Payment-Statistiken: Der Wandel durch die Coronavirus-Pandemie in Zahlen und Fakten

War Bargeld in Deutschland und Österreich für lange Zeit das mit Abstand liebste Zahlungsmittel, geht der Trend inzwischen deutlich zu anderen Optionen wie Kartenzahlung oder Mobile Payment. Wie aktuelle Studien und Erhebungen zeigen, hat die Coronaviruskrise das nun beschleunigt. Das könnte langfristige Auswirkungen haben: Während Hygienebedenken oft der Auslöser waren, entdecken viele Nutzer*innen nun die Bequemlichkeit und Schnelligkeit neuer Zahlmethoden für sich. Dies und mehr in unserer aktuellen Übersicht mit Zahlen und Fakten.

(Illustration: © sellingpix, depositphotos.com)

Begriffsklärungen

Bevor wir in die Zahlen und Fakten einsteigen:

  • „Kartenzahlung“ meint jede Transaktion, bei der eine Kredit- oder Girokarte zum Einsatz kommt.
  • „Kontaktloses Bezahlen“ bezieht sich auf Zahlungsvorgänge, bei denen die Karte oder ein Gerät wie ein Smartphone lediglich ans Lesegerät gehalten werden muss.
  • „Mobile Payment“ meint alle Zahlungsmethoden, bei denen ein Smartphone genutzt wird wie bspw. bei Apple Pay oder Google Pay.

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Bargeld vs Kartenzahlung

Von den über 100 Millionen Girocards in Deutschland sind mittlerweile rund 75 Millionen mit einer Kontaktlos-Funktion ausgestattet. Nicht zuletzt durch diese starke Verbreitung steigt die Transaktionszahl rasant.

Handelsforschungsinstitut EHI: Ein längerer Trend

Das Handelsforschungsinstitut EHI erklärte in einer Studie Anfang 2019, dass bereits 2018 im Einzelhandel erstmals mehr Umsatz per Karte als mit Bargeld gemacht wurde: 48,6 Prozent mit Giro- und Kreditkarte gegenüber 48,3 Prozent mit Banknoten und Münzen.

Bankenverband: Bargeld weiter vorn

Der Bankenverband lieferte Anfang 2020 weitere Zahlen in einer Studie. Beim Einkauf im Geschäft bezahlen die Befragten demnach am liebsten mit:

  • Bargeld: 45%
  • Karte: 23%
  • beides gleich: 16%
  • je nach Betrag: 16%

Diese Zahlen haben sich im Vergleich zur vorherigen Befragung aus dem Jahr 2016 kaum verändert. Weitere Erkenntnisse aus dieser Untersuchung:

  • Jüngere neigen eher zur Kartenzahlung als ältere
  • Befragte mit Hochschulreife eher als solche mit Hauptschulabschluss oder mittlerem Schulabschluss

(Quelle: Bankenverband, Januar 2020)

Initiative Deutsche Zahlungssysteme e.V.: Wohin geht die Reise?

Welche Zahlungsmittel werden wir wohl in 20 Jahren einsetzen? Die Antworten in dieser Befragung: 37 Prozent nannten Bargeld, 21 Prozent die Girocard, 11 Prozent die Kreditkarte. 

Zahlungen mithilfe biometrischer Merkmale (Fingerabdruck, Venen- oder Iris-Scan) kommen dabei auf 15 Prozent, das Smartphone auf 12 Prozent.

(Quelle: IT Finanzmagazin, März 2020)

Kontaktloses Bezahlen & Mobile Payment

Während Kartenzahlungen also durchaus schon eine hohe Bekanntheit und Akzeptanz haben, sah es beim kontaktlosen Bezahlen und dem Mobile Payment zumindest Anfang des Jahres noch ganz anders aus.

Bankenverband: Mehrheit hat kontaktloses Zahlen noch nie genutzt

  • 54% der Befragten haben laut Bankenverband noch nie mit einer Karte kontaktlos bezahlt. Lediglich 15% tun das „oft“
  • Jüngere Befragte und solche mit höherer Schulbildung haben es deutlich häufiger schon einmal probiert.
  • 95% der Befragten haben noch nie mit einem Smartphone kontaktlos bezahlt.
  • Wenn kontaktloses Bezahlen überall möglich wäre, würden es trotzdem 42% nicht nutzen.

Vergleiche hierzu allerdings auch die Auswirkungen der Coronaviruskrise weiter unten. Denn diese skeptische Haltung scheint sich inzwischen doch deutlich gewandelt zu haben.

(Quelle: Bankenverband, Januar 2020)

Eset: Mobile Payment ist ein Nischenprodukt

Bei einer repräsentativen Umfrage von Yougov im Auftrag des Security-Spezialisten Eset kommen Smartphone-Zahlungen auf nur 5 Prozent der Nennungen für Zahlungen an der Ladenkasse. 48 Prozent zahlten demnach am liebsten mit Girocard, 29 Prozent mit Bargeld, 12 Prozent vor allem mit Kreditkarte.

Warum hat es Mobile Payment so schwer? Eset sieht hier vor allem Sicherheitsbedenken als größtes Problem. Während das Vertrauen in Kartenzahlsysteme groß sei, überwiege beim Mobile Banking die Skepsis. Dabei sind diese Bedenken laut Eset weitestgehend unnötig: Gängige mobile Bezahlsysteme seien sicherer als klassische Methoden.

(Quelle: IT-Finanzmagazin, Juni 2020)

Auswirkungen der Coronaviruskrise

Die Coronaviruskrise hat bei alldem klare Auswirkungen darauf, welche Zahlungsmittel zum Einsatz kommen. Das zeichnete sich schon sehr früh ab:

„Es gibt derzeit in der Tat eine Präferenz für Kartenzahlung bei den Händlern, die ihre Geschäfte öffnen dürfen (Lebensmittel), die auch von den Kunden angenommen wird. Händler sprechen von einer Steigerung der Kartennutzung um bis zu 65%. Hygienische Argumente kommen dem Trend zugute.“ – ein Sprecher des Handelsverbands Deutschland (HDE) auf Anfrage von Business Insider im März 2020.

Allein bei Aldi Süd haben die Kunden im März 2020 rund 40 Prozent aller Zahlungen mit der Karte getätigt. 42 Prozent waren kontaktlos. Im Vergleich zum Jahresanfang sind damit Kartenzahlung um rund 20 Prozent angestiegen und kontaktlose Zahlung um mehr als 30 Prozent. (Quelle: Business Insider, März 2020)

Das Handelsforschungsinstitut EHI erklärt in einer Pressemitteilung vom 2. April 2020:

„Vor der Pandemie bevorzugten noch 38 Prozent der Käufer die Barzahlung, ihr Anteil sinkt aktuell auf 18 Prozent. Während 42 Prozent dabei die klassische Kartenzahlung präferieren, nutzen weitere 31 Prozent das kontaktlose Bezahlen und rund 8 Prozent die mobilen Zahlungsvarianten.“

Initiative Deutsche Zahlungssysteme e.V.: Pandemie als Motivation

Ergebnisse einer repräsentativen Onlineumfrage von infas quo im Auftrag der Initiative Deutsche Zahlungssysteme e.V.:

  • 41 Prozent zahlen angesichts der Corona-Pandemie häufiger mit Girocard. Inklusive Kreditkarten sind es sogar 57 Prozent. 
  • 47 Prozent der Befragten ihren Bargeldeinsatz „deutlich reduziert“. 
  • Auch Kunden ab 60 Jahren greifen zu 38 Prozent zur Girocard.
  • Von den Kunden, die eine passende Girocard für kontaktloses Zahlen besitzen, nutzen 55 Prozent diese Funktion verstärkt. 52 Prozent wollen sie künftig noch häufiger einsetzen.

Woher kommt der Wandel? Für 56 Prozent steht die Hygiene hinter der Verhaltensänderung. Haupttreiber ist mit 67 Prozent der Respekt vor dem Kassenpersonal. Weitere Gründe: Abstand halten (45 Prozent) und die Reaktion auf entsprechende Aufforderungen seitens des Handels (44 Prozent).

(Quelle: IT Finanzmagazin, April 2020)

Bitkom: Zurückhaltung beim Bargeld zieht sich durch alle Altersgruppen

Laut einer repräsentative Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom versuchen 75% der Befragten derzeit, Zahlungen mit Bargeld so oft es geht zu vermeiden. Zugleich wünschen sich 71 Prozent mehr Möglichkeiten, um kontaktlos bezahlen zu können. 

Kontaktloses Zahlen hat dabei Fans in allen Altersgruppen. Eine entsprechende Ausweitung des Angebots wünschen sich:

  • 76 Prozent der 16- bis 29-Jährigen
  • 72 Prozent der 30- bis 49-Jährigen
  • 75 Prozent der 50- bis 64-Jährigen
  • 62 Prozent der über 65-Jährigen

Ähnlich zieht sich die Zurückhaltung gegenüber dem Bargeld quer durch alle Altersgruppen. Bergeldzahlungen wollen vermeiden:

  • 84 Prozent der 16- bis 29-Jährigen
  • 76 Prozent der 30- bis 49-Jährigen
  • 75 Prozent der 50- bis 64-Jährigen
  • 68 Prozent der über 65-Jährigen

Der Bitkom-Verband fordert deshalb, dass an jeder Verkaufsstelle mindestens eine elektronische Bezahlform verfügbar ist, die sich idealerweise kontaktlos nutzen lässt.

„Es gibt kaum ein Verhaltensmuster, das durch Corona ähnlich stark verändert wurde wie das Bezahlen an der Kasse. Das kontaktlose Bezahlen mit Karte oder Smartphone ist nicht nur hygienisch, es geht auch schnell und ist sicher. Alle Händler, Restaurants und Cafés sollten ihren Kunden das kontaktlose Bezahlen ermöglichen. Es gibt eine Vielzahl von Bezahlverfahren, die alle ihre Berechtigung haben. Der Kunde sollte die Wahlfreiheit haben, welche Bezahlmöglichkeit er nutzen möchte.“ – Achim Berg, Bitkom-Präsident 

(Quelle: IT Finanzmagazin, Mai 2020)

Mastercard: Europäer werden zu Fans des kontaktlosen Bezahlens

Betrachtet man Europa als Ganzes, wird der Trend zum kontaktlosen Bezahlen sogar noch deutlicher. Mastercard teilte mit, dass 78 Prozent aller Transaktionen auf dem Kontinent bereits kontaktlos sind. Laut einer Umfrage des Unternehmens wollen 73 Prozent der Europäer auch nach der Pandemie weiter auf diese Weise bezahlen. In Deutschland sind es allerdings nur 55 Prozent.

Für 64 Prozent der Europäer ist das kontaktlose Bezahlen zur bevorzugten Methode geworden. Am häufigsten genutzt wird es:

  • Im Lebensmittelgeschäft: 87 Prozent (Deutschland: 88 Prozent)
  • In der Apotheke: 54 Prozent (Deutschland: 36 Prozent)
  • In anderen Einzelhandelsgeschäften: 48 Prozent (Deutschland: 51 Prozent)

(Quelle: IT-Finanzmagazin, Mai 2020)

BearingPoint: Kontaktloses Zahlen punktet mit Schnelligkeit

Wie eine YouGov-Umfrage im Auftrag der Management- und Technologieberatung BearingPoint ergab, könnte das kontaktlose Bezahlen dauerhafte Freunde gewonnen haben. Denn 55 Prozent der befragten Deutschen sahen es als als schnellste Zahlungsmethode, noch vor Bargeld mit 51 Prozent. Noch positiver sehen es die Österreicher (65 Prozent) und Schweizer (71 Prozent).

(Quelle: IT-Finanzmagazin, Juli 2020)

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Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken: Schub fürs kontaktlose Bezahlen durch die Pandemie

Wie stark sich die Coronavirus-Pandemie auf das Zahlverhalten ausgewirkt hat, zeigen auch Zahlen des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes sowie des Bundesverbandes der Volks- und Raiffeisenbanken.

Demnach konnten die Sparkassen allein im März 206 Millionen Transaktionen feststellen – 11,4 Prozent mehr als im Februar. Und das obwohl im März bereits zahlreiche Ladengeschäfte geschlossen waren. Kontaktlose Zahlungen erreichen einen Anteil von 52,2 Prozent. Ein Jahr zuvor waren es noch 27,5 Prozent gewesen.

Die Volks- und Raiffeisenbanken konnten 50 Prozent mehr Girocard-Transaktionen im Vergleich zum Durchschnitt feststellen. Kontaktlose Zahlungen machten im Dezember demnach 39 Prozent aus, während sie nun 50 Prozent erreichten.

(Quelle: Der Bank Blog, Juni 2020)

Visa: Deutlicher Wandel im Jahresvergleich

Interessant sind in diesem Zusammenhang auch Zahlen aus der repräsentativen Online-Befragung „Mobile Payment Monitor 2020“ von Visa in Zusammenarbeit mit Forsa. Sie hatte es 2019 zum ersten Mal gegeben und konnte so die Unterschiede zum aktuellen Jahr gut untersuchen.

Bei den Zahlungsmitteln haben demnach Karten um 3 Prozentpunkte zugelegt: 56 Prozent bevorzugen sie. Bargeld sank im gleichen Atemzug von 38 Prozent auf 32 Prozent.

Mobile Payment ist zwar klein, wächst aber deutlich: von 6 Prozent auf 12 Prozent. In der Altergruppe 18 bis 35 Jahre haben bereits 20 Prozent bereits mobil gezahlt. 84 Prozent dieser Nutzer wollen diese Option nicht mehr missen. Ein Grund: Sie haben dadurch einen bessere Überblick über die Finanzen. Diesen Vorteil nannten 95 Prozent aller Mobilzahler. Vor einem Jahr hatten nur 41 Prozent das angeführt.

Kontaktloses Bezahlen haben 75 Prozent ausprobiert. Vor einem Jahr waren es noch 55 Prozent. Das zieht sich durch alle Altersgruppen: Bei den Personen über 61 Jahre konnte es um satte 20 Prozentpunkte auf 68 Prozent zulegen. Zugleich etabliert sich diese Zahlweise mehr im Alltag: Fast zwei Drittel (64 Prozent) bezahlen mindestens einmal pro Woche kontaktlos. Vor einem Jahr hatte das nur die Hälfte der Befragten getan.

(Quelle: IT-Finanzmagazin, August 2020)

G DATA CyberDefense: Akzeptanz unterschiedlich je nach Bevölkerungsgruppe und Lebensumständen

Eine repräsentative Umfrage von G DATA CyberDefense zum Thema Mobile Payment vom Juli 2020 hat ergeben, dass mobile und bargeldlose Zahlungssysteme zwar mehr Akzeptanz finden, es aber zugleich deutliche Unterschiede gibt je nach Bevölkerungsgruppe und den Lebensumständen.

So steigt die Bereitschaft zum bargeldlosen Zahlen mit der Haushaltsgröße. Hier ist zu vermuten, dass eine Ansteckung mit Covid-19 als größere Gefahr angesehen wird, da sich die Krankheit oftmals schnell in Haushalten ausbreitet.

Außerdem ist wiederum festzustellen: Je höher das individuelle Bildnungsniveau, desto eher werden Alternativen zum Bargeld in Erwägung gezogen und genutzt.

Weniger überraschend: Je jünger die Befragten, deso eher sehen sie eine steigende Akzeptanz für bargeldloses und mobiles Bezahlen. Über alle Befragten hinweg liegt dieser Wert aber auch bei 68 Prozent. Sprich: Selbst wenn es selbst nicht zwingend genutzt wird, sieht man doch die Zukunft darin.

(Quelle: IT-Finanzmagazin, August 2020)


Dieser Artikel gehört zu: UPLOAD Magazin 85

Wir bezahlen heute zwar meist noch immer mit Euro oder Franken, aber wie wir den Kauf abschließen, wie wir unser Geld verwalten und wie die Abläufe hinter den Kulissen funktionieren, wandelt sich. In dieser Ausgabe schauen wir uns das aus drei Perspektiven an. Der erste Beitrag versammelt viele Zahlen und Fakten dazu, wie sich die Zahlungsgewohnheiten ändern. Gerade in diesem Jahr hat die Coronaviruskrise das Bild stark verändert. In einem weiteren Artikel zeigen wir auf, wie der richtige Payment-Mix für einen erfolgreichen Onlineshop aussehen muss. Und der dritte im Bunde ist ein Fachbeitrag zum Wandel der Finanzwelt und erklärt, was es mit „Decentralized Banking“ auf sich hat. Dazu haben wir wieder zwei Bonus-Artikel für Sie: Lesen Sie darin, wie Sie eine internationale Linkmarketing-Kampagne aufziehen können und wie was Ihr Shopsystem mitbringen muss, damit es fit für SEO ist.

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