Seit Monaten sehen wir viele neue Medienformate von Unternehmen und Marken, viele davon als Blog oder Online Magazin. Ob es nun am Content-Marketing-Hype liegt oder doch an der der Professionalisierung der Social-Media-Plattformen, die Unternehmen zu mehr Werbeausgaben drängen, wenn sie ihre Reichweite nicht verlieren wollen, ist empirisch nicht belegt. Klar ist allerdings: Die Forderung, dass Unternehmen zu Publishern werden müssen, wird endlich eingelöst, wenn auch auf sehr unterschiedliche Arten. Ich habe in den vergangenen Monaten zwei Projekte begleitet und gebe einige Einblicke in die praktische Umsetzung, die strategischen Überlegungen und die Herausforderungen, die solche Content-Projekte mit sich bringen.
Inhaltsverzeichnis
Beispiele für unterschiedliche Ansätze
Content Marketing zur Abverkaufssteigerung:
Eines der viel diskutierten Projekte der letzten Monate war ohne Frage Curved. Bei dem von der Internetagentur SinnerSchrader im Auftrag des Mobilfunkunternehmens E-Plus umgesetzte Corporate Magazin handelt es sich um Content Marketing im großen Stil. Statt Einblicke in das Unternehmen zu bieten, sorgt eine große Redaktion (über 30 Autoren haben bereits Artikel verfasst) für Inhalte aus dem Bereich „Generation touch“. Für den nur am Ende der Seite und im Impressum sichtbaren Initiator E-Plus kann sich diese Content-Strategie nur dann auszahlen, wenn aus den Inhalten Kaufanreize entstehen.
Corporate Blog als Website-Ersatz:
Das Coca-Cola-Magazin Journey wird gerne als Vorzeigeprojekt für einen Ersatz einer traditionelle Website genannt. Seit zwei Jahren will der amerikanische Brausehersteller auf Augenhöhe und im Dialog mit den Konsumenten kommunizieren und gilt seitdem als Vorreiter einer modernen Unternehmenskommunikation. Einblicke ins Unternehmen sucht man allerdings auch hier vergeblich. Im Mittelpunkt der Inhalte stehen dagegen meist die eigenen Produkte, aktuelle Ereignisse (Muttertag) und eigene Marketing-Kampagnen. Wie erfolgreich dieses Modell ist, lässt sich nur schwer beurteilen. Während in einem Brandiz-Artikel von einem Verschlafen der Suchmaschinenoptimierung die Rede ist, zeigt ein Blick auf die Facebook-Fanpage relativ deutlich, dass die Content-Strategie nicht ganzheitlich gedacht wurde: Verweise auf Journey-Inhalte sucht man bei Facebook vergeblich.
Corporate Blog als Storytelling-Plattform:
Das Daimler-Blog gehört zu den Pionieren im Bereich der Corporate Blogs. Anfang des Jahres war daher ein Facelift des 2007 gestarteten Blogs notwendig geworden. Dabei wurde auf den Einsatz multimedialer Elemente zugunsten einer optimalen mobilen Nutzung verzichtet. Überhaupt geht es im Daimler-Blog weniger um eine prächtige Fassade, als vielmehr um eine Plattform zum Erzählen von Geschichten aus dem Unternehmen und von Mitarbeitern. Eine Besonderheit ist hier sicher auch die Zielgruppe: Zwar sollen die Artikel auch externe Leser ansprechen, aber die Mehrheit der Leser ist bei Daimler angestellt. Das Blog ist somit zugleich ein digitales Kunden- und Mitarbeiter-Magazin.
Weitere Beispiele für Corporate Blogs hat Dr. Kerstin Hoffmann in ihrem Artikel „Best Practice „Corporate Blogs“: Wie gut stehen deutsche Unternehmen da?“ in UPLOAD Magazin #22 gezeigt, der aus ihrem aktuellen Buch „Web oder stirb! Erfolgreiche Unternehmenskommunikation in Zeiten des digitalen Wandels“ stammt. In dieser Ausgabe Nr. 23 sei außerdem Klaus Ecks Artikel „Die neuen Online-Kundenmagazine – ein Überblick“ empfohlen.
Nachfolgend soll es um praktische Erfahrungen gehen, die ich bei zwei weiteren Corporate Blogs gemacht habe, die in den letzten Monaten an den Start gegangen sind:
Disclaimer:
Für den WWF Deutschland bin ich seit einiger Zeit als externer Impulsgeber für die digitale Kommunikation tätig. Im Zuge dieser Tätigkeit habe ich dem WWF eine Content-Strategie mit einem Blog als zentrale Inhaltsplattform empfohlen. Bei der Umsetzung habe ich den WWF beim Aufsetzen der redaktionellen Prozesse und dem Enabling der Autoren unterstützt.
Für inside.bahn war ich als redaktioneller Projektleiter ebenfalls für das Autoren-Enabling, das Aufsetzen redaktioneller Projekte sowie die Ausarbeitung von Themenideen zuständig. Die grundlegende Strategie des Content Hubs war beim Start meiner Tätigkeit bereits entwickelt.
Bei den nachfolgenden Ausführungen handelt es sich um persönliche Erfahrungen und Einschätzungen. Ich spreche weder offiziell für den WWF Deutschland noch für die Deutsche Bahn.
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Entstehung, Hintergründe, Strategie
Die Entwicklung einer Plattform zur Unternehmenskommunikation ist mitunter ein langwieriger Prozess. Es müssen intern viele Weichen gestellt und Entscheidungen getroffen werden, an denen in der Regel nicht nur die Unternehmenskommunikation beteiligt ist. Vorweg muss aber erst einmal die Idee zu so einer Plattform entstehen und nachhaltige Unterstützung finden. Nach meiner Erfahrung liegt genau hier der größte Knackpunkt. Viele Unternehmen haben gerade erst den kommunikationskulturellen Schock „Social Media“ überwunden oder arbeiten noch daran. Sie sind von dessen Wichtigkeit und Nachhaltigkeit noch nicht restlos überzeugt, da sollen sie schon den nächsten Schritt machen. Und der ist ungleich radikaler, denn statt lediglich im Strom von Facebook, Twitter & Co. mit zu schwimmen, soll es jetzt gar eine eigene Plattform sein. So gesehen ist die große Überzeugungsarbeit, die für ein Blog-Projekt notwendig ist, keine große Überraschung.
Einen wichtigen Anstoß lieferte dann ausgerechnet Facebook. Mit dem Börsengang hat sich das einstige Social Network mehr und mehr zur Marketingplattform gewandelt. War die enorme Reichweite zuvor noch das oft ausschlaggebende Argument für eine Unternehmenspräsenz bei Facebook, sorgte dessen Regulierung durch den Facebook-Algorithmus letztlich für Ernüchterung – und für die Erkenntnis, dass zu große Abhängigkeiten vermeintliche Vorteile schnell in Nachteile verwandeln können. Die Idee der direkten Kommunikation mit den Kunden und Interessenten wurde damit keinesfalls obsolet, sie brauchte nur eine neue Plattform. Eine sinnvolle Antwort kann ein Corporate Blog oder ein Corporate Magazin sein.
Dazu Melanie Gömmel, Social Media Managerin beim WWF Deutschland:
Blogs sind ja nicht mehr der „neue heiße Scheiß“. Trotzdem haben wir uns Anfang dieses Jahres dafür entschieden unter anderem aufgrund der Unabhängigkeit und Flexibilität, die Blogs bieten. Auf unseren Social-Media-Kanälen und auf unserer Website stoßen wir immer wieder an Grenzen: Wir sind zum Beispiel extrem abhängig von den Algorithmen und Geschäftsbedingungen der Netzwerkbetreiber. Die Hoheit über Nutzerdaten und Funktionen liegt immer beim Netzwerk selbst. Und auf unserer Website, dem „Online-Mutterschiff“, sind wir an die Tonalität, den Inhalt und das Look & Feel des weltweiten WWF-Netzwerks gebunden. Blog-immanente Formate wie Gastbeiträge, Insights, subjektive Erfahrungsberichte oder Porträts im lockeren menschlichen Stil haben nicht so recht auf unsere Homepage gepasst. Unser Blog dagegen ist extrem flexibel einsetzbar.
Die Strategie solcher Blogprojekte hat oft auch etwas mit den bestehenden Webpräsenzen zu tun, die über viele Jahre gewachsen sind und langsam an ihre Grenzen stoßen. Natürlich können auch traditionelle Webseiten ein modernes Layout im Magazinstil erhalten und mit neuen Formaten ausgestattet werden, doch oft ist das der schwierigere und nicht immer sehr clevere Weg. Während der WWF Deutschland an den Vorgaben der globalen Organisation gebunden ist, haben große Unternehmen wie die Deutsche Bahn ganz andere Rahmenbedingungen, die die Hauptpräsenz prägen. Über bahn.de informiert die DB nicht nur über das Unternehmen, Produkte und Aktionen, im Mittelpunkt steht ganz klar der Verkauf von Tickets & Co. Im Sinne einer guten Usability muss es daher auf dieser Präsenz immer das Ziel sein, die Kunden möglichst schnell und ohne Umwege an das von ihnen gewünschte Ziel zu bringen. In der Regel also das Online-Ticket. Ein Zuviel an Information oder Entertainment würde an dieser Stelle also eine Verschlechterung darstellen und würde die Erwartungshaltung der Besucher nicht widerspiegeln.
Ein Corporate Magazin auf einer neuen Webpräsenz ist in solchen Fällen eine sehr gute Möglichkeit die kundenseitige Erwartungshaltung einer informativen Unterhaltung zu erfüllen. Ein Blog lässt sich problemlos an bestehende Webpräsenzen ankoppeln und bietet beinahe grenzenlose Möglichkeiten für neue Inhalte und Formate, die sich an andere Zielgruppen richten. Gerade die socialaffinen Zielgruppen erwarten heute perfekt auf sie zugeschnittene Inhalte mit einer lockeren Tonalität, authentischen Einblicken in das Unternehmen und einer guten Prise Infotainment. Ein allgemeines Patentrezept gibt es allerdings nicht, da sich die Unternehmen und die Kunden zu sehr unterscheiden. Zumal die Umsetzung in der Praxis neue Herausforderungen mit sich bringt.
Melanie Gömmel:
Das Blog soll unser bisheriges Angebot um persönliche, authentische Einblicke in unsere Arbeit ergänzen. Dabei stehen vor allem unsere Naturschützer und Kommunikationsexperten mit ihrer Meinung und ihren Erfahrungen im Vordergrund. Wir möchten uns auf dem Blog nicht hinter dem Panda-Logo verstecken. Das gelingt mal mehr, mal weniger gut. Es ist für unsere Naturschützer gar nicht so leicht, die WWF-Brille abzunehmen und einfach frisch von der Leber weg über ihre Erfahrungen und Erlebnisse zu schreiben.
Erste Erfahrungen und Eindrücke
Bei der Entwicklung von neuen Formaten und Inhalten mit einer direkten Tonalität treten sehr schnell die ersten Schwierigkeiten auf. Lange bevor der erste Inhalt online gehen kann, müssen die Projektverantwortlichen oft große Überzeugungsarbeit leisten. Das Themensetting, die Tonalität und auch die gewählte Bildsprache unterscheiden sich meist so deutlich von allen Inhalten, die im Unternehmen bis dato vorherrschten, dass Widerstand vorprogrammiert ist. Egal ob Pressestelle, U-Kom oder PR, sie alle sind seit Jahren auf eine gemeinsame Unternehmenssprache getrimmt, die sich selbst im Laufe der Jahre kaum verändert hat, da fallen radikale Kursänderungen nicht gerade leicht. Dennoch ist sie notwendig, denn die Zielgruppe bestimmt, wie sie angesprochen werden muss. Und hier haben die Social Networks in den letzten Jahren für große Veränderungen gesorgt: Unternehmenskommunikation kann und sollte heute auch im direkten Dialog mit den Kunden stattfinden, die Medien als Vermittler können einfach übergangen werden.
Diese Argumentation kann intern helfen, Brücken über die Gräben zu bauen und die Akzeptanz von Corporate Blogs zu verbessern. Die dialogorientierte Kommunikation sollte als Chance verstanden werden und nicht etwa als Bedrohung. Kundenreaktionen und Dialoge schaffen eine neue Nähe zwischen dem Unternehmen und den Kunden, die die Basis für mehr gegenseitiges Verständnis und Vertrauen darstellt. Für eine solche Nähe müssen neue Inhalte her, die sich meist stark vom vorherigen Corporate Content unterscheiden. Hier sind nicht nur die Erfahrungen der Redaktion gefragt, sondern auch die Fähigkeit Altbewährtes hinter sich zu lassen und Neues denken zu können. Gefragt ist eine Tonalität, eine Formatvielfalt und eine Bildsprache, die sich an den Erwartungen der Zielgruppe orientiert. Sie muss interdisziplinär erarbeitet werden, so dass sie von allen involvierten Fachbereichen mitgetragen wird.
Die Auswahl der Redakteure und Autoren ist einer der Schlüsselfaktoren für ein erfolgreiches Corporate-Blog-Projekt. Wichtige Qualitäten sind hier ein lockerer Schreibstil, die Fähigkeit zum Eindenken in die Zielgruppe sowie Teamfähigkeit und eine gewisse thematische Flexibilität. Aus meinen Erfahrungen der letzten Projekte heraus halte ich es für sehr wichtig, dass es eine klare Aufgabenverteilung innerhalb der Redaktion gibt. Das muss keinesfalls gegen eine flache Hierarchie sprechen, solange es zu jeder Zeit möglich ist, dass wichtige Entscheidungen zeitnah getroffen werden können. Dazu gehört es auch, dass der Redaktion ein genügend großer Handlungsspielraum eingeräumt wird. Müssen dagegen alle Inhalte vor der Veröffentlichung zunächst intern von den Fachbereichen und womöglich zusätzlich noch von der Pressestelle abgenommen werden, wird die Redaktionsplanung zu einem zeitlichen Organisationsmonster. Übrigens kann es für die Autoren auch sehr demotivierend sein, wenn ihre Artikel von internen Gatekeepern „zerpflückt“ und „auf Linie“ gebracht werden.
Etwas anders sieht es aus, wenn die „Autoren“ eigentlich Experten für bestimmte Themen sind, wie beim WWF. Für sie ist das Bloggen oftmals Neuland und sie brauchen vor allem eine hemmnisreduzierende Anleitung.
Melanie Gömmel:
Viele Kollegen hatten ganz schön Respekt vor dem Blog. Wir haben ihnen deshalb vor allem die Angst genommen, etwas kaputt zu machen. Unsere Autoren haben zum Beispiel absichtlich keine Veröffentlichungsrechte und müssen sich keine Sorgen darum machen, ob ihr Artikel mit allen erforderlichen Keywords online geht. Dafür haben wir innerhalb unseres Teams einen CvD etabliert, der sich um den letzten Schliff kümmert. Das hilft enorm.
Außerdem wichtig: Die Kollegen sollten aus eigenem Antrieb bloggen, Freiwilligkeit als Prinzip hilft sehr. Die KollegInnen sind meist nach dem ersten Blogpost so begeistert, dass sie unbedingt mehr veröffentlichen wollen.
Im Falle des WWF ist die Freiwilligkeit der Autoren sehr wichtig, denn inhaltlich geht es im WWF-Blog oft um fachliche Expertise und eine meinungsstarke Einordnung aktueller, auch politischer Themen. Verpflichtungen wären für solche Inhaltstypen eher kontraproduktiv. Die Herausforderung bei diesem Ansatz besteht zum einem im Abbau von Ängsten und zum anderen in der redaktionellen Aufbereitung der gelieferten Texte. In meinen Gesprächen mit den WWF-Experten war zwar eine erfreulich große Offenheit gegenüber dem geplanten Projekt zu spüren, aber eben auch eine gewisse Verunsicherung im Hinblick auf die zielgruppengemäße Ansprache. Zwar hatten viele der potenziellen Autoren schon Erfahrungen mit dem Schreiben gesammelt, doch Artikel für ein Fachmagazin und ein Blog unterscheiden sich beinahe maximal voneinander. Aus dem „Agrartechniker“ im Fachmagazin „agrarmanager“ wird im WWF-Blog dann eher der Landwirt oder sogar der Bauer. Sie schreiben plötzlich nicht mehr für Experten, sondern für interessierte Laien.
Die richtige Tonalität mit einem aktiven Eindenken in die Zielgruppe erfüllt nicht nur eine Erwartungshaltung der Leser, sondern hilft gleichzeitig dabei die Hemmschwelle zur Interaktionsbereitschaft herabzusetzen. Je besser der Ton getroffen wird, den die angesprochen Leser verstehen und selbst sprechen, umso eher werden sich diese mit Kommentaren und Empfehlungen in Form von Likes und Shares im Social Web beteiligen. Und das ist immer noch eins der wichtigsten Ziele von Corporate Blogs: Dialog mit den Kunden/Interessenten. Das beeinflusst letztlich auch die Besucherzahlen.
Melanie Gömmel:
Die Besucherzahlen der ersten Monate zeigen: Die Arbeit hat sich gelohnt. Und wir sind stolz darauf, dass wir schon fast 40 Kommentare auf unserem Blog haben. Verglichen mit der Kommentar-Abstinenz auf anderen Corporate Blogs ist das ein ganz guter Wert, finden wir.
Tipps und Tricks für Corporate Blogs
Woran sollten Unternehmen denken, welche Aufgaben kommen auf sie zu und welche Herausforderungen wollen gemeistert werden, wenn ein neues Corporate Blog/Magazin gestartet wird? Melanie Gömmel hat dazu vier wichtige Tipps:
Erstens: Man sollte nicht davon ausgehen, dass ein solches Projekt von Anfang an vorzeigbar ist. Deshalb sind wir mit einem „Soft Launch“ an den Start gegangen. Auch aktuell gibt es noch relativ viele Kinderkrankheiten, ich sehe die technische und inhaltliche Optimierung deshalb eher als dynamischen Prozess an.
Zweitens: Unsere Kollegen bauen ihre Berührungsängste nur langsam ab. Die meisten sind ja Naturschützer und keine Kommunikationsexperten und brauchen Zeit, um Verständnis für diese Medienform aufzubauen. Das heißt für das Blog-Team: viel erklären, positiv verstärken, geduldig sein.
Drittens: Die avisierte Community findet das Blog nicht von selbst. Wir arbeiten gerade daran, dass das Blog auf der Homepage und bei Google leicht aufzufinden ist, alle Blog-Artikel die erforderlichen Schnittstellen zu den anderen WWF-Dependancen aufweisen, in den bestehenden Redaktionsplan integriert und in den gesamten Kommunikationsmix eingebunden werden. Auch die Share-Buttons auf der Artikel-Ebene spielen bei der Verbreitung eine große Rolle.
Viertens: Auch wenn die eigentliche Schreibarbeit von den Kollegen übernommen wird: Die Steuerung, Qualitätssicherung und Schulung der bloggenden Mitarbeiter nimmt extrem viel Zeit in Anspruch.
Der stille Start oder „Soft Launch“ hat sich auch bei der DB Bahn bewährt. Egal, wie gut man sich auf den Start vorbereitet, es kommen so viele neue Dinge zusammen, dass es immer irgendwo zwickt und zwackt, technisch, redaktionell, zeitlich. Das müssen keine großen Fehler sein, die sofort massiv auffallen, viel eher sind es eine ganze Reihe von Kleinigkeiten, die nach und nach abgestellt werden. Bei der Bahn geht man damit offen und transparent um und dokumentiert sogar die Entwicklungsschritte in einem Tagebuch.
Auch das WWF-Blog wird sich noch weiterentwickeln:
Melanie Gömmel:
Da das Blog ein „work in Progress“-Projekt ist, gilt es, allerhand kleinere technische Bugs zu beheben und zu optimieren. Auch am Stil feilen wir noch und setzen unsere interne Workshop-Tour fort. Wir wollen noch mehr Mitarbeiter fürs Bloggen begeistern, damit wir unsere Upload-Frequenz nach dem ambitionierten Start beibehalten und so etwas wie eine „Blog-Kultur“ im WWF etablieren.
Weitere Tipps und Tricks für den Start von Corporate Blogs und Magazinen
Zielsetzungen:
Relativ früh im Entstehungsprozess sollten die Weichen für die Zielsetzungen gestellt werden. Was soll mit dem Contentprojekt konkret erreicht werden? Nur wer das möglichst genau festlegt, wird später auch Erfolge messen können.
Themensetting:
Welche Themen sollen gespielt werden und welche nicht? Bei dieser Frage spielen neben internen Faktoren vor allem auch die Erwartungen und Bedürfnisse der Zielgruppe eine wichtige Rolle. Auch sollten Themenbereiche ausgeschlossen werden, die die Redaktion überfordern würden. Das können unter anderem rechtliche Themen sein oder auch Servicefragen. Letzteres könnte bereits durch dedizierte Servicekanäle abgedeckt sein.
Redaktionsplan:
Ein interessanter Contentmix entsteht durch unterschiedliche Themen und Formate. Ein Redaktionsplan mit mehrwöchiger Vorlaufzeit hilft bei der inhaltlichen Ausgewogenheit und schafft Planungssicherheit. Dazu gehört es auch, dass die unterschiedlichen Kategorien gesichtet und entsprechend frequent eingeplant werden.
Redaktionsprozesse:
In jedem Redaktionsteam gibt es verschiedene Rollen. Es geht nicht nur ums Schreiben, sondern auch um die Themenfindung, das Redigieren, die Freigabe, die Kommunikation mit den Fachbereichen, das Monitoring und den großen Blick über alles Redaktionelle. Diese Rollen müssen verteilt und als Prozesse definiert und miteinander verknüpft werden. Bitte nicht vergessen: Für jede Rolle muss ein Fallback installiert werden, so dass bei Krankheit oder Urlaub Übergaben problemlos klappen.
Erfolgskontrolle/Monitoring:
Wie sollen die oben erwähnten Zielsetzungen gemessen werden? Welche Werkzeuge und Ressourcen werden dafür benötigt? Und wie wird mit den erhobenen Daten umgegangen? Dieser Bereich wird oft vernachlässigt, ist aber extrem wichtig. Das Aufzeigen von Erfolgen stärkt nicht nur die Motivation der Redaktion, sondern auch die interne Stellung des Projekts. Aus dem Monitoring können zudem auch Themenideen abgeleitet werden, die sehr zielgruppenaffin sind.
Verknüpfung:
Neue Content-Plattformen und deren Inhalte werden nicht von alleine gefunden, sie brauchen Besucher über die bestehenden sozialen Kanäle. Je nach Situation, Budget und Wichtigkeit der einzelnen Beiträge kann eine aktive Bewerbung der Beiträge mit einem Ad-Budget mehr Sichtbarkeit geben. Dazu kommen Verlinkungen auf den etablierten Webpräsenzen, im Newsletter und den E-Mail-Signaturen.
Fazit: Corporate Blogs sind ein mächtiges Instrument – und eine große Herausforderung
Wie auch immer die Ausrichtung des Corporate Blogs/Magazins aussieht: Unternehmen bekommen damit ein wichtiges Werkzeug zur digitalen Außenwirkung an die Hand. Sie können selbst Themen setzen, behalten die volle Kontrolle über ihre Inhalte und bestimmen die Frequenz und die Formate. Experimente mit Bewegtbild, Interviews, Gastbeiträge, Blogparaden und mehr funktionieren auf einem Blog bestens. Damit die Bemühung letztlich aber auch erfolgreich sind, müssen die Unternehmen ihre Hausaufgaben machen. Das stellt sie vor große Herausforderungen, denn Bloginhalte unterscheiden sich signifikant von sonstigen Inhalten aus dem Bereich Corporate Publishing.
Neben einer fundierten Strategie, ehrgeizigen aber erreichbaren Zielen und einer breiten internen Unterstützung, ist vor allem ein gut geschultes Redaktionsteam ein wichtiger Erfolgsfaktor. Ansagen wie „Das bisschen Bloggen macht Frau Schulze doch nebenbei“ sorgen jedenfalls ganz sicher für ein Scheitern.
Dieser Artikel gehört zu: UPLOAD Magazin 23
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1 Gedanke zu „Corporate Blogs/Magazine: Praktische Erfahrungen aus zwei Projekten“
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