Unsere Content-Welt besteht im Wesentlichen aus Dokumenten – HTML, PDF, Word, Excel und mehr. Content, einmal erstellt, schlummert darin oft jahrelang ungenutzt. Das ist ein verschenktes Potenzial, das René Gast mit dir in diesem Beitrag heben möchte. Dies gelingt mit sinnvollen Bestandteilen, Atomic Content genannt, die ein effizientes Speichern und Wiederverwenden von Inhaltsstücken ermöglichen. Insbesondere in großen Content-Projekten werden die Vorteile von Atomic Content sofort greifbar.
Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung
- Atomic Content ist ein effizientes Content-Management-Konzept, das Inhalte in wiederverwendbare Bausteine zerlegt, um die Content-Erstellung zu beschleunigen und die Konsistenz der Kommunikation zu gewährleisten.
- Das Konzept basiert auf der Idee des Atomic Design und ermöglicht es, Inhalte flexibel in verschiedenen Kontexten und Kanälen wiederzuverwenden, was Zeit und Ressourcen spart.
- Atomic Content bietet zahlreiche Vorteile wie Skalierbarkeit, Konsistenz, Wartungsfreundlichkeit, Personalisierung und Content-Optimierung.
- Es gibt verschiedene Anwendungsfälle für Atomic Content, darunter Blogging, Content Hubs, Content-Formate, responsives Webdesign und die gezielte Ansprache verschiedener Teams und Zielgruppen.
- Um mit Atomic Content zu starten, ist die Wahl eines geeigneten CMS wichtig. WordPress mit dem Gutenberg-Editor bietet eine gute Basis, während Headless CMS mehr Flexibilität für komplexe Projekte bieten.
Atomic Content: Einführung in ein neues Thema
Unternehmen und Organisationen stehen häufig vor der Herausforderung, schnell hochwertigen Content produzieren zu müssen. Sei es für Websites, Social-Media-Plattformen oder Marketingkampagnen – überall wird frischer Content benötigt! Doch oft fehlen schlicht die Ressourcen dafür.
Dies erschwert eine konsistente Kommunikation über verschiedene Formate und Kanäle, die für eine nahtlose Customer Journey wichtig ist. Auch die gezielte Ansprache unterschiedlicher Zielgruppen mit individuellen Bedürfnissen wird dadurch erschwert.
Das kann dazu führen, dass wichtige Touchpoints ungenutzt bleiben und Kundenbindung und Konversion beeinträchtigt werden. Hier ist ein wirkungsvolleres Content-Management gefragt, um die Lücken bedarfsgerecht zu füllen und effizienter neuen Content zu erstellen.
In Content-Projekten kann sogenannter Atomic Content (im Sinne von granularen Inhalten) zur Lösung dieser Probleme beitragen. Dabei handelt es sich um ein relativ neues Konzept, bei dem Inhalte in kleinere Teile zerlegt werden, die sich leicht kombinieren und flexibel in verschiedenen Kontexten wiederverwenden lassen.
Klar ist: Der strategische Einsatz dieser Bausteine ermöglicht es, Inhalte effizienter zu erstellen und verwalten. Das spart nicht nur Zeit und Mühe, sondern stellt darüber hinaus auch die Konsistenz der Kommunikation sicher.
Diese Einführung ins Thema ist einer der ersten längeren Fachbeiträge, die in deutscher Sprache über Atomic Content vorliegen.
Beginnen wir mit digitalen Assets und Produktdaten
Digitale Medien wie Bilder, Videos oder Dokumente werden oft in einem Digital Asset Management (DAM) gespeichert. Jede Datei wird dabei als Asset betrachtet.
Produktinformationen wie Produktbezeichnungen und -beschreibungen, Bilder, Preise, Kategorien und Spezifikationen wie Größe, Gewicht und Maße sind leicht identifizierbar und gut strukturiert. Sie werden häufig in einem Product Information Management (PIM) verwaltet.
Sowohl im DAM als auch im PIM geht es darum, Inhalte effizient zu verwalten und wiederzuverwenden.
Die Herausforderung für Atomic Content: Versteckte Inhalte in Dokumenten entdecken
Andere Inhalte sind jedoch nicht so leicht zu identifizieren, da sie in unseren Dokumenten versteckt sind und wir jedes einzelne Dokument öffnen müssen, um sie zu sehen. Zudem sind sie nicht so klar strukturiert wie Produktinformationen. Eine H1-Überschrift kann etwa ein Produktname sein, aber auch etwas völlig anderes. Und ein Listenpunkt kann in einer anderen Liste verwendet werden, aber auch eine gute Überschrift sein.
Es ist daher hilfreich, das Konzept hinter Atomic Content zu verstehen und zu verinnerlichen. Umso schneller wird klar, dass Überschriften, Listen, Teaser oder Absätze in verschiedenen Kontexten unterschiedliche Bedeutungen haben können.
Das Konzept von Atomic Content verstehen
Atomic Content basiert im Wesentlichen auf dem Konzept des Atomic Designs und geht zurück auf das 2016 erschienene Fachbuch „Atomic Design” von Brad Frost. So besteht in großen Designprojekten oft das Problem, dass Layouts redundant und schwer zu pflegen sind. Man nennt dies auch „gewachsene Strukturen“.
Zum Beispiel kommt es vor, dass es in Web-Projekten aufgrund diverser Layout-Änderungen 50 separate grüne Buttons gibt, die auch noch über verschiedene Stylesheet-Dateien verstreut sind. Es wäre jedoch besser, nur einen grünen Button zu haben, der sich auf alle komplexeren Komponenten auswirkt, in denen ein grüner Button benötigt wird. Das ist im Atomic Design ein „Atom“. Dafür wird in der Regel eine sogenannte Pattern Library erstellt, um einfache bis komplexe Komponenten zu verwalten.
Neben den einfachen Atomen gibt es im Atomic Design außerdem Moleküle, Organismen, Templates und Pages:
- Moleküle: Wenn du z. B. eine Headline mit einem einfachen Teaser kombinierst, ist das ein Molekül. Moleküle bestehen also immer nur aus Atomen.
- Organismen: Sobald Atome jedoch mit Molekülen oder Moleküle miteinander kombiniert werden, sprechen wir von Organismen.
- Templates: In der Regel bestehen Templates aus Atomen, Molekülen und Organismen, die miteinander neu kombiniert werden. Sie sind oft Vorlagen, aus denen schließlich neue Seiten entstehen.
- Pages: Bis hierhin ist es ein wenig wie Tetris, denn Komponenten werden passgenau miteinander kombiniert. Doch Kontexte sind oft einzigartig, weshalb es auf Seitenebene nicht selten zumindest teilweise zu individuellen Anpassungen recycelter Komponenten kommen kann.
Das Ziel ist es also, zu definieren, welche einfachsten Elemente benötigt werden, um sie dann in größeren Kontexten (wie Molekülen und Organismen) wiederverwenden zu können. Entsprechendes wollen wir mit Atomic Content erreichen.
Mitunter wird hier übrigens auch von „Infobits” gesprochen, wir wollen allerdings bei „Atomen” bleiben.
Das Ziel: Content in neuen Kontexten wiederverwenden
Der Fokus von Atomic Content liegt darauf, den Content in kleine, sinnvolle Einheiten aufzuteilen, um ihn in verschiedenen Kontexten wiederverwenden zu können. Dies kann innerhalb der eigenen Website, im Online-Shop, auf anderen Plattformen oder sogar im Printbereich geschehen.
Es gibt zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten, von denen wir einige näher betrachten möchten, um zu verdeutlichen, dass die technischen Voraussetzungen sehr unterschiedlich sein können.
Atomic Content bietet verschiedene Vorteile:
- Wiederverwendbarkeit: Atomic Content lässt sich in verschiedenen Kontexten und über verschiedene Plattformen hinweg wiederverwenden, was zu einer effizienteren Erstellung und Verwaltung von Inhalten führt.
- Flexibilität: Inhalte lassen sich auf vielfältige Weise kombinieren, um unterschiedliche Komponenten oder Bereiche zu erstellen.
- Skalierbarkeit: Das Erstellen neuer Seiten kann oft mühsam sein. Mit Atomic Content lassen sich neue Inhalte aus vorhandenen Blöcken zusammenstellen, ohne sie komplett neu zu erstellen.
- Effizienz: Durch die Wiederverwendung („Referenzierung”) von zentral gespeichertem Content entstehen weniger Duplikate und Änderungen sind zentralisiert an einer Stelle möglich.
- Konsistenz: Inhaltliche Komponenten über verschiedene Touchpoints hinweg wiederzuverwenden, gewährleistet eine konsistente Kommunikation und Nutzererfahrung.
- Wartungsfreundlichkeit: Updates und Änderungen finden zentral an einem „Atomic Content”-Block statt und werden automatisch überall dort übernommen, wo der Block zum Einsatz kommt.
- Personalisierung: Atomic Content erleichtert die Personalisierung, da sich spezifische Inhaltsblöcke basierend auf Nutzerdaten oder -präferenzen dynamisch auswählen und präsentieren lassen.
- Content-Optimierung: Bestehende Inhalte lassen sich bewerten, versteckte Schätze entdecken und veralteter Content aktualisieren.
- Wissensmanagement: Indem vorhandenes Wissen mittels Atomic Content besser verwaltet wird, geht es nicht im Corporate Content unter und ist schneller verfügbar.
Kurzum, Atomic Content ermöglicht eine effiziente und flexible Erstellung und Verwaltung von Inhalten, sorgt gleichzeitig für eine konsistente Markenbotschaft und Nutzererfahrung und ist langfristig zeitsparend und ressourcenschonend. Content-Projekte lassen sich dadurch besser steuern und schneller erfolgreich ins Ziel bringen, was – unter dem Strich – nicht unwesentlich zum Wertschöpfungsprozess eines Unternehmens beitragen kann.
Beispiel: Effektive Nutzung von Atomic Content im E-Commerce
Ein bekanntes Beispiel für Atomic Content im E-Commerce sind die Produktdaten. Im Online-Shop werden diese Daten in verschiedenen Kontexten genutzt, wie zum Beispiel auf der Produktseite, im Cross-Selling für ähnliche Artikel, in Produktübersichten, in der Suche, möglicherweise auch im Magazin und auf speziellen Landingpages.
Durch den wiederholten Einsatz von Produktdaten lassen sich Shops sinnvoll strukturieren und erweitern. Darüber hinaus lassen sich diese strukturierten Produktdaten auch in andere Systeme wie Amazon, eBay oder Google Shopping integrieren.
Es ist leicht vorstellbar, dass man mit identifizierten, strukturierten und mit Metadaten angereicherten Atomen wie Listenpunkten, Überschriften, Bildern und Buttons eine Vielzahl von Inhalten erstellen kann, darunter neue Listen, Übersichten, FAQ-Seiten und Informationsseiten.
Änderungen an diesen Atomen, wie die Korrektur von Tippfehlern, werden dann automatisch überall auf der Website übernommen.
Einsatzmöglichkeiten für Atomic Content
Mit Atomic Content kannst du bereits vorhandenes Wissen effektiv nutzen und auf neue Art zusammenstellen. Möchtest du schneller bloggen, neue, komplexe Infobereiche aufbauen, Content-Formate entwickeln und Kanäle effektiv mit deinen Inhalten bespielen? Dann solltest du das Wissen und den Content nutzen, der bereits in deinem Unternehmen vorhanden ist.
Blogging
Wenn du dich mit Blogpost-Templates befasst, wirst du feststellen, dass Artikel oft nach einem ähnlichen Schema aufgebaut sind. Denn längst nicht jeder Artikel ist ein einzigartiger Fachtext, sondern recycelt stattdessen vorhandenes Wissen – häufig mittels einer Recherche im Web oder mithilfe einer KI.
Unternehmen und Organisationen, die über eigenen Content verfügen, können Abschnitte, Listen, Zitate, Videos und Bilder aus ihrem Bestand für neue Blogposts verwenden. Dadurch lassen sich neue Artikel schneller erstellen, da sie auf vorhandenes Wissen zurückgreifen.
Dieses Wissen ist zudem oft bereits auf die Angebote des Unternehmens abgestimmt, in der Unternehmenssprache verfasst und möglicherweise sogar in andere Sprachen übersetzt.
Content Hubs & Pillar Pages
Content Hubs & Pillar Pages (spezielle Übersichtsseiten) sind ideal, um vorhandenen Content effektiv wiederzuverwenden. Sie dienen als zentraler Ort, an dem die Nutzerschaft bereits vorhandene Inhalte finden und entdecken kann.
Die Struktur eines Content Hubs ermöglicht zudem eine kontextbezogene Präsentation von Inhalten, indem ähnliche Themen zusammengefasst und dem Nutzer als zusammenhängende Einheit präsentiert werden. Dadurch verbessert sich nicht nur die Benutzererfahrung durch eine einfachere Navigation, sondern auch die Verweildauer auf der Plattform und die Interaktion mit dem Content steigen.
Content-Formate
Atomic Content ist zudem bei der Planung und Entwicklung neuer Content-Formate äußerst hilfreich. Wenn du beispielsweise Newsletter, eine Microsite für ein bestimmtes Angebot oder gedruckte Flyer erstellst, kannst du auf den bereits vorhandenen Content zurückgreifen und ihn neu zusammenstellen. Es ist nicht immer erforderlich, komplett neue Texte zu erstellen.
Kanäle & Teams
Durch die Möglichkeit, atomisierten Content auf verschiedene Weise neu zu kombinieren, lässt er sich leicht in verschiedenen Kanälen verwenden. Die Anforderungen für Content in einer App unterscheiden sich beispielsweise oft von denen auf einer Website, in einem Online-Shop oder in einer Broschüre.
Das Gleiche gilt für verschiedene Teams: Im Marketing werden oft andere Inhalte benötigt als im Vertrieb, in der Personalabteilung oder im Kundensupport.
Je nach Zielgruppe kann Atomic Content dabei helfen, die passenden Inhalte auszuwählen, die zum Wissensstand der Nutzer passen.
Responsive Webdesign
Im Responsive Webdesign kann es sinnvoll sein, auf verschiedenen Geräten unterschiedliche Informationen anzuzeigen. Wenn beispielsweise ein Call-to-Action auf jedem Gerät sofort sichtbar sein soll, kann man auf einem Desktop-Gerät umfangreiche Informationen anzeigen lassen, während auf einem Smartphone nur die wichtigsten Informationen sichtbar sind.
Kommen kleinere Komponenten (Atome, Moleküle) zum Einsatz, lässt sich diese Aufgabe einfacher bewältigen als mit zusammenhängendem Fließtext. Seiten für verschiedene Endgeräte zu planen und zu erstellen fällt leichter, wenn man diese kleineren Komponenten zu größeren zusammensetzen kann.
Atomic Content in der Praxis
Beispiele für den Einsatz von Atomic Content sind unter anderem Netflix, die Norwegian Directorate of Health, Disko und ein globales Lebensmittelunternehmen (anonymisierte Case Study). Diese Unternehmen haben das Konzept erfolgreich angewendet und von den Vorteilen profitiert:
- Netflix hat Atomic Content genutzt, um personalisierte Inhalte anzubieten und so die Benutzererfahrung zu verbessern.
- Die Norwegian Directorate of Health hat Atomic Content verwendet, um ihre Website flexibler und benutzerfreundlicher zu gestalten.
- Disko hat Atomic Content genutzt, um eine flexible Bildungsplattform zu entwickeln.
- Und ein globales Lebensmittelunternehmen hat Atomic Content genutzt, um seine Inhalte effizienter zu verwalten und zu verteilen.
Insgesamt ist Atomic Content also ein leistungsstarkes Konzept, das Unternehmen dabei unterstützt, ihre Inhalte effektiv zu verwalten und flexibel einzusetzen. Es ermöglicht eine hohe Anpassungsfähigkeit und Personalisierung, was zu einer verbesserten Benutzererfahrung führt.
Unternehmen, die Atomic Content nutzen, können von einer effizienteren Content-Erstellung und -Verwaltung profitieren und ihre Inhalte auf vielfältige Weise nutzen.
Wie startest du mit Atomic Content?
Atomic Content bietet neue Möglichkeiten, und du fragst dich nun, wie du anfangen kannst. Daher gleich vorab: Es erfordert die richtige Denkweise!
Wann hast du beispielsweise zum letzten Mal deine Headlines überprüft und geschaut, welches Potenzial darin steckt? Oder deine Listen, Infoboxen und anderen Elemente? Sogar Teaser und komplexere Komponenten können Potenzial haben.
Durch regelmäßige Content Audits mit der „Atomic-Content-Brille“ kannst du viel erreichen. In erster Linie ist Atomic Content also keine Frage der Technik, sondern der Blickschärfe!
Und dazu braucht es das richtige Mindset.
Die Wahl des CMS für Atomic Content
Bislang wird Atomic Content vornehmlich von großen Marken eingesetzt, die rund um den Globus in verschiedenen Märkten aktiv sind. Doch auch für diese stellt die Wahl eines passenden CMS durchaus eine Herausforderung dar.
So wird Atomic Content in technischer Hinsicht zwar meist im Zusammenhang mit Headless CMS erwähnt, was sicherlich eine gute Lösung ist. Aber selbst auf diesem Weg muss ich meinen Atomic Content zunächst identifizieren, zum Beispiel durch Content Audits.
Die meisten Unternehmen haben jedoch keine Pläne, in naher Zukunft auf ein solches Headless CMS umzusteigen. Daher möchten wir einen Ansatz diskutieren, der für die meisten Unternehmen umsetzbar ist und den Einstieg erleichtert.
So dürfte die technische Basis für die meisten Unternehmen WordPress sein, in dem immer häufiger der hauseigene Block-Editor zum Einsatz kommt, auch als „Gutenberg-Editor“ bekannt. Tatsächlich sind die darin enthaltenen Gutenberg-Blöcke modular aufgebaut, was bedeutet, dass sie unabhängig voneinander existieren und verwendet werden können.
Dieser Ansatz passt gut zum Konzept des Atomic Content, bei dem Inhalte in kleinste Einheiten zerlegt werden, die über verschiedene Kontexte und Plattformen hinweg ausgespielt werden können.
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Erstellen einer Content Library mit WordPress
In WordPress Gutenberg besteht die Möglichkeit, wiederverwendbare Blöcke zu erstellen. Diese Blöcke wurden früher als „Reusable Blocks“ bezeichnet und werden heute als „(Synced) Patterns“ bezeichnet.
Dabei handelt es sich um Vorlagen, mit denen Nutzer einmal erstellte Inhaltsblöcke speichern und für andere Beiträge oder Seiten erneut nutzen können. Diese Funktion ist besonders praktisch für Inhalte, die häufig genutzt werden, wie Kontaktformulare, Call-to-Action-Banner oder spezielle Textlayouts.
Patterns kannst du vorgegebenen oder individuell erstellten Kategorien zuordnen. Du kannst deine Pattern Library nach Inhalt oder selbst vergebenem Namen durchsuchen. Es kann auch hilfreich sein, Hashtags oder Keywords zu hinterlegen. Du kannst deine Patterns zudem mithilfe von „Custom Fields“ und dem Plug-in ACF weiter gruppieren.
Zum Beispiel könnte eine Website, die über Rezepte schreibt, eine Taxonomie für „Rezepttyp“ haben und mit ACF zusätzliche Felder für spezifische Diätinformationen oder Schwierigkeitsgrade hinzufügen.
Die Content Library (auch Content Repository oder Content Hub genannt) zeigt dir, auf welchen Seiten deine Patterns zum Einsatz kommen und wann sie zuletzt bearbeitet wurden. Wenn du Patterns in neuen Kontexten verwendest, kannst du sie auch „loslösen“, um sie als eigenständige Blöcke zu bearbeiten.
Ein besonders interessantes Feature, das bisher nicht in WordPress 6.5 verfügbar ist, sind „Synced Pattern Overwrites“. Damit lassen sich Verknüpfungen beibehalten, während sich andere Teile der Vorlage individuell anpassen lassen. So kannst du also einfache bis komplexe Patterns speichern. Es ist sogar möglich, Patterns zu verschachteln.
Das zusätzliche Plug-in „Reusable Block Extended“ erstellt einen Link in der WordPress-Administration, über den du direkt auf deine Content Library zugreifen kannst.
Tipps zur effizienten Verwaltung und Nutzung von Atomic Content
Um Inhalte effizient zu verwalten, ist es wichtig, den ursprünglichen Kontext im Blick zu behalten. Dazu gehören Informationen wie Tags oder Keywords, die Auskunft über die Thematik, die Zielgruppe, die beteiligten Teams (z. B. Marketing, Vertrieb), den Ersteller und die Oberthemen geben. Außerdem sollten Versionen, Veröffentlichungsdaten und weitere Details bereitstehen.
- Content-Audit: Welche Komponenten möchtest du wiederverwenden? Welche Inhalte möchtest du vereinheitlichen? Enthält dein Content Lücken, die du auffüllen kannst?
- Tagging und Kategorisierung: Wie kannst du den gespeicherten Content mit spezifischen Tags, Kategorien bzw. Metadaten anreichern, um ihn bestmöglich für verschiedene Szenarien oder Zielgruppen anzuwenden?
- Wiederverwenden und Kombinationen: In welchen Kontexten möchtest du den Content wiederverwenden? Sollen etwa ein Content Hub aufgebaut und diverse Kanäle bespielt werden, oder geht es um die gesamte Customer Journey?
- Technologien: Welche Technologien (z. B. welches CMS) benötigst du, damit du deine Ziele, die du mit Atomic Content verfolgst, wirklich erreichst?
- Analyse und Optimierung: Welche Kennzahlen benötigst du, um deine Ziele mit Atomic Content zu überprüfen?
- Training und Schulung: Wie kannst du dein Team bzw. deine Mitarbeitenden im Unternehmen dazu bewegen, Komponenten zu verwalten, zu pflegen und zu nutzen? Welche Potenziale siehst du, um Komponenten in anderen Bereichen zu verwenden (etwa in der Schulung von Mitarbeitenden)?
Bei der Entwicklung und Implementierung eines geeigneten Content-Modells ist es ratsam, ausreichend Zeit zu investieren und alle relevanten Teammitglieder einzubeziehen. Dadurch wird sichergestellt, dass der Content langfristig und kontinuierlich gepflegt werden kann.
Wenn die Anforderungen steigen bzw. von Beginn an entsprechend hoch sind, kann es sinnvoll sein, sich für ein Headless CMS zu entscheiden. Vorher sollte jedoch geprüft werden, ob das bisher verwendete CMS (z. B. WordPress) erweiterungsfähig genug ist.
Headless CMS für vielfältige Ausgabekanäle
Es besteht kein Zweifel daran, dass Headless CMS (wie Storyblok, Kontent.ai, Contentful, Strapi oder Adobe Experience Manager) umfangreiche Möglichkeiten bieten, um das Potenzial von Atomic Content voll auszuschöpfen. In einem solchen System gibt es eine klare Trennung zwischen Darstellung und Inhalt, da kein Frontend vorhanden ist und somit der direkte Zusammenhang zwischen der Contenteingabe und der Contentausgabe beispielsweise als Website aufgebrochen wird.
Ein Headless CMS wird in der Regel nicht nur zur Pflege einer Website verwendet, sondern erfüllt verschiedene Aufgaben. Neben der Verwaltung von Websites, Shops und Apps kann es ebenso dazu dienen, Inhalte für verschiedene Teams, Brands und sogar Märkte zu verwalten.
Das Ziel ist es, nicht nur Websites zu erstellen, sondern verschiedene Kanäle und Anwendungen zu bedienen, selbst solche, die bisher nicht bekannt sind.
Weiterhin ermöglicht ein Headless CMS eine äußerst flexible Erstellung und Erweiterung von Seiten durch den Einsatz von Komponenten. Im Vergleich zu herkömmlichen CMS bieten Headless CMS also deutlich mehr Flexibilität.
Eine klare Trennung zwischen Inhalt und Darstellung ist unerlässlich, wenn Content in verschiedenen Darstellungsformen präsentiert werden soll. Dadurch ist der Content nicht auf eine bestimmte Darstellung (etwa als Webseite) festgelegt, sondern kann davon losgelöst etwas völlig anderes sein, etwa Content für einen Chatbot.
Fazit: Content als wertvolles Asset erkennen und nutzen
Noch immer wird häufig Fließtext erstellt, ohne die verschiedenen Kontexte zu berücksichtigen. Doch bereits auf dem Smartphone verhält sich Content anders als auf einem Desktop-PC und wird entsprechend anders wahrgenommen. Daher muss Content besser strukturiert sein, um in unterschiedlichen Kontexten zu funktionieren.
So gilt es bereits bei seiner Erstellung zu berücksichtigen, wie er sich in verschiedenen Kontexten zeiteffizient wiederverwenden lässt. Die Herausforderung besteht also darin, den für Atomic Content passenden Content zu bestimmen und so aufzubereiten, dass er in Form von Bausteinen jederzeit leicht zugänglich ist für eine Wiederverwendung, insbesondere in größeren Projekten.
Hier sind Content-Manager gefragt, die ein passendes Content-Modell für das Unternehmen und das Projekt entwickeln. Klar ist dabei: Wenn dann noch verschiedene Kanäle und Plattformen hinzukommen, steigen die Anforderungen an die Technik und das Team.
Voraussetzung dafür ist aber, dass Content zu Recht als Vermögenswert erachtet wird, ähnlich wie Bilder oder Produktdaten. Denn indem wir ihn mit zusätzlichen Informationen anreichern und auffindbar machen, können wir ihn gewinnbringend nutzen.
Ich bin daher der Meinung, dass die Zeiten, in denen wir Seiten einfach mit Fließtext füllen, eigentlich vorbei sein sollten.
Einige abschließende Bemerkungen: Das Bewusstsein dafür, dass sich Content in verschiedenen Kontexten einsetzen lässt, verändert die Art und Weise, wie Unternehmen und Organisationen Content denken, erstellen und nutzen. Und da Atomic Content, wie hier gezeigt, viele Vorteile mit sich bringt, finde ich es wichtig, dass sich Content-Manager, Creator und Texter damit auseinandersetzen.
Dies ist umso leichter, wenn grundsätzlich alle damit arbeiten können, und aus genau diesem Grund habe ich WordPress als Beispiel gewählt.
Dieser Artikel gehört zu: UPLOAD Magazin 114
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René Gast ist Gründer von Content Cure. Als Germanist hat er sich neben der technischen Realisierung auf die inhaltliche Konzeption von Web-Projekten spezialisiert, bei denen unterschiedliche CMS wie TYPO3 oder WordPress eingesetzt werden. Ein Schwerpunkt liegt dabei im Projektmanagement, in dem komplexe Leistungen wie SEO und Content-Marketing mit einem freien Team erbracht und gemanagt werden.
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