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Anstiftung zur Revolution

Wenn ich Dinge beobachte, die sich nur langsam verändern, dann gibt es irgendwann diesen Moment, in dem ich kurz ein flaues Gefühl in der Magengegend bekomme: Der Moment, in dem mir die Veränderung plötzlich auffällt, die vorher unmerklich vor sich ging. Und obwohl ich es die ganze Zeit beobachtet habe, bemerke ich erst dann, dass es passiert ist. Vor einigen Wochen beispielsweise lag ich in Norwegen entspannt mitten in der Natur und beobachtete die Wolken über mir. Sie veränderten sich ständig: wuchsen, lösten sich auf, verbanden sich miteinander. Und dann hatten sie etwas Neues gebildet. Was das mit dem Thema „digitales Publizieren“ zu tun hat? Eine ganze Menge.

Viva la Revolucion!
Lust auf eine Revolution? Foto: © ideenkonsum.de, Photocase.com

Als ich 1999 Online-Redakteur wurde, nahm alles gerade Anlauf zum ersten Internet-Hype, einer riesigen Spekulationsblase mit der Aufschrift „New Economy“, die dann 2000 bekanntlich mit einem lauten Knall platzte.

Seitdem ist das Internet nicht stehen geblieben. Im Gegenteil: Es hat sich rasant weiterentwickelt. Ich habe es all die Jahre beobachtet, neue Dinge mit Interesse gesehen und selbst ausprobiert – Weblogs beispielsweise. Dann kamen Fotocommunities wie Flickr, nun die Videos und alles, was unter dem Schlagwort „Web 2.0“ gesammelt wird.

Weblogs ermöglichem jedem, eine spannende und aktuelle Internetseite zu produzieren und sich im Handumdrehen mit vielen verwandten Seiten zu vernetzen. Wer ein leistungfähiges Content-Management-System braucht, um eine Website bequem erweitern und aktualisieren zu können, hat mit TYPO3, Joomla, Mambo und unzähligen anderen Angeboten kostenlose und trotzdem professionelle Werkzeuge zur Hand.

Über Werbung mit Google Adsense oder Partnerprogramme kann jeder seine Seite refinanzieren oder sich sogar ein nettes Nebeneinkommen sichern. Die Kosten sind minimal.

Jeder kann Inhalte verbreiten, Leute werden plötzlich bekannt oder kurzzeitig berühmt, obwohl die großen Medien wie die Fernsehsender erst berichten, wenn fast schon wieder alles vorbei ist. Das Internet gebirt Stars – oder zumindest Kurzzeit-Starlets. Immerhin: Das ist eine neue Qualität.

Mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist online, in der Altersgruppe bis 49 Jahre sind es sogar mehr als zwei Drittel. Das Internet ist ein Massenmedium.

Und es hat „Zooom“ gemacht…

Und dann schaue ich an einem Tag auf das Internet (oder einen Artikel oder in den Himmel, ich weiß es nicht mehr) und habe plötzlich ein flaues Gefühl im Magen. Ich sehe, wie sehr sich das Internet seit 1999 verändert hat. Und ich sehe, dass nun plötzlich jeder Chancen hat, von denen man damals nur träumen konnte.

Seit diesem Moment habe ich mit vielen Leuten gesprochen und ihnen einige meiner Ideen und Vorstellungen aufgedrängt, die mir seitdem durch den Kopf gehen. Ich habe ein Bild vom Internet in einigen Jahren im Kopf, in dem Online-Angebote entstanden sind, die viele zehntausend Leser erreichen, obwohl sie ursprünglich nur ein Weblog waren oder ein Podcast.

Bei manchen stieß ich auf Interesse, bei anderen wurde ich belächelt. Viele berührte es gar nicht.

Blogger und Podcaster beispielsweise haben große Chancen. Aber wollen sie die überhaupt? Ich bin mir nicht sicher. Deshalb denke ich, das alles ist möglicherweise eine ungewollte Revolution.

Errare humanum est

Vielleicht irre ich mich und es gibt keinen Platz für Online-Magazine, die mit Herzblut entstanden sind und eben nicht so glatt und perfekt sind wie die vielen Zeitschriften aus großen Verlagen. Vielleicht finden die Menschen dort draußen am Ende doch E-Paper toll, die nicht auf den Bildschirm passen, da eine Zeitungsseite nun einmal ein komplett anderes Format als ein Computermonitor hat. Vielleicht wollen die Macher von Blogs, Podcasts und PDF-Magazinen gar nichts Revolutionäres erreichen und lehnen einen Begriff wie „Professionalisierung“ komplett ab.

Wer weiß. Aber mein Bild von der Zukunft des Internet bekomme ich so schnell nicht aus dem Kopf. Jeder hat die Möglichkeit und das Recht, seine Gedanken, seine Erlebnisse und sein Wissen über das Internet zu verbreiten – oder ist es gar eine Pflicht? „UPLOAD“ möchte ich jedenfalls nutzen, um Macher vorzustellen, Werkzeuge wie Soft- und Hardware zu testen, Tipps und Tricks zu sammeln und Trends auszumachen und zu bewerten. Im Idealfall mache ich das alles nicht allein, sondern finde Mitstreiter. Aber dafür fange ich jetzt einfach schonmal an. Ich probiere es mit offenem Ausgang. Vielleicht werde ich mit Schimpf und Schande aus der Blogosphäre gejagt, werde geteert und gefedert für meine Vorstellung, man könnte aus Blogs Magazine und Zeitschriften machen, aus Podcasts TV- und Radio-Sendungen, die nicht nur eine Elite erreichen. Und das alles mit dem Geist und dem Schwung einer neuen Gründerzeit im Medienbereich.

Ich bin schon sehr gespannt, was dabei herauskommt.

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thekey.ACADEMY

 

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