YouTube mit "Real Time" auf dem Weg zum Social Network

YouTube unternimmt mit der neuen Funktion „RealTime“ weitere zaghafte Schritte, um sich von einer reinen Videoplattform wegzubewegen und sich zu einem Social Network weiterzuentwickeln. Die US-amerikanische Seite TechCrunch hatte die Möglichkeit, das Feature zu testen. Es besteht aus einer auf allen YouTube-Seiten sichtbaren Leiste am unteren Bildschirmrand, über die man mit seinen Freunden Tipps für Videos austauschen kann und sieht, was andere Leute gerade anschauen. Was zunächst wie ein Gimmick wirkt, ist tatsächlich ein wichtiger Schritt für das Videoportal Nr.1.

Screenshot von YouTube RealTime
Screenshot von YouTube RealTime auf TechCrunch.

Mit weitem Abstand ist YouTube bekanntlich die Nummer 1 in Sachen Video. Trotzdem ist das Portal ein Verlustbringer für Google. Nur gut, dass die Suchmaschine gar nicht weiß, wohin mit ihrem vielen Geld. Ansonsten sähe es für YouTube sicher schon düster aus.

So aber bleibt trotz allem Luft zum Experimentieren. Mit dem neuen Angebot „YouTube RealTime“ möchte das Portal nun zugleich zum Social Network wachsen und seine Nutzer noch enger an sich binden.

Im Bericht von Jason Kincaid auf TechCrunch ist „RealTime“ zu sehen. Es besteht aus einer Leiste am unteren Bildschirmrand, die Funktionen über das Portal hinweg zur Verfügung stellt. Die Idee ist nicht sonderlich neu und zum Beispiel von Facebook hinlänglich bekannt. Im Grunde lehnen sich alle diese Konzepte an die Taskbar von Windows an.

Aber ob es nun neu ist oder nicht: Dieser harmlos scheinende, graue Streifen am unteren Bildschirmrand könnte YouTube in den nächsten Wochen und Monaten entscheidend weiterbringen.

Was kann man damit tun?

Zunächst hat man einen großen Knopf, um das „Realtime Sharing“ einzuschalten. Damit können andere mitverfolgen, was man gerade ansieht. Natürlich kann man es darüber auch ausschalten, falls das gerade opportun sein sollte… Einen ähnlichen Knopf („Active Sharing“) gibt es bei YouTube bereits heute, aber er ist sehr unauffällig und für sich allein auch nicht besonders viel Wert. Ein Social Network besteht bekanntlich aus „Freunden“. Das hat auch YouTube erkannt.

Beim Punkt „Online Friends“ ist aufgeführt, was die eigenen Freunde gerade ansehen oder angesehen haben. Und mit den „Notifications“ kann man Freunde auf ein Video aufmerksam machen: Der Hinweis erscheint bei ihnen dann ebenfalls in der RealTime-Leiste.

Das Ganze ist natürlich Beta. Zudem kann man derzeit nur auf Einladung teilnehmen. Und einladen kann man übrigens nur die Nutzer, mit denen man „befreundet“ ist – auf diese Weise sorgt YouTube also recht elegant dafür, dass auch diese Funktion genutzt wird. Schließlich ist der „Social Graph“, also das selbstgeschaffene Netzwerk aus Kontakten, eine wertvolle Sache für die Betreiber solcher Seiten. Sie machen viele Features erst möglich und binden die Nutzer.

Warum ist das ein interessanter Schritt?

Auf den ersten Blick sieht das alles sehr harmlos aus. Neu ist es auch nicht gerade. Aber es weist in eine interessante Richtung. Denn Videos mit anderen zu teilen ist eine zentrale Funktion, die bislang oftmals außerhalb von YouTube stattfindet. Die wird nun (sofern die Nutzern mitspielen) verstärkt auf die Plattform geholt. Zudem verknüpfen sich die Nutzer zunächst miteinander. Das ist zwar heute schon möglich, steht aber längst nicht so im Vordergrund.

Nicht vergessen sollte man, dass die „RealTime“-Leiste und die jetzt neu geförderten Verknüpfungen zwischen den Nutzern noch viele weitere Funktionen hervorbringen können.

So gesehen ist es wohl so: Auch wenn es zunächst nur eine graue Leiste zu sein scheint, steigt YouTube hiermit noch deutlicher als bisher in den Ring der Social Networks. Und das ist ein logischer, dabei aber auch entscheidender Schritt.

Links zum Thema