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Bezahltes Bloggen: so funktioniert Trigami

Wer mit seinem deutschsprachigen Weblog etwas dazuverdienen möchte, hat derzeit nur wenige realistische Chancen. Der Schweizer Anbieter Trigami möchte eine beisteuern: bezahlte Blogbeiträge. Dazu wird zwischen Unternehmern und Bloggern vermittelt. Wie das funktioniert, habe ich hier einmal in einem Artikel Schritt für Schritt aufgeführt.

Wer oder was ist Trigami?

Trigami kannst Du Dir wie einen Vermittler vorstellen. Auf der einen Seite stehen Unternehmer, die für ihre Produkte und Leistungen mehr Aufmerksamkeit wollen. Denn immer mehr setzt sich die Erkenntnis durch: Bevor etwas gekauft wird, benutzen viele potenzielle Käufer erst einmal eine Suchmaschine und gucken, welche Informationen sie dazu finden. Die Meinung von anderen Kunden zum Beispiel in Blogs und Foren spielt dabei eine wichtige Rolle. Kommt ein Unternehmen, Produkt oder Angebot dabei schlecht weg, wird das dem Geschäft wahrscheinlich schaden. Kommt ein Unternehmen, Produkt oder Angebot überhaupt nicht vor, ist das ebenfalls nicht gerade förderlich, denn die Unsicherheit des Konsumenten bleibt.

So stellt sich das also aus Unternehmersicht dar: Er möchte einerseits sein Produkt bekannter machen und andererseits dafür sorgen, dass potenzielle Kunden auch etwas finden, wenn sie in einer Suchmaschine danach recherchieren. Nicht zuletzt sind die bezahlten Blogger Testkunden und Testnutzer.

Auf der anderen Seite stehen bei Trigami interessierte Blogger. Sie können sich grundsätzlich vorstellen, ein Produkt oder eine Dienstleistung zu testen, darüber zu schreiben und dafür ein paar Euro als Belohnung zu bekommen.

Kritik an Trigami

Hier beginnt dann auch die Grundsatzdiskussion rund um solche Angebote: Was ist eine Motivationhilfe, was ist Beeinflussung? Inwiefern schreibt man einen objektiven Test, wenn man dafür bezahlt wird? Wie stark vermischen sich Werbung und redaktionelle Inhalte? Um solche Fragen soll es hier und heute nicht gehen. Das habe ich in dem Artikel „Trigami – erster Blick auf den Tabubrecher“ bereits behandelt.

Heute geht es um die Frage: Wie funktioniert das denn nun überhaupt? Hier also nun der Ablauf in sechs Schritten.

1. Anmeldung

Anmeldescreen bei Trigami
Anmeldung á la „Keep It Simple Stupid!“

Ohne Anmeldung geht’s natürlich nicht, aber die ist zumindest derzeit sehr einfach gehalten und schnell absolviert. E-Mail und Passwort genügen, dann die obligatorische Bestätigung der Mailadresse und man kann einen ersten Blick in den internen Bereich von Trigami werfen. Dafür, dass sich der Dienst offiziell im „Beta“-Status befindet, geht’s hier recht ordentlich zu. Was es an Funktionen gibt, klappt. Nach und nach kommen weitere Services hinzu.

Das wichtigste ist zunächst das eigene Profil, in dem Du Dich identifizierst mit Name, Adresse etc. Der zweite wichtige Punkt sind die Blogs, auf denen Du evtl. bezahlte Beiträge veröffentlichen würdest.

2. Blogs eintragen

Blog bei Trigami anmelden
Übersicht der Blogs: Die Daten lassen sich jederzeit ändern, Blogs löschen und hinzufügen.

Sinnigerweise findet sich diese Funktion unter dem Navigationspunkt „Blogs“. Gut, da wärest Du jetzt auch ohne diesen Artikel drauf gekommen ;-)

Die Angaben hier sind wichtig, weil danach u.a. beurteilt wird, ob Du mit einem Deiner Blogs für eine bestimmte Aktion in Frage kommst. Dazu gleich noch mehr.

Zu den Angaben gehören neben den Standards wie Name, Adresse und Sprache auch Schlagwörter (Tags) sowie eine Kurzbeschreibung. Außerdem möchte Trigami das Datum des erstens Posts wissen und wie viele „Unique Visitors“ (= „eindeutige Besucher“) und „Page Impressions“ (= Seitenabrufe) das Blog im vorherigen Monat hatte. Ohne Statistik geht hier also nichts. Trigami selbst empfiehlt Google Analytics. Gerade die Zahl der „eindeutigen Besucher“ dürfte vielfach schwer zu ermitteln sein. Sie ist nicht zu verwechseln mit der Zahl der Besuche („Visits“) pro Monat. Denn ein Besucher kann ein Blog mehrmals im Monat aufrufen und damit mehrere Visits/Besuche auslösen. Gefragt ist hier also die Zahl der verschiedenen Leser, die Dein Blog hat. Google Analytics kann das annähernd ermitteln, andere Statistiktools sicher auch.

3. Abwarten

Blogger können sich zwar um Aufträge bewerben. Allerdings wird eine grobe Vorauswahl vorgenommen: Sprache, Zielland und Reichweite des Blogs (die Zugriffszahlen) müssen den Mindestanforderungen des Kunden entsprechen. Also heißt es erst einmal: abwarten.

4. Bewerben oder ablehnen

Übersicht zu einer Rezension
Jede Rezension wird genau beschrieben. In der Übersicht werden alle Rezension sortiert nach „neu“, „angenommen“, „abgelehnt“, „geschrieben“ und „überprüft“. Auf diese Weise behält man gut den Überblick.

Wenn’s gut läuft, kommt bei Dir eine Mail an: „Neue Ausschreibung“. Das bedeutet, dass Dein Blog für eine Aktion in Betracht kommen könnte. Du loggst Dich bei Trigami ein und findest alle Informationen dazu unter „Rezensionen“. Du erfährst, um welches Unternehmen und welches Produkt es geht. Zudem wird erklärt, welche Bedingungen der Artikel erfüllen muss. Das kann beispielsweise eine Mindestlänge bedeuten und dass er einen Link zum Unternehmen enthalten soll. Nicht festgelegt wird hingegen, was Du von dem Produkt oder Angebot zu halten hast.

Natürlich erfährst Du an dieser Stelle auch bereits, was Du für Deine Rezension bekommen würdest.

Du hast dann einige Tage Zeit zum Überlegen und kannst Dich bewerben oder es gleich ablehnen.

Der Auftraggeber wählt dann aus allen Bewerbungen die Blogs aus, die den Auftrag bekommen. Trigami will nach eigenen Angaben eine Erfolgsquote für die Blogger von 20 bis 25 Prozent erreichen. Soll heißen: Nach vier oder fünf Bewerbungen sollte ein Auftrag rausspringen. Wie sich das in der Praxis darstellt, muss sich erst noch beweisen.

5. Artikel verfassen

Wurdest Du ausgewählt, ist das weitere Vorgehen Dir überlassen – abgesehen von den Grundbedingungen, die das Unternehmen an die Rezension gestellt hat. Du testest und probierst und schreibst Deinen Artikel dazu. Der Artikel wird mit einem kleinen Button „sponsored“ gekennzeichnet. Den entsprechenden Code dazu bekommst Du ebenfalls im Trigami-Adminbereich.

Ich habe beispielsweise im IONblog einmal das Angebot von Netaufkleber.com getestet. Weitere Beispiele für bereits erschienene Rezensionen hat Trigami auf seiner Homepage versammelt.

Ist der Artikel veröffentlicht, gibst Du dessen Adresse wiederum im Trigami-Adminbereich bekannt. Der Text wird überprüft und dann zur Bezahlung freigeschaltet.

6. Bezahlung

Die Auszahlung erfolgt im nächsten Monat, wenn Du das mit einem Klick im Adminbereich anschiebst und mindestens ein Guthaben von 10,- Euro hast. Bezahlwege sind derzeit PayPal, Banküberweisung und in der Schweiz zusätzlich Postfinance.

Für meinen Testbericht von Netaufkleber.com gab es knapp 30,- Euro. Ich hätte dafür längst nicht so ausführlich schreiben müssen, aber ich schreibe nun einmal so gern ;-) Ansonsten sollen die Einnahmen pro Rezension in der Regel zwischen 50,- und 150,- Euro liegen. Der Preis sei abhängig „von Angebot und Nachfrage, und von der Reichweite und Qualität der Blogs“, heißt es bei Trigami. Die Blogger bekommen demnach 70 Prozent dessen, was der Werbekunde bezahlt hat. Welche Einnahmen damit künftig zu erzielen sind, ist heute noch nicht abzusehen. Im englischsprachigen Internet gibt es Leute, die mehrere tausend Dollar pro Monat damit einstreichen. Davon dürften wir hierzulande allerdings noch weit entfernt sein – und eventuell auch bleiben, da die Reichweite eines deutschsprachigen Beitrags nun einmal deutlich geringer ist.

Zusammenfassung

Die Oberfläche von Trigami funktioniert prima. Der gesamte Ablauf lässt sich relativ bequem über den Adminbereich abwickeln. Da haben sich die Macher offenbar konzeptionell einige Gedanken gemacht, was ja leider nicht selbstverständlich ist.

Derzeit sollte kein Teilnehmer den schnellen Reichtum erwarten, denn es gibt bislang nur vereinzelte Aktionen und wie beschrieben wird immer nur ein Teil der eingetragenen Blogs dazu ausgewählt. Bei Trigami geht es momentan eher darum, gelegentlich einmal etwas zu testen, darüber zu schreiben und Geld dafür zu bekommen. Mal schauen, wie es sich weiter entwickelt.

Eine generelle Frage ist hingegen, wie gut ein „sponsored“ Beitrag mit Deinem Weblog und Deinem Selbstverständnis als Blogger harmoniert. Nur des Geldes wegen jede Anfrage anzunehmen und dann schnell einen Artikel dazu runterzuschreiben, wird wohl nicht besonders gut funktionieren. So lange die Rezension aber inhaltlich zum Blog passt und Du Dir selbst einen kritischen Beitrag erlaubst, sehe ich eher kein Problem.

Also: Wer jetzt neugierig geworden ist, kann sich hier bei Trigami anmelden – natürlich „kostenlos und unverbindlich“ ;-). Dieser Link ist übrigens ein Affiliate-Link. Das heißt, für jeden darüber vermittelten Blogger, der letztlich eine bezahlte Rezension schreibt, bekomme ich einen kleinen Bonus als Belohnung. Für Dich ändert sich nichts. Willst Du das nicht, gehe einfach direkt auf www.trigami.com.

Hinweis: Der Artikel wurde am 26. April 2007 aktualisiert, weil Trigami den Ablauf für die Vergabe von Aufträgen verändert hat.

A N Z E I G E

 

30 Gedanken zu „Bezahltes Bloggen: so funktioniert Trigami

  1. Sehr interessant jedoch auch gefährlich. Wenn jemand auch 100 verschiedenen Blogs eine Rezension bekommt ist er, wenn er es gut anstellt vermutlich schnell und dauerhaft auf Top-Suchmaschinenpositionen.

    Ich weiß nicht wie die Vorschriften für einen solchen Artikel von Seiten der Firmen aussehen (ob diese bspw. Linktexte und Ziele vorschreiben dürfen) aber vermutlich ist dies möglich da sonst Preise wie 50-150 Eur leicht übertrieben wären.

    Ich werde mich mal anmelden und mir das ganze genauer angucken, vielleicht auch etwas was man seinen Kunden empfehlen kann.

  2. @simon 50-150€ für einen dauerhaften Link ist immernoch ein Schnäppchen wenn man das mit normalen Linkpreisen im Online-Marketing vergleicht, die ja in der regel monatlich bezahlt werden.

    Die Werbetreibenden machen also allein mit dem Link einen grossen Gewinn. Trotzdem ist das für Blogger eine sehr gute Möglichkeit, mit dem worüber sie möglicherweise sowiso schreiben, auch noch Geld zu verdienen denke ich.

    Ich bin gespannt wie sich der deutsche Markt entwickelt. Diese Branche entsteht hier ja gerade erst.

  3. Für Firmen ist das auf jeden Fall interessant. Der Link aus einem redaktionell passenden Zusammenhang kann tatsächlich sehr wertvoll sein und dürfte auch eine Menge echter Nutzer und Neukunden bringen – über Wochen und Monate hinweg. Verglichen mit anderen Marketingmaßnahmen ist das ein fairer Preis.

    Aber es stimmt: Das ist im deutschsprachigen Raum alles noch sehr neu.

  4. Ich finde nichts über eine Kostenkontrolle, man muss vorher ein Konto aufladen? Warum kann ich keine Rechnung bekommen und dann bezahlen, oder hab ich was falsch verstanden?
    Ich möchte nur 50 Euro für den Anfang investieren ist so etwas möglich?

    Gruß

    U. Akkoc

  5. @Utku Akkoc:
    (Wie schon per E-Mail beantwortet, aber nochmals für alle)

    Ja, bei trigami muss zuerst das Konto aufgeladen werden. Wir arbeiten auf Vorauszahlung, um den Bloggern die Auszahlung garantieren zu können. Ein Budget von 50 EUR ist grundsätzlich kein Problem, wird aber nur für eine Rezension reichen. Um den ersten Test besser abzustützen, würde ich mindestens 2-3 Rezensionen empfehlen.

    Gruss, Remo

  6. Bis jetzt bin ich „nur“ Blog-Kunde, werde aber demnächst auch mal eine Kampagne schalten. Ich glaube, dass trigami auch ein sehr effektives Tool ist, um Blogs zu bewerben. (siehe reviewme in den US).

  7. Meine persönliche Meinung über solche Dienste: Blogger verkaufen sich und schaden damit auch den anderen. Wenn G****e einen Blog abstraft weil dieser seinen Content mit soetwas füllt, trifft es danach auch alle anderen.

    Wenn der Content dann wenigstens etwas Qualität hätte, dem ist aber leider nicht so. das einzigste was hier zählt ist die Verlinkung. Egal wie und womit.

    Trigami wurde ja nun auch schon von G****le etwas ausgebremst.

  8. Die Sache mit der Suchmaschine muss ich korrigieren. Auf jeden Link muss der Blog ein nofollow setzen. Sprich Google ignoriert diesen Link weit gehender maßen und verfolgt ihn nicht weiter. Das hat zur Folge, dass die verlinkte Seite durch diesen Beitrag kein besseres Suchmaschinenranking erhält (Stichwort gekaufte Backlinks).

  9. Ich finde den Artikel gut und ehrlich.
    Ich habe nichtsdagegen einzuwenden wenn Blogger dazu verdienen.
    Schließlich ist schreiben sehr zeitaufwendig.
    Solange sie ehrlich bleiben und nicht nur Werbung für etwas machen.

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