Netzneutralität: „…dann hat der Nutzer auch keinen Spaß mehr“

Für das Internet der nächsten Generation proben einige Internetprovider einen Wechsel weg vom einheitlichen Netz. Bislang ist das Internet so organisiert, dass die Daten frei fließen können. Die Datenpakete suchen sich den besten und schnellsten Weg, unabhängig davon, wem gerade die Leitung gehört. Dabei muss es nicht bleiben. Wer künftig mit seiner Website viel Datenverkehr erzeugt und schnell angebunden sein will, muss eventuell draufzahlen. Ist das eine echte Gefahr für das Internet oder doch nur ein Kräftemessen? Ich habe Harald A. Summa, Geschäftsführer des eco e.V., fünf Fragen dazu gestellt.

Wie erklären Sie den Begriff „Netzneutralität“?

Porträt SummaWir verstehen unter Netzneutralität, dass die Provider untereinander den jeweiligen Verkehr des anderen und vice versa ohne Aufschlag transportieren.

Mit anderen Worten: Ein Carrier erhebt keine Durchleitungsgebühr an irgendeinen anderen, egal wie hoch das Verkehrsaufkommen auch ist. Jeder Provider hat einen sogenannten Uplink zu seinem Provider, über den er seinen
internationalen Verkehr abwickelt und den er nicht über einen Internetaustauschpunkt los wird.

Warum ist diese Netzneutralität so wichtig?

Es ist das Grundprinzip nachdem das Internet heute funktioniert. Sollte es an dieser Stelle zu Diskussionen kommen, wird im Prinzip das System Internet in Frage gestellt.

Wie ist die Netzneutralität konkret in Gefahr?

Es gibt eine Diskussion über das Henne-Ei-Prinzip. Was macht das Internet aus: der Inhalt oder die Infrastruktur? Diverse Carrier haben „Ausgleichszahlungen“ an Inhalteanbieter gestellt, weil sie so viel Verkehr von diesen transportieren müssten.

Beim Mobilfunk gibt es dieses Prinzip der Neutralität nicht. Da sich die Mobile Operators zusehends auch ins Internet verlagern, könnten Sie auf die Idee kommen, ihre Ideen dort auch zu propagieren .

Wir sehen aber noch andere Gefahren etwa im Bereich Telefonie. Zwar wird alles IP, das heißt aber nicht, dass alle auch mitspielen dürfen. Die Konzepte von „Next Generation Networks“ der Carrier sehen durchaus Barrieren vor, die die Netzneutralität gefährden.

Wer müsste Ihrer Meinung nach auf welche Weise tätig werden, um die Netzneutralität zu schützen?

Das ist eine schwierige Frage, einerseits ruft man bei derartigen Situationen immer nach dem Regulierer oder der staatlichen Aufsicht, andererseits funktioniert im Internet die Selbstregulierung bisher ganz gut. Vielleicht ist einiges auch nur ein „Kräftemessen“ nach dem Motto: „Mal sehen, wie weit wir gehen können.“ Wir sind derzeit der Meinung, dass der Markt das alleine regeln kann und nur bei grobem Missbrauch sollte der Regulierer ein Machtwort sprechen.

Können Internetnutzer, Blogger, Unternehmer auch etwas tun?

Eigentlich nicht. Es ist halt ein „Spiel“ auf hohem Niveau und trifft den Nutzer noch nicht. Aber, wie gesagt, wenn das System Internet zusammenbricht, hat der Nutzer auch keinen Spaß mehr.

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In der Wikipedia gibt es einen kurzen, aber interessanten Eintrag zur Netzneutralität.