Kreativität im Zeitalter der KI: Neue Rollen, Workflows und der Wert kreativer Arbeit

Die Creative Industries stehen durch die rasante Entwicklung im KI-Bereich vor einem deutlichen Wandel. Wolfgang Gumpelmaier-Mach zeichnet in seinem Beitrag diese Änderungen nach und zeigt vor allem die Chancen auf, die sich daraus für Kreativschaffende und Agenturen ergeben.

(Illustration: © LustreArt, depositphotos.com)

Einführung

Der ursprüngliche Gedanke bei der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) war es, menschliche Denkprozesse durch Maschinen zu imitieren und Effizienz und Produktivität zu steigern. Die Automatisierung wiederkehrender, oft langweiliger Tätigkeiten soll es uns Menschen ermöglichen, sich mehr auf strategische und kreative Aufgaben zu konzentrieren.

Lange Zeit war der Zugang zu diesen Technologien nur Forscher*innen und Spezialist*innen vorbehalten. Erst durch die Entwicklung von Tools wie ChatGPT oder Midjourney ist die Nutzung von KI einfacher und breiter zugänglich geworden. 

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Das bringt in der Kreativwirtschaft, insbesondere bei Agenturen und im Marketing neue Chancen und Herausforderungen für Unternehmen. Doch mit den Chancen entstehen auch neue Fragen: Kann jetzt jede*r Designer*in oder Fotograf*in und kreativ sein? 

Wie verändert sich die Arbeit in kreativen Teams durch KI? Welche Fähigkeiten müssen Kreativschaffende zukünftig entwickeln, um kompetitiv und zukunftsfähig zu bleiben? Welche neuen Geschäftsmodelle ergeben sich dadurch?

Und wie lässt sich der Wert menschlicher Kreativität in einer Welt, in der KI zunehmend Aufgaben übernimmt, neu definieren und argumentieren?

Siehe zum Wert menschlicher Arbeit in dieser Ausgabe: „Wozu brauchen wir noch Menschen in der Content-Kreation?“

Neue Skills, neue Rollen, neue Geschäftsmodelle

Die rasante Veränderung der Arbeitswelt, wie sie etwa eine Studie des World Economic Forum (WEF) aus 2023 prognostiziert, zeigt, dass fast ein Viertel der Arbeitsplätze in den nächsten drei Jahren strukturellen Veränderungen unterliegen wird. Unternehmen müssen darauf reagieren, indem sie neue und veränderte Kompetenzen aufbauen.

Einen Orientierungsrahmen bietet dabei das 4K-Modell, ein vereinfachtes Framework, das sich auf vier grundlegende Kompetenzen konzentriert, die für die berufliche und persönliche Entwicklung im 21. Jahrhundert als entscheidend angesehen werden:

  • Kommunikation: Die Fähigkeit, Ideen klar und effektiv auszudrücken und Informationen verständlich zu vermitteln.
  • Kritisches Denken: Die Fähigkeit, komplexe Probleme zu analysieren, kritisch zu bewerten und fundierte Entscheidungen zu treffen.
  • Kreativität: Die Fähigkeit, originelle und innovative Ideen zu entwickeln und Probleme auf neuartige Weise zu lösen.
  • Kollaboration: Die Fähigkeit, effektiv mit anderen zusammenzuarbeiten, gemeinsame Ziele zu verfolgen und Synergien in Teams zu schaffen.

Diese Fähigkeiten sind entscheidend, um den Herausforderungen einer zunehmend technologiegetriebenen Arbeitswelt zu begegnen.

Natürlich spielen auch digitale Kompetenzen weiterhin eine bedeutende Rolle. Dabei sind vor allem Neugier und Mut gefragt, um sich mit neuen Technologien wie der Künstlichen Intelligenz auseinanderzusetzen – besonders dann, wenn bisherige Methoden über Jahrzehnte erfolgreich waren.

Prompting, also die Fähigkeit, KI-Tools durch präzise Anweisungen effizient zu steuern, hat sich hier als zentrale Kompetenz herauskristallisiert. Doch das allein reicht nicht aus, um für die Zukunft fit zu bleiben. Interdisziplinäres Denken und vernetztes Arbeiten werden immer wichtiger, um KI sinnvoll und strategisch einzusetzen.

Interdisziplinäres Denken und vernetztes Arbeiten werden immer wichtiger, um KI sinnvoll und strategisch einzusetzen.

Die Rolle der Menschen bleibt hierbei unverzichtbar – nicht als bloße Ausführende, sondern als kreative Dirigent*innen, die KI für spezifische Aufgaben orchestrieren und die Ergebnisse kritisch bewerten und in den relevanten Kontext setzen. Ohne dieses menschliche Urteilsvermögen besteht die Gefahr, dass unzureichende Eingaben zu ebenso unzureichenden Ausgaben führen.

KI verstärkt kreative Potenziale, indem sie die Ideengenerierung beschleunigt und neue Konzepte mitentwickelt. Dies bereichert den kreativen Prozess und bietet praxisnahe Lösungen für Unternehmen und Kund*innen.

Siehe ergänzend dazu in dieser Ausgabe den Beitrag zu „Kreativer Intelligenz und Künstlicher Kreativität“.

Die Einführung von KI-Tools verändert auch die Workflows und Teamstrukturen von Unternehmen in den Creative Industries. So nahm früher etwa die Recherche viel Zeit in Anspruch, doch KI ermöglicht nun eine schnellere Datenverarbeitung, wodurch mehr Raum für andere, kreative Überlegungen bleibt. 

In vielen Agenturen und Unternehmen aus den Creative Industries führt der Wandel durch KI zu einem tiefgreifenden Umbruch: Querschnittsdenken und die Fähigkeit, als Allrounder*in zu agieren, werden immer wichtiger. Dabei ist ein Teil dieses Skill-Shifts auch, dass manche Jobs wegfallen oder sich weiterentwickeln – rein ausführende Tätigkeiten und Funktionen werden weniger. Agenturen übernehmen zunehmend die Rolle von Berater*innen und Strategen, die ihre Kund*innen dabei unterstützen, KI in kreative Projekte zu integrieren. Zudem entwickeln Agenturen eigene KI-gestützte Produkte und bieten Implementierungen an, wodurch neue Geschäftsmodelle entstehen.

Unter anderem ermöglichen diese Entwicklungen es kreativen Agenturen und Unternehmen, neue Dienstleistungen anzubieten, die stark auf die Kombination von menschlicher Kreativität und KI setzen. Der Fokus könnte dabei in Zukunft verstärkt auf strategischer Beratung und der Schaffung hoch personalisierter, origineller Ideen liegen, die KI allein nicht liefern kann. Diese neuen Ansätze bieten Agenturen die Chance, sich weiterzuentwickeln und ihren Kund*innen innovative und einzigartige Erlebnisse zu bieten.

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Neudefinition von Kreativität, der Wert kreativer Leistungen und Vorteile für Kund*innen

Mit der rasanten Entwicklung der generativen KI sowie der zunehmenden Verschmelzung von menschlicher Kreativität und technologischem Support stellt sich die Frage, ob es ein neues Verständnis von Kreativität braucht. Was macht uns als Menschen wirklich kreativ? Während KI zum Teil jetzt schon in der Lage ist, originelle Ideen und Outputs zu generieren, geschieht dies nicht aus eigenem Antrieb, sondern als Reaktion auf menschliche Eingaben und Anweisungen. 

Die menschliche Kreativität zeichnet sich hingegen durch intrinsische Motivation, emotionale Tiefe und das Bestreben aus, etwas aus eigenem Antrieb zu gestalten. Obwohl KI kreative Prozesse unterstützen und bereichern kann, bleibt der menschliche Faktor entscheidend für echte Innovation und die Entwicklung von Ideen, die darüber hinausgehen, was Daten allein ermöglichen.

Obwohl KI kreative Prozesse unterstützen und bereichern kann, bleibt der menschliche Faktor entscheidend

Daraus ergibt sich eine grundlegende Neubewertung des Werts kreativer Leistungen. Gute Konzepte werden (wieder) wichtiger als die Zeit, die für ihre Umsetzung aufgewendet wird. Hinzu kommen fachliche Expertise und Erfahrungswissen aus abgeschlossenen Projekten und menschliche Kompetenzen, die durch KI nicht ersetzbar sind und weiterhin den Kern erfolgreicher kreativer Arbeit bilden. 

Dadurch verliert die traditionelle stundenbasierte Abrechnung an Bedeutung und Kreative können sich auf Pricing-Modelle fokussieren, die den tatsächlichen Mehrwert der geschaffenen Lösungen widerspiegeln. Kreative müssen den wahren Wert ihrer Arbeit betonen und sich für faire Preisstrukturen einsetzen, die diese neue Realität widerspiegeln.

Für Agentur-Kund*innen ergeben sich durch den Einsatz von KI und die veränderten Workflows durchaus zahlreiche Vorteile. Zu Beginn eines Projekts profitieren sie von der Flexibilität und Spontanität, die durch die schnelle Visualisierung von Ideen ermöglicht wird. KI erlaubt es zudem, Projekte zu realisieren, die aufgrund von Budget- oder Zeitbeschränkungen nicht (mehr) umsetzbar wären. Gleichzeitig sorgt die durch automatisierte Prozesse gewonnene Effizienz dafür, dass Projekte auf einem höheren Qualitätsniveau durchgeführt werden können, da beispielsweise die gewonnene Zeit zu Beginn in die Verfeinerung des Endergebnisses investiert werden kann.

Kreativität und KI – Eine Symbiose mit Zukunft

Die Herausforderung wird künftig darin bestehen, das Beste aus beiden Welten zu nutzen – die Schnelligkeit und Effizienz der KI und die emotionale Intelligenz und Kreativität des Menschen. Kreative, die diese Balance meistern und die neuen strategischen Möglichkeiten von KI richtig einsetzen, werden auch künftig erfolgreich sein.

Die Verbindung von menschlicher Kreativität und technologischer Unterstützung ermöglicht es, nicht nur kreative Lösungen auf einem höheren Niveau anzubieten, sondern auch die Zukunft der Kreativbranche aktiv mitzugestalten. Dadurch entsteht ein Mehrwert für alle Beteiligten – von den Kreativen selbst über die Agenturen bis hin zu den Kund*innen.


Dieser Artikel gehört zu: UPLOAD Magazin 116

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