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Cookies reduzieren: Warum deine Website mit mehr Datenschutz besser performt

Cookies hängen Vielen zum Halse heraus – vor allem die leidigen Cookie-Banner. Dabei geht es auch besser, in dem Website-Admins einmal ganz gezielt hinterfragen, inwiefern die Cookieflut auf ihrer Seite tatsächlich notwendig ist. Philipp Roth erklärt dir in seinem Artikel, warum das eine gute Idee ist, wie das die Performance deiner Website verbessert und wie du es ganz praktisch angehst.

(Generiert mit Dall-E)

Zusammenfassung

  • Ein großer Teil der Website-Besuchenden lehnt Cookies grundsätzlich ab, wodurch diese Nutzer*innen oft nur ein eingeschränktes Websiteerlebnis erhalten.
  • Viele zentrale Website-Funktionen wie Google Fonts, YouTube-Videos, Maps oder Formulare sind nicht-essenzielle Dienste und funktionieren ohne Cookie-Zustimmung nicht.
  • Eine proaktive Cookie-Reduktion kann sowohl die Nutzerfreundlichkeit verbessern als auch die Websiteperformance steigern, da weniger externe Skripte geladen werden müssen.
  • Schnelle Optimierungsmöglichkeiten sind das lokale Einbetten von Ressourcen, der Einsatz datenschutzfreundlicher Alternativen und das kritische Hinterfragen verwendeter Tools.
  • Eine strategische Datensammlung sollte sich auf wirklich notwendige Informationen konzentrieren und Dienste bewusst nach ihrem Mehrwert und ihrer Datenschutzfreundlichkeit auswählen.
  • Eine vollständig Cookie-freie Website ist meist weder umsetzbar noch sinnvoll – wichtig ist ein ausgewogener Ansatz zwischen Funktionalität und Datenschutz.

Cookies – die kleinen Datenschnipsel, die bei fast jedem Webseitenbesuch hinterlassen werden – sind ein unverzichtbarer Bestandteil moderner Websites. Sie ermöglichen alles von Logins bis hin zur Personalisierung von Inhalten. 

Sie geistern als Thema immer wieder durch die Gegend, weil Google mit Chrome mal First-Party werden will, aber dann doch nicht mehr. Weil die Bundesregierung mit der zentralen Einwilligungsverwaltung die Cookie-Flut eindämmen will und dafür ein Gesetz auf den Weg gebracht hat, das zentrale Datenschützer wie der Landesbeauftragte für den Datenschutz Niedersachsen für unsinnig halten

Sie nehmen vor allem durch Cookie-Banner Gestalten an, auf jeder Webseite, teilweise im vollen Format. Das Erste, was Besucher*innen von Unternehmen sehen: nervige Banner, die keiner sehen will – Unternehmen nicht, Nutzer nicht.  

(Illustration basiert auf: xkcd.com/2347, Lizenz: CC BY-NC 2.5, Lizenzbedingungen)

Ein Artikel über Cookies und Datenschutz? Seriously? Langweiliger geht’s nicht mehr. Ich bin kein Datenschützer, aber lasst uns mal noch die User Experience in den Ring werfen und nicht wie sonst ausblenden weil „man ja nicht drumrum kommt“. 

Eines ist klar: Ein großer Teil unserer Besucher*innen will keine Cookies. Auf E-Commerce Webseiten lehnen um die 40% aller Besucher alle Cookies ab, bei B2B Webseiten schwanken die Werte zwischen 20% und 60%. Wir vergessen diese Besucher*innen nur zu gern. Wir vergessen, dass ein Drittel der Besucher*innen nicht die Experience bekommt, die wir als Unternehmen bieten wollen, weil große Teile unserer modernen Webseite auf Cookies basieren.

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Ein modernes Oxymoron: Datenschutz als Performance & UX-Boost

Relevant wird das Thema abgelehnte Cookies spätestens, wenn die Kernfunktionen der Webseite betroffen sind. Also wenn zentrale Elemente eure Webseite für alle „Ablehner*innen“ nicht verfügbar sein dürfen. Wenn … 

  • … die Webseite auf einmal anders aussieht, weil die integrierten Google Fonts nicht geladen werden dürfen. 
  • … keine Autoplay-Videos in Bühnen oder Videos im Inhalt mehr von YouTube oder Vimeo abgespielt werden.
  • … keine Karte mehr angezeigt wird, weil Google Maps wegfällt.
  • … das Lead-Formular verschwindet, weil Hubspot dahinter liegt.
  • … Besucher*innen sich nicht einloggen können, weil der Spam-Schutz reCAPTCHA nicht geladen wird (nicht einmal darüber beschweren können, weil reCAPTCHA auch vor diesem Formular steht).

Warum passiert das? Weil das alles nicht essenzielle Dienste sind, also Dienste, die erst nach der expliziten Zustimmung der Besucher*innen geladen werden. Das sind genau die Teile von Webseiten, die dann oft hinter einem „Cookie-Overlay“ verschwinden.

Während wir unsere Kampagnen um ein paar Kommastellen optimieren, uns auf der Webseite über ein paar Prozent mehr Performance im Funnel freuen, zeigen wir einem Drittel der Besucher*innen nur ein Skelett der Webseite. 

DSGVO ignorieren und einfach doch machen? Das ist ggf. eine teure Idee. Auf die (US) Anbieter hoffen? Auch das ist schwierig, selbst in ihrer „NoCookie“- oder „DoNotTrack“-Version sind zum Beispiel YouTube und Vimeo ohne Zustimmung nicht DSGVO-konform. 

Es gibt einen Hebel, der gleichzeitig deine Nutzerfreundlichkeit verbessert und Datenschutzbedenken reduziert: proaktive Cookie-Reduktion. 

Hol diesen Hebel raus aus der Datenschutzecke und bedenke ihn als zentralen Punkt bei der Entwicklung eurer User Experience. Du handelst im Sinne deiner Besucher*innen und schaffst damit eine echte Win-Win-Situation, auch für dich. Wenn du noch bedenkst, dass externe Skripte die Cookies setzen und damit deine Webseite oft erheblich verlangsamen, wird sogar ein Win-Win-Win daraus: ein Datenschutz Performance Boost. 

Für öffentliche Institutionen und Behörden ist dies meist gar keine freiwillige Option, sie müssen von vornherein auf viele Dritt-Anbieter verzichten.  

One Cookie at a Time: Umsetzung in der Praxis

Der Startpunkt ist dein Überblick zum Ist-Status. Finde also heraus, was überhaupt auf der Website aktuell aktiv ist und welche Cookies deine Website setzt. Dazu kannst du im ersten Schritt in deinen Cookie-Banner schauen, theoretisch findest du dort alle Dienste. 

Den Status kann du leicht verifizieren: 

  • Die meisten großen Anbieter von Consent-Lösungen bieten dir einen kostenlosen Check an z. B. Cookiebot oder Usercentrics. Das ist eine komfortable Lösung, du musst dafür allerdings deine Kontaktdaten abgeben. 
  • Du kannst Tools wie Browser-Entwicklertools oder Cookie-Scanner einsetzen. Alles, was du dort siehst, sollte im Cookie-Banner auftauchen. 
  • Überprüfe die Kategorisierung deiner Cookies: 
    • Essentielle Cookies: Diese sind notwendig, damit die Website funktioniert (z. B. Warenkorb-Funktionen).
    • Nicht-essentielle Cookies: ALLES andere. Videos, Schriften, Karten, Tracking, Conversion-Tags, Captcha, … fallen hier rein. 
  • Überprüfe die Darstellung deines Cookie-Banners. Einen umfassenden Report was erlaubt ist und was nicht findets du zum Beispiel bei NOYB. In vielen Fällen wird dies deine Ablehnquote leider erstmal weiter erhöhen. Die häufigsten Fehler sind:

Danach hat man einen Überblick, ob man aktuell überhaupt DSGVO-konform ist. Der einfachste und wichtigste Punkt: Ruf deine Webseite auf und lehn alle Cookies ab. Überprüf in der Praxis, wie sich deine Webseite dann „anfühlt“ und bedienen lässt. 

Schnelle Optimierungen für weniger Cookies

Wenn ihr dann weniger Cookies einsetzen wollt, sind die schnellsten Optimierungen: 

  1. Skripte und Tools löschen oder ersetzen
    Analysiere deine eingesetzten Tools und frage dich: Brauche ich das wirklich?
    • Tracking: Gerade Google Analytics ist umstritten und definitiv nicht „essenziell“, Adobe ebenfalls nicht. Es gibt Alternativen wie Matomo, Plausible oder SimpleAnalytics, die auch ohne Cookie-Consent funktionieren.
    • Ressourcen: Bette Skripte und Dateien lokal ein, statt sie von externen Quellen zu laden. 
    • Marketing-Tools: Reduziere oder konsolidiere Tools, die Daten erfassen.
  2. Eingebettete Inhalte ersetzen
    • Eingebettete Inhalte wie Karten oder Videos sind oft wahre Datenschleudern. 
    • Karten: In vielen Fällen lässt sich die eingebundene Karte am Smartphone sowieso kaum bedienen. Braucht es diese wirklich? Reicht ein Link zu OpenStreetMap, Google Maps, … 
    • Videos: YouTube, Vimeo oder Wistia entfernen. Selbst hosten kann eine Alternative sein, ist aber für die Experience meist nicht so gut. Die besten Video-Formate für die Webseite findest du hier. Such dir einen Privacy First Video Hoster: Der kann das gleiche wie YouTube und Vimeo, trackt eure Nutzer*innen aber nicht und kommt ohne Consent aus. Sucht nach Cookie Free Video Hosting. Gerade wenn ihr Videos auch in Bühnen automatisch abspielt ist das unverzichtbar. 
    • Schriftarten: Google Fonts kannst du sehr schnell lokal hosten. Dauert nur ein paar Minuten. 
    • Captcha: hier könnt ihr als Alternative zu Googles ReCAPTCHA zum Beispiel auf „friendlycaptcha.com“ zurückgreifen 
  3. Neue Anbieter auswählen
    • Ihr könnt euch nach Alternativen umschauen. Wichtig ist, dass diese Cookie- und Consentfrei sind und nicht „nur“ DSGVO-konform. Mit Letzterem wird immer geworben, ihr dürft es eben meistens dann doch nur mit Zustimmung integrieren. 

Strategisch Dienste einbinden und Daten sammeln

Eine vollständig Cookie-freie Website ist für die meisten Projekte weder umsetzbar noch sinnvoll. Die „essenziellen“-Cookies für Warenkörbe und Co bleiben euch sowieso erhalten, weil ihr diese bei allen Besucher*innen setzen dürft. 

Stattdessen kommt es darauf an, gezielt die Bereiche zu identifizieren, in denen eine bessere User Experience einen größeren Mehrwert bringt als zusätzliche Daten oder der externe Dienst. Manchmal bringt die Integrationen eines externen Dienstes nicht mal das, Daten. 

Hier sind einige Ansätze, die dir dabei helfen:

  1. Kennt eure „Consent-Quote“
    • Schaut aktiv, wie hoch eure Consent-Quote ist. Regelmäßig.
    • In der Regel unterschiedet sich die Quote nach Bereichen. Besucher*innen die über eine organische Suche auf eure Webseite kommen akzeptieren öfter, als wenn ihr euch Kampagnen-Clicks anschaut.  Im ersten Schritt kann man dann z.B. Landingpages optimieren. 
  2. Sammelt Daten strategisch
    • Welche Daten benötigst du wirklich, um deine Geschäftsziele zu erreichen und deine Webseite zu betreiben? Oft werden umfangreiche Datenmengen gesammelt, die weder ausgewertet noch genutzt werden. 
    • Fokussiere dich auf die Daten, die einen messbaren Mehrwert bringen. Vermeide es, Daten zu erheben, die nur „nice-to-have“ sind, aber keinen klaren Nutzen haben.
  3. Wählt Dienste bewusst aus
    • Setze auf Dienste, die nicht nur leistungsfähig und modern sind, sondern auch datenschutzfreundlich sind. Prüfe, ob der Mehrwert eines Dienstes seine potenziellen Nachteile rechtfertigt. 
    • Überprüft bei neuen Diensten wie viele Besucher*innen diesen überhaupt sehen dürfen (siehe Punkt 1) 
    • Greif auf Dienste aus der EU zurück.
  4. Schafft Transparenz
    • Kommuniziere klar, warum du bestimmte Daten sammelst und welche Cookies eingesetzt werden. Dies erhöht nicht nur das Vertrauen, sondern kann auch deine Consent-Quote verbessern.
    • Hol die die Zustimmung im passenden Context: Nutzer*innen fühlen sich wohler, wenn sie verstehen, warum ihre Zustimmung gefragt wird. 
    • Ihr müsst nicht alles direkt im ersten Cookie-Banner erfassen, ihr könnt bewusst später Cookie setzen. Zum Beispiel wenn Besucher*innen euren Kundenchat starten. 
  5. Verzichtet auf Tricks im Cookie-Banner  
    • Wir sind alle verführt, direkt den Cookie-Banner optimieren zu wollen. Vieles was ihr aktuell auf anderen Webseiten seht, ist allerdings nicht DSGVO-konform und kann abgemahnt werden. Den „Ablehnen“-Button zu verstecken oder sehr unauffällig zu machen ist ein Beispiel. 
  6. Priorisiert die Nutzererfahrung
    • Entscheide bewusst, welche Cookies wirklich notwendig sind. Essenzielle Cookies, wie für Warenkörbe oder Logins, sind unverzichtbar. Nicht-essenzielle Cookies könnt ihr schon mal hinterfragen.  
    • Wichtig: alles, was zentral für eine gute UX ist sollte auch ohne Cookies funktionieren. 

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Reality Check & Fazit: Die vollkommen Cookie-freie Website?

Das ist keine Brandrede für mehr Datenschutz, es ist vielmehr ein Appell an eine bessere User Experience für alle. Ganz ehrlich: Eine komplett Cookie-freie Website ist in den meisten Fällen unrealistisch. Darum geht es mir an dieser Stelle gar nicht.

Weniger invasive Technologien und mehr Fokus auf die Menschen, die deine Website besuchen, können ein echter Wettbewerbsvorteil sein. Datenschutz ist kein notwendiges Übel, sondern eine Chance, deine Marke zu stärken.

Vergesst also nicht den großen Teil der Besucher*innen, die keine Lust haben auf Cookies und von externen Anbietern getrackt zu werden, nicht bei jeder Seitenaufruf Daten quer über den Globus schicken wollen, keine Lust auf „BigTech“ haben, eure schöne Schriftart nicht sehen, eure Videos nicht abspielen können, … Es sind eure Besucher*innen und ihr wollt ihnen eine gute UX bieten.

Bleibt pragmatisch und setzt dort an wo es wirklich zählt. Vergesst nicht 40 bis 60% eurer Besucher*innen, nur weil sich Datenschutz kompliziert anfühlt. 


Dieser Artikel gehört zu: UPLOAD Magazin 118

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