Wenn es um Bookmarks geht, hat jeder Nutzer hat seine eigenen Vorlieben. Die einen schwören auf Evernote, die anderen bevorzugen das visuell geprägte Pinterest. Angefangen hat das Thema aber bereits 2003 mit Delicious, einer Plattform zum Sammeln und Verschlagworten von Links über die man sich auch mit anderen vernetzen und deren Linksammlungen folgen kann. Warum dieser Pionier des Social Bookmarking keineswegs zum alten Eisen gehört und was man alles damit machen kann, zeigt dieser Artikel.
Inhaltsverzeichnis
Warum Social Bookmarking?
Jeden Tag werden wir durch Verlinkung auf zahlreiche Artikel, Websites oder Apps aufmerksam. Den einen Link finden wir im Facebook-Newsfeed, den anderen auf Twitter, der Dritte steht in einem Blogbeitrag, den wir via Feedreader lesen oder in einem Newsletter, den wir per Mail erhalten haben. Manche davon wollen wir gern später genauer anschauen, andere wollen wir uns dauerhaft merken und dabei möglichst leicht wiederfinden. Und da wir nicht nur auf einem Gerät im Web unterwegs sind, wäre es ganz praktisch, das Ganze online zur Verfügung zu haben. Delicious ist dafür die optimale Lösung. Dabei muss ich nicht alles öffentlich machen. Ich kann auch private Bookmarks ablegen.
Wenn wir bestimmte Links (be)merkenswert finden, geht es anderen vielleicht auch so. Dabei interessieren sie vielleicht nicht alle unsere Bookmarks, sondern nur die zu einem bestimmten Thema. Wie kommen sie da ran, ohne uns auf allen Kanälen folgen und das Passende selbst aus all unseren Beiträgen herausfiltern zu müssen?
Auch hier hilft Delicious: Nutzt man die Plattform selbst, kann man dem anderen direkt dort folgen. Aber auch nicht angemeldete Nutzer haben Zugang zum Feed eines Nutzers und können ihn oder nur den zu bestimmten Schlagworten (tags) abonnieren.
Über die einzelnen tags oder tag-Kombinationen kann man alle zu diesem Thema gespeicherten Bookmarks abrufen – und das entweder pro Nutzer oder generell für die ganze Plattform.
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Interessante Leute und Links entdecken
Wie schon erwähnt kann ich in Delicious anderen folgen und so sehen, welche Bookmarks sie öffentlich teilen. Die passenden Leute kann man über die Suche finden oder über das Verbinden von Delicious mit Twitter, Facebook oder Google+ unter https://delicious.com/settings/thirdparty. Ich kann via Desktop nachschauen, wer Links die ich bereits gespeichert habe, ebenfalls gespeichert hat, indem ich die Zahl unter dem Link anklicke und dann das entsprechende Profil aufrufe und Follow klicke. Die Bookmarks der Leute, denen ich folge, erscheinen dann unter dem Menüpunkt Network für mich in umgekehrt chronologischer Reihenfolge.
Beliebten tags kann ich auch plattformweit folgen, indem ich zuerst „Discover“ auswähle und dann via „Manage subscriptions“ das passende Schlagwort auswähle. Alle zu diesen Themen abgelegten Bookmarks erscheinen künftig unter Discover und können von dort einzeln in die eigene Linksammlung weitergespeichert werden.
Richtig taggen
Jeden Artikel, den ich in Delicious ablege, sollte ich also thematisch oder nach sonstigen Kriterien verschlagworten (taggen). Da die tags nachher zur Navigation und Sortierung innerhalb der Bookmarks dienen, sollten sie sinnvoll und konsequent gewählt werden. In der Regel werden sie je nach Thema und nach Verwendungszweck eingesetzt.
So würde man etwa den Artikel https://upload-magazin.de/blog/9838-upload-im-november-die-grosse-hardware-ausgabe/ verschlagworten mit #uploadmagazin #hardware und #jantissler gegebenenfalls mit #2014 und #november, falls diese Zeitangaben nachher zum Sortieren der Bookmarks benötigt werden. Denkbar wäre auch noch, die Heftnummer #16 als Schlagwort hinzuzufügen sowie die einzelnen im Artikel genannten Autoren und Themen.
Auf diese Weise könnten nachher beispielsweise alle Bookmarks zu Beiträgen, die Jan Tißler in Ausgabe 16 geschrieben hat, herausgeflitert werden. Sollte aber in Ausgabe 30 nochmal was zu #hardware erscheinen, dann kann über diesen tag nachgeschaut werden, was denn in den vorigen Ausgaben zu diesem Thema bereits geschrieben wurde.
Möchte ich bestimmte tag-Kombinationen öfter nutzen, kann ich auch feste tag bundles dafür einrichten.
Für jeden tag den passenden Feed
Delicious liefert dann für jedes dieser tags oder auch für Schlagwortkombinationen automatisch einen eigenen Feed aus. Unter welchen URLs man die jeweiligen Feeds finden kann, kann auf https://delicious.com/rss nachgelesen werden.
So findet man beispielsweise meine Bookmarks zu Facebook unter https://delicious.com/annetteschwindt/facebook und den passenden Feed dazu unter http://feeds.delicious.com/v2/rss/annetteschwindt/facebook.
Meine Bookmarks zu Statistiken und Social Media sind erreichbar über https://delicious.com/annetteschwindt/statistik,socialmedia und der Feed dazu unter http://feeds.delicious.com/v2/rss/annetteschwindt/statistik+socialmedia.
Auf diese Weise lassen sich alle möglichen Feeds kreieren.
Mehr aus den Feeds machen
Diese Feeds kann ich nicht nur direkt in meinen Feedreader abonnieren, sondern auch mit anderen Diensten nutzen:
- So kann ich sie zum Beispiel in einen Newsroom wie diesen oder in ein Blogwidget importieren.
- Ich kann sie auch in Aggregatoren wie Rebelmouse oder Netvibes einlesen, um sie thematisch sortiert und optisch ansprechend darstellen zu lassen.
- Ich kann meine thematischen Feeds auch beispielsweise über Googles Feedburner per Mail abonnierbar machen und so einen themenbezogenen Newsletter kreieren.
- Via ifttt kann ich den jeweils gewünschten Feed in andere Dienste weiterleiten lassen. So kann ich beispielsweise meine Bookmarks zu einem bestimmten Thema direkt über Twitter, Facebook oder LinkedIn weitersagen lassen oder ich kann sie zuerst an Buffer senden und für die spätere Weiterverbreitung vorplanen lassen.
Feeds bündeln mit Delicious
Umgekehrt kann ich via ifttt auch Links, die ich in anderen Diensten empfehle, automatisch in meinen Delicious-Bookmarks ablegen und dabei gleich verschlagworten lassen. Wähle ich dabei für mehrere ifttt-Rezepte denselben tag beim Abspeichern der Bookmarks, gibt mir Delicious dafür nachher einen einzigen Feed aus. Auf diese Weise kann ich mehrere Feeds in einen zusammenfassen und gebündelt weiterverwenden. Und das funktioniert sowohl mit kompletten Ausgangsfeeds als auch mit Feeds nur für bestimmte Arten von Beiträgen oder Beiträge, die mit einem bestimmten Hashtag versehen sind.
Ein Anwendungsbeispiel für Fortgeschrittene
Für ein iBook zum Thema Streetart wurde ich gebeten, ein interaktives Widget zu erstellen, über das von außen neue Fotos hinzugefügt werden sollten, wenn sie auf Twitter oder Instagram mit einem bestimmten tag versehen wurden. Gleichzeitig sollten diese Beiträge auch noch archiviert werden.
Die Lösung: Die Hashtag-Feeds werden via ifttt an Delicious geschickt und dort automatisch getaggt und gespeichert. Auf diese Weise wird aus mehreren Hashtags-Feeds aus verschiedenen Diensten ein Archiv zusamegefasst. Der Feed dieses Archivs wiederum wird in Rebelmouse importiert. Die Rebelmouse-Seite wird auf einer Webpage des Verlags eingebettet und diese via iframe im iBook dargestellt.
Sowohl das Delicious-Archiv als auch die Darstellung via Rebelmouse können bequem via App oder am Desktop überwacht und bearbeitet werden.
Tools, Apps und Icons
Die Arbeit mit Delicious wird durch kleine Helfer kinderleicht. Für den Desktopbrowser gibt es verschiedene Addons, mit denen ich Links ganz einfach bookmarken kann. Unter https://delicious.com/tools werden einige davon gezeigt, andere allgemeine Addons wie Shareaholic beinhalten neben den üblichen Sharing-Optionen auch die zum Bookmarken in Delicious.
Unter https://delicious.com/apps geht es zu den passenden Apps für Android, iPhone und iPad. Developer haben auch die Möglichkeit eigene Apps zu erstellen. Wer dazu das passende Icon sucht oder damit auf seiner Website auf seine Delicious-Bookmarks verweisen möchte, der findet unter https://delicious.com/branding alles nötige dafür.
Bookmarks transferieren
Um die in Delicious gespeicherten Links zu sichern, kann man die Exportfunktion unter https://delicious.com/settings/manage nutzen. Dabei kann man wählen, ob dies mitsamt der tags und – falls vorhanden – Notizen geschehen soll oder ohne. Das Ganze wird dann als HTML-Datei ausgegeben. Die Importfunktion für Bookmark-Backups aus anderen Diensten ist derzeit wohl deaktiviert. Stattdessen verweist Delicious auf die schon genannten Möglichkeiten, einzelne Links via Verbindung mit Twitter, Facebook und Google+ oder ifttt bzw. Buffer zu speichern.
Die Geschichte geht weiter
In seinem bislang elfjährigen Bestehen wurde der Social Bookmarking Dienst Delicious bereits dreimal verkauft, zuletzt im Mai 2014. Der neue Besitzer Science Inc. sieht einiges Potential in der Plattform und verspricht, den Dienst weiter auszubauen. Denkbar wäre u.a. ein stärkerer Fokus auf den Austausch zwischen den Nutzern wie etwa Erweiterung des Profils und Kommentarthreads zu Links. Statt die Bookmarks einfach nur als Textlisten darzustellen, wäre auch eine mehr visuell ausgerichtete Präsentation sinnvoll – wie sie ja bereits vom vorigen Besitzer AVOS versucht worden war.
Wer sich in Sachen Delicious auf dem Laufenden halten möchte, der kann das über deren Blog oder ihre Präsenzen auf Twitter oder Facebook tun. Es bleibt weiter spannend!
Dieser Artikel gehört zu: UPLOAD Magazin 17
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Beraterin für digitale Kommunikation, Projekt-Dokumentatorin, Bloggerin, Autorin, freie Journalistin, Fachlektorin. Chronisch digital, WordPress-Fan mit Faible für HTML und CSS. https://www.annetteschwindt.digital
„Es bleibt weiter spannend!“
Na ich weiß nicht. Der Dienst ist vor Jahren ohne Not kaputt gemacht worden und durch etwas geradezu lächerliches ersetzt worden. Das mangelnde Gespür der Betreiber für den Wert des Dienstes für seine Nutzer war massiv zu spüren. Ich vermisse die goldenen Zeiten von Delicious. Irgendwelche Anbauten, optischen Schnörkel oder gar Communityfeatures braucht doch kein Mensch. Für den Austausch zwischen Nutzern gibt es doch mannigfaltige Formen, teils 20 Jahre alt. Reduzierte, zweckoptimierte Plattformen gibt es im Prinzip gar nicht mehr im Netz. Guckt man sich die Abgesänge auf E-Mail oder den Verfalls von Schlüsseltechnologien wie RSS oder auch der URL (!) an, so wird es das Netz als Arbeitsmittel bald nicht mehr geben. Nur noch Grundrauschen und Werbewirtschaft.