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Interview mit Karen Wiborg zu ihrem Blogroman "Sechzig Grad"

Karen Wiborg wagt ein ungewöhnliches Experiment: Ihr erster Roman „Sechzig Grad“ entsteht im Internet, mitten im Web 2.0, und seine Handlung spielt vom 1. Januar 2009 bis zum 1. Januar 2010 – läuft also parallel zur Wirklichkeit. Wie es zu dieser Idee kam, welche Rolle Twitter und Facebook spielen und welche Erfahrungen die Autorin damit macht, erfahrt ihr in diesem Interview.
Karen Wiborg


Hallo, Karen. Wie kam es zur Romanidee von „Sechzig Grad“?

Einen Roman wollte ich schon seit Langem mal schreiben! Das ist einer der vielen Träume, die ich noch vor meinem 30sten Geburtstag verwirklichen wollte. Nein, mal im Ernst… mir macht Schreiben einfach Spaß. Und ausschlaggebend für die Geschichte von „Sechzig Grad“ waren kuriose Männergeschichten, die mir meine Freundinnen jahrelang erzählt haben. Es brannte mir unter den Nägeln, diese Stories endlich in ein Buch zu verpacken.

Und wie kam es zur Idee, sie als Web-2.0-Literaturprojekt umzusetzen?

Zusätzlich zu dem Wunsch, ein Buch zu schreiben, spielte ich etwa ein halbes Jahr lang mit dem Gedanken zu bloggen. Doch irgendwie fehlte mir für das Blog ein gutes Thema. Mit der zündenden Idee, beide Wünsche zu vereinen, war mein Blogroman geboren: Ich entschied mich, den Roman öffentlich zu schreiben und dadurch Ideen, Erfahrungen und Kritik von außen zuzulassen – und zu nutzen. Um dem Namen „Blog“ gerecht zu werden, schreibe ich parallel über meine Erfahrungen beim Schreiben, meine Inspiration und Motivation.

Was reizt Dich vor allem daran, diesen ungewöhnlichen Weg zu nehmen? Worauf hoffst Du dadurch am meisten?

Auf der einen Seite reizt es mich, eine Fortsetzungsgeschichte zu schreiben. Ich gebe so meinen Lesern vor, wann sie das nächste Kapitel lesen können – das macht meinen Lesern (hoffentlich) Spaß und ist auch ein bisschen spannender, als einfach so ein herkömmliches Buch zu lesen. Um die Spannung und die Weiterlesequote zu steigern versuche ich, jedes Kapitel mit einem kleinen „Cliffhanger“ zu beenden. Auf der anderen Seite bedeutet dieser ungewöhnliche Weg, ein Buch zu schreiben, für mich als Debüt-Autorin einen sehr großen Mehrwert. Ich profitiere von den Erfahrungen der Leser, die selber schreiben. Ich profitiere von Lob und Kritik, von Ideen, Geschichten und Einfällen meiner Leser. Das ist wahnsinnig motivierend und inspirierend!

Screenshot des Blogs zum Romanprojekt "Sechzig Grad"

Und was befürchtest Du am meisten?

Als Neuling unter den Autoren habe ich natürlich großen Respekt vor dem Romanschreiben. Da befürchte ich schon mal, dass ich vielleicht doch an der Herausforderung, ein Buch zu schreiben, scheitere. Dass ich irgendwann den Faden verliere und die Geschichte nicht so richtig rund zu Ende bringe. Oder plötzlich mit einem 1000 Seiten dicken Wälzer dastehe. Das ist keine schöne Vorstellung.

Du nutzt neben dem Blog auch andere Wege wie Twitter, Facebook oder MeinVZ. Welche Erfahrungen hast Du in den ersten zwei Monaten damit gemacht?

Einen Roman öffentlich zu schreiben macht nur dann Spaß, wenn man auch Leser hat. Darum habe ich direkt von Anfang an verschiedene Kanäle genutzt, um mein Blog bekannt zu machen. Bei Twitter schreibe ich regelmäßig darüber, dass ich gerade schreibe, einen guten Einfall hatte oder ein neues Kapitel veröffentlicht habe. Auch für ein Interview musste Twitter schon herhalten. Bei Facebook und MeinVZ habe ich „Sechzig Grad“-Gruppen eingerichtet, in denen sich meine Leser vernetzen können und ich sie über Neuigkeiten meines Projekts auf dem Laufenden halte. Außerdem twittert auch meine Hauptdarstellerin Josephine (@sechziggrad) – und sie ist auch bei Facebook mit einem Profil vertreten! Was Social Media angeht, habe ich noch viel vor. Podcasting möchte ich ausprobieren, vielleicht kleine Videoclips anfertigen und vieles mehr.

Der Roman spielt in diesem Jahr – er geschieht also, während er entsteht und umgekehrt ;-) Inwiefern beeinflussen sich Realität und Fiktion? Anders gefragt: Welchen Einfluss haben Geschehnisse in Deinem Leben und die Hinweise und Reaktionen Deiner Leser auf den Roman?

Die Realität ist meine größte Inspiration zum Schreiben von fiktionalen Inhalten. Das heißt, ich verwerte tatsächlich erlebte Geschichten und Momente in meinem Roman. Zum größten Teil sind das Erlebnisse von Freundinnen und Bekannten, die mir freiwillig von ihren abschreckendsten Dates, tollsten Kerlen und unglaublichen Bettgeschichten erzählen. Diese Geschichten mit meiner eigenen Fantasie zu verquirlen – also Reales in Fiktion zu verwandeln – macht mir viel mehr Spaß, als wenn ich mir selber die komplette Story ausdenken würde! Die eine oder andere Begegnung aus meinem eigenen Leben taucht sicherlich auch in meinem Buch auf… dennoch würde ich nicht soweit gehen, es autobiografisch zu nennen. Natürlich nehmen auch Hinweise und Anregungen meiner Leser Einfluss auf mein Schreiben! Ich verarbeite zum Beispiel gerade den Vorschlag eines Lesers, der die Idee äußerte, einer der männlichen Protagonisten könne doch heimlich verheiratet sein…

Und die allerwichtigste Frage zum Schluss: Gibt es ein Happy End?

Ich würde es dir gerne verraten, aber das steht doch noch gar nicht fest! Auch bei dieser Entscheidung lasse ich meine Leser mitbestimmen. Ich habe die Gruppenmitglieder bei MeinVZ schon dazu befragt… bisher möchten die meisten ein Happy-End!

Themenwoche

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Das Interview gehört zur „Themenwoche Buch 2.0“ auf UPLOAD. Hier gibt es alle Beiträge dazu…

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5 Gedanken zu „Interview mit Karen Wiborg zu ihrem Blogroman "Sechzig Grad"

  1. Ein sehr interessantes Interview. Die Idee, einen Roman als Blog zu machen finde ich sehr interessant und mal etwas anderes. Außergewöhnlich finde ich auch, dass der Roman im Jetzt spielt. Das ist so nur Dank des Webs möglich und wäre mit einem Buch nicht umsetzbar. Ich finde es eine wirklich tolle Idee, die ich verfolgen werde.

    Dir, liebe Karen wünsche ich viel Spaß, Glück und Erfolg bei Deinem Online- Roman!

    Liebe Grüße
    Julia

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