„Vimeo on Demand“ ist der neueste und nun zweite Schritt des Videoportals auf dem Feld der bezahlten Inhalte. Im Gegensatz zu YouTube setzt Vimeo also nicht etwa auf Werbung als Einnahmequelle, sondern auf zahlende Nutzer. Eine interessante Herangehensweise, die vor allem Profis und engagierte Amateure anziehen soll. Allerdings ist das Modell des Paid Content nicht für alle Inhalte interessant.
Vimeo vs YouTube
Noch vor einigen Jahren gab es diverse Videoportale, die um die Aufmerksamkeit der Zuschauer und Filmer buhlten. YouTube hat sie alle weit hinter sich gelassen. Daneben hat sich zumindest in meiner Wahrnehmung nur Vimeo gehalten. Das Portal steht dabei für einen klaren Gegenentwurf: Die Qualität der Inhalte und eine schöne Präsentation haben Priorität. Während man bei YouTube also vor allem eine enorme Reichweite haben kann und Memes wie Harlem Shake entstehen, hat sich Vimeo stets in Richtung Profiportal entwickelt. Ihr Credo: „…the best place to upload, share and watch some of the highest quality videos in the world.“
Im Gegensatz zu YouTube hat Vimeo zudem darauf gesetzt, dass die Internetnutzer bereit sind, für gute Inhalte und einen guten Service zu bezahlen. Entsprechend gibt es kostenpflichtige Accounts, die ich euch nun kurz vorstelle, bevor wir zu den Verdienstmöglichkeiten kommen.
Vimeo-Konten: Basic, Plus, Pro
Bei den Nutzerkonten gibt es bei Vimeo drei verschiedene Möglichkeiten:
1. Basic
„Basic“ ist wenig überraschend der kostenlose Account. Mit ihm kann man pro Woche maximal 500 MB und nur 1 HD-Video hochladen. Zudem ist der Upload nicht priorisiert, sprich: Es kann dauern, bis das Video auf Vimeo erscheint. Auch mit Bannerwerbung muss man hier rechnen und die Videos werden in schlechterer Qualität konvertiert.
Alles in allem finde ich den Basic-Account allein schon wegen der Wartezeit eher frustrierend und keine gute Werbung für das Portal. Dass der Account mengenmäßig eingeschränkt ist, ist leicht nachzuvollziehen. Warum man aber das Nutzungserlebnis verschlechtert, habe ich noch nie verstanden. Schließlich müsste Vimeo doch zeigen wollen, wie klasse es ist und dafür bspw. nur einen Upload pro Woche erlauben. Oder man ist so konsequent und hat nur noch Bezahlaccounts, die dann aber bspw. mit einwöchiger Testphase.
Wer nur gelegentlich etwas hochlädt oder vor allem in der Vimeo-Community mitmachen will, ist mit Basic gut bedient.
2. Plus
Vimeo Plus kostet 9,95 US-Dollar pro Monat oder 59,95 US-Dollar im Jahr. Dafür kann man dann 5 GB und im Rahmen dessen unbegrenzt HD-Videos pro Woche hochladen. Der Player lässt sich anpassen, man hat erweiterte Statistiken und priorisierten Upload. Zudem ist die Seite garantiert werbefrei.
Wer regelmäßig Videos in einer ansehnlichen Umgebung ohne Reklame veröffentlichen will, ist hier gut aufgehoben. Wichtig: Es dürfen keine kommerziellen oder werblichen Videos sein. Streng genommen darf man nicht einmal eine URL zur eigenen Seite einblenden.
Solche Regeln werden sicher den einen oder anderen abschrecken. Aber sie sorgen auf der anderen Seite dafür, dass die Seite so hochwertig wirkt. YouTube bietet dagegen alle Freiheiten, aber dafür stellt sich manchmal dieses gewisse „Müllhalden-Gefühl“ ein.
3. Pro
Vimeo Pro wiederum schlägt mit 199 US-Dollar pro Jahr zu Buche. Es ist nach der Selbstbeschreibung vorwiegend für Firmen und ihre gewerblichen Videos gedacht. Denn nur als Pro-Mitglied darf man beispielsweise Werbevideos u.ä. Inhalte zu Vimeo hochladen. Es stehen erst einmal 50 GB Speicherplatz zur Verfügung und die Videos dürfen jeweils bis zu 5 GB groß sein. Die Bandbreite ist auf 250.000 Plays pro Jahr für eingebettete Videos beschränkt. Wer mehr Platz und mehr Plays braucht, kauft sich das über den Vimeo Store hinzu. Diese Upgrades sind dabei ähnlich teuer wie der Pro-Account.
Den Player kann man individuell anpassen und z.B. mit einem eigenen Intro und Logo versehen. Auch die Portfolioseite mit der Übersicht zu den Videos lässt sich anpassen und mit einer bereits vorhandenen URL verknüpfen. Wer will, kann also verbergen, wo die Videos überhaupt liegen.
Pro ist nicht als Upgrade zu Plus zu verstehen, sondern richtet sich an eien andere Zielgruppe. So ist man als Pro-Nutzer standardmäßig kein Teil der Community, kann dieses Feature aber aktivieren. Vimeo möchte auf diese Weise offenbar die Nutzer von Werbung verschonen, Firmenkunden aber trotzdem einen Platz für ihre Videos anbieten.
Weitere Informationen zu Vimeo Pro hier in den FAQs. Wichtig sind die Leitlinien zu Vimeo Pro.
Vimeo Creator Services
Die Einnahmequellen für Filmemacher fasst das Portal unter dem Titel „Vimeo Creator Services“ zusammen. Die haben sie erstmals im September 2012 vorgestellt. Konkret finden sich darin bislang diese beiden Angebote:
1. Tip Jar
Mit der auf Deutsch „Sparschwein“ genannten Funktion „Tip Jar“ wagte Vimeo seine ersten Schritte in Richtung bezahlte Inhalte. Der Ansatz hier ist keine Bezahlschranke, sondern ein Spendenbutton: Wem ein Video gefällt, kann auf den passenden Button klicken, eine Summe eingeben und via PayPal bezahlen. Es wurde bisher nicht veröffentlicht, wie erfolgreich Tip Jar ist.
Oftmals bringen solche Spendenmodelle erschreckend wenig ein. Dennoch sollte man die Community auf Vimeo nicht unterschätzen. Hier könnte sich auszahlen, auf Qualität statt auf Quantität zu setzen. Viele Nutzer dürften hier auf der Suche nach sehenswerten Inhalten sein und dabei auch verstehen, dass die Macher von etwas leben müssen. Denn: Schätze ich die Arbeit eines Künstlers und möchte ich, dass er oder sie weitermachen kann, bin ich eher bereit, etwas zu bezahlen. Vielleicht.
Um „Sparschwein“ zu benutzen, muss man Vimeo-Plus- oder Vimeo-Pro-Nutzer sein. Danach verknüpft man sein Vimeo-Konto mit einem PayPal-Account. Eine Einschränkung ist dabei wichtig: Für gewerbliche oder politische Videos darf man keine Spenden entgegennehmen. So steht es in den FAQs.
Alle Spenden der Zuschauer werden den Monat über gesammelt und dann 30 Tage nach Ende des Monats zu PayPal transferiert. Vimeo behält 15 Prozent ein.
Leider wird der Sparschwein-Button nur auf Vimeo selbst angezeigt, nicht bei eingebetteten Videos.
Weitere Informationen zu Tip Jar alias Sparschwein hier in den FAQs.
2. Vimeo on Demand
„Vimeo on Demand“ ist im Gegensatz zu Tip Jar eine klassische Bezahlschranke: Die Nutzer bezahlen, dann können sie sich den Film ansehen. Man kann hier als Filmemacher verschiedene Dinge festlegen:
- Den Preis, den die Nutzer bezahlen sollen.
- Wie lange der Film danach zur Verfügung steht.
- Ob man den Film nicht nur streamen, sondern auch herunterladen kann.
- In welchen Regionen und Ländern er zu sehen sein darf.
Beim Punkt „Herunterladen“ ist zu beachten, dass die Nutzer dann die Quelldatei ohne Kopierschutz bekommen.
Vom festgelegten Preis gehen 90 Prozent an den Filmemacher und 10 Prozent an Vimeo. Die Zuschauer können sich das Video im festgelegten Zeitraum auf allen Geräten anschauen, die Zugriff auf Vimeo haben. In den Kommentaren zur Ankündigung von Vimeo on Demand fragen viele Nutzer nach einer Option, dass die Zuschauer selbst einen Preis festlegen. Das ist aktuell noch nicht möglich.
Und auch andere Dinge sind kommenden Versionen vorbehalten. So kann man den Film zum jetzigen Zeitpunkt zwar auf der eigenen Seite einbetten, die Bezahloptionen stehen aber nur auf Vimeo zur Verfügung. Um den Film in Szene zu setzen, hat man aber auch auf Vimeo selbst viele Möglichkeiten und kann den Nutzern u.a. einen kostenlosen Trailer als Vorgeschmack anbieten.
Ein wesentlicher Haken von Vimeo on Demand aus Sicht der Filmemacher: Man benötigt einen Pro-Account, der wie oben beschrieben mindestens 199 Dollar pro Jahr kostet. Dass Vimeo on Demand auch einmal für Plus-Nutzer kommt, wird nicht ausgeschlossen, einen Zeitplan gibt es dafür aber nicht.
Ausgezahlt werden die Einnahmen wie bei Tip Jar via PayPal.
Fazit: Vimeo als Profiplattform
Wie eingangs erwähnt, kann man über YouTube eine enorme Reichweite erzielen und damit auch stattliche Summen einnehmen – in dem man Werbung zulässt. Die Werbung gibt es in diversen Formen. Wer ein potenziell reichweitenstarkes und gesuchtes Thema hat, ist auf YouTube sicher gut aufgehoben und muss bei der Reklame dann ein Auge zudrücken – oder zwei.
Vimeo hingegen setzt auf eine andere Zielgruppe. Hier geht es darum, eine Community für die eigenen Inhalte zu begeistern – so sehr, dass sie etwas dafür bezahlen. Das können minimale Beträge wie 1 Dollar sein, aber auch deutlich mehr. Man denke an Schulungsvideos, Ratgeber, Seminare, die noch immer häufig in Form von DVDs daherkommen. Sie haben mit Vimeo on Demand nun eine weitere Vertriebsplattform. Gute Chancen haben natürlich auch alle, die bereits Fans um sich geschart haben.
Gegenüber anderen Video-Vertriebskanälen wie beispielsweise iTunes hat Vimeo dabei den großen Vorteil der eigenen Community und der Flexibilität beim Einsatz. Ob die Bezahlmöglichkeiten per PayPal ausreichen, muss man sehen. Zudem brauchen Zuschauer einen Vimeo-Account, der natürlich nicht so verbreitet ist, wie ein Amazon- oder iTunes-Account. Auch der Zwang zum teuren Pro-Account schränkt die Nutzungsmöglichkeiten der neuen Plattform erst einmal ein.
Aber das jetzige Angebot von Vimeo ist natürlich nur als erster Schritt zu sehen. Und der geht auf jeden Fall in die richtige Richtung. Es gibt nun einmal Inhalte, die sich perfekt mit Werbung refinanzieren lassen und solche, die besser als Bezahlprodukt funktionieren.
Jan hat mehr als 20 Jahre Berufserfahrung als Online-Journalist und Digitalpublizist. 2006 hat er das UPLOAD Magazin aus der Taufe gehoben. Seit 2015 hilft er als CONTENTMEISTER® Unternehmen, mit Inhalten die richtigen Kunden zu begeistern. Und gemeinsam mit Falk Hedemann bietet er bei UPLOAD Publishing Leistungen entlang der gesamten Content-Marketing-Prozesskette an. Der gebürtige Hamburger lebt in Santa Fe, New Mexico.
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2 Gedanken zu „Vimeo Creator Services: Geldquelle für professionelle Filmemacher“
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