Die Jagd nach Klicks erscheint manchen geradezu unethisch. Und tatsächlich führt die Gier nach mehr Abrufen teilweise zu seltsamen Auswüchsen. Eigentlich ist aber gar nichts dagegen einzuwenden, seine Zahlen maximieren zu wollen. Im Gegenteil: Es kann eine Motivation sein, immer besser zu werden. Wichtig ist dabei allerdings, dass viele Zugriffe nicht immer viel bringen. Es müssen schon die richtigen sein.
Was ich hier kurz ausführen möchte, richtet sich nicht an den Besitzer einer privaten Internetseite. Viele Blogger beispielsweise schreiben das, was sie interessiert und schreiben so, wie sie eben schreiben. Dagegen ist auch überhaupt nichts einzuwenden.
Wenn es allerdings darum geht, eine Seite oder ein anderes Internetprojekt zum Erfolg zu führen, reicht das nicht.
Ein Erfolg muss dabei übrigens nicht zwangsläufig mit Geld zu tun haben. Ein Erfolg kann es sein, Aufmerksamkeit für ein gemeinnütziges Projekt zu bekommen.
Das nur vorweg.
Warum viele Zugriffe gut sind
Wer viele Zugriffe hat, hat beliebte Inhalte. Das gilt jedenfalls dann, solange man sich die Zugriffe nicht erschleicht. Und was sollte daran schlecht sein?
Wenn ich persönlich hier bei UPLOAD oder drüben bei t3n die Wahl zwischen verschiedenen Newsthemen habe, nehme ich das Thema, das meine Leser voraussichtlich am meisten interessiert. Das ist natürlich nicht das einzige Kriterium, aber ein gewichtiges.
Und wenn ich den Artikel schreibe, versuche ich ihn so zu schreiben, dass die Leser das Maximale herausholen und dass sie möglichst bis zum Schluss dranbleiben.
Also gilt: Je interessanter die Themen und je besser geschrieben, desto mehr werden sich die Zahlen steigern. Denn zu den vielen wiederkehrenden Lesern gesellen sich immer wieder neue Leser, die künftig ebenfalls wiederkehren.
Sich das zum Ziel zu setzen, ist nicht ehrenrührig. Man darf sich nur nicht zum Sklaven der Abrufzahlen machen.
Und das ist eine ganz wichtige Unterscheidung.
Warum manche Zugriffe besser sind als andere
Es gibt natürlich noch andere Wege, mehr Zugriffe zu bekommen. Man kann mit reißerischen Überschriften einen Skandal vortäuschen, wo keiner ist. Man kann Stammtischparolen verbreiten und damit jede Menge Schulterklopfen ernten. Man kann seine Seite komplett für Suchmaschinen optimieren, bis man nur noch den Platz zwischen den Keywords mit einigermaßen sinnvollen weiteren Wörtern füllt. Man kann jedem Trend hinterherhecheln, der gerade aktuell ist. Man kann Gewinnspiele veranstalten und vieles mehr.
In vielen Fällen werde ich dadurch insgesamt die Zahl der Zugriffe steigern. Zum Großteil werden das aber wertlose Zugriffe sein.
Warum wertlos? Weil sie zwar Neuankömmlinge auf die Seite bringen, die aber vielfach nicht zum Stammgast werden. Zum Stammgast wird jemand nur, wenn ich ihn begeistere und genau treffe, was ihn interessiert. Und das wiederum kann ich nur dann schaffen, wenn ich nicht wahllos Menschen auf meine Seite locke, sondern genau jene anzuziehen versuche, die sich tatsächlich für mich und meine Themen interessieren könnten.
Vielleicht sind das nicht 100, sondern nur 10. Aber die 10 abonnieren sich beispielsweise den RSS-Feed und bleiben dran. Ich habe sie für mich gewonnen.
Es gibt leider in Webstatistik-Tools keine „Qualitätsfaktor“ für die gemessenen Zugriffszahlen. Oder es gibt ihn nur versteckt, wenn man sich die Zahl der wiederkehrenden Nutzer und der abgerufenen Seiten pro Besuch anschaut.
Die Folge: Oftmals geht es nur um das Endergebnis und nicht, auf welcher Basis es erreicht wurde.
Das ist zu kurz gedacht, denn wenn ich auch in fünf Jahren mit meinem Projekt noch erfolgreich sein will, brauche ich einen festen Kreis von Lesern, Hörern oder Zuschauern.
Was daraus folgt
Daraus folgt ganz klar: Es geht zum einen darum, seine vorhandenen Nutzer gut zu informieren und zu begeistern und zum anderen weitere zu gewinnen, die sich ebenfalls für dieses Thema interessieren. Es geht um wiederkehrende Nutzer. Je weniger ich davon abhängig bin, dass Google mich gut positioniert oder eine andere Website auf mich verweist, um so besser. Der Erfolg entsteht dann aus sich selbst. Ich bin autark.
Das ist eine Strategie, die meiner Meinung nach langfristig zum Erfolg führt.
Wer hingegen auf Gedeih und Verderb seine Zahlen steigern will, erzielt damit vielleicht vorübergehend einen Erfolg. Letztlich aber ist das dem langfristigen Modell unterlegen. Es kostet einfach zu viel Kraft, die Nutzer immer wieder neu zu gewinnen. Es ist nicht nachhaltig.
Wer stattdessen eine langfristige Strategie verfolgt, schafft sich langsam aber sicher eine immer breitere Basis, auf die sich immer größere Dinge aufbauen lassen.
Wobei „langfristige Strategie“ sehr hochtrabend klingt. Man kann es auch einfacher sagen und Helmut Markwort vom Focus zitieren: „Immer an den Leser denken.“
Und dagegen ist doch wohl nichts einzuwenden, oder?
Abstimmung
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Jan hat mehr als 20 Jahre Berufserfahrung als Online-Journalist und Digitalpublizist. 2006 hat er das UPLOAD Magazin aus der Taufe gehoben. Seit 2015 hilft er als CONTENTMEISTER® Unternehmen, mit Inhalten die richtigen Kunden zu begeistern. Und gemeinsam mit Falk Hedemann bietet er bei UPLOAD Publishing Leistungen entlang der gesamten Content-Marketing-Prozesskette an. Der gebürtige Hamburger lebt in Santa Fe, New Mexico.
Also nur um das mal klar zu stellen, ich weiß einfach das ich hier gute und gehaltvolle Artikel zum lesen bekomme.
Von daher interessiert mich die Überschrift selten und ich lese einfach so die ersten paar Zeilen im Feedreader und entscheide dann ob mich der Artikel interessiert oder halt auch nicht.
PS: So Kommentare per E-Mail oder RSS zu abonnieren, per direkten Link das wäre mal toll.
Den RSS-Feed zu den Kommentaren findest Du oben im „Kleingedruckten“ am Ende des Artikels. Oder meintest Du noch etwas anderes?
Die Abo-Funktion per E-Mail ist bei mir leider etwas problematischer, weil ich ja dafür abgemahnt worden bin und eine Unterlassungserklärung unterzeichnet habe. Und darin gibt es eine Bedingung, die ich nur selbst programmieren kann ;-)
Ich zähle ebenfalls zu den Verfechtern der Theorie, dass sich Qualität durchsetzt und zu stabilen Autor-Leser-Verbindungen führt. Bisweilen frage ich mich allerdings, ob der Leser wirklich »Qualität«, was immer das denn auch ist, sucht oder nur angenehm unterhalten werden will.
Irgendwie liegt hier ein Widerspruch. Oder nicht?
Herr Markwort denkt bestimmt nur an seine Leser, wenn er vorher lange an seine Werbekunden gedacht hat. ^^
Man muss in Blogs doch nicht falsch machen, was die alten Medien schon nicht richtig läuft. zuspitzen, drama ohne ende und immer auf die Tränendrüse…
Sicher ist es schwer einen Blog zu betreiben den keiner liest, so wie meinen ;..-( aber als blogger der sich keine kommerziellen Erfolgsdruck machen muss, sollte doch die Lust am publizistischen Experimentieren auch bewahren.
Aber ich stimme zu, besser Wenigen ein gutes Ergebniss liefern als 1000 2sec Klicker abzufischen
Wie eingangs erwähnt, geht es mir überhaupt nicht um private Blogs. Deshalb hatte ich diese kleine Erklärung auch dem Beitrag vorangestellt.
Was Herrn Markwort angeht: Wenn er keine Leser hat, braucht er auch gar nicht erst an Werbekunden zu denken :-) Ob der Focus nun eine gute Zeitschrift ist oder nicht, steht auf einem anderen Blatt. Das ist ein so weitläufiges Thema, dass man dazu sehr leicht einen eigenen Artikel machen kann. Denn was ist schon „gut“? Wer entscheidet das? usw. Endlos ;-)
Das Credo, den Leser in den Vordergrund zu stellen und egoistische Bedürfnisse des Autors dem unterzuordnen, finde ich aber nicht verkehrt – jedenfalls dann, wenn es darum geht, eine „erfolgreiche“ Seite zu machen. Aber wie gesagt: Das habe ich ja versucht, am Beginn des Artikels zu erklären.
Ich halte aber wiederum auch nichts davon, nur auf das zu setzen, was viele Leser bringt. Aber ich hoffe, das ist in meinem Posting auch herausgekommen. Das war jedenfalls das eigentliche Thema…
Bei der Abstimmung fehlen 2 wichtige Dinge:
– Verweildauer, wie lange bleiben die Nutzer auf dem Blog. D.h. wie intensiv werden die Texte gelesen.
– Anteil der widerkehrenden Benutzer. Wer sich einen soliden Anteil an Stammlesern erarbeitet hat, hat sicherlich einen guten Job gemacht.
Gruß
Albert
Der Schlüssel zum Verständnis von Webtracking liegt doch in der Datensegmentierung. Pure Visits oder die Anzahl der Kommentare über die Zeit hinweg anzusehen, nützen nix. Erst wenn ich sehe, aus welcher Quelle wie viele Besucher wann auf meiner Site wo genau einsteigen, wie lange sie blieben, wie viele Seiten sie sich ansehen und wohin sie verschwinden, dann kann ich Userszenarien ableiten, die Effizienz von Quellen beurteilen (etwa Adword-Kampagnen) und versuchen, die Site dahingehend zu optimieren.
Absolut. Das ist dann die hohe Schule. Vielen Dank für die Ergänzung!
Ich finde es immer wieder interessant, dass häufig nur die Besucherzahlen im Vordergrund stehen.
Die Qualität der Besucher (Absprungrate, wiederkehrende Besucher und Verweildauer) sind scheinbar nicht so wichtig…
Ich mag Kommentare, die eine gewisse Inhaltsschwere bzw. einen Bezug zum Artikel aufweisen.
Durch Neu-Aufsetzen meines blogs leider alles weg, immerhin sind die Artikel geblieben.
Grüße & rock bzw. blog on!