Wer sich, seine Projekte und sein Anliegen bekannt machen will, kann dazu unter anderem Online-Videos nutzen. So weit, so naheliegend. Aber was trägt dazu bei, dass ein Video viele Zuschauer bekommt? Wie potenziert man den Erfolg und wie erstickt man ihn im Keim? Ich habe hier einmal einige Punkte versammelt, die aus meiner Sicht und nach meinem Eindruck wichtig sind. Sie dürfen wie immer gern diskutiert und ergänzt werden.
Erklärvideo von Sun Microsystems. Gelungen oder daneben? Lustig oder peinlich? Interessant oder langweilig? Zu lang oder zu knapp?
Inhaltsverzeichnis
Humor
Überraschende, witzige und unterhaltsame Videos neigen immer wieder dazu, sich selbst zu verbreiten. Klar: Es gibt auch viele Rohrkrepierer. Aber man muss doch sagen: Humor kann eine enorme Triebfeder sein. Die Frage ist nur: Ist man selbst witzig? Hat man eine entsprechende Idee? Passt die zum Produkt und zur Firma? Oder macht man sich am Ende nur selbst lächerlich?
Humor ist ein schmaler Grat, der zum Erfolg oder zu einem herben Absturz führen kann – kein Scherz.
Reduktion
Online-Videos werden heute gern zwischendurch konsumiert. Angeblich liegt die durchschnittliche Länge bei 3 Minuten. Auch aus dem Profibereich kennt man solche „magischen Grenzen“ wie 1:30 oder 2:30. Wer seinen Inhalt auf eine Information reduzieren kann, sollte es tun. Es erhöht jedenfalls die Wahrscheinlichkeit, viele Zuschauer zu erreichen.
Dabei muss die Inhaltstiefe (siehe nächster Punkt) gar nicht unbedingt leiden. Das größte Problem: Je komprimierter das Format, desto größer die Vorarbeit. Man muss sehr genau wissen, was man vermitteln will und welche Informationen dazu wichtig sind. Dann funktioniert es.
Inhaltstiefe
Zum Teil widerspricht das der „Einfachheit“ – aber nicht immer. Hat man etwas Interessantes mitzuteilen oder tut dies auf besonders anschauliche Weise, wird einen auch das voranbringen. Die „magischen Grenzen“ von meinetwegen 2:30 Minuten gelten dann auch nicht mehr. Im Gegenteil: Wenn das Thema interessant und das Video gut gemacht ist, spielt die Länge eine untergeordnete Rolle.
Ich persönlich würde empfehlen, sich für eins zu entscheiden: Entweder kurz und knackig oder aber ausführlich und tiefgehend. Wie gesagt: eins von beiden, ganz konsequent, kein halbgares Mittelding.
Inhalt geht vor Form
Natürlich ist es ablenkend, wenn der Sprecher schlecht zu verstehen ist. Natürlich hilft es nicht, wenn die Aufbereitung langweilig ist. Aber trotzdem ist der Inhalt des Videos die Grundlage. Ohne die geht gar nichts. Ein professioneller Vorspann, die perfekte technische Ausstattung, Fachwissen über die Gestaltung von Video-Inhalten: Das ist alles gut zu wissen, kommt aber erst nach dem Inhalt.
Gib die Videos frei
Wie ich neulich in meinem Artikel über Mediatheken schon schrieb, ist es unbedingt notwendig, dass sich die Inhalte von selbst verbreiten können. Dieses Potenzial hat das Internet. Die Inhalte müssen auf allen wesentlichen Videoportalen verfügbar sein und man muss sie vor allem einbetten dürfen.
Denn: Die Inhalte kommen heute vermehrt zu den Nutzern anstatt wie früher die Nutzer zu den Inhalten. Der klassische Weg funktioniert zwar noch – hat aber einen viel begrenzteren Effekt.
Eine Warnung vorweg: Dieses Freilassen kann bis dahin reichen, dass sich manche das Video nehmen und zu etwas Neuem remixen. Da muss man manchmal ganz stark sein und sich sehr gut überlegen, ob und wann man reagieren will. Die Grenze zwischen „kostenloser PR“ und „Rufschädigung“ ist schmal. Wobei verzwickterweise die eigentliche Rufschädigung manchmal erst passiert, wenn man unnötig heftig reagiert.
Glaubwürdigkeit
Ein wichtiger Punkt in Zeiten des Web 2.0 ist „Authentizität“, also Echtheit oder auch Glaubwürdigkeit. Das heißt beispielsweise: Nicht verbiegen, um etwas zu erreichen. Also nicht locker wirken wollen, obwohl man es nicht ist. Nicht versuchen, Wissen zu teilen, obwohl man es eigentlich für sich behalten will. Gute Inhalte entstehen nur, wenn sie zu einem selbst (zur Firma, zum Produkt…) passen und auch nur dann kommt ein fruchtbarer Dialog (siehe unten) zustande.
Das bedeutet: Wenn mir etwas nicht behagt, gibt es vier Möglichkeiten. Erstens: Es ganz sein lassen. Zweitens: Es jemand anderen machen lassen. Drittens: Das Konzept anpassen. Viertens: Die eigene Einstellung grundlegend und nachhaltig ändern und es erst dann versuchen.
Man sollte sich in Sachen „Social Media“ nichts einreden lassen. Stattdessen mein persönlicher Rat: Erst überzeugt sein, dann machen. Das gilt übrigens auch anderswo im Web 2.0 (Blogs, Twitter usw.). Ansonsten wird man das Experiment schlimmstenfalls in aller Öffentlichkeit mit einem lauten Krachen gegen die Wand fahren.
In den Dialog eintreten
Das Web ist ein voll ausgestatteter Kommunikationskanal, der in beide Richtungen funktioniert. Unternehmer und ihre Kunden können also miteinander sprechen. Das ist an sich nicht neu: Wer einen Kunden im Ladengeschäft hat, unterhält sich ganz selbstverständlich mit ihm und wer besonders klug ist, hört dem Kunden genau zu. Diese seit Jahrhunderten (Jahrtausenden?) bekannte Formel gilt fürs Web heute um so mehr.
Das Gute ist: Sehr viel mehr Branchen profitieren davon, dass sie jetzt mit dem Kunden sprechen und ihm zuhören können. Das wird leider von vielen Firmen und Institutionen noch nicht so gesehen. Aber es wird kommen, davon bin ich überzeugt. Der Grund ist, dass man rein geschäftlich betrachtet bessere Produkte anbieten kann, wenn man die Bedürfnisse der eigenen Kunden kennt. Zudem könnte bei diesen Aktivitäten praktisch nebenbei ein neues Verhältnis zwischen Kunden und Unternehmen und im Idealfall gleich eine neue Unternehmenskultur hin zu mehr Offenheit herausspringen. Aber das ist dann wohl schon der übernächste oder überübernächste Schritt.
Das Thema “Dialog” noch kurz zusammengefasst: Wer Online-Video einsetzt, sollte sich immer darauf einrichten, Antworten, Meinungen und Fragen zu bekommen – und mit ihnen offen, ehrlich und freundlich umgehen. Auch das ist keine neue Erkenntnis, aber doch wert, immer wieder erwähnt zu werden.
Jan hat mehr als 20 Jahre Berufserfahrung als Online-Journalist und Digitalpublizist. 2006 hat er das UPLOAD Magazin aus der Taufe gehoben. Seit 2015 hilft er als CONTENTMEISTER® Unternehmen, mit Inhalten die richtigen Kunden zu begeistern. Und gemeinsam mit Falk Hedemann bietet er bei UPLOAD Publishing Leistungen entlang der gesamten Content-Marketing-Prozesskette an. Der gebürtige Hamburger lebt in Santa Fe, New Mexico.
werde die Punkte für unser erstes Video berücksichtigen – danke dafür! ;)
Eher peinlich als hilfreich..
@Andi: Du meinst das Sun-Video oben? Ja, ich finde es auch ganz schön… kurios.
@Jan Ja genau, das Video meine ich…