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Vom Blog zum Magazin: die richtigen Tools

„Blogger, geht Offline!“ – so könnte das Gebot der Stunde lauten, denn mit den klassischen Blogger-Tools fallen schließlich viele Lesergruppen hinten über: Die einen sind zu wenig webaffin und wissen kaum, wie man RSS-Feeds abonniert. Die anderen sind ihrer Zeit voraus und brauchen PDF-Versionen für ihren neuen Kindle & Co. Ein paar Gehversuche, wie man aus seinem Blog ein Magazin erstellen kann und damit vielleicht ganz neue Leser erreicht, möchte ich Euch hier gern vorstellen.

„Ok, vom Blog zum PDF-Magazin, und wozu das Ganze?“ – Die anschauliche Antwort auf alle skeptischen Fragen kam für mich schließlich aus Polen: Dort sammelt Michael „Nozbe“ Sliwinski thematisch passende Blogbeiträge per Google Docs zusammen, packt sie in sein gut designtes Productive Magazin und vertreibt es dann über diverse Kanäle on- und offline (issuu.com und lulu.com). Das Ganze macht nicht nur Laune, sondern bietet nebenbei auch noch die Möglichkeit, weniger webaffine Leser zu erreichen, die sich dem Info-Overkill über einen RSS-Reader bislang noch entzogen haben – und Newsletter intuitiv in den Papierkorb befördern. Doch nicht nur mediale Nostalgiker sind im Blick, sondern auch die Gegenseite: Viele Techies sind ganz scharf darauf, Web-Inhalte in PDFs zu wandeln, um sie demnächst in Bahn & Lounge per schickem E-Reader öffentlichkeitswirksam zu durchschmökern (man schaue einfach mal ins mobilread-forum).

      

Allein: Für den Leser mag es vom Blog zum PDF-Magazin nur ein kleiner Schritt sein, für den Blogger wird er jedoch – dank der Schwerkraft in der Blogosphäre – unerwartet groß: Inhalte einfach per RSS in eine Webplattform zu spielen, wo sie in einem vorgefertigten Magazin-Layout sortiert und nachbearbeitet werden können – ein solches Startup wartet leider noch auf seine Gründung. Bis dahin lautet das schlichte Motto: Fleißarbeit – zumindest bei höherem Anspruch an das Ergebnis.

Welche Tools den Bloggern bislang zur Verfügung stehen:

1. Online-Varianten im Magazin-Design: Tabbloid und Feedjournal

Tabbloid und Feedjournal sind auf den ersten Blick zwei ideale Tools: Man tippt einfach einen RSS-Feed ein und schon spucken beide Dienste ein PDF im Magazin- (Tabbloid) bzw. Zeitungsstyle aus (Feedjournal).

Tabbloid und Feedjournal

Der Haken bei der Sache: alles ist automatisiert, es gibt keine Editionsmöglichkeiten und keinerlei Kontrolle über den Output. Und spätestens hier stellt man fest, dass der oft sehr persönliche Blogger-Schreibstil im Magazinformat schlicht deplaziert wirkt. Aber immerhin, ein erster (Teil-)Schritt ist getan.

2. Online-Varianten im E-Book-Design: Feedbooks & Co.

Einen ganz anderen Ansatz verfolgen die in E-Reader-Foren verbreiteten Lösungen, RSS-Feeds automatisch in E-Books zu verwandeln: dabei kommt es vor allem auf funktionierende Verzeichnisse und Bookmarks an, die eine Navigation im E-Book ermöglichen. Zweckmäßig, aber ziemlich unstylisch, wie das folgende Beispiel von Blogbooker zeigt:

Blogbooker

Der Tool-Variationen gibt es viele, genannt seien zum Beispiel:

3. Offline-Varianten: Web2book, Word, WPTex & Co.

Die dritte Möglichkeit sind klassische Textverarbeitungs- oder Satzprogramme, die eben den großen Vorteil haben, dass Inhalte nachträglich editiert werden können. Klammert man professionelle Lösungen wie QuarkXPress oder XML-Formatter wie Stylevision aus, bleiben noch die hausbackenen Textverarbeitungsprogramme. Doch wie die Inhalte ohne Sehnenscheidenentzündung dahin bekommen?

Eine Möglichkeit wurde im Kriegs-Recht-Blog diskutiert: Das WordPress-Plugin WPtex spielt Bloginhalte automatisch in das Textverarbeitungsprogramm Latex ein. Das Problem: Latex ist kein Wysiwyg-Texteditor wie Word, sondern zeichnet Texte über eine eigene Befehlssprache aus. Wer sich in die Auszeichnungssprache einarbeiten mag, sollte diese Möglichkeit ausprobieren.

Für Word-Worker gibt es eine andere Möglichkeit: Ein kleines Programm namens Web2Book (ausführliche Diskussion im mobil-read-forum) zieht die Inhalte inkl. Bilder aus einem RSS-Feed in ein Word-Dokument, wobei noch div. Einstellungen wie Anzahl der Tage, Seitenformat etc. vorgenommen werden können. Das Problem: Web2Book erkennt leider die deutschen Sonderzeichen nicht, da der integrierte Konverter veraltet ist:

Hätte man für dieses Problem eine Lösung, könnte man in Word ein Magazin-Template anlegen und die Inhalte weitestgehend per Knopfdruck (vor-)formatieren. Die Details (dazu gehören leider auch die Bilder) kann man anschließend händisch nacharbeiten. Zugegeben, auch das ist noch viel Arbeit, aber immerhin eine kleine Erleichterung:

Wer bessere Ansätze kennt oder das Ganze ohnehin für überflüssig hält – Kommentare in alle Richtungen sind sehr willkommen …

PS: Eine Linksammlung zum Thema Blog2Mag habe ich hier auf delicious zusammengestellt.

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16 Gedanken zu „Vom Blog zum Magazin: die richtigen Tools

  1. Vor ein paar Wochen war ich auf der Suche nach PDF-Magazinen, da ich ja mal daran gedacht habe, ein WordPress Magazin im PDF- oder Printbereich zu machen. Bei http://o3magazine.com/ bin ich dann fündig geworden. Neben guten Artikeln konnte ich auch erfahren, dass die Macher mit dem Tool „Scribus“ arbeiten, welches praktisch überall läuft. Hab’s mir aber noch nicht angeschaut.

  2. Ja, Scribus sieht interessant aus, das müsste ich mir irgendwann auch einmal ansehen. Olaf, der Designer des UPLOAD-PDF-Magazins, schwört allerdings auf InDesign. Und da das wie PDF selbst von Adobe kommt, bietet das natürlich eine Menge in dieser Hinsicht. Ich könnte mir aber gut vorstellen, dass man mit einer geschickten Kombination kostenloser oder kostengünstiger Tools ebenfalls sehr viel erreichen kann. Am Ende zählt ja auch vor allem die Grundidee. Danach kommen die Inhalte. Und erst danach die technische Umsetzung – sofern sie nicht komplett katastrophal ist ;-)

    Würde mich freuen, mal von Deinen Erfahrungen zu lesen, solltest Du Scribus testen.

  3. Scribus ist schon ein tolles Programm. Nicht immer komplett stabil, aber sonst sehr leistungsfähig. Es ist auch gut geeignet für Anfänger, denn es ist weniger komplex als die kostenintensive Konkurrenz. Der PDF-Export funktionniert übrigens tadellos.
    Der Arbeitsaufwand um ein Magazinlayout zu erstellen ist allerdings enorm. Ich würde eher auf eine Latex basierende Lösung zurückgreifen. Allerdings wird es dann eher ein s/w Magazin werden.

  4. Scribus, guter Tipp, war ich schon einmal drüber gestolpert, allerdings hatte ich nicht sofort verstanden, welche Import-Funktionen es bietet, daher würde mich ein Insider-Bericht auch sehr interessieren. Wichtig fände ich halt einen einfachen DatenIMPORT und einen Zugriff auf die Formate, sonst wird es halt viel Handarbeit.

    Bei der Suche nach webbasierten Lösungen bin ich noch über die Sammlung von Grid-Editoren bei drweb gestolpert und dachte mir: einfach einen html-Editor (für Textbearbeitung) mit einem Grid-Generator (für Layout) koppeln, aber ganz so einfach ist es wohl doch nicht…

  5. Vor dem Problem, ein Blog massentauglich zu machen, steht denke ich jeder, der es in irgendeiner Weise kommerziell oder zumindest ein bisschen mehr als nur selbstragend an den „Markt“ bringen will. „Markt“ deshalb in Anführungszeichen, weil es eben meiner Meinung nach einen Solchen gar nicht gibt. Es gibt Magazine ohne Ende, aber um den Schritt auf diesen Magazin-Markt zu wagen, bedarf es mehr als nur eines PDF-Formats. Allem voran reden wir hier von Geld. Von viel Geld! Trotz allem: Alle Tipps hier werde ich mir mal genauer anschauen, da lässt sicher noch einiges bei rausholen. Melde mich, wenn ich das Geld gefunden habe ;)

  6. Hallo Axel,

    wenn du noch was aus den Tipps rausgeholt hast, dann lass uns teilhaben ;-)

    Was du sagst, stimmt natürlich, ich hatte allerdings auch nicht den professionellen Einstieg ins Printgeschäft oder eine Konkurrenz zum Spiegel im Sinn, sondern eher ein möglichst einfach zu erstellendes hübsches Monatsmag, das sich der Leser über Magcloud oder ähnliches dann gerne auch ausgedruckt bestellen darf, wenn er möchte, also schon eine zu 0,-Euro tendierende Lösung.

    Denn viele Verlage haben ja gerade das Problem, dass sie aufgrund der hohen Kostenapparate nicht mehr rentabel in die Nische kommen. Hab gerade erst wieder ein Interview mit einem ambitionierten hamburger Magazin-Projekt gesehen, bei dem mit ner 2000er Auflage gerade Produktions- und Vertriebskosten gedeckt werden, und alle arbeiten für umme. Das kann ja nicht die Lösung sein …

  7. Die Leute vom Typo3 Magazin machen Ihr Magazin bzw. den Workflow Artikel etc. in Typo3. D.h. Artikel einstellen und dann aus den Artikel ein PDF zum Druck generieren. Ganz am Anfang haben die versprochen die Typo3 Erweiterung frei zu machen. Aber das haben die bis heute nicht getan :-(

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