Der Spiegel knöpft sich die deutschsprachige Blogosphäre vor und kommt erwartungsgemäß zu einem ernüchternden Ergebnis. In der Folge wird nun (schon wieder) über das Bloggen gebloggt und ob Blogs in Deutschland 1) „funktionieren“, 2) „nicht funktionieren“ oder 3) „(noch) nicht funktionieren“. Und überhaupt: In den USA ist alles besser und schöner. Aber das Gras ist nebenan immer saftiger – weiß man ja. Insofern: Was soll’s? Meine Meinung: nicht reden. Machen.
Das grundsätzliche Problem der Meta-Debatte ist für mich: Es ist bereits alles gesagt. Seit Jahren wird immer wieder darüber diskutiert mit den immer gleichen Ergebnissen. Deshalb mag ich darauf eigentlich nicht mehr eingehen. Ja, es könnte mehr politische Blogs geben. Ja, manche Blogs (auch die ganz „großen“) könnten deutlich besser gemacht sein. Ja, Netzwerke wären hier und da eine gute Idee. Aber das ist alles altbekannt und wird seit Jahren diskutiert.
Die deutschsprachige Blogosphäre steht aus meiner Sicht ganz am Anfang. Es gibt noch so vieles, was niemand ausprobiert hat. Es gibt noch so viele Dinge, die nicht oft genug ausprobiert wurden. Adnation bspw.: Tolles Projekt, ich wünsche den Machern allen nur erdenklichen Erfolg. Aber es müsste natürlich mehr als ein einziges solches Angebot geben. Oder Netzwerke: Es gibt viele gescheiterte oder halbtote Beispiele. Aber das heißt eben nicht, dass es nicht doch funktionieren kann. Vielleicht hat man den richtigen Dreh noch nicht gefunden – die funktionierende Mischung aus Thema, Gestaltung, Autoren…
Für mich persönlich sind Blogs und die anderen neuen Verbreitungswege für Meinungen und Informationen ein Segen und funktionieren wunderbar. Mir ist es dabei allerdings auch egal, was andere dazu sagen, erst recht, wenn es Journalisten sind. Ich bekomme viele spannende und einzigartige Informationen aus Blogs und Podcasts, ich habe viele nette und interessante Menschen darüber kennen gelernt und ich kann so tun, als hätte ich ein eigenes Magazin. Was will ich mehr? ;-)
Also: Weniger reden. Einfach mal machen. Ausprobieren. Spaß dran haben. Niederlage einstecken, weitermachen. So entstehen gute Sachen. Und nicht durch Talkrunden – nicht einmal, wenn sie auf Webseiten geführt werden, die eine spezielle Art von Content Management System nutzen.
Und wer doch die Diskussion verfolgen will…
Hier einige (durchweg sehr lange bis extrem lange) Beiträge zur Diskussion:
Es scheint mir im Moment, als sei der Druck in der Zeitungs- und Journalistenbranche noch nicht hoch genug, während es aber auf der anderen Seite ein Vermittlungsproblem der Blogszene gibt. Aus meinen Schulungen habe ich die Erfahrung mitgenommen, dass man Blogs wohl registriert hat, aber dass die wenigsten Lust dazu hatten, sich mit dem unübersichtlichen Wirrwarr zu beschäftigen. Gibt man aber Einstiegshilfen, ändert sich die Sichtweise schnell. Die sich im Anfangstadium befindliche Krise der Zeitungen wird ihren Teil dazu beitragen, das Blogs als alternative Informationsquelle wichtiger werden.
…aus: Irgendwas ist ja immer: Warum Blogs in Deutschland (noch) nicht funktionieren
Zusammengefasst könnte man sagen: Dass manche Blogs in Deutschland nicht funktionieren, liegt vor allem daran, dass manche Blogger zu oft über Blogs schreiben oder aber Katzenbilder posten und in beiden Fällen ein „Hui“ als Headline verwenden, was auf seine Weise klasse ist – denn ich bin keiner, der anderen Leuten vorschreibt, wie sie bloggen sollen. Das können andere viel „besser“.
…aus: Nerdcore: Warum Blogs in Deutschland funktionieren
Es gibt bloggende Journalisten, bloggende Hausfrauen, bloggende Schüler, bloggende Bestatter und bloggende Hartz-IV-Empfänger – man könnte von einer bloggenden Gesellschaft sprechen. Und all diese Menschen haben so viel oder wenig gemeinsam, wie Journalisten, Hausfrauen, Schüler, Bestatter und Hartz-IV-Empfänger im Alltag gemeinsam haben. Blogs sind ein Medium, ein Mittel zum Zweck. Man wird unter Bloggern auf ähnliche viele nette Menschen, auf ähnlich viele Arschlöcher treffen, wie in der Welt da draußen – vielleicht gibt es unter Bloggern überdurchschnittlich viele Menschen mit einem gewissen Mitteilungsbedürfnis, aber das ist dann auch schon alles.
…aus: Coffee And TV: Selbstbezogen und unprofessionell
Um die deutschen Blogs endlich aus der Schmuddelecke zu holen, muss viel passieren. Es müsste der deutschen Blogosphäre ähnlich ergehen, wie es der SPD zu wünschen wäre: Ein kompletter Austausch des Führungspersonals. Doch wie wahrscheinlich ist es, dass morgen die beiden Stones der SPD zurücktreten? Und darum wird die deutsche Blogosphäre – zumindest vom Niveau her – genau da stehen bleiben, wo sie gerade steht. Vielleicht wird der eine oder andere Euro verdient. Die Welt verändern geht aber anders. Und wenn die nächste Entlassungswelle bei den etablierten Medien dafür sorgt, dass mehr Journalisten anfangen zu bloggen, dann ist es sowieso zu spät.
…aus: F!XMBR: Warum Blogs in Deutschland nicht funktionieren
Und ob tatsächlich einmal ein Politiker in Deutschland wegen einer Blog-Enthüllung seinen Hut nehmen muss? Wer weiß? Aber muss das überhaupt sein, damit Blogs auch bei uns funktionieren? Es reicht doch aus, wenn Leute mit Spaß ihrem Hobby nachgehen und dafür auch noch Leser finden. Wenn Experten auf einem Gebiet ein leicht zu bedienendes Forum haben, um ihr Wissen anderen Interessenten mitzuteilen. Oder wenn Firmen über diesen Weg in einen echten Dialog mit ihren Kunden treten.
Mein Appell: Bitte mal alle wieder schön Metadiskutieren. Ich finde es ist mal wieder Zeit für die Grundsatzdebatte über Schein und Sein, Anspruch und Wirklichkeit von der kleinen Bloggergemeinde. Na, wie wärs?
…aus: Blogpiloten: Klein Bloggersdorf 2.0 – Alle mal bitte recht meta!
P.S.: Und wer meint, dass in der englischsprachigen Blogosphäre alles so anders und toll und rosarot ist, möge bitte einmal beim Problogger Darren Rowse den heutigen Artikel „Has Blogging Lost Its Relational Focus?“ lesen.
Jan hat mehr als 20 Jahre Berufserfahrung als Online-Journalist und Digitalpublizist. 2006 hat er das UPLOAD Magazin aus der Taufe gehoben. Seit 2015 hilft er als CONTENTMEISTER® Unternehmen, mit Inhalten die richtigen Kunden zu begeistern. Und gemeinsam mit Falk Hedemann bietet er bei UPLOAD Publishing Leistungen entlang der gesamten Content-Marketing-Prozesskette an. Der gebürtige Hamburger lebt in Santa Fe, New Mexico.
Es ist interessant, dass diese Diskussion sich immer über Blogs entspinnt. Kommt jemand auf die Idee auch über die Alpha- und Beta-Wiki-BetreiberInnen, Foren, etc. zu schreiben?
Ein Blog ist zuerst einmal ein „Programm“, dass eine bestimmte Form des „publizierens“ im Web erlaubt. Der Inhalt ist dadurch wohl in keinster Weise vorgegeben.
Ich würde sagen, Blogs funktionieren dann wenn der/die Bloggerin sein eigenes Ziel damit erreicht. Wenn ich mit meinem Katzenblog meine fünf FreundInnen mit netten Katzefotos erreichen möchte und es lesen sogar noch 10 andere mit, dann funktioniert das bloggen :-)
Sind Blogs erst erfolgreich, wenn sie Skandale aufdecken? Genügt es denn vorerst denn nicht, wenn eine viel größere Gruppe nunmehr die Möglichkeit erhält ihre Ideen und Gedanken an eine größere Gruppe zu bringen.
Natürlich ist auch die Frage, ob manche Blogs eine „Gegenkultur“ zu traditionellen Newsmedien (was immer das bedeuten mag) bilden können nicht uninteressant. Aber davon die Frage ob Blogs als solche funktionieren abhängig zu machen…
Diese Kritiker aus den traditionellen Medien erkennen Blogs nur dann als „funktionierend“ an, wenn sie sich weitgehend an diese Medien angleichen. Also zum Beispiel dem täglichen Machtkampf der Parteien hinterher schreiben – DANN wär man „relevant“.
Dass viele Leute genau diese Art Berichte nicht mehr lesen wollen, sondern lieber Blog-Postings aus dem täglichen Leben der Mitmenschen, wird gar nicht registriert, bzw. als irrelevant angesehen. Auch die Blogs, die sich sozialen und Umwelt-Themen widmen, werden in der Regel übersehen.
Politik-frei ist die Blogosphäre auch in DE in meinem Empfinden nicht: alles, was rund ums Internet passiert, wird sehr genau beobachtet und diskutiert. Ein Themenfeld, von dem man nicht sagen kann, dass es unwichtig wäre, bloß weil es in den Massenmedien unterrepräsentiert ist.
Und ECHTE Politblogs mit Leidenschaft gibt es durchaus: Duckhome zum Beispiel.
Ob es den Printmedien wirklich weiterhilft, wenn Sie verzweifelt jemanden suchen, dem es noch schlechter gehen könnte als ihnen?
Gerade zum Thema gelesen: http://www.patsy-jones.de/2008/07/20/warum-blogs-nicht-funktionieren/
Durch Blogs kommen Leute und Meinungen zu Wort, die in den Printmedien in dieser Weise nie auftauchen (das finde ich auch das gute daran). Warum sollte (und wie könnte) man daran dieselben Maßstäbe anlegen wie an große Zeitungen? Blogs sollen lieber ein großes Experimentierfeld bleiben. Die Frage nach dem Funktionieren kann man imho nur in Bezug auf ein einzelnes Blog (oder auch eine einzelne Zeitung) stellen, in Relation zu den selbstgesteckten Zielen. Das hat relativ wenig damit zu tun, ob ein Blog „gut“ ist oder nicht – die Bildzeitung ist auch nicht „gut“, aber sie funktioniert.
Wenn ich wissen will, was die Menschen beschäftigt, dann lese ich in 10 Blogs. Wenn ich wissen will, womit sich die Politik (angeblich) beschäftigt, dann lese ich eine Tageszeitung.
Ich verstehe nicht warum immer wieder gesagt wird:Die Blog aus den USA seine so viel toller. So ein Quatsch denn es gibt auch hier in Deutschland wirklich gute und einfallsreiche Blogs zu jeden Thema. Wie z.b Dieser hier oder der Kopfschüttler oder ganz aktuell der Schocker-Blogger
Ach was, SpOn wollte nur wieder Links und Aufreger aus der Blogosphäre haben. Ich habe mich ebenfalls ganz bewusst geweigert, bei diesem Spielchen mitzumachen.
Wenn die „seriösen“ Medien nichts zu schreiben haben, dann kommen die immer mit solchen irrelavanten Dingen.
Und wenn sie dann noch auf dem zarten Pflänzchen, welches sie eines Tages bedrohen könnte, rum hacken können – umso besser.
Blogs bieten, was Zeitungen nicht bieten können. Gut, es gibt einige, sehr sehr kleine, unprofessionelle Blogs, die ein Privatmensch einfach betreibt, weil er Lust darauf hat. Das Layout und der Inhalt sind vielleicht weniger gut, dennoch liest den Blog irgendwer. Dadurch verliert der Begriff „Blog“ vielleicht etwas an Qualität, denn jeder kann einen betreiben (eine Zeitung hingegen kann nicht jeder gründen).