TOMORROW – Versuch eines Nachrufs

Einige Leser werden wissen, dass ich vor einem Jahr noch bei der TOMORROW in Berlin war. Insgesamt blieb ich nur sechs Monate, aber es war eine schöne, interessante und sehr wertvolle Zeit. Heute nun wurde die TOMORROW endgültig eingestellt. Zehn Jahre alt ist sie geworden. Und ihre wechselvolle Geschichte spiegelt zum Teil die wechselvolle Geschichte des Internets wider.
TOMORROW-Relaunchparty 2008 in Berlin
Schnappschuss von der Relaunch-Party vor ziemlich genau einem Jahr.

Entstanden ist die TOMORROW im Milchstraßen-Verlag von Dirk Manthey in Hamburg. Sie entstammte damit einer Familie, zu der viele bekannte und in ihren Bereichen oft innovative Zeitschriften gehören: Cinema, TV Spielfilm, Max, Fit for fun, Amica.

Gestartet ist die TOMORROW parallel zum ersten Internet-Boom. Die Auflage schoss raketenartig in die Höhe. Über 300.000 verkaufte Exemplare sind es damals in der Spitze gewesen.

Spätestens als die Internetblase platzte, ging es bergab. Die Verkaufszahlen befanden sich im stetigen Sinkflug, der durch mehrere teils einschneidende Änderungen an Personal, Optik und Inhalt nie aufgehalten werden konnte. Auch drumherum wurde viel gewechselt: Die TOMORROW zog von Hamburg nach München, 2008 dann von München nach Berlin. Eine Weile war sie bei der Chip eingeordnet, zuletzt in Berlin bei „Guter Rat“ und der „Bunte Ost“ namens „Super Illu“.

Der nunmehr letzte Relaunch vor einem Jahr brachte eine kleine Besserung. Aber für ein Überleben hat es nicht gereicht.

Gründe kann man dafür sicher viele finden. Aber über sie zu diskutieren, ist müßig.

Man mag mich voreingenommen nennen, aber so wie sie zuletzt war, habe ich die TOMORROW sehr gemocht. Ich freue mich, an einigen dieser Hefte beteiligt gewesen zu sein. Die Optik hat mir gefallen. Die Themen waren interessant und für eine breite Leserschaft gut aufbereitet. Ein großer Fan war ich besonders von der Interviewstrecke im hinteren Teil.

Schade, dass dafür nicht genügend Leser und vor allem auch nicht genügend Anzeigenkunden begeistert werden konnten.

Allen aus dem Team wünsche ich jedenfalls alles erdenklich Gute. Alle Beteiligten waren mit viel Herzblut bei der Sache und haben aus meiner Sicht eine Menge geleistet, um vielleicht doch noch die entscheidende Wende zu schaffen. Alle haben sich bis an ihre Grenzen und darüber hinaus engagiert. An Euch hat es nicht gelegen.

Ich denke, dass Ex-TOMORROW-Chefredakteur Georg Altrogge in seiner Analyse auf Meedia.de Recht hat, wenn er schreibt: „Es gibt Konzepte, die allen Erfolg versprechenden Rahmenbedingungen zum Trotz einfach nicht funktionieren wollen.“

A N Z E I G E

BMA - Business Management Akademie

 

16 Gedanken zu „TOMORROW – Versuch eines Nachrufs

  1. Ehrlich gesagt weiss ich nicht mal, wenn ich überhaupt zum letzten Mal eine Computer Zeitschrift gekauft habe. Gerade in dem Bereich findet man nun mal im Internet einfach alles. Da stelle ich es mir für eine Zeitschrift erst recht schwer vor, Themen zu finden, welche bis zur Veröffentlichung nicht schon 1000 mal im Netz zu finden sind.

  2. Zitiere: „Man mag mich voreingenommen nennen, aber so wie sie zuletzt war, habe ich die TOMORROW sehr gemocht.“ Dito, genau so habe ich es mir heute nachmittag auch gedacht (bin voreingenommen, Burda Angestellter). Allerdings hat der Preisverfall mich auch vor Zeiten schon sehr stutzig gemacht, 1 Euro, ne ne.
    Ich habe noch die Ausgabe Nr. 1 als Original mit Boris Becker als Coverboy im Schrank, das waren Zeiten. Besonders die Beilegerheftchen mit „den 100 besten Links“ zu Branche XY …. Wirklich sehr schade, wünsche allen Betroffenen eine kurze „Übergangsphase“!

  3. Ich verstehe das nicht. 15.000 Abonennten, je 15.000 verkaufte Hefte pro Ausgabe am Kiosk plus Anzeigeneinnahmen müssten doch reichen um so ein Blatt zu finanzieren. Wie sonst wäre zu erklären, dass ein Qualitätsblatt wie Intro monatlich kostenfrei erscheinen kann?

    Die Zeiten der Konzerne sind mit aufgeblasenen Bürogebäuden und Gehältern sind vorbei. ZACK! Die Kugel kommt immer stärker ins rollen, viele Arbeitsplätze werden wegfallen… Mal sehen wen es als nächstes trifft.

    Es lebe die Innovation & Nachaltigkeit.

  4. Finde es Schade wenn immer mehr Zeitschriften verschwinden. Obwohl – brauchen tat man diese Tomorrow nicht. Statt aus innovativen (Berliner) Projekten und „Anleitungen zum Selbermachen“ zu berichten gabs zu oft nur amazon & co. Das war einfach zu langweilig. Ich lese daher DE:BUG und die Zeitschriften in denen Jan auch schreibt :)

  5. das dafür bäume sterben mußten war mir schon immer unverständlich, aber dazu muß man wohl passionierter internetausdrucker sein.

  6. „Die Themen waren interessant und für eine breite Leserschaft gut aufbereitet …“

    @Jan don’t blame the ignorant, unwilling, should-be Magazine buyers …

    (IVW IV/2008) 13.951 Abonnenten, 15.747 Einzelkäufer, 25.517 Fluggreisende und 3.780 priviligierte Freieingewiesene

  7. Ich finde es schade das die Zeitschrift dicht macht. Ich war zwar kein regelmäßiger Leser von Tomorrow aber wenn dann fand ich das Blatt ganz interessant. Wirklich schade, aber es gibt ja noch ein paar Alternativen.

  8. Nach der ganzen Kondulierungsarie mal eine etwas andere Meinung. Mich wundert das die Tomorrow überhaupt 10 Jahre alt geworden ist. Die erste Ausgabe war schon so schlecht das ich niemanden kannte der mehr als die Nullnummer + 1 Ausgabe gekauft hat. Mag sein das die letzten Ausgaben qualtitativ akzeptabel waren. So what, it’s too late!

    Letztendlich kein Verlust in Zeiten wo man sich nichtmal mehr die c’t kaufen sollte. Es gibt keine brauchbaren Computerzeitschriften. Es klingt hart aber die Tomorrow war von den unbrauchbaren Computerzeitschriften auch noch eine der Schlechtesten.

  9. Froh bin ich vor allem, dass sich meine Wege mit yeebase hier in Hannover gekreuzt haben. Die Zeit bei der TOMORROW war wie beschrieben sehr spannend und ich möchte sie nicht missen. Aber das mit yeebase und dem t3n Magazin passt einfach perfekt. Dagegen kommt keiner an ;-)

  10. Ich hatte am an fang von TOMORROW ein Abo. (wurde uns mehr aufgedräng / kostenlos). Ich fand sie immer nett zum Blättern, aber informiert hab ich mich im Netz. Ich denke viele von den Abo’s sind die „kostenlosen“ die man am Telefon bekommt. Als Probeabo teilweise über Jahre.

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