Mit Foursquare, Yelp und TripAdvisor eine Stadt entdecken

Die meisten denken vor allem an Google, wenn sie nach Informationen suchen, aber gerade bei Tipps und Bewertungen zu den interessantesten und besten Orten einer Stadt oder Region haben ganz andere Dienste die Nase vorn. Meine Favoriten sind Foursquare, Yelp und TripAdvisor. Sie haben jeweils ganz eigene Stärken und Schwächen, die ich euch hier vorstelle. Für jedes Geschäft mit überwiegend lokaler Zielgruppe wird zudem deutlich: Diese Dienste sollte man dringend im Blick haben.

Symbolfoto Foursquare
Foursquare ist neben Yelp und TripAdvisor einer meiner Favoriten, um mich an einem neuen Ort zu orientieren. (Bild: teamstickergiant, flickr.com. Lizenz: CC BY 2.0)

2010 war das Jahr, in dem der „Location-Hype“ seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht hatte: Foursquare, Gowalla sowie das deutsche Angebot Friendticker gehörten zu den Namen, die in den Medien herumgereicht wurden. Die Idee war der Check-in: Man gibt bekannt, wo man gerade ist, in dem man einfach einen virtuellen Knopf in einer App drückt. Diese Information kann man dann nur mit einigen ausgewählten Personen oder aber auch öffentlich „mit der ganzen Welt“ teilen.

Foursquare beispielsweise legte zu dem Zeitpunkt viel Wert auf sein Punktesystem, das es heute noch gibt. Auch die virtuellen Titel wie den „Mayor“ („Bürgermeister“) kann man noch immer für einen Ort gewinnen: Dazu muss man sich in einem bestimmten Zeitraum mehr als jeder andere Foursquare-Nutzer an diesem Ort eingecheckt haben. Manchmal bekommt man für diese „Leistung“ an der entsprechenden Location etwas umsonst oder einen Rabatt. Manchmal reicht es, sich überhaupt einzuchecken, um einen solchen Bonus in der realen Welt zu bekommen.

Foursquare, Yelp und TripAdvisor im Vergleich

Übersicht auf Foursquare zu Los Angeles ohne jede einschränkende Suche oder Rubrik.
Übersicht auf Foursquare zu Los Angeles ohne jede einschränkende Suche oder Rubrik.
Dasselbe für Yelp.
Dasselbe für Yelp.
Und für TripAdvisor.
Und für TripAdvisor.

Nachdem ich Foursquare & Co. mehrere Jahre nicht mehr genutzt habe, habe ich es 2013 wiederentdeckt. Ich bin im Moment viel unterwegs, da ich meinen Haushalt eingelagert und meine Wohnung aufgegeben habe. Stattdessen wohne ich für einige Wochen oder Monate an einem Ort meiner Wahl.

Als ich 2013 in San Francisco war, hatte ich allerdings noch ausschließlich Yelp genutzt, um Empfehlungen aus der direkten Umgebung zu bekommen. Dieser Dienst hat 2013 sein deutsches Gegenstück Qype aufgekauft und inzwischen einverleibt. Bei diesen Diensten spielten die Check-ins zunächst gar keine Rolle. Es ging darum, Orte zu bewerten. Man kann Yelp am ehesten als Branchenverzeichnis mit Kundenbewertungen betrachten.

Ein anderer nützlicher Dienst in diesem Umfeld ist TripAdvisor. Auch hier geht es um Bewertungen und Empfehlungen, aber vor allem aus Sicht eines Touristen. Man bekommt teils schonungslose Einschätzungen von Reisenden sowie von Ortsansässigen zu Touristenattraktionen, Ausflugszielen und allem, was einen sonst noch als Neuling in einer Stadt interessiert. Ich finde TripAdvisor sehr gut geeignet, um mir einen ersten Überblick zu verschaffen. Oftmals gibt es Empfehlungen für Rundgänge und Ausflüge oder nützliche Listen, beispielsweise zu kostenlosen Sehenswürdigkeiten, Tipps jenseits des Touristen-Mainstreams und einiges mehr. Ich würde TripAdvisor als moderne Form des Reiseführers betrachten. Es kann aber als Ideengeber für Unternehmungen und Ausflüge ebenso Ortsansässige ansprechen.

Digitale Assistenten und Ideengeber

Foursquare versucht nun in den letzten Monaten vermehrt, zu einer Art digitalem Assistenten zu werden. Dazu wertet es seine vorhandenen Daten klüger aus. So wird beispielsweise aus den Check-ins schon klar, wann in etwa die Öffnungszeiten einer Location sind, selbst wenn die noch niemand im Datensatz ergänzt hat (oder die verzeichneten Öffnungszeiten nicht mehr aktuell sind). Zudem sieht Foursquare, welche Orte an welchen Tagen und zu welchen Uhrzeiten besonders beliebt sind. Und nicht zuletzt kann der Dienst erkennen, wo die Leute gern hingehen, nachdem sie an einem anderen Ort waren.

Alle diesen Daten und Erkenntnisse fügt Foursquare nun vermehrt zusammen und kombiniert sie zudem mit dem Verhalten des Nutzers. Ich habe das erstmals ausprobiert, als ich für vier Wochen in Amsterdam war. Viele meiner Freunde waren bereits dort und hatten Tipps hinterlassen. Foursquare hatte darüber hinaus häufig Ideen parat, was man genau jetzt unternehmen könnte. An einem Freitag Abend war demnach Club XY sehr beliebt. Menschen, die gerade in diesem Café sind, gehen hinterher gern in diese Bar. Wer Museum X mochte, mag in der Regel auch Ausstellung Y. Oder just in diesem Moment ist an Ort Soundso besonders viel los. Die Liste ließe sich fortsetzen. Kennt man die jeweilige Location noch nicht, kann man sich anhand der Fotos und Rezensionen der anderen Nutzer recht schnell ein Bild machen.

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Neuestes Feature von Foursquare: Man bekommt per Notification einen Tipp zu einem Ort in der Nähe zugeschickt, auch wenn man sich (noch) nicht eingecheckt hat. Das klingt zwar an sich gut, ich persönlich finde es in der Praxis bislang aber nur teilweise nützlich. Mein Hauptproblem damit mag aber viele andere nicht betreffen: Ich muss überhaupt mitbekommen, dass Foursquare mir eine Notification geschickt hat. Ich tendiere dazu, mein Smartphone auf lautlos zu stellen und die Vibration auszulassen. Davon weiche ich nur ab, wenn ich auf eine Information warte oder weiß, dass ich gerade erreichbar sein muss. Wer hingegen sowieso jede neue Nachricht verfolgt, wird da ein anderes Nutzungserlebnis haben.  Abgesehen davon kommen mir die so zugesandten Tipps bislang eher zufällig vor. Ich hatte noch nicht den Effekt, dass ich dadurch auf etwas gestoßen wäre, was ich sonst übersehen hätte.

Aktivität der Community ist entscheidend

Generell stehen und fallen diese Dienste mit der Güte ihrer Informationen und der Größe ihrer Community. Foursquare betont dabei den Freunde-Aspekt besonders. Wobei ich die grundsätzlichen Tipps und Hinweise unabhängig davon nützlich finde. Selbst wenn man nur eine handvoll Freunde und Bekannte hat, die Foursquare aktiv nutzen, kann es ein sinnvolles Tool sein.

Bei Yelp wiederum ist nach meinem Eindruck die Datenbank größer. Das ist auch kein Wunder, wenn man die Geschichte des Dienstes bedenkt, der wie erwähnt als Verzeichnis angefangen hat und bei dem das Thema Check-In erst später hinzu kam.

Bei TripAdvisor wiederum habe ich mich bislang überhaupt nicht angemeldet und ziehe trotzdem einen großen Nutzen aus dem Dienst. Praktischerweise bringen die Macher zu vielen Städten der Welt Apps heraus, die sich im Zweifel sogar offline bedienen lassen. Sie mögen nicht so gut sein wie ein professioneller Reiseführer, aber ich versuche sowieso am ehesten, vor Ort Tipps zu bekommen.

Mein perfektes Tool wären Yelp, TripAdvisor und Foursquare unter einem Dach vereint. Würde man alle Informationen und Daten dieser Dienste zusammenführen, bekäme man ein recht komplettes Bild einer Stadt.

Warum diese Dienste aus geschäftlicher Sicht so wichtig sind

Aber auch so sind diese drei aus meiner Sicht nützlich und ich habe mich mehr als einmal  gefragt, wie viele Unternehmen eigentlich wissen, wie sie hier dargestellt werden. Manche Cafés, Bars und andere machen aktiv Werbung damit und weisen dann stolz im Laden auf ihre guten Bewertungen hin. Sie locken mit besonderen Angeboten beim Check-in und die vielen ansprechenden Bilder und die vollständigen Daten bei Foursquare & Co. sind sicherlich kein Zufall. Andere Einträge hingegen sind total verwaist. Es gibt wenige Bewertungen oder nur eine schlechte, außerdem keine Fotos, keine Angaben zu den Öffnungszeiten und andere Stolpersteine.

Ich muss hier nicht wiederholen, wie rasant der Anteil der Smartphones steigt und wie rasant zugleich die Nutzung von Internet und Apps auf diesen Geräten wächst. Zugleich sollte man dabei einen ganz wichtigen Fakt nicht vergessen: „Mobile“ heißt nicht zwingend „unterwegs“. Bis zu zwei Drittel der Smartphone-Nutzung findet zu Hause statt, wie manche Zahlen nahelegen. Nicht nur Tablets, auch Smartphones erfüllen heute Aufgaben, für die man früher vielleicht sein Laptop auf dem Schoß gehabt oder sich noch früher an seinen Desktop-PC gesetzt hätte. Es lässt sich mit einer Hand so wunderbar bequem mit einem Smartphone herumstöbern. Und deshalb ist es aus meiner Sicht eben nicht mehr nur für typische Touristen- und Ausgeh-Locations wichtig, hier gut dazustehen, sondern auch für zahlreiche andere Anbieter, die sich vielleicht sogar an Kunden aus dem direkten Wohnumfeld richten.

Foursquare, Yelp und TripAdvisor sind in vielerlei Hinsicht eine neue Form des Branchenbuchs und zudem Plattformen für Mundpropaganda. Beides muss man normalerweise für sehr viel Geld einkaufen. Hier kostet es vor allem Zeit und Mühe, seinen Eintrag zu pflegen und so aktuell wie attraktiv zu halten. Ja, auch die eigene Zeit ist nicht gratis, wie jeder gute Geschäftsmann weiß. Und trotzdem glaube ich, dass das Potenzial solcher „Empfehlungsmaschinen“ kaum zu überschätzen ist.


Dieser Artikel gehört zu: UPLOAD Magazin 7

Unter anderem geht es in dieser Ausgabe um die Selbstorganisation im Home Office, die Zukunft der Autos und wie man mit Foursquare & Co. eine neue Stadt für sich entdecken kann. Gastautor ist Olaf Kolbrück. Sein Beitrag dreht sich um „die Macht der Daten im Onlinehandel“.

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