Instagram Threads: Meinungen und Einschätzungen zum Twitter-Konkurrenten

Während Twitter unter Elon Musks Führung schlingert und schwankt, sah Mark Zuckerbergs Meta offenbar eine Chance: Die App Instagram Threads ist ein direkter Konkurrent mit einem minimalen Funktionsangebot. Sie ist zugleich keine komplette Kopie und setzt im Gegensatz zu Twitter beispielsweise stark auf einen algorithmischen Feed im Stile von TikTok. Wie wichtig ist Threads und was können wir für die Zukunft erwarten? Dazu haben wir Stimmen aus dem Web eingesammelt und hier zusammengefasst.

Symbolfoto zeigt bunte Fadenrollen
(Foto: © oksixx, depositphotos.com)

Instagram Threads kurz vorgestellt

Instagram Threads ist eine App, die auf den ersten Blick viel mit Twitter gemeinsam hat. So geht es vor allem um kurze Beiträge mit Texten, Fotos oder Videos. Auch Links sind möglich.

Die Startansicht der App setzt, ähnlich wie TikTok, überwiegend auf algorithmisch gewählte Inhalte. Du siehst hier also längst nicht nur Posts von Accounts, denen du selbst folgst. Damit soll offenbar gewährleistet werden, dass du immer etwas Interessantes in der App findest, selbst wenn dein Netzwerk noch nicht so groß ist. Überraschend ist das nicht, da auch Instagram selbst mehr und mehr diesem Modell folgt.

Das hat allerdings den Nachteil, dass Threads damit zum heutigen Stand der Dinge nicht so gut für aktuelle Entwicklungen und zeitnahe Diskussionen geeignet ist wie Twitter.

Viele Funktionen fehlen zudem noch. So gab es zum Start der App noch nicht einmal Hashtags, obwohl die bei Instagram seit Langem zum Standard gehören. Auch die Suchfunktion ist noch sehr simpel. Alles das macht es momentan nicht gerade einfach, gezielt neue Inhalte und Profile zu entdecken.

Ob die starke Verknüpfung zwischen Threads und Instagram langfristig sinnvoll ist, erscheint fraglich. Für den Start war es sicher die richtige Wahl. So kann man automatisch allen Profile folgen, denen man auch auf Instagram folgt, selbst wenn diese noch nicht auf Threads aktiv sind. Allerdings ist so manche Person gerade deshalb auf Instagram, weil sie sich für Fotos und Videos interessieren und nicht so sehr für textbasierte Diskussionen. Hier wird sich also zeigen müssen, ob Threads ab einem bestimmten Zeitpunkt vielleicht doch stärker eigenständig wird.

Werkzeuge für Unternehmen gibt es derzeit noch keine. Die App soll erst einmal wachsen, bevor die Monetarisierung kommt. Mehr dazu weiter unten.

Zum aktuellen Zeitpunkt ist Threads nicht für Personen in der EU nutzbar. Anfangs gab es noch Umgehungsmöglichkeiten etwa über eine US-amerikansiche Apple-ID. Die App blockt inzwischen aber nicht nur Zugriffe aus Europa, sondern auch VPN-Angebote, mit denen sich ein Standort vortäuschen lässt. Wann Threads nach Europa kommt, ist derzeit nicht klar.

Hier nun eine Übersicht zu Stimmen rund um den Start von Threads und mit Blick auf die mögliche weitere Entwicklungen der App.

Drei Screenshots zeigen das aktuelle Design und den begrenzten Funktionsumfang von Threads
So sieht Threads derzeit aus. V.l.n.r.: Startansicht, Suchfunktion, Profilseite

Content Marketing Institute: Die Macht einer großen Community

Threads gewann in weniger als einer Woche über 100 Millionen Nutzer, viel schneller als andere beliebte Apps wie Instagram und Twitter. Dies lag wahrscheinlich an der großen bestehenden Nutzerbasis von Instagram, auf die Threads zugreifen konnte, schreibt das Content Marketing Institute. Es bleibe aber abzuwarten, ob Threads aktive Nutzer halten kann.

Obwohl Meta sagt, dass sie dieses Jahr keine Werbung in Threads schalten werden, sei es wahrscheinlich, dass sie die App letztendlich durch Werbung monetarisieren oder die gesammelten Daten für Instagram nutzen werden. Die eigentliche Lehre aus Threads sei jedoch die Macht eines interessierten Publikums, die gerade auch im Content-Marketing eine wichtige Rolle spielen kann:

Wenn du 25.000 begeisterte E-Mail-Abonnenten hast, die mögen, was du tust, ist es exponentiell einfacher, einen neuen Podcast oder ein digitales Inhaltsprodukt zu starten. Dein bestehendes Publikum muss nur noch Ja sagen.

Wall Street Journal: So könnte Twitter irrelevant werden

Die Einfachheit von Threads und die große Nutzerbasis von Instagram hätten dazu beigetragen, dass die App einen Netzwerkeffekt ausnutzen kann, den andere Twitter-Klone zuvor nicht hatten, schreibt das Wall Street Journal. Seit dem Start von Threads habe Twitter einen kleinen Rückgang des Traffics verzeichnet. Es sei allerdings noch zu früh, um festzustellen, ob dieser Trend anhalten wird.

Obwohl Twitter immer noch eine große Nutzerbasis und entsprechende Netzwerkeffekte auf seiner Seite hat, könnte Threads durch seinen Fokus auf Positivität und gute Stimmung Nutzer und Werbetreibende anziehen, wenn es in der Lage ist, diese Atmosphäre längerfristig aufrechtzuerhalten.

Zugleich hat sich das zunächst schnelle Wachstum von Threads bereits verlangsamt, was die Frage aufwirft, ob es wirklich die Dominanz von Twitter bedrohen kann.

New York Times: Google+ als abschreckendes Beispiel

Die neue soziale App Threads habe aufgrund der großen Benutzerbasis von Meta/Instagram und der aggressiven Bewerbung der App bei Instagram-Nutzern einen schnellen Erfolg verzeichnet, schreibt die New York Times. Die Geschichte zeige jedoch, dass große Benutzerbasen allein keinen langfristigen Erfolg für soziale Netzwerke garantieren, wie man am Scheitern von Google+ sehen könne, das damals aggressiv bei Google-Nutzern beworben wurde – bis hin zur erzwungenen Verschmelzung von Profilen bei Google+ und YouTube.

Damit Threads langfristig erfolgreich ist, müssen die Benutzer die App als ausreichend interessant empfinden, um sie regelmäßig zu nutzen. Obwohl Meta die Größe hat, Threads einen anfänglichen Schub zu geben, sei es viel schwieriger, ein ansprechendes eigenständiges soziales Netzwerk aufzubauen.

The New Stack: Threads’ geplante Anbindung ans Fediverse

Die Threads-App von Meta zielt darauf ab, sich dem Fediverse anzuschließen, indem sie das ActivityPub-Protokoll übernimmt. ActivityPub ermöglicht es dezentralen sozialen Netzwerken, sich miteinander zu verbinden, während jeder Server die Kontrolle über Benutzeridentitäten und -daten behält.

Dieses Modell passe zu Meta, da sie auch bei der Integration von ActivityPub die Kontrolle über die Daten der Threads-Benutzer behalten werden, schreibt The New Stack. Es gebe jedoch technische und kulturelle Herausforderungen, die Meta überwinden müsse.

Wenn Threads erfolgreich dem Fediverse beitritt, könnten Benutzer sich theoretisch mit Personen in Netzwerken wie Mastodon verbinden. Die technische Umsetzung hat aber noch diverse Hürden zu überwinden.

Wired: Vergleich der Datenschutzbestimmungen von Threads mit anderen Angeboten

Threads sammle eine Vielzahl persönlicher Daten von Benutzern, einschließlich Kaufhistorie, Standort, Kontakten, Browserverlauf und sensiblen Informationen. Seine Datenschutzrichtlinie ähnele der von Instagram und Facebook, schreibt Wired.

Im Vergleich zu anderen Twitter-Alternativen wie Bluesky, Mastodon und Spill sammle Threads deutlich mehr Daten von Benutzern. Während diese anderen Apps auch einige Daten für die Funktionalität heranziehen, zielen sie darauf ab, die Datensammlung zu minimieren und legen mehr Wert auf Datenschutz. Zum Beispiel sammelt die Mastodon-App für iOS überhaupt keine Daten von den Geräten der Benutzer.

Axios: Werkzeuge für Markeninhalte kommen

Instagram plane, seine Werkzeuge für Markeninhalte auf Threads einzuführen, um Inhalte auf der App zu bewerben schreibt Axios. Derzeit erfordern die Nutzungsbedingungen von Threads für gesponserte Beiträge die Verwendung der Markeninhalte-Tools von Instagram, die aber auf Threads noch nicht verfügbar sind. Instagram arbeite daran, sie bald verfügbar zu machen.

In der Zwischenzeit kennzeichnen Marken jede bezahlte Partnerschaft durch Hashtags. Threads ziele darauf ab, Nachrichten- und Politikinhalte zu vermeiden, um ein sicheres Umfeld für Unternehmensinhalte zu bieten, habe jedoch keinen chronologischen Feed, was Echtzeitinhalte weniger erfolgreich mache.

Im Moment konzentrieren sich Marken darauf, organische virale Inhalte zu erstellen und generell auf der Plattform Präsenz zu zeigen.

AdAge: Wie Meta um Werbetreibende für Threads wirbt

Meta führe Gespräche mit Werbetreibenden darüber, wie Werbung auf Threads funktionieren könnte, schreibt AdAge. Das Unternehmen lege in seiner Präsentation Wert auf Kontrollen für Marken und Community-Richtlinien. Threads fehlten jedoch derzeit einige wichtige Funktionen, die Twitter beliebt machen, wie die Trendthemen.

Einige Experten glauben, dass Threads gute Erfolgschancen hat, da Benutzer ihre große Instagram-Follower-Basis leicht einladen können. Marken sehen Threads als eine Gelegenheit, eine Twitter-ähnliche Plattform mit einem Neuanfang auszuprobieren, während viele auf Twitter selbst Schwierigkeiten haben.


Eigene Einschätzung zu Instagram Threads

Natürlich ist es für uns höchst relevant, wenn aus dem Hause Facebook/Meta ein brandneues Social-Angebot kommt. Zum heutigen Stand der Dinge müssen Nutzer in Europa aber nicht befürchten, viel zu verpassen. Wer meint, dass Threads fürs eigene Unternehmen passen könnte, sollte vor allem am eigenen Instagram-Profil und dessen Sichtbarkeit arbeiten, schließlich sind beide Angebote eng miteinander verzahnt.

Ob Threads nach dem ersten Anfangserfolg eine echte Alternative zu Twitter wird, steht in den Sternen. Es kommt vor allem darauf an, wie das Team hinter den Kulissen die App ausbaut und erweitert.

Dass Instagram nicht automatisch mit jedem neuen Angebot Erfolg hat, zeigte etwa IGTV, das einst als Konkurrent zu YouTube an den Start gegangen war. Letztlich konnte es sich aber nicht durchsetzen. Die Integration von „Stories“ und „Reels“ scheint hingegen gelungen, aber beide Funktionen finden sich direkt in der Instagram-App und nicht in einem separaten Angebot wie bei Threads.

A N Z E I G E

BMA - Business Management Akademie

 

Schreibe einen Kommentar