☞ Content Academy: Jetzt 30% sparen Ansehen …

Lokalisierung von Inhalten: Wenn eine einfache Übersetzung nicht reicht

Benötigt man internationalen Content, ist es ist verführerisch, einfach die ursprünglichen Inhalte 1:1 übersetzen zu lassen. Und will man noch mehr sparen, übergibt man das einem der zahlreichen Tools anstatt einem erfahrenen Übersetzer. Dadurch entsteht im besten Fall ein fehlerfrei lesbarer Beitrag. Das aber ist vor allem für Marketing und Werbung deutlich zu wenig. Mit ein bisschen Pech leistet man sich darüber hinaus einen peinlichen Fauxpas oder bekommt gar rechtliche Probleme. Jan Tißler erklärt in diesem Beitrag, wann stattdessen eine umfassende Lokalisierung gefordert ist und wie die aussehen kann.

(Illustration: © studiostoks, depositphotos.com)

Zusammenfassung

  • Internationaler Content erfordert mehr als einfache Übersetzung – eine kulturelle Anpassung ist oft notwendig.
  • Eine Übersetzung fokussiert sich auf sprachliche Übertragung, eine Lokalisierung passt hingegen Inhalte umfassend an den Zielmarkt an.
  • Die Entscheidung zwischen Übersetzung und Lokalisierung hängt von Faktoren wie Contentart, Zielmarkt und Budget ab.
  • Eine gründliche Zielgruppenanalyse ist Grundlage für erfolgreiche Lokalisierung.
  • Kulturelle Unterschiede wie etwa in Sprache, Humor und visuellen Elementen müssen berücksichtigt werden.
  • Ethische Überlegungen erfordern eine Balance zwischen Markenauthentizität und kultureller Sensibilität.
  • Multimedia-Inhalte wie Videos und Audio stellen besondere Herausforderungen bei der Lokalisierung dar.

Einleitung: Die Herausforderungen internationalen Contents

In unserer globalisierten Welt ist die Expansion in neue Märkte für viele Unternehmen nicht mehr nur eine Option, sondern eine Notwendigkeit. Doch mit dieser Expansion kommt eine entscheidende Herausforderung: Wie erreicht man Kunden in verschiedenen Ländern und Kulturen effektiv? Eine simple Übersetzung des bestehenden Contents kann schließlich überraschende und vor allem negative Folgen haben.

Nehmen wir das inzwischen berühmt-berüchtigte Beispiel der britischen HSBC Bank: Ihr früherer Slogan „Assume Nothing“ sollte eigentlich ausdrücken, dass sie bei Investitionen immer genau hinschaut. In vielen Ländern wurde daraus allerdings die eher irritierende Aussage „Do Nothing“. Eine mitreißende Werbebotschaft sieht anders aus. Es folgte eine kostspielige 10-Millionen-Dollar-Kampagne, um den Slogan in „The World’s Private Bank“ zu ändern.

Nicht jeder Übersetzungsfehler hat so weitreichende Folgen. Dennoch sollte man nicht unterschätzen, wie wichtig perfekt angepasster Content ist. Kunden erwarten heute mehr als nur verständliche Worte: Sie bevorzugen Inhalte, die ihre kulturellen Normen respektieren, ihre spezifischen Bedürfnisse ansprechen und in ihrem lokalen Kontext Sinn ergeben.

Die Risiken bei mangelhafter Anpassung reichen von peinlichen Fehltritten, die das Markenimage schädigen können, bis hin zu rechtlichen Problemen aufgrund der Nichteinhaltung lokaler Vorschriften. Gleichzeitig bietet eine gut umgesetzte Lokalisierung immense Chancen: Sie kann Vertrauen aufbauen, die Kundenbindung stärken und letztendlich den Umsatz in neuen Märkten steigern.

In diesem Artikel beleuchte ich die Unterschiede zwischen einfacher Übersetzung und umfassender Lokalisierung. Ich beschreibe, wann welcher Ansatz angemessen ist, und gebe dir Werkzeuge an die Hand, um fundierte Entscheidungen für deine internationale Content-Strategie zu treffen.

Dabei bringe ich nicht zuletzt meine eigenen Erfahrungen ein. So habe ich etwa für globale Konzerne etliche Texte aus dem englischen Original ins Deutsche übertragen. Bei diesen Aufträgen ging es dabei eben nicht allein um eine Übersetzung, sondern um eine inhaltliche und kulturelle Anpassung. Bisweilen dienten die ursprünglichen Beiträge gar nur als Ausgangspunkt.

Nicht zuletzt verbringe ich jeden Tag in verschiedenen kulturellen und sprachlichen Welten: Als gebürtiger Hamburger lebe ich inzwischen seit zehn Jahren in den USA. Und damit nicht genug: Ich finde mich in einem Teil dieses großen Landes, der stark durch spanische und lateinamerikanische Einflüsse geprägt ist: Rund 50% der Bevölkerung im US-Bundesstaat New Mexico fallen in die Kategorie „Hispanic“. Neben Englisch ist Spanisch eine alltägliche Sprache. Mein Wohnort Sante Fe wurde von spanischen Eroberern gegründet.

A N Z E I G E

NEU: Workshops mit dem UPLOAD Magazin – jetzt zum Frühbucherpreis!

UPLOAD Workshops

Mehr erfahren …

 

Definition und Abgrenzung: Übersetzung vs. Lokalisierung

Damit klar ist, worüber ich in diesem Artikel spreche, braucht es kurz einige Erklärungen und Hinweise.

„Übersetzung“ und „Lokalisierung“ sind schließlich zwei Begriffe, die gern verwechselt oder gar synonym verwendet werden. Dabei gibt es entscheidende Unterschiede, die du verstehen solltest, um das richtige Vorgehen für internationalen Content zu wählen.

  • Übersetzung ist im Kern die wortgetreue Übertragung von Text von einer Sprache in eine andere. Hierbei geht es primär darum, den Inhalt so genau wie möglich wiederzugeben, ohne dabei zwingend den Kontext oder kulturelle Nuancen zu berücksichtigen. Eine gute Übersetzung achtet auf grammatikalische Korrektheit und versucht, den Sinn des Originals beizubehalten.
  • Lokalisierung hingegen geht weit über die reine sprachliche Übertragung hinaus. Sie beinhaltet außerdem eine umfassende Anpassung des Contents an kulturelle, rechtliche und technische Gegebenheiten des Zielmarktes. Bei der Lokalisierung wird also der gesamte Kontext betrachtet und einbezogen.

Die Unterschiede zwischen Übersetzung und Lokalisierung zeigen sich deutlich in Aufwand, Kosten und Ergebnis:

  • Aufwand: Eine Übersetzung kann eine qualifizierte Fachperson vergleichsweise schnell umsetzen. Je spezieller und komplexer das Thema, desto aufwändiger wird es. Eine Lokalisierung hingegen erfordert häufiger ein Team von Experten, darunter Übersetzer, Kulturspezialisten, Designer und möglicherweise sogar Juristen.
  • Kosten: Aufgrund des geringeren Aufwands ist eine reine Übersetzung in der Regel kostengünstiger. Lokalisierung ist durch den höheren Ressourceneinsatz und die Expertise verschiedener Fachleute teurer.
  • Ergebnis: Eine Übersetzung liefert einen Text, der in der Zielsprache verständlich ist. Lokalisierung erzeugt Content, der sich für Nutzer im Zielmarkt natürlich und vertraut anfühlt, als wäre er speziell für sie erstellt worden.

Während eine gute Übersetzung sicherstellt, dass der Inhalt verstanden wird, gewährleistet eine gelungene Lokalisierung, dass er richtig ankommt und die gewünschte Wirkung erzielt. 

Wann reicht Übersetzung, wann ist Lokalisierung notwendig?

Die Entscheidung zwischen Übersetzung und Lokalisierung ist nicht immer einfach und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Um die richtige Wahl zu treffen, schauen wir uns zunächst die beeinflussenden Faktoren an und dann einige konkrete Szenarien.

Faktoren, die die Entscheidung beeinflussen

Als erstes haben wir hier die Art des Contents. Technische Dokumentationen oder wissenschaftliche Artikel erfordern beispielsweise oft nur eine präzise Übersetzung, während Marketing-Materialien in der Regel eine umfassendere Lokalisierung benötigen.

Verallgemeinert gesagt: Wenn die Informationsvermittlung im Vordergrund steht, ist eine Übersetzung gefragt. Geht es stattdessen eher darum, Gefühle zu wecken oder Bedürfnisse anzusprechen, ist eine Lokalisierung gefordert.

Ein weiterer Punkt sind der Zielmarkt und dessen kulturelle Nähe zum Ausgangsmarkt. Je größer die kulturelle Kluft zwischen Ausgangs- und Zielmarkt, desto wahrscheinlicher ist es, dass eine Lokalisierung notwendig wird. Ein deutscher Text für ein französisches Publikum benötigt eventuell nur minimale Anpassungen, während derselbe Text für den japanischen Markt eine umfassendere Lokalisierung erfordert.

Hier lauert allerdings eine Stolperfalle: Manche Märkte scheinen von außern sehr ähnlich, haben dann aber doch zahlreiche Unterschiede, die sich summerieren können. Ein Beispiel ist Deutschland im Vergleich zur deutschsprachigen Schweiz: Die kulturelle und sprachliche Kluft ist hier größer, als man zunächst annehmen würde. Das jedenfalls habe ich durch meine Arbeit für schweizerische Kunden gelernt.

Und als Deutscher in den USA kann ich nur sagen: Dieses Land ist deutlich anders und komplexer, als ich das früher eingeschätzt hätte. Sowohl meine alte Heimat als auch meine neue Wahlheimat zählen zur „westlichen Welt“ und haben viele Gemeinsamkeiten. Es ist aber eine falsche Annahme, dass etwa fürs Marketing generell dieselben Taktiken und Tonalitäten funktionieren.

Ein weiterer Punkt sind regulatorische Anforderungen. In stark regulierten Branchen wie Finanzen oder Gesundheitswesen können die örtlichen Gesetze und Vorschriften eine Lokalisierung unumgänglich machen, um rechtliche Konformität sicherzustellen. Andernfalls hat man sich nicht einfach einen peinlichen Fauxpas geleistet, sondern erhebliche rechtliche Konsequenzen zu befürchten.

Und zu guter Letzt haben wir das Budget und andere Ressourcen. Die finanziellen und personellen Möglichkeiten sind realistisch (!) einzuschätzen. Lokalisierung ist wie oben dargestellt ressourcenintensiver, kann sich aber langfristig auszahlen.

Beispielszenarien für beide Fälle

Szenarien, in denen Übersetzung ausreicht:

  • Produkthandbücher: Technische Anleitungen erfordern meist nur eine präzise Übersetzung, da sie auf Fakten und Anweisungen basieren.
  • Wissenschaftliche Artikel: In der akademischen Welt steht die Genauigkeit der Information im Vordergrund. Kulturelle Nuancen spielen eine untergeordnete Rolle.
  • Interne Unternehmensdokumente: Für den globalen internen Gebrauch reicht oft eine Übersetzung, da Mitarbeiter mit der Unternehmenskultur vertraut sind (oder sein sollten).

Szenarien, die Lokalisierung erfordern:

  • Marketing-Kampagnen: Um die Zielgruppe emotional anzusprechen und kulturelle Fettnäpfchen zu vermeiden, ist eine umfassende Lokalisierung unerlässlich.
  • Website-Content: Eine lokalisierte Website berücksichtigt nicht nur sprachliche, sondern auch gestalterische, technische und funktionale Aspekte, die in verschiedenen Kulturen unterschiedlich wahrgenommen werden.
  • E-Commerce-Plattformen: Neben der Sprache sind Währungen, Maßeinheiten, Zahlungsmethoden und rechtliche Hinweise anzupassen.
  • Social-Media-Inhalte: Die informelle Natur sozialer Medien und die Verwendung von Umgangssprache erfordern oft eine tiefgreifende Anpassung.

Die Entscheidung zwischen Übersetzung und Lokalisierung solltest du also sorgfältig abwägen. Während eine Übersetzung in manchen Fällen ausreicht und Kosten spart, kann eine durchdachte Lokalisierung in anderen Situationen den entscheidenden Unterschied für den Erfolg im Zielmarkt ausmachen. 

Zielgruppenanalyse für verschiedene Märkte

Nehmen wir nun an, dass du eine Lokalisierung umsetzen willst, da eine reine Übersetzung für deinen Fall nicht ausreicht. Dann steht als erstes eine gründliche Zielgruppenanalyse an. Sie ist das Fundament für eine erfolgreiche Lokalisierung. Darüber verstehst du die spezifischen Bedürfnisse, Vorlieben und Verhaltensweisen deiner potenziellen Kundschaft in verschiedenen Märkten. 

Dabei beginnst du mit den grundlegenden demografischen Daten wie Alter, Geschlecht, Einkommen, Bildungsstand und Familienstand. Diese Informationen variieren oft zwischen verschiedenen Ländern und Kulturen. In Japan beispielsweise ist die Bevölkerung im Schnitt älter als in vielen anderen Ländern, was Einfluss auf Produktgestaltung und Marketing haben kann.

Ein weiterer Punkt sind kulturelle Präferenzen und Gewohnheiten. Hier geht es um die Werte, Traditionen und Verhaltensweisen, die in einer Kultur vorherrschen. In kollektivistischen Gesellschaften wie China könnte ein Marketingansatz, der Gruppenharmonie betont, besser ankommen als einer, der individuelle Leistung hervorhebt.

Kaufverhalten und Mediennutzung sind der nächste Faktor. Du musst herausfinden, wie deine Zielgruppe einkauft und welche Medien sie konsumiert. In Skandinavien beispielsweise ist der E-Commerce-Anteil höher als in Südeuropa, was Einfluss auf die Gestaltung von Online-Shops haben kann. Die bevorzugten sozialen Medien variieren ebenfalls von Land zu Land.

Methoden zur Zielgruppenanalyse

  • Marktforschungsdaten: Nutze bestehende Studien und Berichte von renommierten Marktforschungsinstituten.
  • Online-Umfragen: Sammle Feedback von potenziellen Kunden im Zielmarkt.
  • Social-Media-Listening: Beobachte Gespräche und Trends in sozialen Medien, um Einblicke in die Interessen und Meinungen deiner Zielgruppe zu gewinnen.
  • Fokusgruppen: Bekomme tiefere Einblicke in die Denkweisen und Motivationen deiner Zielgruppe.
  • Analyse von Wettbewerbern: Untersuche, wie erfolgreiche Konkurrenten im Zielmarkt agieren.
  • Lokale Experten: Konsultiere Fachleute, die den Zielmarkt gut kennen und wertvolle Einblicke liefern können.

Bei der Zielgruppenanalyse ist es wichtig, dass du deine eigenen kulturellen Einschätzungen hinterfragst und offen für neue Erkenntnisse bist. Was in deinem Heimatmarkt funktioniert, muss nicht zwangsläufig in anderen Märkten erfolgreich sein.

Ein fiktives Beispiel: Ein amerikanischer Softwarehersteller will in den japanischen Markt eintreten. Die initiale Annahme ist, dass die Zielgruppe – junge Technikbegeisterte – ähnliche Präferenzen wie in den USA hat. Die Zielgruppenanalyse ergab jedoch, dass japanische Nutzer großen Wert auf detaillierte Handbücher und persönlichen Support legten, im Gegensatz zu den amerikanischen Nutzern, die Online-Hilfen bevorzugten. Diese Erkenntnis führt in der Folge zu einer Anpassung der Produktstrategie und des Kundenservice für den japanischen Markt.

Eine gründliche Zielgruppenanalyse hilft, solche Unterschiede zu erkennen und die Lokalisierungsstrategie entsprechend anzupassen. 

Siehe ergänzend dazu unseren Artikel zum Thema internationales Content-Marketing, der diese Aufgabe ebenfalls behandelt.

Kulturelle Unterschiede und ihre Bedeutung für Content

Nachdem du deine Zielgruppe analysiert hast, ist es nun wichtig, die kulturellen Unterschiede zu verstehen und zu berücksichtigen. Diese Unterschiede können subtil oder offensichtlich sein, aber sie alle haben einen signifikanten Einfluss darauf, wie dein Content wahrgenommen wird. 

Sprachliche Nuancen und Idiome

Bei der Lokalisierung deines Contents musst du oft entscheiden, ob eine wörtliche oder eine sinngemäße Übersetzung angemessener ist. Eine wörtliche Übersetzung kann in manchen Fällen den Sinn völlig verfehlen oder sogar unbeabsichtigt komisch wirken. Beispielsweise würde die deutsche Redewendung „Ich verstehe nur Bahnhof“ wörtlich übersetzt in anderen Sprachen keinen Sinn ergeben. Stattdessen musst du nach einer Entsprechung suchen, die die gleiche Bedeutung von Verwirrung oder Unverständnis vermittelt.

Ein wichtiger Punkt sind deshalb Redewendungen und Sprichwörter. Sie sind oft tief in der Kultur verwurzelt und lassen sich selten direkt übersetzen. Stattdessen solltest du nach Äquivalenten in der Zielsprache suchen oder die Bedeutung umschreiben. Wenn du zum Beispiel die englische Phrase „It’s raining cats and dogs“ lokalisierst, könntest du in Deutsch „Es gießt wie aus Eimern“ verwenden.

Humor wiederum ist besonders kulturabhängig und kann leicht missverstanden werden. Was in einer Kultur witzig ist, kann in einer anderen beleidigend oder einfach nur verwirrend sein. Wortspiele sind oft sprachspezifisch und lassen sich kaum direkt übersetzen. In solchen Fällen ist es ratsam, entweder ein neues Wortspiel zu kreieren, das in der Zielsprache funktioniert, oder den Humor ganz anders zu gestalten, sodass er für das Zielpublikum ansprechend ist.

Bei der Lokalisierung deines Contents ist es deshalb entscheidend, dass du mit Muttersprachlern oder kulturellen Experten zusammenarbeitest. Sie können dir helfen, sprachliche Feinheiten zu erkennen und deinen Content so anzupassen, dass er authentisch und natürlich in der Zielsprache klingt. 

Denk daran: Das Ziel ist nicht nur, verstanden zu werden, sondern auch, eine emotionale Verbindung zu deinem Publikum aufzubauen. Dafür musst du die Sprache so verwenden, wie es deine Zielgruppe tut – mit all ihren Nuancen und kulturellen Besonderheiten.

Visuelle Elemente

Bei der Lokalisierung deines Contents darfst du die visuellen Aspekte nicht vernachlässigen. Bilder, Grafiken und das gesamte Layout können in verschiedenen Kulturen unterschiedlich wahrgenommen werden. 

Farben können beispielsweise je nach Kultur verschiedene Bedeutungen haben. Bei der Gestaltung deines visuellen Contents solltest du deshalb die Farbwahl sorgfältig überdenken und an die jeweilige Zielkultur anpassen.

Achte zudem besonders auf die Darstellung von Gesten in deinen visuellen Materialien. Was in einer Kultur als freundliche Geste gilt, kann in einer anderen beleidigend sein. Überprüfe also alle Gesten und Körperhaltungen in deinen Bildern auf ihre kulturelle Angemessenheit.

Verschiedene Kulturen haben darüber hinaus unterschiedliche Lesegewohnheiten und ästhetische Vorlieben. Das wirkt sich auf die Gestaltung aus und auch auf die Platzierung wichtiger Elemente.

Erwäge außerdem, für deine Bebilderung lokale Models oder Landschaften zu verwenden, um eine stärkere Identifikation mit deinem Zielpublikum zu erreichen. Allerdings ist das nicht immer automatisch die richtige Antwort: Je nach Branche, Angebot und Zielgruppe kann es auch sinnvoll sein, die kulturelle Herkunft deines Unternehmens zu betonen anstatt sie zu verschleiern.

Achte darauf, dass Symbole und Icons kulturell relevant sind. Ein Briefkasten für E-Mail funktioniert beispielsweise nicht so gut in Ländern, in denen Briefkästen anders aussehen.

Außerdem wichtig: In einigen Ländern gibt es strenge Vorschriften bezüglich der Darstellung bestimmter Inhalte. Informiere dich über lokale Gesetze und kulturelle Tabus, um rechtliche Probleme zu vermeiden.

Bei der Anpassung visueller Elemente geht es letztlich darum, eine Balance zwischen deiner Markenidentität und kultureller Sensibilität zu finden. Du möchtest deine Marke konsistent halten, aber gleichzeitig sicherstellen, dass deine visuellen Botschaften in jedem Markt richtig verstanden und positiv aufgenommen werden. 

Arbeite am besten mit lokalen Designern oder Kulturexperten zusammen, um sicherzustellen, dass deine visuellen Elemente kulturell angemessen und effektiv sind. 

Siehe ergänzend dazu Stephanie Kowalskis ausführliche Kolumne zu internationaler Bildsprache. Darin beschreibt sie sehr viel genauer, wie du diese Hürde effektiv und erfolgreich überwindest.

Ethische Überlegungen bei der Contentanpassung

Aus all diesen Hinweise ergibt sich nun allerdings noch ein weiterer Punkt: ethische Herausforderungen. Du musst bisweilen einen Balanceakt zwischen Markenauthentizität und kultureller Sensibilität meistern. 

So hat deine Marke sehr wahrscheinlich Kernwerte und eine bestimmte Identität. Bei der Anpassung an verschiedene Märkte musst du nun entscheiden, wie viel du davon beibehältst und wo du Kompromisse eingehst. Anders ausgedrückt: Es ist wichtig, dass du deinen Markenkern nicht verlierst, während du gleichzeitig respektvoll gegenüber lokalen Kulturen bist. 

Beispiel: Eine Modemarke, die für ihre provokanten Kampagnen bekannt ist, könnte in konservativeren Märkten vor der Entscheidung stehen, ihr Image abzumildern oder treu zu bleiben und möglicherweise Kontroversen zu riskieren.

Dabei können in verschiedenen Kulturen sehr unterschiedliche Themen als heikel oder kontrovers gelten. Du musst abwägen, wie du mit solchen Themen umgehst. Manchmal kann es angebracht sein, bestimmte Aspekte deines Contents anzupassen oder zu streichen, um kulturelle Gepflogenheiten zu respektieren.

Bedenke: Was in deinem Heimatmarkt als progressiv gilt, könnte in anderen Kulturen als anstößig empfunden werden. Andererseits kannst du durch mutiges Auftreten auch neue Gespräche anstoßen und positive Veränderungen bewirken. Für diese Entscheidungen gibt es leider keine magische Formel.

In manchen Fällen stehst du letztlich vor der Entscheidung, ob du bestimmte Inhalte komplett weglässt oder sie so anpasst, dass sie kulturell akzeptabel sind. Diese Entscheidung solltest du sorgfältig abwägen.

Letztendlich geht es also darum, eine ethische Linie zu finden, die sowohl deine Unternehmenswerte als auch die Werte und Normen deiner Zielkultur respektiert. Es kann auch hier hilfreich sein, ein Team mit vielfältigen Perspektiven oder lokale Berater einzubeziehen.

Tipp: Lesestoff für Content-Profis (und solche, die es werden wollen)

Das UPLOAD Content Briefing liefert dir alle 14 Tage:

  • eine nützliche und interessante Anregung für deine Content-Arbeit
  • Links auf lesenswerte Beiträge und nützliche Tools
  • Hinweise auf neue UPLOAD-Angebote für dich und woran wir gerade arbeiten

Kein Spam! 100% nützlich. Schon über 300 Leser:innen sind dabei.

Hier eintragen …

Lokalisierung von Multimedia-Inhalten

Multimedia-Inhalte spielen heute eine zentrale Rolle in der Kommunikation, stellen dich aber auch vor einzigartige Herausforderungen.

Anpassung von Videos

Bei der Lokalisierung von Videos musst du beispielsweise entscheiden, ob du synchronisierst oder untertitelst. Beide Methoden haben Vor- und Nachteile.

Eine Synchronisation ermöglicht es den Zuschauer:innen, sich ganz auf das Bild zu konzentrieren. Das kann natürlicher wirken. Dafür ist sie allerdings teurer und zeitaufwändiger und Lippensynchronität kann herausfordernd sein. Besonders geeignet ist sie etwa für Kinderprogramme, Werbespots oder auch Filme für ein breites Publikum.

Eine Untertitelung ist im Vergleich kostengünstiger und schneller umzusetzen. Zudem erhält sie die Originalstimmen. Zugleich kann sie allerdings vom Bild ablenken und es ist nur eine begrenzte Textmenge möglich, wodurch Nuancen verloren gehen. Besonders geeignet ist sie für Dokumentationen, Interviews oder Filme für ein sprachinteressiertes Publikum.

Die Wahl hängt oft von kulturellen Präferenzen, Budget und Zielgruppe ab. In einigen Ländern, wie den Niederlanden, bevorzugt man generell Untertitel, während in anderen, wie Deutschland, Synchronisation üblicher ist.

Mit Blick auf die weiter oben dargestellten kulturellen Anpassungen kann es allerdings auch notwendig werden, Videos für bestimmte Märkte komplett neu aufzunehmen. Das ist einerseits die teuerste Variante, dafür andererseits bisweilen Erfolg versprechender.

Anpassung von Audio

Bei der Lokalisierung von Audioinhalten, wie Podcasts oder Radiowerbung, geht es nicht nur um die Übersetzung des Textes. Beachte etwa auch die Sprecherstimme: Wähle einen Sprecher, dessen Stimme und Sprechstil zur Zielkultur passt. Entscheide, ob du regionale Akzente verwendest oder auf Standardsprache setzt. Passe bei Bedarf Hintergrundgeräusche an, um kulturelle Relevanz zu gewährleisten. Überprüfe, ob die verwendete Musik in der Zielkultur angemessen und ansprechend ist.

Infografiken und interaktive Elemente

Bei der Anpassung von Infografiken und interaktiven Elementen musst du mehrere Aspekte beachten. Achte beispielsweise darauf, dass der übersetzte Text in die vorgesehenen Bereiche passt. Achte darüber hinaus darauf, dass Zahlenformate, Währungen und Maßeinheiten lokalen Standards folgen. Berücksichtige kulturelle Farbassoziation, wie weiter oben erklärt. Stelle auch hier sicher, dass Symbole und Icons in der Zielkultur verständlich sind.

Schlusswort

Wie eingangs beschrieben, habe ich selbst an Lokalisierungsprojekten mitgewirkt. Ich war in diesen Fällen ein Schreiber, vor allem aber ein lokaler Experte, der versteht, welche Beispiele funktionieren und welche nicht, welche Tonalität angemessen ist, welche Sprachbilder und Redewendungen ein Äquivalent im Deutschen brauchen – und welche Teile eines Beitrags tatsächlich „nur“ übersetzt werden.

Diesen Aufwand kann sich natürlich nicht jede Organisation leisten. Oder das Management scheut sich vor den Kosten. Allerdings habe ich für mich persönlich festgestellt: In solchen Fällen kann es besser sein, es ganz sein zu lassen. Ich selbst habe jedenfalls schon Websites von einer deutschen Version aufs englische Original umgestellt, weil die krude Übersetzung mehr verwirrt als geholfen hat.

Und das ist alles andere als Vertrauen erweckend.

Falls das aber keine Option ist, da die Originalsprache im Zielland definitiv nicht verstanden wird, und das Budget zugleich knapp ist: Wähle aus, was du übersetzen oder lokalisieren willst. Es gibt keine Regel, dass etwa eine internationale Website alle Unterseiten in allen Sprachen anbieten muss.


Dieser Artikel gehört zu: UPLOAD Magazin 117

Schon gewusst? Mit einem Zugang zu UPLOAD Magazin Plus oder zur Content Academy lädst du Ausgaben als PDF und E-Book herunter und hast viele weitere Vorteile!

A N Z E I G E

thekey.ACADEMY

 

Schreibe einen Kommentar