100 Mal UPLOAD Magazin: Unsere schönsten Fehler und Erfolge

Diese Woche veröffentlichen wir UPLOAD Magazin Nr. 100. Der Weg zu diesem Jubiläum war alles andere als gerade und längst nicht nur von Erfolgen gekennzeichnet … Jan Tißler fasst dir hier die Dinge zusammen, die wir seit dem Start im Sommer 2013 gelernt haben.

(Coverfoto Ausgabe Nr. 1: Patreon.com | Cover-Illustration Ausgabe Nr. 100: © grandeduc, depositphotos.com | Hintergrund-Illustration: © rishagreen, depositphotos.com)

Erfolg: Machen, was möglich ist

Als Falk Hedemann, Sebastian Schürmanns und ich das monatliche UPLOAD Magazin im Sommer 2013 gestartet haben, hatte dieses Projekt hier bereits eine lange Vorgeschichte. Es war zuvor ein PDF-Magazin, ein Blog, ein Podcast … und eine über Jahre eingeschlafene Website.

Bevor das monatliche Magazin an den Start ging, hatten Sebastian und ich bereits die Minimalversion gefunden, um UPLOAD wieder zum Leben zu erwecken: jeden Montag ein Beitrag. Das war nicht etwa ein Konzept, an dem wir lange herumgetüftelt hatten. Es hat sich so ergeben. 

Wie sich zeigte, war das gut machbar. Neue Artikel erscheinen bei uns auch heute noch am Montag und meistens haben wir einen einzigen großen Beitrag pro Woche. 

Wenn du darüber auf dem Laufenden bleiben willst, was wir hier veröffentlichen, empfehle ich dir übrigens das „Update am Montag“.

Erfolg: Slow and steady wins the race

Ein Beitrag pro Woche klingt erst einmal wenig. Aber wenn du es konsequent machst, hast du nach einem Jahr schon 52 und nach zehn Jahren 520. Das scheint dann plötzlich gar nicht mehr so unbedeutend.

Wenn es nach mir ginge, dann würden wir außerdem laufend über aktuelle Themen berichten, Kommentare schreiben, Tools testen … Aber dazu haben wir nicht die Ressourcen. Also konzentrieren wir uns stattdessen auf das, was machbar ist.

Fehler: Auf das falsche Pferd setzen

Ein Auslöser für das monatliche UPLOAD Magazin war 2013 die Diskussion zu „iPad-Magazinen“. Es schien, für eine kurze Zeit, eine Möglichkeit, die Besonderheiten eines Magazins ins digitale Zeitalter zu transportieren.

Aber zum einen hat sich Apple nie sonderlich für dieses Thema interessiert. Es gab kein vernünftiges Framework für Magazin-Apps oder überhaupt eine eigene Idee, wie man dieses Thema zum Erfolg führen konnte.

Und zum anderen waren es vor allem die Magazin-Macher:innen, die sich fragten, wie sie ihre bereits vorhandene Publikationen ins Digitale transportieren konnten. Die Leserschaft hat darauf nur bedingt gewartet. 

Es geht bei einem digitalen Magazin nicht um ein gedrucktes Produkt, das man um ein paar interaktive Elemente aufpeppt. Viele dieser iPad-Magazine erinnerten mich mehr an CD-ROMs als ans Internet.

Es geht darum, mit den Möglichkeiten des Digitalen etwas Neues zu erfinden, das ähnliche Bedürfnisse erfüllt.

Das UPLOAD Magazin im Wandel der Zeiten, Teil 1 …

Fehler: Sich von einem Anbieter abhängig machen

Es widerstrebt mir zutiefst, mich in die Hände eines einzelnen Anbieters zu begeben. Und das hat seine Gründe. MailChimp beispielsweise hat uns von heute auf morgen den Account gesperrt und auf unsere Nachrichten über das dafür bereit gestellte Formular nie reagiert. Der Anbieter unserer ersten Magazin-App wiederum ging plötzlich pleite und alle unsere bereits eingesammelten Abonnent:innen waren weg. Und sowohl Apple’s App Store als auch Google’s Play Store haben sich eine erhebliche Summe von jeder Einnahme abgezweigt und zugleich unsere Leser:innen für sich behalten.

Die Liste ließe sich fortsetzen.

Es kann sinnvoll sein, auf ein All-in-one-Angebot zu setzen, anstatt sich seine Plattform selbst zusammenzubasteln. Vor allem, wenn du eine Idee erst testen möchtest, solltest du den Erstaufwand gering halten. Es hätte beispielsweise für uns überhaupt gar keinen Sinn ergeben, unsere eigenen iPad-App programmieren zu lassen. Aber wenn du dich in eine solche Abhängigkeit begibst, stelle immer sicher, dass du im Fall der Fälle deine Daten und Inhalte exportieren und zu einem anderen Angebot mitnehmen kannst.

Erfolg: Die Nutzer:innen dort abholen, wo sie bereits sind

Ein Erfolgserlebnis war Ende 2016 der Start unseres Web-Abos. Es war sofort deutlich erfolgreicher als die App, die wir kurz darauf abgeschaltet haben. 

Das Web-Abo gefällt den Nutzer:innen besser, weil es erstens viel einfacher zu bestellen und zu verstehen ist als die App. Und zweitens, weil wir hier nach und nach vollkommen neue Inhalte und Angebote hinzufügen konnten, die in der App für uns gar nicht möglich gewesen wären, wie die E-Books oder Onlinekurse.

Fehler: Deinen thematischen Fokus verlieren

Das UPLOAD Magazin ist bislang immer ein Nebenprojekt gewesen – und ein enorm aufwändiges noch dazu. Entsprechend gleitet einem manchmal etwas aus der Hand, ohne dass man es so richtig mitbekommt.

So ging UPLOAD für eine Weile in Richtung „Magazin für E-Business“. Aber was es sein sollte, war mir selbst nicht immer so klar. Es waren viel zu viele unterschiedliche Themen, um sich mit unseren begrenzten Ressourcen klar zu positionieren.

Ich bereue diesen Umweg nicht. Es sind aus meiner Sicht spannende Ausgaben und viele lesenswerte Artikel entstanden. Und außerdem hat Falk und mich das dazu gebracht, UPLOAD grundsätzlich zu überdenken. Seit Frühjahr 2021 haben wir uns wieder auf unseren alten Fokus besonnen: Was ich zum Start 2006 „digitales Publizieren“ genannt habe, nennt sich nun „Content“.

Aber wir berichten wieder vornehmlich über die Themen, mit denen wir uns selbst beschäftigen.

Und es war sofort einfacher zu erklären, an wen sich UPLOAD richtet: an Content-Profis und solche, die es werden wollen. Punkt.

Fühlte sich sofort besser an.

Erfolg: Mit vielen Formaten experimentieren

Neben Artikeln haben wir auch E-Books und Onlinekurse im Angebot. Vor allem im Zusammenspiel mit der Ende 2021 gestarteten Content Academy ergibt das inhaltlich eine ganze Menge Sinn:

  • Das Magazin gibt dir einen aktuellen Einblick dazu, was gerade passiert.
  • Die Academy bietet dir eine strukturierte Plattform für die Weiterbildung.
  • E-Books und Onlinekurse helfen dir dabei, besonders wichtige Themen zu vertiefen.

Ich möchte jetzt am liebsten behaupten, dass Falk und ich einmal eine große Strategierunde hatten und uns dieses tolle Konzept erarbeitet haben. Aber, nein: So hat es sich entwickelt aus dem, was wir ausprobiert und gelernt haben. Und wir sind noch dabei, es genau in diese Richtung zu drehen. Gar nicht so einfach im laufenden Betrieb …

Ohne Experimente hätten wir das aber nie lernen können. Und dabei hat sich gezeigt, dass vor allem Onlinekurse beliebt sind.

Nach dem Start des Web-Abos waren die Onlinekurse nämlich unser nächstes klares Erfolgserlebnis.

Fehler: Die eigene Idee nicht genug in Frage stellen

Es ist leicht, sich in eine Idee zu verrennen. Mir geht es jedenfalls so. Da möchte ich sie manchmal gar nicht mit der Wirklichkeit konfrontieren. Aber das ist natürlich falsch.

Richtig ist, immer genau zu hinterfragen, ob die eigene Idee eigentlich so funktioniert, wie man sich das vorgestellt hat.

Dazu gehört das Magazin hier bei UPLOAD. Ich persönlich mag Magazine sehr. Aber selbst ich muss zugeben, dass das mit Nostalgie zu tun hat. Als Kind konnte man mich problemlos in einem Zeitschriftenkiosk „parken“. So viel zu entdecken!

Heute habe ich Zugriff auf hunderte Magazine auf meinem iPad. Meine Bibliothek bietet eine unbegrenzte Online-Leihe an. Ich mache davon viel Gebrauch. Allerdings lese ich am Ende nur einen Bruchteil davon.

Mein Lesen findet heute in Feedly statt und viele Inhalte landen in Pocket. Dazu noch etliche YouTube-Videos … Der Platz für Magazine ist begrenzt und sie sind eingesperrt in dieser einen App und innerhalb dieser App in einem Konstrukt namens Magazin. Ich vergesse zu häufig, dass sie auch noch da sind.

Aber selbst auf Papier ist es nicht besser, denn das stapelt sich bei meinem Sitzplatz im Wohnzimmer ebenfalls und wird dann und wann in einem Rutsch entsorgt.

Ich will nicht behaupten, dass Print-Magazine keine Rolle mehr spielen. Ich weiß die Arbeit vor allem der ambitionierten Magazine sehr zu schätzen. Aber selbst ich als „Fan“ muss zugeben: Es gibt viele andere Medienangebote. Und manche davon erreichen eine Qualität, wie man sie früher nur Magazinen zugetraut hätte.

Ich muss also immer hinterfragen, was es eigentlich meint, ein „digitales Magazin“ herauszugeben. Ich muss meine Idee gnadenlos hinterfragen, selbst wenn es schwerfällt.

Das UPLOAD Magazin im Wandel der Zeiten, Teil 2.

Erfolg: Die Stärken des Digitalen voll ausspielen

Wenn wir über UPLOAD als digitales Magazin nachdenken, müssen wir uns als erstes fragen, was ein gedrucktes Magazin eigentlich ausmacht (abgesehen vom Medium) und dann alles über Bord werfen, wie ein solches Print-Magazin aufgebaut ist.

Ein Fachmagazin ist für mich etwas, das mich über mein Berufsfeld auf dem Laufenden hält und aus dem ich wertvolle Anregungen und Tipps mitnehme. Es kann mir außerdem ein Gefühl der Gemeinschaft vermitteln.

So schön gedruckte Magazine sind, haben sie doch etliche Einschränkungen, die es im Digitalen nicht gibt. Die Länge der Artikel können wir hier beispielsweise schlicht vom Thema abhängig machen und nicht vom Platz. Wie die Artikel aufgebaut sind und wie wir das Thema darstellen und visualisieren ist ebenfalls sehr frei: Text, Bild, Video, Audio – genutzt wird, was passt.

Und wir können sogar ausführliche Zusatzinhalte wie E-Books und Onlinekurse umsetzen und sie ins Magazin-Abo integrieren.

Die gerade erst gestartete Academy ist ein weiteres Beispiel dafür: Sie nimmt die Idee der beruflichen Weiterbildung und setzt sie digital um.

Wie gesagt: Ich behaupte nicht, dass diese digitalen Angebote in jeder Hinsicht besser sind als ihre Entsprechungen in der physischen Welt. Aber sie haben ihre ganz eigenen Stärken und Möglichkeiten. Als Digitalpublizist solltest du immer schauen, was dir das ermöglicht und nicht etwa, was im Vergleich zu althergebrachten Angeboten nicht möglich ist.

Erfolg: Pragmatisch gewinnt (meistens)

Wie bereits erwähnt, ist UPLOAD ein Nebenprojekt für Falk und mich. Wenn sich die Academy weiter so wie zum Start entwickelt, könnte sich das mit der Zeit ändern. Aber das monatliche Magazin konnten wir auf jeden Fall nur zusätzlich zu unserer eigentlichen, bezahlten Arbeit umsetzen.

Zugleich wollen wir dort aber natürlich gute Inhalte anbieten, die zeigen, worauf es uns ankommt.

100 Magazin-Ausgaben haben wir letztlich vor allem deshalb geschafft, weil wir uns sehr pragmatisch organisiert haben. Das bedeutet konkreter gesagt: Wir sprechen uns so wenig ab wie irgend möglich. Vieles lief über Tools wie Slack. Online-Meetings waren die Ausnahme: Die gab es nur zwei, drei Mal pro Jahr – vor allem für die Themenfindung.

Die Schwerpunkte des Magazins haben wir dabei immer mindestens ein halbes Jahr und mehr im Voraus geplant.

Anders war es einfach nicht zu machen.

Ideal war das nicht immer. Dass wir zwischenzeitlich unseren inhaltlichen Fokus so verloren haben (siehe oben) hatte sicher damit zu tun. Aber gut, auch das haben wir letztlich korrigiert.

Jetzt, da wir die Academy voranbringen, schalten Falk und ich uns fast jede Woche zusammen. Diesen Austausch brauchen wir aktuell, da die Academy so ambitioniert ist und wir ja gleichzeitig auch noch das Magazin neu erfinden. Aber auch diese Runden halten wir so effizient und pragmatisch wie möglich. Wenn es nichts zu sagen gibt, lassen wir sie ausfallen.

Erfolg: Immer nach vorne schauen

In der Fahrschule hast du sicher auch gelernt, dass du nicht allein auf das Auto vor dir starren solltest, sondern aktiv darüber hinausschaust.

Genauso geht es mir und uns mit UPLOAD. Wir sehen, was in unserem Bereich passiert und wir überlegen, ob und wie wir das in unsere Idee integrieren wollen.

Die Academy ist ein gutes Beispiel dafür: Einerseits kommt sie aus den Erfahrungen, die wir mit Onlinekursen bereits gesammelt haben. Andererseits gehören digitale Lernangebote zu den Bereichen, die von den Einschränkungen durch die Coronavirus-Pandemie profitiert haben: Sie sind zumindest als ergänzende Option, wenn nicht sogar als gute Alternative anerkannt.

Die Academy ist eine flexible Lernplattform, die sich ständig weiterentwickelt. Du musst nirgends hinfahren, um dich fortzubilden. Und sie ist nicht nach ein paar Tagen wieder vorbei.

Auch beim Magazin schauen wir nach vorne, denn wie oben beschrieben, soll es eine neue Rolle einnehmen. Wir möchten hier vor allem aktuelle Themen behandeln und mehr bieten als lange Ratgeberartikel. Wie wir das geschickt umsetzen, überlegen wir derzeit noch.

Das Grundmodell der „Magazin-Ausgaben“ finde ich persönlich weiter gut. Es ist ein Gegenentwurf zum manchmal ermüdenden, endlosen Nachrichtenstrom im Netz. Ob es immer monatlich sein muss oder ob es für uns nicht besser wäre, beispielsweise alle zwei Monate zu erscheinen, sei einmal dahingestellt. Es gäbe uns mehr Zeit, an den Inhalten zu erarbeiten. Und wir hätten mehr Spielraum für unterschiedliche Formate. Wir denken aktiv darüber nach.

Denn wie weiter oben schon geschrieben: Es ist wichtig, deine eigenen Ideen immer zu hinterfragen.