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"Das Buch bleibt unverzichtbar" – Fünf Fragen an Dorothea Zügner zum neuen OECKL

Der OECKL, das „Taschenbuch des Öffentlichen Lebens“, wird mit 14.400 eingetragenen Institutionen und 27.400 Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur in diesem Monat neu erscheinen. Das umfangreiche Adress-Jahrbuch gilt unter Journalisten als klassisches, verlässliches Nachschlagewerk. Aber wie behauptet sich der bewährte Recherchewälzer in seiner 59. Auflage angesichts der Quellenfülle und Datenbanken im Internet? Braucht man ihn überhaupt noch? Aber klar, meint Dorothea Zügner vom Festland Verlag, die für die Oeckl-Redaktion für ein paar Antworten zur Stelle war. Sie ist Mitautorin des Nachschlagewerks.

Der Verkauf von Medien wie Lexika, Bücher oder CD-ROM ist für die Verlage in den vergangenen Jahren immer schwieriger geworden: Inhalte wandern ins Internet ab und stetig wachsende Projekte wie Wikipedia sind als Konkurrenz deutlich spürbar. Wird die gedruckte Ausgabe des OECKL perspektivisch weiterhin veröffentlicht? Wie rüstet sich der Festland Verlag angesichts der digitalen Herausforderungen?

Generell würden wir das erst einmal bestätigen: Heute sind die Möglichkeiten, im Internet mit Suchmaschinen schnell, bequem und kostenlos an Informationen zu kommen, äußerst vielfältig. Aber auch hier gilt: Je mehr auch spezielle Dienste, z.B. Datenbanken, genutzt werden und je besser die Quellen verifiziert sind, umso eher ergeben sich verlässliche Informationen als Suchergebnis. Etwas genauer zum Nutzungsverhältnis der OECKL-Buchausgaben und der Online-Datenbank: Hier ist es in der Tat so, dass viele Nutzer, z.B. wegen des leichteren „Handlings“ der OECKL-Datenbank, vom Buch auf die Online-Version umgestiegen sind. Das hat zum Teil wirklich pragmatische Gründe, die mit dem Medium, also mit den technischen Möglichkeiten eines Computers, untrennbar verbunden sind. Nur ein Beispiel: Wenn Sie z.B. ein Stichwort eingeben, haben Sie in wenigen Sekunden die Suchergebnisse auf dem Bildschirm. Trotzdem bleibt das Buch aus vielen Gründen unverzichtbar – obwohl sich möglicherweise die Verschiebung im Nutzungsverhalten weiter fortsetzen wird.

Seit 2004 steht auch das Angebot OECKL-Online zur Verfügung. Welche Möglichkeiten bietet die Online-Variante und wie wird sie seit Einführung angenommen?

Die OECKL-Online-Datenbank wird gut angenommen. Wichtig dabei ist, dass sie permanent aktualisiert, sachlich und funktional erweitert wird. Der Datenbestand ist aus Platzgründen insgesamt größer als im Buch, so gibt es z.B. in der Datenbank die Landtagsabgeordneten aller 16 Bundesländer. Den Nutzern steht eine Volltextsuche mit zwölf weiteren Parametern zur Verfügung; alle Einträge sind in Sachgruppen eingebettet und inhaltlich miteinander verknüpft. Mit der Premiumversion können sie – neben den Adressen – sämtliche Personenkontaktdaten exportieren und umfangreiche Mailings mit spezieller Anrede zusammenstellen.

In diesem Monat erscheint die Neuauflage. Welche Neuerungen wird es im Vergleich zu den Vorgängern geben? Haben die Nutzer des Buches ergänzend Nutzungsmöglichkeiten von OECKL-Online?

Inhaltlich steht die neue Deutschland-Ausgabe 2010 natürlich ganz im Zeichen der Politik, das heißt der Bundestagswahl, der sechs Landtagswahlen und der acht Kommunalwahlen des Jahres 2009. Wahlen ziehen ja immer weit reichende personelle Veränderungen nach sich: Im Bundestag gibt es 203 Neulinge, die Bundesregierung hat gewechselt, auch in den Landtagen und in den Landesregierungen hat sich viel verändert. Aber auch in den anderen Bereichen haben wir ergänzt: Der Abschnitt „Medien und Kommunikation“ ist erstmals mit nationalen und überregionalen Publikationen in den Rubriken „Tages- und Boulevardblätter“, „Wochenzeitungen und Sonntagspresse“ sowie „Publikumszeitschriften und Magazine“ erweitert worden. Damit haben wir der Nachfrage vieler OECKL-Nutzer nach den Herausgebern, Chefredakteuren und Ressortleitern der meinungsbildenden Presselandschaft Rechnung getragen.

Wie sieht es mit Neuerungen im Bildungsbereich aus?

Hier gibt es zusätzliche Erweiterungen. So haben wir beispielsweise erstmals die Ausbildungsstätten für Journalismus, Kommunikations-, Medien -und PR-Ausbildung, Musik- und Tanzausbildung sowie Schauspielausbildung besser strukturiert und übersichtlicher gestaltet. Ergänzend zum Buch kann man die Online-Version natürlich immer einsetzen oder auch alleine nutzen, je nach Gewohnheiten und Bedarf – da muss man für sich selbst den richtigen Weg finden. Im übrigen spielt der OECKL auch in der journalistischen Ausbildung immer noch eine Rolle. Wir bekommen Anfragen von Universitäten oder Journalistikstudenten, wenn diese ihre Arbeiten anfertigen, die zum Teil auch den OECKL zum Thema haben oder sonst auf ihn zurückgreifen wollen. Der journalistische Nachwuchs interessiert sich also noch für uns.

Wie sehen Sie die Zukunft von Verzeichnissen oder Registern in Printform? Ist hier bald tatsächlich „das letzte Kapitel“ aufgeschlagen?

Allgemein lässt sich das schwer vorhersehen. Das „letzte Kapitel“ im Buchdruck wird hoffentlich nicht aufgeschlagen werden müssen. Beides, Printmedien und digitale Angebote, wird es – inhaltsgleich oder verändert – mit- und nebeneinander geben. Wie dieses Verhältnis einer Koexistenz dann genau aussieht, muss im Einzelfall beobachtet werden.

Über den Autor

Christian Noe ist freier Journalist. Seine Website: www.christian-noe.de Eine weitere Buchrezension von ihm zum Thema Journalismus findet sich hier

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