Our Revolution

Vor genau zwei Jahren erschien hier der erste Beitrag, eine „Anstiftung zur Revolution“. Ein guter Moment, sich diese Revolution einmal genauer anzusehen. Ist sie gescheitert? Läuft sie noch? Oder hat sie gar nicht begonnen? Klar scheint jedenfalls: Die gesamte Medienlandschaft ist in einem grundlegenden Umbruch begriffen. Längst nicht jeder mag das akzeptieren.


Viva la Revolucion!
Viva la Revolucion! © davorr – Fotolia.com

Die Büchse ist geöffnet. Die Medienlandschaft wird umgekrempelt, weil die Macht über Informationen und Werke nicht mehr in der Hand weniger ist. Das ließe sich nur durch massive Eingriffe wieder zurückdrehen – was durchaus versucht wird. Mit dem Urheberrecht und dem Schutz der Künstler als Schild ziehen Lobbyisten der Musik- und Filmindustrie in den Kampf. Einen Kampf, bei dem sie in den vergangenen Jahren vielleicht einmal eine Schlacht gewinnen konnten, beispielsweise im Fall von Napster. Aber bis dieser Gegner niedergerungen war, gab es drei, vier weitere, die wesentlich agiler und geschickter vorgingen.

Anstatt das Internet als Chance zu begreifen, wird es als Gefahr gesehen. Eine Gefahr, die tradierte Wege, Vorgehensweisen und vor allem Geldflüsse gefährdet. Das ist gut zu verstehen: Viele Menschen leben heute sehr gut von der klassischen Medienlandschaft, in der einige wenige bestimmten, wer was wann wo zu welchen Konditionen lesen, hören und sehen kann.

Die Kunden lassen sich aber nicht gern gängeln. Sie wollen das, was sie interessiert und das möglichst sofort und umsonst. Das Internet gibt ihnen diese Möglichkeit. Dafür nehmen sie gern schlechte Bild- und Tonqualität und manchmal auch lange Ladezeiten in Kauf. Den Film sehen sie dann trotzdem noch sehr viel früher, als es der übliche Ablauf von erst Kino, dann DVD, dann Bezahlfernsehen, dann Free-TV erlaubt – und auch noch kostenlos, von den Gebühren für den Internetzugang abgesehen.

Eine kluger Geschäftmann würde sich sehr genau anschauen, was die Kunden wollen und darauf mit einem eigenen Angebot reagieren. Die Musik- und Filmindustrie versucht hingegen mit Drohungen und Strafen die Kundschaft gefügig zu machen und den Wandel zu verhindern. Aber wer würde ein Geschäft noch einmal betreten, in dem der Besitzer mit dem Baseballschläger in der Hand hinter einem steht?

Ähnlich ungelenk verhalten sich so manche Verlage. Sie denken, dass das Internet nicht da ist, wenn sie es nur konsequent genug ignorieren. In der Zwischenzeit besetzt jemand anderes den zukunftsträchtigen Claim im Web. Denn wohin die Aufmerksamkeit der Leser geht, ist aus diversen Untersuchungen eindeutig abzulesen und seit Jahren zu beobachten. Worauf manche noch zu hoffen scheinen, ist eine magische Wende in diesem Trend.

Sicher: Print wird es noch sehr lange geben und man wird noch viele Jahre viel Geld damit verdienen können. Aber nie mehr so viel wie etwa in den 80er Jahren noch. Schon seit damals zeigen die Kurven der Zeitungen nach unten. Das Internet verschärft diese Situation zusehends. Mit Wachstum sollte niemand mehr rechnen, die Frage ist eher: Welche Kürzungen nehme ich wie schnell vor?

Zugleich entsteht eine neue Medienkultur im Internet. Informationen und Werke sind hier nicht mehr gefangen, sie sollen frei fließen. Wer das beherzigt, wird mit Aufmerksamkeit belohnt. Wer nicht, hat es schwer.

Etablierte Medienmarken spielen hier zwar eine gewichtige Rolle, aber nicht mehr die alles überragende. Daneben gibt es gleichzeitig kleine Verlage, verlagsferne Firmen und Einzelpersonen, die erfolgreiche Angebote auf die Beine stellen.

Deshalb befinden sich beispielsweise ebenfalls die Blogs im Umbruch. Sie gibt es noch gar nicht so lange und sind schon mittendrin in einem Wandel. Die meisten sind nach wie vor ein Kommunikationsmittel für kleine Kreise, ohne einen revolutionären oder medialen Anspruch. Einige aber entwickeln sich weiter, professionalisieren sich und sind auf dem Weg hin zu Medienunternehmen. Auch in der „Blogosphäre“ kommt nicht jeder mit diesem Wandel zurecht.

Dabei bleibt es jedem freigestellt, das Medium Internet ganz nach seinem eigenen Gusto zu benutzen. Man kann mit einem Blog seinen Freundeskreis erreichen oder Leser auf der ganzen Welt. Und diese Möglichkeiten sind viel zu faszinierend, um sie sich von Negativbeispielen kaputt machen zu lassen.

So gesehen sind wir mittendrin in der Revolution. Jeder von uns hat die Chance, seinen Teil beizusteuern, mitzugestalten und den Lauf der Dinge zu beeinflussen.

Und hier bei UPLOAD wird es auch im dritten Jahr des Bestehens immer wieder etwas darüber zu lesen geben: Menschen hinter den Projekten, gute Beispiele, nützliche Werkzeuge, Tipps und Trends. Ich freue mich darauf und ich hoffe, Euch geht es ebenso. Und ich bin gespannt auf Eure Kommentare und Hinweise, Euer Lob und Eure Kritik.

So. Und jetzt muss ich zur Revolutions-Party. ;-)

A N Z E I G E

BMA - Business Management Akademie

 

9 Gedanken zu „Our Revolution

  1. Zunächst einmal: HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH JAN!

    Zwei Jahre UPLOAD, ist das nun eine lange und eine kurze Zeitspanne? Sowohl als auch!

    Für den Printbereich sind zwei Jahre wohl eher wenig Zeit, in der man je nach Erscheinungsweise zwischen 8 (vierteljährlich) 104 (wöchentlich) Ausgaben veröffentlicht. Für den Online-Bereich sind zwei Jahre allerdings eine lange Zeit, in der eine Webseite oder ein Blog schon den einen oder anderen gestalterischen und/oder inhaltlichen Wandel durchmacht.
    Und während sich das Establishment mehr und mehr gegen die neue Kraft stellt, ist diese bereits wiederum im Umbruch begriffen. Viele Blogger schreiben nicht mehr nur aus reiner Lieben zum Schreiben und zum gewählten Thema – nein, sie wollen auch Geld damit verdienen. Niemand wird mit dem Bloggen reich werden – auch wenn einige es versuchen – aber eine „Aufwandsentschädigung“ sollte man ihnen auch nicht verwehren und mehr wollen die meisten auch nicht.
    Sprüche wie „Bloggen kann doch jeder“ oder „Die schreiben doch was sie wollen, ohne es zu belegen“ hört man leider immer wieder. Gerne folgt dann auch noch ein „und damit wollen die auch noch Geld verdienen?“. Ja, warum auch nicht!
    Bloggen kann zwar jeder, zugegeben, aber gut bloggt eben nicht jeder. Letztlich können die wirklich guten Blogger ein paar Euro zusätzlich einfahren, während der Großteil leer ausgeht. Und in der Regel belegen diese Autoren (ja Blogger sind auch Autoren!) ihre zusammengetragenen Fakten auch mit den entsprechenden Quellen. Was für viele Journalisten nicht notwendig zu sein scheint.
    Während also die Blogosphäre zu neuen Ufern aufbricht, schimpfen die klassischen Medien noch auf den Blogger Typ 1.0. Guten Morgen ihr ewig Gestrigen!
    Eine Professionalisierung der Blogosphäre zumindest in Teilen wird kaum aufzuhalten sein. Und warum auch? Professionalisierung bezieht sich schließlich auch auf die Inhalte!
    Wer weiss eigentlich heute schon wie viele Journalisten morgen auf der Strasse stehen – und froh wären ihrer Berufung zumindest als Blogger nach gehen zu können. Im Leben sieht man sich immer zweimal…

  2. Hi Jan,

    herzlichen Glückwunsch auch von mir. Ich lese immer gern hier. :-)

    Du sprichst ein interessantes Thema an. :-)
    Das revolutionäre Element sehe ich darin, dass kleine Alltagsaktionen Dank der Vernetzungsmöglichkeiten im Web sichtbarer gemacht werden können und sich schneller verbreiten lassen; nicht so sehr darin, dass Blogs sich professionalisieren und zu Medienunternehmen entwickeln. Das ist sicher auch spannend aber viel spannender finde ich die Kraft der offenen und dezentralen Vernetzung. Es entstehen spannende, heterogene Netze, die Schnittstellen zwischen Online- und Offline-Aktivisten bilden. Menschen mit einem hohen Vernetzungsgrad online sowie offline, die sich mit einem bestimmten Thema beschäftigen, lassen andere an ihrer Vernetzungsgemeinschaft teilhaben und transportieren Ideen über räumliche Grenzen hinaus. Da geht es eher um Inhalte, als um „Traffic um jeden Preis“. Das finde ich zukunftsfähig und ausbaufähig, was die Entwicklung von einfachen und offenen Tool angeht, nicht so sehr eine Entwicklung in Richtung weiterer „geschlossener Systeme“.

  3. Ich habe den Beitrag auch erst jetzt gelesen, und sage natürlich auch: Herzlichen Glückwunsch zum „-jährigen! Das ist schon eine gewaltige Leistung, wenn man bedenkt was für eine Qualität die Artikel vorweisen können und man dann noch bedacht hat, dass du das nebenbei machst. Einfach super!

    Mal sehen, wie die Internet-Revolution weitergeht und wann endlich alle begriffen haben, dass das Internet eine wunderbare Möglichkeiten bietet: Austausch von Menschen, günstiges Publizieren von Büchern, Zeitungen etc. und den ganzen anderen Möglichkeiten. Hoffen wir mal, dass alle Verlage in D begreifen, welche Chance sie JETZT haben, denn wenn die „großen Player“ kommen, ist es vielleicht für die „Kleinen“ zu spät.

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