LinkedIn fürs Eigenmarketing nutzen

Business-Netzwerken wie LinkedIn hängt bisweilen ein verstaubtes Image an – zu Unrecht, wie Stephan Koß in diesem Beitrag aufzeigt. Gerade fürs Marketing in eigener Sache gibt es hier viele Möglichkeiten.

(Illustration: © Sentavio, depositphotos.com)

Einführung

In Deutschland steht LinkedIn (noch) im Schatten von Xing. Alexa zeigt jedoch auch in Deutschland mittlerweile ein höheres Interesse an LinkedIn. Tatsächlich hat LinkedIn gegenüber Xing im Punkt Mitglieder fast eingeholt und in der Aktivität eher überholt. Die Zielgruppen sind dabei nicht so identisch, wie man annimmt: So sind Freiberufler stärker auf Xing unterwegs (und werden auch dort eher gesucht), während LinkedIn bei Großunternehmen und Konzernen eine weitaus höhere Vernetzungsdichte besitzt:

Themen rund um Berufliches und Selbstdarstellung haben einen Hauch der Langeweile. Genau darum sind diese Netzwerke oftmals unterschätzt. Auch Randteilnehmer und Nicht-Social-Media-Profis können mit guten, kleinen Artikeln schnell auf mehrere 10.000 Views und damit auf Reichweite und Wahrnehmung kommen. Besonders interessant ist diese Möglichkeit für die Profis in Spezialbereichen, sei es SAP BW, Projektmanagement oder auch im Maschinenbau.

Daher gehe ich in diesem Artikel auf vier Aspekte ein: Profil, Vernetzung, Aktivität, Publishing.

A N Z E I G E

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1. Das Profil

Im Zentrum steht natürlich: Ihr Profil. Pflegen Sie Ihr Profil und halten Sie es auf dem neuesten Stand. Die Meinungen, wie detailliert ein Profil sein muss, gehen indes auseinander: So propagieren gerade Recruiter gern, dass die Profile oftmals nicht zu gebrauchen wären. Lassen Sie sich von solchen Aussagen nicht verunsichern: Die Kraft eines Profils liegt nicht in der Darstellung, sondern im Netzwerk. Einfach ausgedrückt: Je besser Ihr Netzwerk ist (und Sie daraus zum Beispiel Aufträge generieren können), desto weniger müssen Sie sich um die Ausgestaltung Ihres Profils kümmern.

Wenn Sie Ihr Profil jedoch so ausgestalten wollen, dass Sie gefunden werden wollen, gibt es einige Sachen, mit denen Sie es wirksam besser gestalten können:

  • Nutzen Sie ein Hintergrundbild.
  • Nutzen Sie die Möglichkeit, Ihr Profil in mehreren Sprachen zu erstellen (Multilinguale Profile). Hierbei wird das Profil dann dem Besucher in der passenden Sprache angezeigt, wenn es eine Deckung gibt. Hierbei handelt es sich nicht um die Sprache Ihrer LinkedIn-Oberfläche, sondern die gesonderte Darstellung Ihres Lebenslaufes in einer weiteren Sprache. Wenn Sie auf „Profil bearbeiten“ gehen, finden Sie oben rechts eine Box mit Ihrer Standardsprache. Dieses ist immer die erste, mit der Sie sich bei LinkedIn angemeldet haben und im Nachhinein nicht änderbar. Sie können allerdings mit „Sprache hinzufügen“ eine Parallelinstanz anlegen. Hat der Besucher eine Sprache, die Sie nicht anbieten, wird diesem die Standardsprache präsentiert. Das hat vor allem den Reiz, dass Sie „Buzzwörter“ dezent unterbringen können, ohne Ihr Profil zu überfrachten.
  • Nutzen Sie eine Profil-Slogan, der auf Ihre Expertise hinweist. Der Slogan geht überproportional in die Suche ein und sollte das zentrale Schlüsselwort Ihrer Expertise enthalten. Sie können je Sprachvariante einen eigenen Slogan verwenden. Das hilft, Wörter in verschiedenen Sprachen unterzubringen. Allgemeingehaltene Slogans („Ich helfe Ihnen jederzeit“) sehen zwar sympathisch aus, helfen Ihnen aber nicht beim Gefunden werden.
  • Wie sieht Ihr LinkedIn-URL aus? Diese können Sie auch anpassen (Wie bei mir mit Projektmanager). Kann man sich besser merken und sieht schicker aus. Man spricht von einer Vanity URL, die Sie hier anpassen können (oben rechts der Bleistift).
  • Vervollständigen Sie Ihre Historie, auch um Universitäten: So werden Sie von alten Wegbegleitern besser gefunden.
  • Für Freiberufler und Selbständige: Sie können nicht nur einen klassischen Lebenslauf hinterlegen, sondern auch Projekte.

Übrigens: Wie aussagekräftig ist Ihr Profil? Dieses misst LinkedIn und gibt Ihnen eine Bewertung: Sie finden es im Dashboard Ihres Profils (wenn Sie auf das kleine Profilbild links nach dem Einloggen klicken).

Der Hinweis ist deswegen wichtig, da die Aussagekraft des Profils die Sichtbarkeit in den Suchergebnissen beeinflusst: „Superstars“ (wie ich dieses amerikanische Übertreiben liebe…) werden eher angezeigt, als die vier anderen Stufen. Es gibt „Anfänger“, „Normale“, „Stars“, „Top Stars“ und „Superstars“.

Sie werden sich fragen, ob Sie ein Premium-Profil benötigen? Im ersten Schritt würde ich einmal behaupten: Nein. Die wichtigsten Features sind direkt erreichbar. Der wichtigste Vorteil eines Premiumprofiles ist, dass Sie Leute, mit denen Sie nicht verbunden sind, eine „InMail“ schreiben können: LinkedIn hat eine Bezahlschranke, um nicht jeden direkt anschreiben zu können. Sie können allerdings Gruppenmitgliedern, Kontakten oder auch Moderatoren immer eine Nachricht senden.

Für Deutschland gibt es, wer es einmal ausprobieren möchte, auch eine „Essential Mitgliedschaft“, die mit 8 Euro im Monat nicht teuer ist. Allerdings ist diese Mitgliedschaft nur für eine deutsche IP erreichbar.

2. Vernetzung

Das Wertvollste, was Sie besitzen ist Ihr Netzwerk. Um so länger Sie im Berufsleben Sie stehen, desto größer wird es sein. Die B-Kontakte zu pflegen ist eines der wichtigsten Standbeine, um aus Ihrem LinkedIn Profil nutzen zu ziehen. Wir haben alle keine Zeit, alle Kontaktbeziehungen aus unserem Berufsleben zu pflegen. Viele Kollegen, die einem gute Dienste erwiesen haben, uns geholfen oder einfach nur sympathisch sind, verschwinden in Zeiten steigender Projektarbeit wieder. Zu vielen kann man allerdings, gerade über LinkedIn, einen leichten Kontakt halten, ohne einmal im Jahr essen gehen zu müssen.

Bauen Sie Ihr Netzwerk auf! Damit meine ich aber nicht jedem eine Kontaktanfrage zu senden. Ganz im Gegenteil: Suchen Sie lieber gezielt nach alten Bekannten und vernetzen Sie sich mit diesen:

Dazu gehen Sie über die Suche und fangen erst mal mit ein paar Namen an, die Sie persönlich kennen. Wenn Sie einige Kontakte haben, schauen Sie regelmäßig die Profilvorschläge von LinkedIn an: Diese sind gerade zu Beginn, wenn man vielleicht erst 30 oder 40 Kontakte hat, meistens sehr gut. Die Qualität der Vorschläge nimmt aber mit der Zeit ab. 

Es gibt weitere Anhaltspunkte, alte Kontakte zu finden. Sinnvoll zum Beispiel ist es nicht nur, seine Alma Mater mit anzugeben, sondern auch in deren Netzwerk mal vorbeizuschauen (Hier als Beispiel die RWTH)

Trotz DSGVO fragt LinkedIn gerade über die App regelmäßig, ob es Mail oder die Telefonbuchkontakte abgleichen soll. Dieses sollten Sie nicht tun: Zum einen teilen Sie LinkedIn auch Daten solcher Nutzer mit, die gar nicht da sind, zum anderen werden Einladungen zu LinkedIn versendet. Sie bekommen das (sofern Sie nicht immer alles Kleingedruckte lesen) gar nicht mit. Dieses ist für Ihre Außendarstellung unvorteilhaft.

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3. Aktivität

Wenn Sie gefunden werden wollen, ist Aktivität ein entscheidender Faktor: Ein gepflegtes Profil ist zwar viel wert und man wird besser in der Suche gefunden, aber jemand muss auch nach Ihnen, oder Ihren Fähigkeiten, aktiv suchen. 

Dabei wird LinkedIn in der Reichweite häufig unterschätzt: 10.000 bis 20.000 Ansichten sind keine Seltenheit, selbst bei einfachen Beiträgen:

Die einfachste Möglichkeit, am Geschehen teilzunehmen, ist hin und wieder einen Artikel zu posten. Dazu den Link auf einen interessanten Artikel oben einfügen – fertig.

Genauso können Sie interessante Beiträge und Artikel entweder mit „Gefällt mir“ markieren oder sogar teilen.

LinkedIn beherrscht hierbei auch das Erwähnen („Mentioning“ genannt), wie man es von anderen Netzwerken kennt. Diese Funktion kann man zum Beispiel  dazu verwenden, sich bei anderen zu Bedanken. Man kann aber auch den Autor erwähnen (wenn er ebenfalls bei LinkedIn ist) oder andere Experten mit in ein Gespräch ziehen („genau wie Stephan Koß schreibt“). Analog Twitter verwenden Sie vor dem Namen ein @, dann kann man auch Personen außerhalb des eigenen Netzwerks erwähnen.

Übrigens kennt LinkedIn nicht nur das Vernetzen. Man kann anderen Personen außerdem folgen, ohne sich zu vernetzen. Hierzu das Dropdownmenü direkt neben dem Vernetzen-Button verwenden:

Das kann man gut nutzen, um Persönlichkeiten wie Dieter Zetsche, Miriam Meckel oder Janina Kugel zu folgen. Alle drei erwähnenswert, da sie auf LinkedIn sehr aktiv sind. Legendär ist Dieter Zetsches Danksagung für die Jobempfehlungen von LinkedIn:

Auch Gruppen kann man nutzen, um sich zu etablieren und durch kleine Artikel oder Hinweise sich darzustellen. Aber, wie überall, ist die Gruppenaktivität stark zurückgegangen. Ich würde trotzdem die Mitgliedschaft in passenden Gruppen empfehlen: Dieses signalisiert eine Nähe zu einem bestimmten Thema. Die Größte deutschsprachige Gruppe (mit bescheidenen 13.500 Mitgliedern) ist die zu Projektmanagement, es gibt auch interessante zum Thema Banken, eine für Personen aus dem gehobenen Führungsbereich zum Thema Aufsichtsrat oder für Freiberufler. International sind die Gruppen wesentlich größer und haben auch mal 1.000.000 Mitglieder.

Achten Sie auf die Tonalität: Ich meide mittlerweile Zankdiskussionen. Sie werden schnell als Hitzkopf oder Querulant wahrgenommen. Diskussionen zu Themen wie Religion etc. meide ich vollständig.

Um die Aktivitäten in Ihren Netzwerk zu verwalten, können Sie gezielt Mitteilungen an- oder ausschalten (hier). Zum Beispiel Firmenjubiläen finde ich völlig uninteressant und auch auf Geburtstage verzichte ich persönlich mittlerweile (ist aber eine persönliche Einstellungssache). Machen Sie die Optionen von der Zeit abhängig, die Sie zur Verfügung haben: Je weniger Zeit Sie investieren wollen oder können, desto mehr Details sollten Sie abschalten und sich auf das Wesentliche konzentrieren.

Nutzen Sie Hashtags (#) als Signalwörter, um mit den Themen, mit denen Sie bekannt werden wollen, in Verbindung gebracht zu werden. LinkedIn unterstützt diese Funktion, die von Twitter bekannt ist. Sie können Hashtags auch folgen!

Wenn Sie diese Box noch nicht sehen sollten, dann stellen Sie die Oberflächensprache auf „Englisch“ um.

4. Publishing

LinkedIn bietet außerdem die Möglichkeit, eigene Artikel zu publizieren. Das war bei Einführung zunächst nur ausgewählten Mitgliedern möglich. Jetzt  kann jeder Artikel publizieren. Gerade Freiberufler und kleine Gewerbetreibende können sich durch kleine Artikel mehr (relevante!) Sichtbarkeit verschaffen. Das Werkzeug ist in dem Kasten fürs allgemeine Posten versteckt, bietet aber einen ausgewachsenen Blogeditor:

Sie können über die Startseite (1.) einen Artikel beginnen. Sie finden dann einen einfach gehaltenen Blogeditor (2.). Ein Bild als Kopfbereich kann optional verwendet werden und ist durchaus zu empfehlen (3.). Danach kommt die Überschrift (4.) und der eigentliche Artikel (5.).

Eigene Artikel eignen sich perfekt, um sein Fachwissen zu teilen und sich so als Experte auf einem Gebiet zu etablieren.

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Kurz erwähnt

Zu guter Letzt drei Punkte, die im Eigenmarketing helfen können:

Unternehmensprofil: Haben Sie eines? Wenn nein können Sie auch ohne eigene Unternehmung als Selbstständiger oder Freiberufler eins anlegen. Dieses geht relativ unkompliziert. Hier können Sie eines anlegen. Das Unternehmensprofil ist kostenfrei.

DirectAds: Wie bei anderen sozialen Netzen können Sie kleine Anzeigen im Selbstbedienungsmodus schalten. DirectAds sind die kleinen Anzeigen, die Sie im rechten Bereich schon mal gesehen haben könnten. LinkedIn bietet da gute Möglichkeiten, da die Zielgruppe recht genau eingeschränkt werden kann (sogenanntes „Targeting“). Die Auswahlmöglichkeit geht über regionalen Bezug, Alter, Karrierelevel, Branche bis hin zu gezielten Unternehmen.

Sponsored Posts: Falls Sie sich entschließen, Artikel zu schreiben, können Sie diese bewerben. Dann erscheint der Artikel nicht nur in der Timeline Ihrer Kontakte, sondern auch bei Personen, die Sie nach den ähnlichen Kriterien wie bei den DirectAds auswählen können. Sowohl DirectAds, als auch Sponsored Posts können Sie für 10 Euro am Tag schalten. Eigenmarketing mit kleinem Budget ist also durchaus machbar.

Tipps zum Weiterlesen

Wenn Sie weitere Hilfe zu LinkedIn suchen, werden Sie vorrangig auf drei Namen stoßen: Im Umfeld von Akquise und Verkauf/Vertrieb ist Susanne Hillmer vom „Kundenpfadfinder“ zu nennen. Sie ist einer der einflussreichsten „Influencer“ rund ums Thema LinkedIn. Im Bereich Schulungen/Coaching ist es Friederike Gonzalez Schmitz und rund um die Themen Recruiting und HR Barbara Braehmer.

Die Historie von LinkedIn und einiges an Zahlenmaterial kann man in meinem Blog finden, Pressesprecherin für LinkedIn im deutschsprachigen Raum ist Gudrun Herrmann.


Dieser Artikel gehört zu: UPLOAD Magazin 61

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