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"Das Internet ist ein Werkzeug, Kunst und Literatur in einer neuen Form darzustellen"

Beim Projekt „stoffwechsel | Macht was draus!“ treffen Literatur und Illustration wechselseitig aufeinander. Grafik-Designer fassen die Ergebnisse zu einem Gesamtwerk zusammen. Und als ob das noch nicht interessant genug wäre, soll die im Netz entstehenden Inhalte in Bücher münden. Noch mehr Crossover zwischen Inhalten und Medienkanälen gibt es wohl selten. Grund genug, Florian Schleinig einmal fünf Fragen zu stellen, die er UPLOAD netterweise per E-Mail beantwortet hat.

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Erklär doch bitte einmal, was „stoffwechsel“ ist und wie es zu der Idee kam.

„stoffwechsel | Macht was draus!“ ist in erster Linie eine Plattform, auf der in Zukunft schreibende und visuell-fokussierte Kreative zusammentreffen und die Werke des anderen in ihrer eigenen Kunst interpretieren sollen.

Das funktioniert ganz einfach: Zum Beispiel schickt uns ein Autor eine seiner  Erzählungen. Wir prüfen es kurz, versichern uns, ob die Urheberrechte beim Autoren liegen und stellen die Erzählung bei stoffwechsel ein. Jeder Kreative hat dann die Möglichkeit, seine Eindrücke zu der Geschichte herzustellen (illustrieren, malen, zeichnen, fotografieren etc.) – alles ist erlaubt, wenn es visuelle Reize auslöst. Damit interpretieren sie die Literatur in ihrer Kunstform und transferieren im Grunde ihre Emotionen. Umgekehrt läuft es mit den Werken von Kreativen: selbes Prinzip, nur literarische Texte eingesetzt.

Eine wichtige Schnittstelle ergibt eine dritte Zielgruppe: die Grafik-Designer. Sie setzen bzw. layouten dann das Ergebnis aus Worten und Bilder miteinander. Beispielauszug: „Alleinstehende Herren“, Text: Andreas Stichmann, Illustrationen: Michael Blümel. Für größere Versionen auf die Vorschaubilder klicken:

Ziel ist es, daraus einmal Bücher zu drucken und zu verlegen.

Den ersten Impuls erhielten wir 2002, als René seine Abschlussarbeit an der Hamburger Technischen Kunstschule (HTK) vorbereitete. Er nahm sich eine Erzählung von mir vor und illustrierte sie auf über 64 Seiten. Also schon ein beachtliches Buch für eine Kurzgeschichte, die eigentlich nur sieben A4 Seiten Umfang hatte.

Welche Rolle spielt das Internet dabei?

Das Medium Internet bietet für uns alle seine Vorteile, wofür man es kennt: Schnelligkeit, hohe Reichweite und Mobilität, zeitnahe Kommunikationsmöglichkeiten. Hinzukommt auch seine Flexibilität im Erzeugen von kreativen Impulsen, was eben auf stoffwechsel stattfindet.

Mit Hilfe des Internets sprechen wir die Kreativen an, auf stoffwechsel mitzumachen. Die daraus entstandenen Ergebnisse werden im Internet auf der Plattform veröffentlicht. Ohne das Medium gäbe es kein stoffwechsel. In unserer Betrachtungsweise ist das Internet ein neues Werkzeug, Kunst und Literatur miteinander in einer neuen Form darzustellen. Es ist der erweiterte Rahmen für ein künstlerische Zusammenrücken.

Durch das Internet haben auch viel mehr Interessenten die Möglichkeit, an stoffwechsel teilzunehmen und die neuen Ergebnisse zu betrachten. Wir sind uns mittlerweile sicher, dass niemand zurück in die Welt will, in der er seine Kreativität nur einer begrenzten Nutzerschaft zugänglich machen konnte. Man fragt sich: Wie viel Kreativpotential bliebe unentdeckt? Wie viele Texte blieben ungelesen, Bilder nicht interpretiert?

Zudem ist das Internet für stoffwechsel das beste Instrument, sich in die Diskussionen um das alte Kulturgut „Buch“ einzuschalten. Wir wollen beide Ebenen – online und offline – miteinander verbinden.

Welche Ziele verfolgt Ihr damit?

091213-florian-schleinigUnser Hauptziel: stoffwechsel-Bücher drucken und verlegen lassen.

Indem wir online und offline die Literatur und Kunst verknüpfen. Momentan agieren wir nur online. Das Ziel ist es, offline den Inhalt von stoffwechsel als Buch zu veröffentlichen, um die Haptik dessen, was für und auf stoffwechsel kreiert wird, zu erfahren, indem wir es als Buch in Händen halten. Der Begriff „Web-to-product“ fasst dieses Vorhaben zusammen. Demnach führt das Internet zum gedruckten Buch.

Inwiefern kann man mitmachen oder mithelfen?

Jeder Kreative kann mitmachen. Wir setzen keine Grenzen, was Stil, Literatur-Genre oder Kunst angeht. Je vielfältiger, desto besser und ansprechender verläuft das Vorhaben. Es ist auch unabhängig, ob derjenige bereits etwas veröffentlicht hat oder schon seine Kreativität ausgestellt hat. Wichtig ist im Grunde nur, dass der Interessierte seine Kunst ernsthaft betreibt.

Es müssen auch nicht zwingend völlig neue Geschichten geschrieben und Bilder produziert werden. Wenn es bereits Werke gibt, die wunderbar zu dem passen, was wir auf stoffwechsel bereitstellen, dann immer her damit!

Wir führen dann mit dem Künstler ein kleines Interview durch, schreiben etwas zu seiner Person und veröffentlichen ein Bild.

Wie schon einmal erwähnt, sollen sich auch Grafik-Designer angesprochen fühlen, die sich der Werke annehmen und als Schnittstelle beide zusammenführen. Sie helfen, die schreibenden und visuell-fokussierten Kreativen zusammenzuführen.

Und was steht als nächstes an?

Der nächste Schritt ist die Webseite, die es uns ermöglicht, den kreativen Austausch noch stärker zu fördern. So kann jedes Projekt von Anfang bis Ende ganz einfach nachvollzogen werden. Es wird ein Tummelplatz für Kreative sein, die Ihren „Stoff“ teilen, mit anderen Künstlern wechseln und neu interpretieren können. Man darf gespannt sein. Mitte 2010 werden wir mit einer Beta-Version online gehen. Für den Übergang nutzen wir den Blog, um schon einmal auf uns aufmerksam zu machen und Leute anzusprechen, die nur darauf gewartet haben oder es bisher noch nicht wussten.

Links zum Thema

A N Z E I G E

BMA - Business Management Akademie

 

3 Gedanken zu „"Das Internet ist ein Werkzeug, Kunst und Literatur in einer neuen Form darzustellen"

  1. Okay… und weiter? Wo ist der Mehrgewinn? Was unterscheidet diese Seite von einem gewöhnlichen Blog, wo ist das interaktive?

    Bitte versteht mich nicht falsch: die Seite ist schön minimalistisch gestaltet, die Idee gut.
    Aber so ein Austausch findet längst auf deviant-art und ähnlichen Kunstportalen statt. Sicher, die Idee zu fokussieren auf so einem Portal, ist naheliegend – aber dieser Cross-Media-Austausch ist doch mindestens so alt wie das jüngere WWW (sagen wir 1997; der Begriff „Web 2.0“ ist eh Schwachsinn).
    Ich hab das mit der aktuellen Seite als PR gesehen, richtig? Einen Textauzug und diesen in 7 Seiten Design zu posten ist etwas dünn, finde ich. Außerdem: wenn ihr Mitte 2010 starten wollt mit dem eigentlichen Portal, gebt ihr damit vorzeitig einer mögl. Konkurrenz eine ganz gute Idee preis (ich bin aber nicht interessiert ;) – wobei dieser Artikel hier auch auf eine Liste mit 5 Stichwörten gekürzt werden könnte. Ehrlich mal: die Leser haben heutzutage so wenig Zeit; es täte dem ganzen helfen. Und die gephotoshoppten S/W-Fotos sehen so unsympathisch nach Design anno 2001 aus. Just my two cents.

    Wie dem auch sei: viel Glück!

  2. Lieber Marc,

    vielen Dank für Dein Feedback!

    Es mag vielleicht sein, dass der crossmediale Austausch, wie Du es nennst, schon seit Jahren existiert. Ich schließe mich dem sogar an und lege noch einen drauf: Den ersten Schritt dazu machte die Bibel. Nichts destro trotz muss es jedoch an manche vorbeigegangen sein. Denn wenn es diese Portale wirklich gibt, sind sie nicht an so vielen Besuchern interessiert.

    Du hast Recht, was den Begriff Literatur 2.0 betrifft. Der ganze Hype ist vielleicht sehr hochgegriffen, eben weil unsere Gesellschaft alles mit dem Begriff interaktiviert hat… Web 2.0 etc. Andererseits haben wir nicht behauptet, dass es sich hier definitiv um Literatur 2.0 handelt. Wir haben lediglich die Frage gestellt. Und wenn ich Literatur 2.0 sezieren müsste: In unserer Betrachtungsweise, und das wird eigentlich auch im Kontext klar, steht er als Schnittstelle zwischen Online und Offline-Medium. Hier soll etwas zu gedruckten Büchern führen. Nicht mehr und nicht weniger. Damit wollen wir das ständig totgesagte Kulturgut Buch am Leben erhalten und beweisen, dass es mit der Online-Welt korrespondieren kann.

    Bzgl. Textauszug: Ich denke es steht für sich, und so ist auch die nachzulesende Lage des Projektes hier, dass wir noch in der Entwicklung stecken. Da wir alle drei, und wie so viele Beteiligte hier auch, in Lohn und Brot stehen, demnach mit ihren Hauptberufen Geld verdienen müssen, haben wir keine Zeit, täglich an stoffwechsel zu arbeiten. Wir geben uns aber die größte Mühe. Der Blog hier ist nicht das Endresultat dessen, was wir uns unter stoffwechsel vorstellen, sondern erst ein Experiment, um Diskussionen wie diese hier anzuregen und vor allem Kontakte zu schließen. Das gelingt uns sehr gut.

    Ich möchte Dich gerne einladen, hier mitzumachen. stoffwechsel ist kein geschlossenes Forum, nach dem nur wir drei auswählen, wer mitmachen darf. Wenn Du Lust hast, dann bastel mit uns an der Umsetzung: f.schleinig@machtwasdraus.de oder stoffwechsel@machtwasdraus.de! Du bist herzlich willkommen! Wir brauchen Kritiker wie Dich! ;-)

    Wir werden Deine Punkte in unser weiteres Vorgehen einfließen lassen.

    Viele Dank + Gruß,

    Florian

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