, wie Sie solche Kunden finden.


5. Kunden gewinnen

Wer seine Freelancer-Laufbahn gerade erst beginnt, dürfte vor einem großen Fragezeichen stehen. Kundengewinnung schön und gut, aber wo fangen Sie damit an?

Der klassische Weg verläuft über Freelancer Jobportale. Dort können Sie ein Profil anlegen und sich auf die Suche nach Auftraggebern begeben. Viele Portale bieten an, sich von Kunden finden zu lassen. Das spart Ihnen Zeit und führt im besten Fall dazu, dass die Angebote automatisch in Ihr Postfach trudeln.

Erfahrungsgemäß sollten Sie darin jedoch nicht allzu große Hoffnungen setzen. Hin und wieder kann ein toller Auftrag dabei herumkommen. Aber Sie müssen sich im Klaren darüber sein, dass die offensichtlichsten Anlaufstellen für Freelancer-Jobs auch die überfülltesten mit viel Konkurrenz sind.

Das geht auch smarter durch die Möglichkeiten, die uns das Internet heutzutage bietet. Erstellen Sie eine persönliche Website, auf der Sie sich, Ihr Leistungsangebot und ein paar Arbeitsproben präsentieren.  

Manche Menschen fühlen sich mit dieser Art der Selbstdarstellung unwohl. Keine Sorge, Sie müssen sich nicht als der beste, tollste oder schönste Freelancer ausgeben. Es geht bei einer professionellen Freelancer-Website darum, einen Einblick in Ihren Arbeitsbereich und Ihre Persönlichkeit zu geben. Um es nochmal ausdrücklich zu wiederholen: Persönlichkeit ist ein ausschlaggebender Faktor für die Kundengewinnung und -bindung.

Ihre Website muss gar nicht sonderlich umfangreich sein. Es genügen folgende Komponenten:

  • Startseite
  • „Über mich“-Seite mit Foto und kurzer Biografie
  • Übersicht Ihres Leistungsangebotes
  • Portfolio (falls vorhanden)
  • Testimonials zufriedener Kunden
  • Blog
  • Kontaktangaben

Das Grundgerüst bekommen Sie in einer Woche zusammengebastelt, mit einem Homepage-Baukasten wie Jimdo, Wix & Co. noch schneller. Seien Sie bitte vorsichtig, wenn Sie mit dem Gedanken spielen, WordPress zu verwenden: Die Installation ist bei den meisten Hosting-Anbietern zwar kinderleicht, aber zusammengewürfelte Plugins verschiedener Anbieter könnten sich miteinander und/oder mit dem installierten Theme nicht vertragen. Ich habe Tage meines Lebens damit zugebracht, mir an entsprechenden Problemen die Zähne auszubeißen. Viele WordPress-Nutzer schlagen sich früher oder später mit solchen Zipperlein und größeren Baustellen herum. Dafür ist die Software kostenlos. Es hat eben alles seine Vor- und Nachteile.

Ob Sie sich nun für WordPress, einen Homepage-Baukasten oder für eine individuell programmierte Website entscheiden: Krönen Sie Ihren Online-Auftritt mit einem Blog. Warum Sie das tun sollten? Weil Sie darin Ihre fachliche Kompetenz beweisen können. Schreiben und veröffentlichen Sie regelmäßig Artikel zu Themen, die Ihre Kunden bewegen. Zur besseren Vorstellung liefere ich zwei Beispiele.

Beispiel 1: Steuerberater

Sie möchten sich als Steuerberater selbstständig machen? Geben Sie Ihren potenziellen Kunden in Ihrem persönlichen Blog Tipps, wie sie legal Steuern sparen können. Oder verfassen Sie Beiträge darüber, welche Vorteile es hat, einen Steuerberater zu beauftragen (z.B. saubere Buchführung, Entlastung, spätere Abgabe der Steuererklärung beim Finanzamt etc.). 

So wirken Ihre Inhalte nicht werblich, sondern nützlich und strahlen Kompetenz aus. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit von Beauftragungen erheblich, da potenzielle Kunden schrittweise Vertrauen in Sie fassen.

Beispiel 2: Unternehmensberatung

Sprechen Sie als freier Unternehmensberater Probleme, mit denen Firmen sich herumschlagen, direkt an und – wichtig – zeigen Sie Lösungswege auf. Typische Herausforderungen unserer Zeit betreffen beispielsweise die agile Unternehmenskultur, die digitale Transformation und die Mitarbeitergewinnung in Zeiten des Fachkräftemangels.

Auch hier vermitteln Sie wieder Kompetenz durch Know-how und belästigen Ihre Kunden nicht durch aufdringliche Werbebotschaften. Verkaufen Sie sich elegant, indem Sie sich über Ihre starken Inhalte finden lassen. Denn Ihre Blogbeiträge werden – eine entsprechende Qualität und Suchmaschinenoptimierung vorausgesetzt – bei Google indexiert und bei der Eingabe entsprechender Suchwörter seitens der Kunden gefunden.

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Seien Sie freigiebig mit Ihrem Know-how

Haben Sie keine Angst davor, Ihr Wissen zu teilen. Selbst wenn es Nachahmer oder Konkurrenten gibt, die dieses Wissen abschöpfen, bin ich überzeugt vom Grundsatz, den die PR- und Marketingexpertin Dr. Kerstin Hoffmann in Ihrem Buch Prinzip kostenlos geprägt hat: 

Verschenke, was du weißt, um zu verkaufen, was du kannst.

Auch hier zeigt sich wieder die Macht der Persönlichkeit: Kunden kaufen die Zusammenarbeit mit Ihnen ein, nicht Ihr Wissen. Sie suchen einen verlässlichen Partner, der wichtige Aufgaben für sie erledigt. 

Zwischen der Aneignung von Fachwissen und der professionellen Umsetzung in der Praxis liegen nämlich Welten. Oder würden Sie sich zutrauen, eine Operation allein auf Basis von theoretisch erworbenem Wissen über die Anatomie des Menschen durchzuführen?

Unternehmen buchen Spezialisten, die ein entsprechendes Fachwissen vorweisen und dieses Fachwissen auch anwenden können.  Zeigen Sie, dass Sie zu beidem in der Lage sind und Sie strahlen Kompetenz aus, was wiederum das Vertrauen in Sie fördert.

Nutzen Sie auch Social Media, um Kunden zu akquirieren. Damit ist nicht gemeint, wildfremde Leute anzuschreiben, schon gar nicht mit einer standardisierten Nachricht. Gehen Sie bei Kontaktaufnahmen bzw. Vernetzungsgesuchen bitte äußerst sensibel vor.

Soll heißen: Nicht einfach Kontaktanfragen an Personen rausschicken, mit denen Sie vorher noch nie zu tun hatten. Und bewerten Sie Social Media bitte nicht über. Auch wenn unsere Welt immer vernetzter wird, geschehen die aussichtsreichsten Kontaktaufnahmen nach wie vor offline und von Angesicht zu Angesicht.

Mehr dazu in meinem Video: 

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Besuchen Sie daher Events, bei denen Sie andere Selbstständige und potenzielle Kunden persönlich kennenlernen. 

Tipp: Nutzen Sie Eventkalender wie die XING-Eventsuche, um passende Freelancer-Veranstaltungen zu finden.

Kommen wir zum nächsten und letzten Punkt für einen gelungenen Start in Ihre Selbstständigkeit.


6. Netzwerk aufbauen

Ein starkes Netzwerk sorgt für Empfehlungen und das motivierende Gefühl, nicht allein auf weiter Flur kämpfen zu müssen. Wie aber bauen Sie es auf? Zum einen durch die im vorherigen Abschnitt von mir erwähnten Event-Besuche. Sie kennen niemanden, der Sie dorthin begleitet? Trauen Sie sich und gehen Sie allein zu Stammtischen, Konferenzen und Vorträgen!

Erfolg im Freelancing setzt ein ständiges Verlassen der eigenen Komfortzone voraus. Sie werden sehen, dass auf solchen Veranstaltungen viele freundliche Menschen sind, die sich gern mit Ihnen unterhalten. 

Was online gilt, das sollten Sie offline ebenso berücksichtigen: Vermeiden Sie aufdringliche Verkaufsgespräche. Auch empfiehlt es sich, nicht die ganze Zeit von der eigenen Großartigkeit zu schwärmen. 

Ganz nach dem klugen Grundsatz: Sei interessiert, nicht interessant.

Seien Sie neugierig auf andere Menschen und ihre Tätigkeiten. Wenn Sie aufrichtiges Interesse zeigen, werden Rückfragen an Sie ganz automatisch auftauchen. So bleibt die Kommunikation angenehm, unaufdringlich und locker. Genau so soll es beim Kennenlernen schließlich sein.

Netzwerkpflege funktioniert darüber hinaus gut über Social Media. Als wichtigste Plattformen für Freelancer und Unternehmer sind hier die Business-Netzwerke LinkedIn und Xing zu nennen. Dort stehen Ihnen auch Targeting-Tools zur Kundenakquise zur Verfügung, mit denen Sie Entscheider direkt erreichen können.

Einfacher, günstiger und erfolgversprechender ist es aber, wenn Sie potenzielle Auftraggeber persönlich kennenlernen und sich anschließend online mit ihnen vernetzen. Ich würde Ihnen weiterhin dazu raten, Facebook, Twitter, Instagram und Pinterest für Ihr Freelancer-Marketing zu nutzen. 

Klingt alles erst einmal viel, aber wenn Sie mit Struktur und Disziplin vorgehen, werden Sie das Beste aus Social Media herausholen, ohne etliche Arbeitsstunden in die Pflege der einzelnen Kanäle zu investieren.

Tipp: Lesen Sie auch meinen Artikel: Social Media Marketing für Freelancer

Außerdem sollten Sie auch Freunde und Familie darüber informieren, dass Sie als Freelancer tätig sind. Daraus können sich im richtigen Moment persönliche Empfehlungen ergeben. Und das sind die wertvollsten. So bestätigt die Trusted Brands Studie 2019, dass persönliche Weiterempfehlungen von Familie und Freunden die unangefochten vertrauenswürdigste Empfehlungsquelle sind.


Fazit

Ein erfolgreicher Start ins Freelancing setzt ein Mindestmaß an strategischer Planung voraus. Am entspanntesten ist es, wenn Sie hierbei den Weg als das Ziel begreifen. Sie müssen nicht alles perfekt machen und auch die von mir hier aufgeführte Anleitung ist eher eine Empfehlung und längst nicht der einzige Weg zum Freelancer. 

Wenn Sie mit Selbstorganisation, Geduld und Leidenschaft loslegen, werden Sie nicht nur viel lernen, sondern mit der Zeit auch immer kompetenter, souveräner und erfolgreicher werden. Entscheidend ist, dass Sie loslegen. Alles anderer ergibt sich mit Fleiß und einer gesunden Portion an realistischem Optimismus. Ich wünsche Ihnen für Ihren Start ins Freelancing alles Gute und viel Erfolg!


Dieser Artikel gehört zu: UPLOAD Magazin 76

Wer ein Unternehmen startet oder sich selbstständig macht, hat viel zu lernen und zu verstehen. In dieser Ausgabe haben wir Tipps, Tricks und Tools versammelt, die das einfacher machen – und die auch dann noch interessant sein dürften, wenn man die Startphase bereits überstanden hat. Ein Beitrag gibt Ihnen eine Anleitung fürs Freelancer-Leben in die Hand. Ein anderer zeigt Finanzierungsmöglichkeiten für Startups auf. Wieder ein anderer vermittelt Ihnen die Grundlagen des Onlinemarketings. Lesen Sie außerdem mehr über wichtige Grundlagen, damit das Thema Buchhaltung nicht zum Alptraum wird. Und zu guter Letzt haben wir viele nützliche Tools für Sie.

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