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Mitarbeiter finden in sozialen Netzwerken: Dos and Don’ts im Social Recruiting

Der Kampf um die besten Talente hat längst begonnen. Aus diesem Grund müssen Unternehmen sich laufend an die neuen Trends der Personalbeschaffung anpassen. Die zunehmende Bedeutung sozialer Medien, die sich auf nahezu alle Bereiche unseres alltäglichen Lebens ausbreitet, sorgt deshalb auch in der Recruiting-Welt für einen Umschwung. Ines Bahr von Capterra erklärt Ihnen in diesem Beitrag, was es mit Social Recruiting auf sich hat, wie Sie es am Besten nutzen und welche Fehler Sie vermeiden sollten.

Symbol Social Recruiting
(Illustration: © mast3r, depositphotos.com)

Der Wandel im Recruiting

Während sich der Recruiting-Prozess früher mehr um das Unternehmen gedreht hat, rückt der Mitarbeiter heute immer weiter in den Vordergrund und nimmt einen wichtigeren Stellenwert ein. Bewerber werden zu Umworbenen und Unternehmen versuchen alles, um die Besten an Land zu ziehen.

Die Zeiten passiver Personalauswahl sind zugleich vorbei. Unternehmen können es sich nicht mehr erlauben auf Bewerbungen zu warten und zu hoffen, dass die richtige Person für ihr Business sich unter einem der Stapel an Bewerbungen befindet. Im Gegenteil: Sie müssen aktiv auf die Suche gehen.

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Die Rolle von Social Media

Wie findet man heute die besten Mitarbeiter? Heutige Methoden, um Personal zu rekrutieren sind unter anderem:

  • externe Stellenanzeigen,
  • die eigene Unternehmenswebsite,
  • Jobmessen,
  • Mitarbeiterempfehlungen
  • und vor allem auch die gezielte Nutzung von Social Media.

Welche Rolle spielt Social Media in diesem Zusammenhang? Ein wichtiger Trend in der Personalbeschaffung ist das sogenannte Social Recruiting. Was genau unter diesen Begriff fällt, wie man Social Recruiting am besten umsetzt und was man vermeiden sollte, schauen wir uns folgend an.

Was ist Social Recruiting?

Social Recruiting oder auch Social Media Recruiting umfasst alle Tätigkeiten der Personalbeschaffung, die über Social-Media-Kanäle stattfinden. Es handelt sich hierbei um einen der wichtigsten Recruiting-Trends der letzten Jahre. Man unterscheidet zwischen direktem und indirektem Social Recruiting:

  • Direktes Social Recruiting beschreibt Maßnahmen im Bereich „Active Sourcing“, was bedeutet, dass Kandidaten direkt angesprochen werden. Recruiter entscheiden anhand der Profilangaben und Interessen, ob die anvisierte Zielperson ins Unternehmen passt oder nicht.
  • Demgegenüber steht das indirekte Social Recruiting, welches Maßnahmen der Werbeeinblendung beinhaltet. Auf diese Weise werden auch nicht aktiv suchende Kandidaten auf das Unternehmen bzw. das Stellenangebot aufmerksam gemacht.

Welche Methode sich im Hinblick auf Zeitaufwand und Endergebnis als effizienter erweist, hängt ganz von der gesuchten Rolle ab. „Für kommerzielle und andere leichter zu besetzende Rollen können Sie auf indirektem Wege suchen, um sehr effizient zu sein. Bei technischen und schwer zu besetzenden Rollen müssen Unternehmen Kandidaten jedoch direkt ansprechen, da es keine indirekte Quelle für Kandidaten gibt“, erklärt beispielsweise Benjamin Osler, Recruiter bei Gartner.

Die aktuell wichtigsten und weit verbreitetsten Social-Recruiting-Kanäle in Deutschland sind: Xing, Facebook, LinkedIn und Twitter.

Wenn Sie gern noch mehr Grundlagenwissen hätten, lesen Sie den UPLOAD-Artikel: „Social Recruiting: Neue Mitarbeiter finden via Facebook, Instagram & Co.“

Zukunftsblick: Künstliche Intelligenz im Active Sourcing

Besonders im Zusammenhang mit Active Sourcing (siehe oben) ist die Rolle von künstlicher Intelligenz (KI) erwähnenswert. KI ist in der Lage, Recruitern bei der Auswahl von geeignetem Personal zu helfen und stellt die erste Kontaktaufnahme zwischen Unternehmen und potenziellen Kandidaten her. Das mühsame Anschreiben unzähliger Kontakte wird in diesem Fall durch einen Chatbot ersetzt.

Und es geht noch weiter: Nicht nur kann KI eine Vorauswahl an Kandidaten liefern, indem es die Lebensläufe nach bestimmten Schlüsselwörtern filtert, es kann auch Termine mit den Kandidaten vereinbaren. Ist ein Kontakt aus einem sozialen Netzwerk bspw. interessiert, mehr über das Unternehmen zu erfahren und willigt einem Bewerbungsgespräch ein, gleicht der Chatbot den Kalender der nötigen Recruiter ab und bietet passende Termine an. Das ist ein sehr zeitsparender und effizienter Weg, erste Kontakte mit Kandidaten auf Social Media herzustellen.

Lesen Sie ergänzend dazu: „Studie zum Recruiting von Studierenden: Wie digital sollte es wirklich sein?“ Aus dem Beitrag geht u.a. hervor, dass Chatbots & Co. vor allem dann akzeptiert werden, wenn sie schneller und effizienter zu einem Kontakt mit einem menschlichen Gesprächspartner führen.

Chancen und Risiken von Social Recruiting

Social Recruiting in die Personalbeschaffungsmaßnahmen von Unternehmen einzubeziehen, kann sich aufgrund der vielen Vorteile sozialer Netzwerke (wie beispielsweise der hohen Reichweite) als äußerst positiv erweisen.

Durch eine hohe Social-Media-Präsenz haben Recruiter z.B. Zugang zu vielen Informationen über potenzielle Mitarbeiter. Da Nutzer im Alter von 16-24 Jahren durchschnittlich 3 Stunden täglich auf sozialen Netzwerken verbringen, lassen sich auch besonders junge Talente auf diese Weise rekrutieren. Darüber hinaus verbreiten sich Stellenanzeigen auf sozialen Plattformen viel rasanter als bei herkömmlichen Distributionsformen: Dazu gehört das Teilen einer Stellenanzeige auf der eigenen Karrierewebsite, wodurch nur aktiv Suchende auf das offene Jobangebot aufmerksam werden.

Die schnelle Verbreitung und hohe Reichweite kann sich jedoch auch negativ auf Unternehmen auswirken, wenn Beiträge seitens des Unternehmens nicht die gewünschte Reaktion auslösen. Angenommen ein Unternehmen postet einen Beitrag, der negative Kommentare generiert und schnell die Runde macht, dann kann dies reputationsschädigend sein und Follower vertreiben.

Lesen Sie dazu auch: „Beschwerden, Trolle, Shitstorm: Was tun, wenn’s im Social Web brennt?“

Dos und Don’ts im Social Recruiting

Worauf muss man also beim Social Recruiting achten?

Dos

Verwenden Sie unterschiedliche Plattformen

Jede Plattform hat ein eigenes Publikum, nutzen Sie daher unterschiedliche Kanäle für die jeweiligen Zielgruppen. Dementsprechend müssen Sie den Inhalt auch zielgruppen- und plattformgerecht auswählen. Jedes Netzwerk hat zudem unterschiedliche Funktionen, die richtig genutzt werden müssen. So sollten Beiträge auf Twitter z.B. immer mit Hashtags versehen sein und kurz und knapp die Botschaft auf den Punkt bringen. Facebook bietet im Gegensatz dazu unlimitierte Zeichen. Man kann also ausführlichere Texte schreiben, aber muss auch hier aufpassen, dass der wichtigste Inhalt nicht untergeht.

Achten Sie auf Ihr Profil

Erstellen Sie ein ansprechendes Unternehmensprofil und bieten Sie ausreichend interessante Informationen bspw. über die Unternehmenskultur.

Beim Social Recruiting geht es nicht nur darum, potenzielle Mitarbeiter anzuschreiben. Es steckt viel mehr dahinter, wie bspw. auch das eigene Unternehmen so attraktiv wie möglich zu präsentieren. Lesen Sie dazu auch: „Was erfolgreiches Employer Branding ausmacht“

Teilen Sie z.B. ausreichend Bilder und Videos von Unternehmen-Events. Videos werden im Durchschnitt viel lieber angeschaut und auch häufiger geteilt. Achten Sie zudem auf eine ansprechende Überschrift, um Ihr Bild- und Videomaterial zu unterstützen.

Es ist dabei wichtig, dass die Inhalte authentisch und glaubwürdig wirken. Andernfalls lösen die Posts einen eher unerwünschten Effekt aus. Ein Weg die Glaubwürdigkeit zu unterstützen: Die eigenen Mitarbeiter darum zu bitten, die Beiträge zu liken oder zu teilen.

Seien Sie aktiv und beteiligen Sie sich

Werden Sie Teil relevanter Social-Media-Gruppen bspw. auf LinkedIn oder Xing und posten Sie eigene interessante Beiträge, um potenzielle Kandidaten anzuziehen. Sie sollten sich genau da aufhalten, wo Ihre Zielgruppe sich befindet. Auf diese Weise ist es leichter, neue Mitarbeiter für Ihre Branche zu rekrutieren.

Wichtig ist dabei, mit den Gruppenmitgliedern zu interagieren. Es ermöglicht Ihnen eine Vertrauensebene zu schaffen, bevor Sie Kandidaten kontaktieren. Beiträge können immer wieder mal negative Reaktionen auslösen, daher ist es sehr wichtig, vorher einen Social-Media-Krisenplan aufzustellen. Lesen Sie dazu auch: „Krisenkommunikation: 14 Tipps zur Vorbereitung und für den Ernstfall“.

Don’ts

Nerven Sie Ihre Kandidaten nicht mit Spam

Senden Sie potenziellen Kandidaten keine irrelevanten Nachrichten, sondern personalisieren Sie Nachrichtentexte und stimmen Sie sie auf das jeweilige Kandidatenprofil ab. Statt zu schreiben, dass jemand ein „interessantes Profil“ hat, gehen Sie auf spezifische Fähigkeiten oder Erfahrungen der Person ein. Dadurch erhöht sich die Antwortrate und das Unternehmen vermittelt den Eindruck, dass es seine Kandidaten sorgfältig aussucht und wirklich an der ausgewählten Person interessiert ist.

Nicht zu viel posten

Qualität statt Quantität: Nur informative, abwechslungsreiche und zielgruppengerechte Beiträge teilen. Das Unternehmen soll exklusiv und professionell auf Kandidaten wirken. Die Unternehmensseite sollte nur relevante Themen posten, um nicht als Spam-Quelle zu erscheinen. Teilen Sie bspw. nützliche Informationen und Tipps für die Zielgruppe. Und statt täglich einfach irgendwas zu posten, posten sie weniger, aber dafür wertvollen Inhalt.

Machen Sie Social Recruiting nicht nebenbei

Kontinuität ist wichtig für Erfolg, daher sollten Sie die Inhalte regelmäßig verbreiten und zeitnah auf Anfragen reagieren. Vor allem sollten Sie nicht nur dann aktiv werden, wenn eine Stelle besetzt werden soll! Das vermittelt den Eindruck eines langweiligen Unternehmens. Social Recruiting sollte ein langfristig anvisiertes Ziel sein, da es sehr zeitaufwendig sein kann, sich eine Community aufzubauen und Beziehungen mit potenziellen Kandidaten zu entwickeln. Kontakte müssen gepflegt werden, dementsprechend muss das Unternehmen immer präsent sein. Außerdem ist es wichtig, sich mit der Social-Media-Sprache vertraut zu machen z.B. gilt hier eine eher lockere statt zu formelle Ansprache.

Infografik Social Recruiting

Die folgende Grafik fasst die Tipps noch einmal zusammen. Klicken für eine größere Version:

Handlungsempfehlungen und Stolperfallen im Social Recruiting
(Quelle: Capterra)

3 hilfreiche Werkzeuge fürs Social Recruiting

Masseninformationen im Internet sorgen oftmals dafür, dass man leicht den Überblick verliert. Daher gibt es kleine Helfer, die den Recruitingprozess enorm erleichtern. Eine solche Software unterstützt bei der Verwaltung eines Unternehmens durch das Bewerber- und Jobinformationen-Management. Bewerberinformationen werden ihrer Hilfe gesammelt und die Fähigkeiten der Kandidaten anhand von Stellenanforderungen gefiltert und bewertet.

Im Folgenden stellen wir drei Tools vor, die Sie bei Ihren Social-Recruiting-Aktivitäten unterstützen und Ihnen bei der erfolgreichen Umsetzung helfen.

1. Teamtailor

Screenshot der Software Teamtailor
Screenshot Teamtailor

Teamtailor ist eine Employer-Branding- und Recruiting-Plattform. Teamtailor verfügt über ein Bewerber-Tracking-System und ein Analyse-Dashboard, um dem Personalmanagement zu helfen, geeignete Kandidaten für das Unternehmen zu finden. Die Software ermöglicht die Verknüpfung mit allen Social-Media-Kanälen des Unternehmens. Interessierte können sich dadurch schnell und einfach mit lediglich einem Klick per Smartphone oder Tablet für Jobs bewerben. Die Software liefert kandidatenspezifische Karriereseiten, die Interessierten nötige Informationen über die Arbeitsstelle bieten. Weiterhin lassen sich Stellenanzeigen von der Karriereseite aus auf den jeweiligen Social-Media-Kanälen teilen.

Auf Capterra wird die Software Teamtailor mit 4,9 / 5 Sternen bewertet.

2. Breezy HR

Screenshot der Software Breezy HR
Screenshot Breezy HR

Die Software Breezy HR hilft Unternehmen, den Recruitingprozess und das Bewerber-Tracking zu modernisieren. Sie bietet diverse Funktionen wie beispielsweise Tools für die Planung von Vorstellungsgesprächen, Follow-ups oder für Videointerviews. Manuelle Aufgaben wie bspw. die Verbreitung von Stellenausschreibungen werden automatisiert und ersparen Personalern eine Menge Zeit. Zudem enthält Breezy HR ein Tool für soziale Netzwerke wie LinkedIn, um geeignete Kandidaten zu finden. Kandidaten lassen sich direkt aus den Social-Media-Kanälen in die Plattform importieren. Mithilfe eines Analysetools können Sie Lebensläufe von Bewerbern leicht sammeln und organisieren. Neben dem Kandidatenmanagement ermöglicht es, Fragen und Anforderungen für Bewerber zu erstellen.

Breezy HR wurde insgesamt mit 4,5 / 5 Sternen  auf Capterra bewertet.

3. Smart Recruiters

Screenshot der Software Smartrecruiters
Screenshot Smartrecruiters

 

SmartRecruiters ist eine webbasierte Rekrutierungsplattform, die sich für Unternehmen jeglicher Branchen eignet. In der benutzerfreundlichen Bedienoberfläche von SmartRecruiters können Sie eine Stellenanzeige mit nur wenigen Klicks veröffentlichen. Die Software ersetzt aufwendige, manuelle Prozesse. Kandidaten können Sie durch direktes Sourcing über Social-Media-Kanäle finden. Weiterhin lassen sich Beziehungen über alle sozialen Plattformen pflegen. Karriereseiten können Sie mithilfe eines Drag-and-Drop-Tools leicht gestalten. Smart Recruiters automatisiert Bewerbungsverläufe und ermöglicht Kandidaten den Status ihrer Bewerbung zu verfolgen.

Die Recruiting Software erreicht 4,2 / 5 Sterne auf Capterra.

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Schlusswort

Die Suche nach geeignetem Personal wird immer eine große Herausforderung für Unternehmen bleiben. Bedenken Sie jedoch, dass die Kosten einer nicht besetzten Stelle viel höher sind als Kosten für Werbemaßnahmen. Daher lohnt es sich, in neue Trends zu investieren, um das eigene Unternehmen mit den besten Mitarbeitern auszustatten.

Zudem können Sie digitale Veränderungen als große Chance ansehen, um manuelle und eintönige Prozesse in der Personalwelt zu automatisieren. Somit wird mehr Zeit für Personaler geschaffen, sich wertvolleren Aufgaben zu widmen und sich beispielsweise gezielt auf Recruiting-Strategien zu fokussieren.

Es ist wichtig, dass Unternehmen eine Kombination verschiedener Personalbeschaffungsmaßnahmen anwenden und sich nicht nur auf eine konzentrieren. Je nach Altersgruppe oder Branche sind die besten Mitarbeiter nur auf diese Weise auffindbar. Betrachtet man die Tatsache, dass über 90% der Bevölkerung online unterwegs ist, insbesondere in sozialen Netzwerken, wird schnell klar, wieso der Trend Social Recruiting so wichtig ist.

Wir fassen also zusammen: Social Recruiting ist eine zunehmend wichtige Maßnahme, die Recruiter auf alle Fälle wahrnehmen sollten und zu den herkömmlichen Methoden ergänzen sollten.


Dieser Artikel gehört zu: UPLOAD Magazin 80

Viele Unternehmen denken in der aktuellen Krisensituation nicht darüber nach, wie Sie die besten Talente finden und für sich begeistern können. Und das ist mehr als verständlich. Zugleich ist es ein langfristig wichtiges Thema und viele Maßnahmen brauchen zudem Zeit, um sich zu entfalten. Beispiel aus dieser Ausgabe: „Corporate Influencer“ aufzubauen, um sich als interessanter Arbeitgeber zu präsentieren. Auch die Mitarbeitersuche im Social Web ist nicht mal eben im Vorbeigehen eingeführt. Und Ihre Firmendarstellung in „Google My Business“ zu verbessern, wird Ihnen auch an anderer Stelle helfen. Insofern hoffen wir, dass Sie in diesem Schwerpunkt auch dann nützliche Tipps finden, wenn Sie hier und heute keine offenen Positionen zu besetzen haben.

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