In seiner „ENTER“-Kolumne schreibt Jan Tißler in jeder Ausgabe des UPLOAD Magazins über das Titelthema – oder auch nicht. Diesmal: Visionen von toten Einhörnern, regenbogenfarbene Exkremente sowie Salzkartoffeln an Prinzessböhnchen!
Wenn es nach der Meinung so mancher Experten geht, werden wir 2016 in Regenbogenblut waten: tote Einhörner überall! Vor allem natürlich im Silicon Valley. „Dead unicorns on the horizon!“ rief es mir beispielsweise gerade dieser Tage aus einer Pressemitteilung entgegen. IMD Professor Nuno Fernandes schafft darin gar noch den Spagat zu „Game of Thrones“ und verkündete: „Winter is coming“. Wobei er damit zweifellos recht hat – mal so ganz grundsätzlich meteorologisch gesprochen.
Im Silicon Valley versteht man unter dem Begriff Einhorn jedenfalls jene Startups, die mit mindestens einer Milliarde US-Dollar bewertet sind. Als der Begriff aufkam, ergab er durchaus Sinn, denn solche Jung-Unternehmen waren beinahe so selten wie die namensgebenden Fabeltiere. Inzwischen aber sollen es weit über 100 Einhörner sein. Geradezu eine Plage, wenn man so will. Und das kann doch so nicht weitergehen! Am Ende zertrampeln die uns noch die Blumen im Vorgarten. Man traut denen ja alles zu.
Uber beispielsweise wirft sein Geld gleich in großen Ballen zum Fenster raus
In den letzten Jahren wurden die Einhörner dabei gehegt, gepflegt und mit vielen, vielen Millionen und Milliarden US-Dollar gefüttert. Die sind teils so fettgefressen, dass sie gar nicht mehr wissen, wohin mit sich. Uber beispielsweise wirft sein Geld gleich in großen Ballen zum Fenster raus, um „Märkte zu besetzen“. Welchen dauerhaften Vorteil Uber gegenüber seinen Konkurrenten am Ende haben soll, bleibt aber weiterhin unklar. Wahrscheinlich setzen Ubers Investoren einfach darauf, dass CEO Travis Kalanick mehr Biss hat als seine Wettbewerber und sein Einhorn in den Sonnenuntergang reitet und nicht in die Schlucht. Geld hat er jedenfalls genügend in den Satteltaschen.
Aber es ist längst nicht mehr überall eitel Sonnenschein im Regenbogenland der Einhörner. So mancher Star im Rudel muss sich in letzter Zeit Kritik gefallen lassen. So haben Dropbox und Snapchat bei ihrem geschätzten Wert Einbußen hinnehmen müssen. Evernote und Jawbone sind ins Gerede gekommen. So manches börsennotierte Einhorn schaut derweil tränenvoll auf den Kursverlauf der eigenen Aktie. Mobile-Payment-Einhorn Square beispielsweise ist nach dem Börsengang nun 3 Milliarden US-Dollar wert und nicht mehr wie 2014 noch geschätzt 6 Milliarden US-Dollar. Da ging eine Menge Geld den glitzernden Bach im Wunderland der Einhörner runter oder wurde wahlweise mit regenbogenfarbenen Exkrementen stillschweigend die Toilette runtergespült.
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Plötzlich werden so altmodische Dinge wie der tatsächliche Umsatz eines Unternehmens wieder interessanter. Oder auch, wie der Umsatz eigentlich erzielt wird. Sind solche harten Fakten am Ende vielleicht doch ganz gute Grundlagen, um Entscheidungen zu treffen? Man soll es ja kaum glauben. So manches Einhorn galoppiert derweil nicht mehr so direkt und lebenslustig in Richtung Börse – denn dann könnte schließlich auffliegen, was wirklich dran ist an der milliardenschweren Bewertung: nicht viel.
2015 gab es noch keine Einhorn-Frischfleischlieferung, obwohl so mancher das vorhergesagt hatte. Nun soll es aber 2016 auf jeden Fall soweit sein. Wir werden es erleben.
So oder so gilt: Besser man ist vorbereitet. Deshalb: Wetzt die Messer! Räumt den Geschirrspüler aus! Platziert die Serviette mit einem gekonnten Schwung auf dem Schoß! Ich habe derweil das Einhorn-Kochbuch aus dem Regal geholt und entstaubt. Sie sollen ja ganz wunderbar mit Rotkohl schmecken. Oder mit Salzkartoffeln an Prinzessböhnchen.
Mmmmh! Einhorn…!
Dieser Artikel gehört zu: UPLOAD Magazin 30
Alles ist Fake, aber diese Ausgabe ist echt – wir schwören. Inhalte im Schwerpunkt: Falschmeldungen erkennen, künstliche Massenbewegungen, gute Geschäfte mit Lug und Betrug, digitaler Menschenverstand.
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Jan hat mehr als 20 Jahre Berufserfahrung als Online-Journalist und Digitalpublizist. 2006 hat er das UPLOAD Magazin aus der Taufe gehoben. Seit 2015 hilft er als CONTENTMEISTER® Unternehmen, mit Inhalten die richtigen Kunden zu begeistern. Und gemeinsam mit Falk Hedemann bietet er bei UPLOAD Publishing Leistungen entlang der gesamten Content-Marketing-Prozesskette an. Der gebürtige Hamburger lebt in Santa Fe, New Mexico.
Klasse Überschrift! Macht neugierig.
Der Artikel ist ebenso lesenswert und schön geschrieben. Hat mir viel Freude bereitet.
Jetzt hab ich Hunger! :-)
Hehe, vielen Dank für das Feedback, Olaf :)