5 Fragen an tredition, den "Netzwerk-Verlag"

Mit diesem Beitrag startet eine neue Interviewserie mit Newcomern aus der Publishing-Szene. Den Auftakt macht tredition, ein junger „Netzwerkverlag“ aus Hamburg, der seit Anfang 2007 im Netz die Idee des freien Publizierens verfolgt. Neben der weitestgehend eigenständigen Publikationsmöglichkeit für Autoren bietet der Verlag eine eigene Community, in der sich alle Partner um ein Buchprojekt versammeln und virtuell zusammenarbeiten können. Gesprächspartner des Mail-Interviews war Sönke Schulz, einer der vier Gründer des Projekts.
Team von tredition
Das Gründerteam von tredition

Erst einmal herzlichen Glückwunsch zum 3. Platz beim WEB FUTURE Award. Wie habt ihr denn die Jury überzeugt?

Grundsätzlich war uns klar, dass die Jury auf zwei Punkte achten wird. Zum einen wird die Umsetzungsfähigkeit des Geschäftsmodells bewertet und zum anderen ob das Team dafür das geeignete ist. Wir haben vor knapp einem Jahr auf www.tredition.de begonnen und sind seitdem sehr erfreulich gewachsen. Das Geschäftsmodell funktioniert also und es war schwer für die Jury, uns da zu verunsichern. Schwieriger ist es, als Team zu überzeugen, zumal nur ein Teammitglied uns beim Finale vertreten durfte. Wir haben in den Vordergrund gestellt, dass wir alle wichtigen Funktionen (Marketing, Vertrieb, Verlagswesen, IT etc.) mit viel Erfahrung abdecken können. Dass drei von uns vier auch schon einmal eine Firma gegründet haben, untermalte letztendlich auch, dass wir keine Schwätzer sind.

Lulu hat den Anfang gemacht, inzwischen gibt es mehrere „Self-Publishing-Angebote“ und zuletzt trat BoD mit einer Tchibo-Aktion wieder an die Front. Was macht Ihr anders, wo seht Ihr Eure Marktlücke?

Uns unterscheiden zwei Dinge: 1. Unser Angebot und 2. unsere Positionierung:

1. tredition verfolgt eine andere Strategie. Wir haben den „Netzwerk–Verlag“ ins Leben gerufen. Der Begriff Netzwerk-Verlag ist neu in der Buchbranche. Bei tredition finden Buchautoren ein Netzwerk von professionellen Lektoren, Hörbuchsprechern, Übersetzern und Illustratoren (so genannten „Literatur-Partnern“), die Autoren unterstützen, ein Manuskript professioneller und erfolgversprechender zu gestalten und Produktvielfalt zu schaffen. Dabei einigen sich Autoren und Literatur-Partner individuell über die Konditionen der Zusammenarbeit. Der „tredition-Gedanke“ für diese Zusammenarbeit ist die Vorleistung der Literatur-Partner. Diese sollen an einem Werk nur mitarbeiten, wenn sie wirklich vom Erfolg des Buches überzeugt sind und ihre Bezahlung auch zu einem großen Teil abhängig vom Erfolg des Buches erhalten. In nur einem Jahr haben wir über 700 Literatur-Partner gewinnen können. Das bietet kein Marktbegleiter.

2. Wir positionieren uns ganz deutlich als Verlag und nicht als Self-Publisher oder gar Drucker (wie z.B. epubli). tredition ist die beste und fairste Veröffentlichungsmöglichkeit für Autoren außerhalb der klassischen Verlage. tredition ist der Verlag für aktive, von ihrem Werk überzeugte Autoren, die ihre Arbeit fair, gut und einfach veröffentlichen sowie umfassend vermarkten möchten. Autoren haben die Möglichkeit, ihre Werke grundsätzlich kostenlos sowohl als e-Book, print-Book und audio-Book mit eigenem Coverdesign, Schriftgestaltung und ISBN-Nummer zu erstellen, zu veröffentlichen und zu vertreiben.

700 Netzwerk-Partner sind ja eine Menge! Wie viele Autoren habt Ihr denn und was ist derzeit Euer Bestseller?

Wir haben knapp 300 Bücher bisher veröffentlicht, die von ca. 250 Autoren geschrieben worden sind. Unser derzeitiger Bestseller ist „Donner! – Eine ungewöhnliche Reise durch die Provence“, das als e-Book, gedrucktes Buch und als Hörbuch erhältlich ist.

Das Publizieren für Jedermann wird ja zwiespältig beurteilt: Die einen begrüßen die Demokratisierung des Literaturbetriebs, die anderen hegen Bedenken gegenüber der unkontrollierten Publikationsflut und der Aufmerksamkeitsökonomie des Publikums / des Käufers. Was habt ihr da für eine Strategie?

Jedes Buch hat seinen Markt. Das ist der Ansatz von tredition. Der Markt ist nur für jedes Buch unterschiedlich groß. Klassische Verlage müssen von einem Titel i.d.R. 3000 Exemplare verkaufen, um alle Veröffentlichungskosten zu decken. Bei uns genügen ein paar wenige Exemplare. So schaffen wir es, auch kleinauflagige Titel profitabel zu verlegen. Ein Buch muss ja nicht schlecht sein, wenn es „nur“ 800-Mal verkauft wird. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Titel, die sich mit einem speziellen Thema beschäftigen, sehr gut gekauft werden, es allerdings nie zu einem klassischen Verlag geschafft hätten. Außerdem können wir feststellen, dass Autoren sehr aktiv ihre Werke selber vermarkten. Unsere Inhalte sind sehr gut durch Suchmaschinen auffindbar und unterstützen so den Autor.

Habt Ihr mit tredition schon gute Vorsätze für das nächste Jahr?

Na klar haben wir gute Vorsätze! An den Wochenenden weniger arbeiten! Aber ansonsten freuen wir uns, im ersten Quartal mit den ersten Partnern „live“ zu gehen – also andere Webseitenbetreiber, die unseren Verlagsservice in ihre Dienstleistung mit aufnehmen. Mehr können wir dazu aber derzeit noch nicht sagen.

Über den Interviewer

Die Fragen stellte Sebastian Schürmanns. Er lebt als freier Texter und Verlagslektor in Hamburg und bloggt in der Trendschau zu den Themen Schreiben – Publizieren – Informieren.

A N Z E I G E

BMA - Business Management Akademie

 

3 Gedanken zu „5 Fragen an tredition, den "Netzwerk-Verlag"

  1. Das hört sich gut an! Vielleicht mache ich mich jetzt doch endlich mal an das Buch, das ich schon immer mal schreiben wollte ;-) Ansonsten hat man immer Angst vor Verlagen gehabt, die die meisten Manuskripte sowieso ungelesen zurücksenden….

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