Die Diskussion um die stark gesunkene Reichweite von Facebook-Fanseiten hinterlässt ihre Spuren in der strategischen Ausrichtung der Social-Media-Aktivitäten von Unternehmen: Diversifizierung. Davon könnte auch Pinterest als bisher vernachlässigtes Netzwerk profitieren.
Bei Facebook gibt es keine Reichweite mehr, Google+ war schon immer eine Geisterstadt und Twitter ist doch nur was für die Nerds! Zugegeben, das sind alles Übertreibungen, aber dennoch lohnt sich ein Blick über den Tellerrand der drei etablierten Social Networks, die oft als Synonym für „Social Networks“ herhalten müssen. Dabei gibt es einige sehr interessante Netzwerke, die durch ihre Besonderheiten den Blick der Unternehmen verdient hätten. Eins davon ist ohne Frage Pinterest.
Inhaltsverzeichnis
Was genau ist eigentlich Pinterest?
Pinterest ist ein soziales Netzwerk über das man Webfundstücke oder eigene Inhalte mit anderen teilen kann, die so genannten Pins. Neben den dominierenden Bildern sind auch animierte GIFs und Videos möglich. Dazu gibt es spezielle Pin-Formate für Artikel, Orte, Rezepte und Filme. Wer sich beispielsweise für amerikanische Autos aus den 60er Jahren interessiert, kann sich dafür bei Pinterest ein Themenboard anlegen, in das passende Bilder und Videos einsortiert werden. Diese Boards können dann von anderen Pinnern abonniert werden, so dass neue Pins aus dem Board in deren Stream gelangen.
Für den Start bei Pinterest ist es eine gute Idee, zunächst einigen interessanten Pinnern und Boards zu folgen, so dass sich der persönliche Stream langsam fühlt. Man kann sich dabei einzelne Boards eines Nutzers aussuchen oder ihm komplett folgen. Doch Vorsicht: Wer allen Boards eines Nutzers folgt, bekommt auch die Inhalte aller zukünftig erstellten Boards in den Stream. Das kann bei vielseitig interessierten Pinnern schon mal lästig werden.
Das Auffinden von interessanten Pins und Boards ist dagegen ein Kinderspiel. Entweder man nutzt dafür die von Pinterest bereitgestellten Kategorien oder man gibt einfach einen Suchbegriff ein. Im folgenden Beispiel lautete die Suche „cars 60“. Wechselt man bei den Ergebnissen von Pins auf Pinnwände, so bekommt man reichlich Boards zum Folgen angezeigt.
Hat man sich erst einen interessanten persönlichen Stream aufgebaut, kann man selbst eigene Boards anlegen. Dazu klickt man einfach auf den roten Pin-it-Button und wählt entweder eine bereits vorhandene Pinnwand aus oder legt eine neue an. Wichtig ist hier zusätzlich zum Namen der Pinnwand auch noch eine kurze Beschreibung anzulegen und die passende Kategorie auszuwählen. Das sind zwar lediglich Nutzungsoptionen, doch für spätere Interaktionen sind diese beiden Dinge sehr wichtig. Mögliche Follower bekommen durch die Beschreibung einen konkreteren Eindruck von den Inhalten des Boards und können sich so leichter für ein Follow entscheiden. Die Kategorieauswahl wird direkt von Pinterest genutzt, indem die Inhalte besser in die Kategorienübersicht eingeordnet werden können. Die eigenen Pins bekommen somit eine bessere Sichtbarkeit und werden häufiger geliked und weitergepinnt.
Damit wären wir auch schon bei den möglichen Interaktionen bei Pinterest. Neben dem Verfolgen von einzelnen Nutzern und interessanten Boards können die Pins auch kommentiert, geliked und weitergepinnt werden. Um das Beispiel weiterzuführen: Bilder aus verfolgten Auto-Boards anderer Nutzer werden im persönlichen Stream angezeigt und können von dort mit nur zwei schnellen Klicks in das eigene Board übernommen werden. Dieses Repinnen nimmt bei Pinterest einen hohen Stellenwert ein. Besonders interessante Pins können so schnell eine sehr große Sichtbarkeit erzielen und in zahlreiche Boards übernommen werden. Mehr dazu später, wenn es um die Besonderheiten von Pinterest geht. Jeder Pin behält den Link zu seinem Ursprung, so dass Pinterest auch eine schöne Trafficquelle werden kann, wenn man auf der eigenen Seite mit visuellen Inhalten arbeitet.
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Hier alle Pin-Typen in der Übersicht:
- Pins: Über den Pin-it-Button, dem Bookmarklet oder einer Browser-Erweiterung von Webseiten gepinnte Inhalte.
- Repins: Innerhalb von Pinterest weitergepinnte Pins.
- Place Pins: Sie enthalten eine Karte, Adresse und Telefonnummer als zusätzliche Informationen.
- Article Pins: Sie enthalten zusätzlich die Überschrift, den Autor und eine Beschreibung.
- Product Pins: Hier werden ein Echtzeitpreis, die Verfügbarkeit und der Shop angezeigt. Besonders interessant: Fällt der Preis des gepinnten Produkts, wird der Pinner benachrichtigt.
- Recipe Pins: Die Zusatzinformationen bestehen hier aus den Zutaten, der Kochzeit und Informationen zum Servieren. Verschiedene Filter zum Beispiel für vegane Kost berücksichtigen die Präferenzen der Nutzer.
- Movie Pins: Wer spielt mit, wie bewerten andere Nutzer den Film, welche Altersfreigabe hat ein Film, das sind hier die Zusatzinformationen.
Die Pins mit Zusatzinformationen nennt Pinterest Rich Pins. Um sie nutzen zu können, müssen Publisher mit einem Businessprofil ausgestattet sein und ihre Website mit speziellen Metatags vorbereiten. Alle nötigen Informationen zur Nutzung der Rich Pins gibt es hier. Für Shopbetreiber sind sicher die Product Pins besonders interessant. Wie diese in der Praxis aussehen können, zeigt Pinterest auf dieser eigens dafür eingerichteten Pinnwand.
Renaissance der Korkpinnwände
In Holz gerahmte Pinnwände aus Kork sind etwas aus der Mode gekommen. In den 1980er und 90er Jahren hingen sie in fast jedem Jugendzimmer und fungierten als eine Art Zeitgedächtnis. Sie waren ein Speicherort für Fotos und Postkarten aus dem Urlaub, Konzertkarten, Eintrittskarten aus dem Kino oder dem letzten Museumsbesuch. Auch Dinge, die man unter keinen Umständen verlieren wollte, wie Telefonnummern oder Adressen, fanden hier ihren Platz. Abgerundet wurde das Gesamtkunstwerk nicht selten durch kleine Bildschnipsel, die als Fundstücke aus Zeitschriften die letzten Lücken füllten. Diese Zeitzeugen sind heute weitgehend verschwunden – zumindest in ihrer analogen Korkform.
Im Zuge der zunehmenden Digitalisierung unserer Gesellschaft erlebten auch die Pinnwände eine digitale Renaissance. Die bekannteste und verbreitetest digitale Pinnwand ist Pinterest. Es gibt zwar auch reichlich Alternativen für Pinterest, doch die richten sich oft an spezielle Nischen oder haben es aus anderen Gründen nicht geschafft bekannt zu werden. Auch die Samwer-Brüder haben sich an einem Pinterest-Klon versucht. Das von Rocket Science hochgezogene Pinspire schaffte aber ebenfalls den Cut nicht und wurde wieder vom Netz genommen. Gerüchten zufolge habe die optisch wie funktionell gleiche Kopie von Pinterest gegen das Original keine echte Chance gehabt, weil Pinterest einfach zu schnell gewachsen sei. Aber schauen wir einfach mal auf einige interessante Zahlen über Pinterest.
Pinterest in Zahlen und was sie bedeuten
70 Millionen Nutzer, Deutschland wächst
Die Zahl der Nutzer kann sich durchaus sehen lassen, auch wenn sie im Vergleich zu den 1,4 Milliarden von Facebook recht klein wirkt. Dennoch wächst das Netzwerk kontinuierlich und es kommen immer neue Länder und Sprachen hinzu. Matt Crystal, der bei Pinterest für das internationale Geschäft verantwortlich ist, verriet kürzlich bei einem Besuch in Berlin, dass die digitale Pinnwand in Deutschland im letzten Jahr um 158 Prozent gewachsen sei. Da ist es auch nicht verwunderlich, dass Pinterest eine Niederlassung in der deutschen Hauptstadt geplant hat.
In Q3 2013 war Pinterest für 20 Prozent der Shares aus der Kategorie News verantwortlich
Um diesen Anteil zu steigern und noch weiter zu Facebook (40 Prozent) und Twitter (30 Prozent) aufschließen zu können, kündigte Pinterest im September 2013 einige Änderungen an, die das Sharen von Newsartikeln begünstigen sollen. Artikel-Pins haben seit dem ein neues Design mit mehr Platz für Informationen wie Überschrift, Autor, Einleitung und Link zum Artikel. In der Praxis scheinen die Artikel-Pins noch nicht komplett zu funktionieren. Sowohl über die in die Newsseiten integrierten als auch über Pinterest-Button als Chrome-Erweiterung werden nicht alle versprochenen Informationen valide übernommen. Das könnte allerdings auch an einer fehlerhaften Bereitstellung der Metadaten liegen, auf die Pinterest zugreift.
75 Prozent der Nutzung findet bei Pinterest mobil statt
Die Nutzung von Social Media verlagert sich immer mehr in den mobilen Bereich. „Mobil“ bedeutet dabei nicht zwangsläufig „unterwegs“, sondern kann auch das Couchsurfen per Tablet bedeuten. Drei Viertel der Nutzungszeit von Pinterest findet über die Apps für iOS und Android statt. Für Publisher bedeutet das vor allem, dass sie die offiziellen Pin-Buttons in ihre Seiten integrieren sollten, damit die Inhalte auch mobil gepinnt werden können. Eine Erweiterung wie für die Desktop-Browser, mit der jedes Bild gepinnt werden kann, gibt es mobil nicht.
Tipps für den effektiven Einsatz von Pinterest
Es gibt bei Pinterest persönliche Accounts und solche für Marken und Unternehmen. Empfehlenswert ist ein Businessaccount auch für Einzelpersonen, die über Pinterest Traffic für eigene Seiten generieren wollen. Der einzige wirkliche Unterschied zwischen den beiden Accounttypen ist die Verifizierung der angegebenen Website bei den Businessprofilen. Dafür bekommen Businessprofile dann Analysen über die Verknüpfung mit der Website.
Boardtitel sollten möglichst kurz und prägnant sein. Marken können sie auch zum Branding nutzen.
Die Beschreibungen der Pins sollten möglichst kurz und verständlich sein. Lange Texte sind bei Pinterest fehl am Platze, es geht um visuellen Content. Wichtig ist die Beschreibung aber dennoch, da die Pins darüber besser gefunden werden können.
Während beispielsweise bei Instagram mit Smartphones aufgenommene Fotos einen gewissen Charme durch kleine, situationsbedingte Unzulänglichkeiten haben oder über die Filter erst bekommen, sollte die Bildqualität für Pinterest sehr hoch sein. Je besser das Bild, um so mehr Interaktionen erzielt es.
Wer Pinterest zur Trafficgenerierung einsetzen möchte, sollte sich zum einen mit den Rich Pins auseinandersetzen und zum anderen sehr genau darauf achten, dass die Zielseite auch mobil sehr gut funktioniert.
Pinterest ist ein Social Network, es geht also um Kommunikation. Dazu gehört dann auch, dass Unternehmen und Marken gezielt den Dialog annehmen und fördern. Das Folgen interessanter Pinner signalisiert eine Bereitschaft zum Empfangen und gelegentliche Kommentare, Likes und Repins zeigen: Wir senden nicht nur, wir hören auch zu.
Die Inhalte lassen sich beim Pinnen auch gleichzeitig zu Facebook und Twitter sharen. Da Facebook hier immer wieder mal die Ansichten und Formate ändert, sollte man immer einen Blick auf die direkt von Pinterest geteilten Inhalte werfen (siehe Screenshot).
Alternativ können Pins über die Pin-URL auch als Link direkt auf Facebook geteilt werden, aber auch dabei kann es Darstellungsprobleme geben, weil das Bild nicht das richtige Format hat (siehe Screenshot).
Mein Tipp: Statt einzelne Pins zu sharen einfach den Link einer Pinnwand teilen und dazu einen kleinen Hinweis schreiben.
Mit geheimen Pinnwänden kann Pinterest auch zum Sammeln von Bildern genutzt werden, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind.
Etwas unterrepräsentiert sind bei Pinterest noch die Videos. Doch gerade wenn es um Anleitungen mit praktischen Nutzen geht, funktioniert das sehr gut.
Evergreen-Content statt kurzer Halbwertzeit
Die Wirkungszeit von Inhalten in den sozialen Netzwerken ist in der Regel sehr kurz. Die Halbwertzeit von Beiträgen bei Facebook beträgt gerade mal 90 Minuten, bei Twitter liegt sie gar nur bei 24 Minuten. So lange in dieser Zeit die angestrebten Ziele erreicht werden, stellt das auch kein Problem dar. Nur wenn magere Ergebnisse die aufgewendeten Ressourcen nicht mehr rechtfertigen, wird es ärgerlich für die Unternehmen.
Bei Pinterest ist die Berechnung der Halbwertzeit deutlich schwieriger. Was sich vielleicht negativ anhören mag, ist letztlich aber ein sehr großer Vorteil dieser Plattform gegenüber den anderen Netzwerken. Zwar verfügt auch Pinterest über einen persönlichen und einige weitere Feeds, doch so streng chronologisch wie Facebook oder vor allem Twitter funktioniert es hier nicht. Und das ist ein großer Pluspunkt, denn je chronologischer eine Plattform aufgebaut ist, um so schneller altern die Inhalte und verschwinden in den nicht mehr sichtbaren Bereich. Neue Pins gelangen zwar zunächst wie gewohnt in den Stream der Follower und rutschen auch hier im Laufe der Zeit weiter nach unten, je nachdem, wie vielen Boards ein Nutzer folgt. Doch danach ist ein Pin noch lange nicht „tot“. Dafür sorgen gleich mehrere Mechanismen.
Zum einen wird die aktuelle Sichtbarkeit und Reichweite über die Repins zum Teil stark erhöht. Influencer mit einer großen Followerzahl mit thematischer Übereinstimmung können große Zweitwellen erzeugen und einen Pin schnell populär machen. Schaffen es solche Pins dann in den Feed „Beliebt“, wird die Sekundärwelle nochmals befeuert.
Zum Evergreen-Content werden Pins aber erst durch eine Funktion, die es in dieser Form nur bei Pinterest gibt. Jeder Pin wird von Pinterest in einen breiten Kontext gesetzt. Das bedeutet konkret, dass Pinterest auf verschiedenen Wegen ähnliche Pins zu einem Pin anbietet. Das passiert schon direkt beim Pinnen, egal, ob es sich um einen Inhalt handelt, der von einer externen Website gepinnt wird, oder ob es ein Repin ist. Immer werden dem Pinner dazu passende Pinnwände anderer Nutzer angezeigt, in denen sich dieser Pin befindet. So kann man sich mit dem Hinzufügen von nur einem Pin auf eine inspirierende Reise durch thematisch ähnliche Pinnwände begeben. Dazu kommt noch eine weitere Funktion zum Entdecken interessanter Pins. In der Einzelansicht eines Pins werden automatisch passende Pinner, Pinnwände und auch einzelne Pins angezeigt.
Diese „verwandten Pins“ sorgen dafür, dass gute Pins auch nach Wochen, Monaten und sogar Jahren noch Interaktionen erzeugen. Wie alt der originale Pin wirklich ist, lässt sich kaum zurückverfolgen, da es jeweils nur die Information über den letzten Pinvorgang gibt.
Zu guter Letzt sorgt auch die Suche immer wieder dafür, dass Inhalte nicht im digitalen Nichts verschwinden. Hier ist es sehr wichtig, dass man die eigenen Pins mit einer prägnanten Beschreibung und einem aussagekräften Titel ausstattet. Hier ein Beispiel:
Werbung mit Promoted Pins
Pinterest experimentiert seit dem September 2013 mit ersten Ads. Die sogenannten „Promoted Pins“ wird seit dem von einer kleinen Zahl von Unternehmen und Marken eingesetzt. Die Erfolgsaussichten dürften auch recht gut sein, denn Pinterest setzt bei der Ausspielung auf Transparenz, Geschmack und Relevanz. Die Nutzer sollen immer erkennen können, wenn ein gezeigter Pin Werbung ist und blinkende Flash-Banner soll es ebenso wenig geben wie Pop-Ups. Der wichtigste Aspekt zur Beurteilung der Erfolgsaussichten von Werbeformaten bei Pinterest ist jedoch die Relevanz. Kaum eine andere Plattform kennt die aktuellen Interessen ihrer Nutzer so gut wie Pinterest. Jeder neue Pin, jedes neue Board, Likes, Repins und Kommentare stehen immer im Kontext zu relativ genau definierten Kategorien und bilden ein aussagekräftiges Interessenprofil für jeden Nutzer.
Für werbewillige Unternehmen sind diese Profile perfekt für ein zielgruppengenaues Targeting. Zu hoffen bleibt dann nur, dass die Promoted Pins nicht nur platte Werbung sind, sondern sich mit einem Mehrwert für die angesprochenen Nutzer harmonisch in die Streams einfügen und sich inhaltlich kaum von den selbstgepinnten Inhalten unterscheiden. Sehr wahrscheinlich wird es dabei zwar auch wieder Nutzer geben, die eine solche Werbung ablehnen, auch gerade weil das Targeting funktioniert, denn ihnen sind zum Zwecke der Werbung angelegte Profile grundsätzlich suspekt. Dabei sollte man aber immer bedenken, dass jede Social Media Plattform Einnahmen zum Überleben braucht. Als Alternativen gäbe es lediglich kostenpflichtige Accounts oder unspezifische Werbeanzeigen, die sicherlich noch mehr nerven.
Wie die Promoted Pins dann tatsächlich bei den Nutzern ankommen, werden wir vermutlich noch im laufenden Jahr 2014 erleben. Geplant sind sie zunächst nur für die Suche und die Kategorie-Feeds, der persönliche Stream bleibt also zum Start unberührt. Der Rollout mit einer kleinen Gruppe von Marken hat gerade begonnen, wie Pinterest erst kürzlich mitteilte.
Für welche Branchen eignet sich Pinterest?
Grundsätzlich sind alle Unternehmen und Marken im Vorteil, die bereits visuelles Marketing betreiben, weil ihre Produkte das geradezu fordern. Dazu gesellen sich alle Branchen, deren Leistungen sich visuell abbilden lassen. Konkret können das Unternehmen sein, die folgende Produkte im Angebot haben:
- Möbel
- Kunst
- Dekoration
- Pflanzen
- Bekleidung
- Taschen
- Kaffeebecher
- Schmuck
- Gadgets
- DIY-Artikel
- …und viele andere Dinge mehr.
Daneben ist das visuelle Marketing auf Pinterest noch für viele weitere Branchen interessant, wenn auch nicht unbedingt zur direkten Verkaufsförderung. Automobilhersteller können beispielsweise ihre neuen Modelle und futuristische Studien zeigen, um eine Sichtbarkeit herzustellen und ein Markenimage aufzubauen. Fotografen können sich über ihr Portfolio präsentieren und sich so für neue Aufträge interessant machen. Auch Dienstleister wie Maler oder Tätowierer zeigen gerne ihre Arbeiten, um sich bekannter zu machen. Für Handwerker kann sich Pinterest auch deshalb lohnen, weil hier die Konkurrenz momentan noch sehr gering ist.
Publisher vom Medienunternehmen bis zum Blogger profitieren dann besonders, wenn sie ihre Artikel gut visualisiert haben. Eine gute Idee ist da beispielsweise eine kleine Infografik zu jedem geteilten Beitrag, denn Infografiken verbreiten sich bei Pinterest sehr gut und können den Traffic ankurbeln.
8 gute Beispiele für Businessprofile
Das Thema Kaffee spielt bei Pinterest eine große Rolle. Sehr viele Pinnwände widmen sich diesem Thema, so dass es kaum verwunderlich ist, dass Starbucks bei Pinterest aktiv ist. Die Pins von „Starbucks Loves“ zeigen auch sehr schön, dass es sich lohnt, nicht nur die eigenen Produkte zu pinnen, sondern die Metaebene zu betreten. Auf dem Board „TWISI“, was für „The Way I See It“ steht, spielen die Marke selbst und Kaffee nur eine untergeordnete Rolle:
Der Lebensmittelkonzern Kraft sammelt bei Pinterest auf über 60 Boards Rezepte aller Art. Knapp 170.000 Follower interessieren sich für die mittlerweile knapp 6.000 Pins.
Das amerikanische Unternehmen Words Brand bietet T-Shirts, Stofftaschen und Kaffeebecher mit plakativen Sprüchen an. Die verarbeiteten Slogans sind wie gemacht für Pinterest.
Der WWF Deutschland hat mit seinem riesigen Fundus an tollen Tierbildern eine perfekte Ausgangsbasis für Pinterest, denn auch hier „funktionieren“ niedliche Tierbilder sehr gut. Doch mit dem WWF Community Board haben sich die Social-Media-Verantwortlichen etwas Besonderes ausgedacht. Auf diesem Board dürfen dazu eingeladene Pinterest-Nutzer ebenfalls Bilder zum Thema Umwelt- und Artenschutz pinnen. Hier vsteht also der Community-Gedanke im Vordergrund.
Eine interessante Idee hatte auch Etsy, der Marktplatz für handgefertigte Produkte. Die 800.000 verschiedenen Anbieter mit ihren 15 Millionen Artikeln lassen sich nur schwerlich komplett abbilden. Etsy machte aus der Not eine Tugend und startete ein Guest Pinner Program. Ausgewählte Etsy-Verkäufer bekommen ihr eigenes Guestboard und können dort ihre Produkte promoten. Den Benefit teilen sich beide Seiten: Etsy bekommt mehr Sichtbarkeit ohne dabei selbst mehr Ressourcen einzusetzen und die Gastpinner profitieren von der Reichweite von weit über 400.000 Followern.
Die Architektur-Website ArchDaily nutzt Pinterest aktiv als Feedbackkanal. Die Macher der Website folgen dazu den Lesern der Website und analysieren, wie sie mit den Inhalten umgehen. Was wird gepinnt und wie wird es sortiert. Die so analysierten Kategorien wurden dann nach und nach für die Website übernommen, mit dem Ergebnis, das die Kategorien mit einem korrespondierenden Board bei Pinterest sechs Prozent mehr Traffic bekommen.
Red Bull gehört zu den Marken, die Social Media ganz bewusst zum Imageaufbau nutzen. Das machen die Hersteller des Energydrinks auch bei Pinterest, indem sie Boards zu Themen befühlen, mit denen sie in Verbindung gebracht werden möchten: Lifestyle, positives Lebensgefühl, Abenteuerlust.
Die Luxushotelkette Four Seasons kuratiert auf Pinterest die Themen Reisen, Food und Luxus-Lifestyle und verbindet sie mit den eigenen Hotels. Die Kunden können sich anhand der Rich-Pins nicht nur einen guten Überblick über die verschiedenen Orte machen, sondern bekommen gleich noch Tipps für Ausflüge oder kulinarische Erlebnisse.
Pinterest und das Urheberrecht
Wie bei der Nutzung anderer Social Networks auch, gibt es bei Pinterest einige rechtliche Aspekte zu bedenken. Wer hier tiefer einsteigen möchte, kann dies beispielsweise bei den darauf spezialisierten Rechtsanwälten Thomas Schwenke oder Carsten Ulbricht tun.
Grundsätzlich ist es so, dass Urheberrechtsverletzungen auch bei Pinterest vorkommen können, denn im Internet veröffentlichte Bilder unterliegen eigentlich immer dem Urheberrechtschutz. Wer komplett sichergehen möchte, keine Rechte anderer zu verletzten, der sollte nur eigene Bilder pinnen. Für fremde Bilder kann man sich eine Erlaubnis einholen, doch in der Praxis wird darauf aus Zeitgründen in der Regel verzichtet. Einen guten Hinweis auf ein Einverständnis der Urheber bieten eingebettete Sharing-Button: Hat ein Webseitenbetreiber den Pin-it-Button auf seiner Seite eingebaut, ist es naheliegend, dass er mit dem Sharing kein Problem hat. Aber auch hier gibt es einen rechtlichen Stolperstein, denn der Webseitenbetreiber muss nicht automatisch auch die Rechte an dem dort gezeigtem Bild besitzen.
Ein gewisses Restrisiko bleibt also, aber darin unterscheidet sich Pinterest auch nicht von anderen Social Networks. Pinterest selbst arbeitet an diesem Problemfeld und bietet beispielsweise eine Möglichkeit für Webseitenbetreiber das Pinnen von ihren Seiten zu unterbinden. Eingesetzt wird dieser einfache Code unter anderem von Flickr. Hier werden alle geschützten Bilder standardmäßig für das Pinnen gesperrt. Wer seine eigenen Urheberrechte verletzt sieht, kann das Pinterest mit einem einfachen Copyright-Formular melden. Entsprechende Pins werden dann samt Repins von der Plattform entfernt.
Fazit: Bilder sagen mehr als 1.000 Worte
Pinterest kann andere Social Networks nicht ersetzen und will dies selbst auch gar nicht erreichen. Dafür spielt die digitale Pinnwand ihre Stärken im Bereich visuelles Marketing voll aus und dürfte für Unternehmen und Marken dann besonders interessant sein, wenn sie Produkte vermarkten, die sich gut mit Bildern zeigen lassen. Sobald es dann für alle Businessprofile die Möglichkeit zur Schaltung von Ads gibt, dürfte Pinterest bei den Unternehmen einen neuerlichen Hype erleben. Ob Ads nun von den Nutzern gut angenommen werden, wird sich dagegen noch zeigen. Sicherlich ist es eine gute Idee schon jetzt aktiv zu werden und sich eine gute Ausgangsbasis zu verschaffen. Wie immer im Bereich Social Media können Ads nur die Kommunikationsarbeit begleiten und sie sollten immer nur einen kleinen Teil der Aktivitäten ausmachen. Bilder sprechen aber eine globale Sprache und sagen oft mehr aus als reine Texte, insofern sollte Pinterest einen Teil innerhalb der Social-Media-Strategie von Unternehmen und Marken einnehmen.
Dieser Artikel gehört zu: UPLOAD Magazin 11
Die erste Ausgabe mit einem Themenschwerpunkt: In fünf Beiträgen geht es um Facebook, Twitter, Google+, Pinterest und Instagram – jeweils aus der Perspektive eines Unternehmens.
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Falk ist Freier Journalist und Blogger und berät zudem Unternehmen bei ihrer digitalen Kommunikation, der Content Strategie und der Distribution von Inhalten im Social Web. Online zu finden ist er auf seinem privaten Blog, bei Twitter und LinkedIn.
Danke für diesen tiefen Einblick.
Fundierter Artikel. Eine Gesamtstrategie sollte beachtet werden, um eine „Verzettelung“ zu vermeiden.
Ich denke auch, Facebook und vor allem nominale Reichweite wird überschätzt. Man sieht sowohl bei der Google-Suchmaschine wie auch bei FB, dass schon eine kleine Änderung der Regeln zu einem drastischen Einbruch der Besucherzahlen führen kann. Heute kommt es eher darauf an, sich mit Multiplikatoren und Botschaftern auszutauschen und das geht mit qualitiativem Content besser als mit dem Massenzueg auf Facebook. Statt sich auf alle Plattformen zu stürzen sollte man jene wählen, die für das eigene Geschäft relevant sind und den Rest einfach lassen.