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Über eine neue Fehlerkultur zum Erfolg im digitalen Wandel

Fehler werden in unserer Kultur in der Regel nur negativ gesehen: Sie sind etwas, was es zu vermeiden gilt. Dabei zeigt sich andernorts, dass man auch positiv mit ihnen umgehen kann. Und nicht zuletzt sind produktive Fehlerstrategien eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiche Teams im digitalen Wandel, wie Christiane Brandes-Visbeck in diesem Beitrag aufzeigt. Sie gibt fünf Tipps dazu, wie sich das erreichen lässt.

Symbol Fehlerkultur
(Foto: © Faithie, depositphotos)

Fehler – warum sie in unserer Kultur vermieden werden

„Wir sind wirklich stolz darauf, keine Fehler zu machen,“ erzählte mir der Inhaber einer Einrichtungshäuser-Kette strahlend. Der Anlass für unser Gespräch war eine 12-monatige Aufstiegsfortbildung für erfolgreiche Verkäufer, bei der ich für das Fach Marketing vorgesehen war. Der Unternehmer freute sich auf die kostspielige Fortbildung, die er als Auszeichnung für ausgewählte leitende Angestellte betrachtete. Doch kaum hatte er den Satz ausgesprochen, spürte ich, wie sich alles in mir zusammenzog. „Die machen hier keine Fehler… ob ich hier richtig bin?“ dachte ich entgeistert.

Spontan veranlagte Menschen wie ich, die gedanklich rege sind und mit dem Flow gehen, werfen schließlich gern mal ein Konzept über den Haufen, um es an die tatsächlichen Begebenheiten anzupassen. So jemand wie ich kann doch gar nicht immer perfekt sein.

Ich habe den Auftrag dennoch angenommen.

Die folgenden Seminartage haben uns allen großen Spaß gemacht. Und nachdem wir uns besser kennen gelernt hatten, vertrauten sich mir einzelne Teilnehmer an. Sie erzählten, wie sehr sie unter dem Druck der Null-Fehler-Toleranz litten. Wie schwer es ihnen fiel, mit den eigenen Fehlern oder denen ihrer Mitarbeiter umzugehen, da sie ja eigentlich nicht passieren dürften. Wie sie es leid seien zu lügen und sich herauswinden zu müssen und wie ihr Selbstwertgefühl unter dem betrieblich verordneten Perfektionismus spürbar schrumpft.

Im Laufe der Zeit kamen immer weniger Teilnehmer zur Fortbildung – einige der Besten waren bei der Zertifikatsverleihung nicht mehr im Hause beschäftigt.

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Unser Umgang mit Fehlern zeigt sich schon im Kindesalter

Seitdem interessiere ich mich für das Thema „Fehlerkultur“. Und wie es so ist, wenn man auf ein bestimmtes Phänomen achtet, ploppt es überall hoch. Wie beispielsweise die kindliche Weihnachtskarte aus den 1950er Jahren, die wir im Nachlass der Familie fanden, auf der die Rechtschreibfehler mit Rotstift korrigiert worden waren. Oder die Erkenntnis, wie viele unserer Gesellschaftsspiele auf dem Prinzip des Fehlermachens basieren. Mikado etwa oder Quartett – wer zuerst zuckt, wer sich irrt, der hat verloren. Ich erinnere mich noch gut an den Streit unter uns Kindern, wenn wir uns beteuerten, dass es gar nicht gewackelt hat oder wir uns beim Vorlesen versprochen haben und eigentlich etwas ganz anderes meinten. Denn eines haben wir beim Spielen ganz bestimmt gelernt: „Recht haben tut gut – Unrecht haben tut weh.“

Wie schwer es in unserer Gesellschaft ist, mit Fehlern konstruktiv umzugehen, zeigt ein deutsches Sprichwort, das sogar auf Pinterest-Boards zu lesen steht: „Viele Menschen würden mehr aus ihren Fehlern lernen, wenn sie nicht so sehr beschäftigt damit wären, sie abzustreiten.“ Noch einfacher ist es, gar nichts zu tun als etwas Falsches. Diese Volksweisheit hat sich auch Christian Lindner zu eigen gemacht als er die „Jamaika“-Koalitionsverhandlungen mit den Worten abbrach: „Lieber nicht regieren als falsch.“ Laut der Hamburg-Ausgabe der „Bild“ vom 25.11.2017 stimmten 55 Prozent der Deutschen dem Linder-Satz zu.

Produktive Fehlerstrategien sind ein Wettbewerbsfaktor

Und dennoch: Modernes Management geht anders. Seit den 1990er Jahren ist die Beschäftigung mit innovativen Lernformen und lernenden Systemen in den Fokus gerückt. Galt seit der Industriellen Revolution in westlichen Gesellschaften die Vermeidung von Fehlern als vorbildlich, zeigt der Erfolg ostasiatischer Unternehmen, dass sich produktive Fehlerstrategien – also der positive Umgang mit Fehlern – zu einem messbaren Wettbewerbsfaktor entwickelt haben. Und in der Finanzkrise um 2008 wurde sehr deutlich, dass Gruppendruck und Zwangskonformität ebenso wie blinde Flecken, Glaubenssätze und Selbsttäuschung zu fehlerhaften Handlungen mit weitreichenden Folgen führen können. Weltwirtschaftskrise galore.

Der Umgang mit „fehlerhaften Handlungen“ ist ein Kriterium dafür, ob ein Unternehmen langfristig erfolgreich sein wird oder nicht.

Der Umgang mit „fehlerhaften Handlungen“ ist also ein Kriterium dafür, ob ein Unternehmen langfristig erfolgreich sein wird oder nicht. Diese Erkenntnis hat sich auch bei Managementexperten in Deutschland herumgesprochen. Sie haben gelernt, dass Qualität nur dann zuverlässig abgeliefert werden kann, wenn Führungskräfte und Mitarbeiter aus ihren Fehlern lernen. Doch wie weit ist der Wandel von der statischen Bestrafungskultur zur dynamischen Lernkultur mit ihrer wertschätzenden Offenheit und ihren sachlichen Analysen in deutschen Unternehmenskulturen angekommen? Das wird – je nach Hierarchiestufe – unterschiedlich bewertet. Laut einer Studie des Hernstein Management Reports 2017 (PDF), für die rund 1.600 Führungskräfte befragt worden sind, schätzen Top-Manager den professionellen Umgang mit Fehlern deutlich positiver ein als Mittelmanager und Mitarbeiter. Drei Viertel der befragten Unternehmenslenker glauben, dass man in ihrem Unternehmen transparent mit Fehlern umgehe, im unteren Management sind das nur 54 Prozent. 24 Prozent aller Befragten glauben, dass bei auftretenden Fehlern vor allem die Schuldfrage diskutiert werde. Und immerhin 12 Prozent aller Beschäftigten geben an, dass Fehler einzelner Mitarbeiter vom Vorgesetzten bestraft werden.

Die Zahlen der Studie decken sich mit meinen Beobachtungen in Unternehmen. Vielerorts erlebe ich weiterhin Angst davor, Fehler offen zuzugeben. Unabhängig davon, was die Unternehmensführung propagiert, wissen Mitarbeiter sehr genau, in welchen Konstellationen eine positive Fehlerkultur möglich ist und wo man besser vertuscht. Wo man im Team gemeinsam überlegt, wie ein gemachter Fehler schnell behoben wird und auf diese Weise lernt, immer besser zu werden und in welcher Umgebung Fehler hingegen eine willkommene Gelegenheit für Abmahnungen bieten.

Wenn Angst vor Fehlern eine Unternehmenskultur beherrscht, ist die wichtigste Voraussetzung für den digitalen Wandel, eine von Offenheit und Vertrauen geprägte Arbeitsatmosphäre, nicht gegeben.

Fehler – warum sie eine wichtige Voraussetzung für Erfolg im digitalen Wandel sind

Diese Tatsache ist besonders bitter, da Hirnforscher heute sehr genau wissen, wie das menschliche Gehirn funktioniert. Der Neurobiologe Henning Beck erklärt beispielsweise in einem Interview mit dem Deutschlandfunk, dass unser Gehirn einerseits Schablonen, kleine Schubladen und Kästchen liebt, mit denen es einen Rahmen für Ordnung bietet. Anderseits ist es aber nicht perfekt in der Verarbeitung von Informationen wie ein Computer. Es macht irgendwann einen Fehler, irgendetwas rutscht ihm durch. Beck: „Das Gehirn versucht zwar, immer alles so gut wie möglich zu machen, aber es kriegt das nicht wirklich hin.“

Dem Gehirn kommt es letztlich gar nicht darauf an, dass wir alles richtig machen, sondern dass wir überhaupt etwas machen. „Better done than perfect“, lautet das Motto des menschlichen Gehirns. Der Trick ist, dass es durch sein fehlerhaftes Verarbeiten von Informationen Varianzen schafft, die uns Menschen dazu anregen sollen, Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen.

Menschen, die versuchen, nie etwas falsch zu machen, lernen nichts.

Menschen, die versuchen, nie etwas falsch zu machen, lernen nichts. Sie werden nie innovativ sein können. „Wenn wir versuchen, immer alles perfekt und fehlerfrei durchzuspielen wie ein Computer, wären wir nicht sehr anpassungsfähig. Wir könnten die Welt nicht gestalten“, folgert der Neurobiologe Henning Beck. Denn alle Menschen sind von Natur aus neugierig. Wir allen wollen die Welt verändern, wollen sehen, was passiert. Eigentlich.

Aus meiner Sicht kann die Wiederentdeckung der kindlichen Neugierde – und damit der professionelle Umgang mit Fehlern – in Unternehmen nur dann stattfinden, wenn die Mehrheit beschließt, sich gemeinsam auf den Weg zu machen. Wenn eine Aufbruchstimmung herrscht. Wenn Bekanntes gern zurückgelassen und durch Neues ersetzt werden kann. Frei nach dem Star-Trek-Motto: to boldy go (dt. „mutig vorangehen“) – auf zu neuen Galaxien!

Lasst uns die digitale Revolution mitgestalten und schauen, welche Chancen sie uns bietet.

Meine fünf Tipps für eine neugierige und mutige Unternehmenskultur

(Sehen Sie? Fehler habe ich in dieser Überschrift mit keinem Wort erwähnt)

1. Erfolg neu definieren

Das wichtigste gemeinsame Ziel aller im Unternehmen Beschäftigten muss heute sein, die digitale Transformation erfolgreich auf den Weg zu bringen. „Transform or die“ bedeutet konkret, alle Bereiche des unternehmerischen Handelns auf den Prüfstand zu stellen und kritisch zu hinterfragen: Bringt uns das weiter oder kann das weg? Anders als in vielen Unternehmen – vor allem in öffentlichen Sektor – wo auf Veränderungen mit immer neuen Regeln und Strukturen reagiert wird, sollte es einfache Antworten geben.

Das passende Mindset dafür liefert das Konzept von der Digital Leadership, das ich in verschiedenen Beiträgen in diesem Magazin ausführlich beschrieben habe. Siehe dazu: „Digital Leadership: Fünf Denkanstöße für eine moderne Führungskultur“ und „Digitale Transformation: 10 Digital Leader in mittelständischen Unternehmen“.

Ein Digital Leader weiß, dass niemand in Zeiten großer Veränderung perfekt sein kann. Und er spürt, dass man nur gemeinsam mit anderen Menschen, die unterschiedliche Lebenserfahrungen, Kenntnisse und Fähigkeiten mitbringen, etwas erreichen kann. Vertrauen und Ermächtigung statt Angst vor Fehlern. Nur so können Leader ihre Mitarbeiter motivieren und mitnehmen.

Und welches Finanzgenie kann überhaupt noch zuverlässig hochrechnen, ob Unternehmen in einer sich ständig veränderten Arbeits- und Lebenswelt ihre Ziele werden erreichen können? Unternehmenserfolg heute bedeutet nicht mehr allein, Vertriebsziele zu erreichen, sondern vor allem, die notwendige Transformation zu bewerkstelligen, um am automatisierten Markt von morgen bestehen zu können. Dazu gehört, mutige Entscheidungen zu treffen, auch wenn sich im Nachhinein herausstellen sollte, dass sie sich nicht bewährt hat. „Fail early. Recover fast.“ heißt es dazu in der Startup-Szene.

Mutiges Denken und Handeln sollte zukünftig belohnt werden. So wie im Nürnberger Hotel Schindlerhof, wo „Der Fehler des Quartals“ auf regelmäßig stattfindenden Teamparties mit Champagner begossen werden. „Wir feiern Fehler, bei denen jemand nachgedacht hat und etwas gut machen wollte, was dann gefloppt ist,“ erklärt Hotelchefin Nicole Kobjoll. Das war laut eines Artikels auf impulse.de beispielsweise die Installation eines Brunnes, um die Luftfeuchtigkeit in einem Konferenzraum zu erhöhen. Leider hat das laute Plätschern des Wassers dazu geführt, dass Tagungsteilnehmer ständig auf die Toilette mussten. Also war der Brunnen eine Fehlinvestition. Kobjoll und ihr Team feiern Fehler, damit Mitarbeiter sich trauen, ihr Hirn einzuschalten, innovativ zu denken und Dinge auszuprobieren. Laut Kobjoll ging der Plan auf: „Die Angst, Fehler zu machen, ist komplett weg.“

Keine Angst vor Fehlern ist die absolut notwendige Voraussetzung, um neues Denken auf allen Hierarchieebenen vom Azubi bis zur Geschäftsführung zuzulassen, und eine Veränderungskultur zu leben.

2. Akzeptanz des Unvollkommenen

Eine angstfreie Innovationskultur funktioniert dann am besten, wenn Top-Manager öffentlich vorleben, wie sie mit ihren eigenen Fehlern umgehen. Wer als Führungskraft makellos dastehen möchte, Fehler vertuscht oder gar dem Team unterjubelt, der kann in einer Veränderungskultur keine Daseinsberechtigung haben. Hier ist Konsequenz auf allen Ebenen gefragt.

Glücklicherweise gibt es viele Chefs und Chefinnen wie Nicole Kobjoll, die öffentlich zugeben, dass sie schlimme Fehler gemacht haben. Die teuer waren, aber wichtige Insights für ihren persönlichen und unternehmerischen Erfolg geliefert haben. Damit waren sie ihren Preis wert. Besonders „Impulse“-Herausgeber Nikolaus Förster, der sich lange Zeit fragte, ob es klug war, die Zeitschrift in einem Management-Buyout zu erstehen, hat sich dem Thema Fehlerkultur in Deutschland verschrieben. In seinem 2016 erschienen Buch „Mein größter Fehler. Bekenntnisse erfolgreicher Unternehmer“ berichten 100 Unternehmer_innen wie August Oetker, Dirk Rossmann oder Strickdesignerin Iris von Arnim  über ihre größten Niederlagen, Enttäuschungen und Fehlentscheidungen. Zuletzt hat „Impulse“ Ende November auf einer großen Impulse-Konferenz „Aus Fehlern lernen“ thematisiert. Das würden sie nicht tun, wenn das Thema Fehlerkultur kein Big Seller wäre.

3. Aus Fehlern lernen

Aus Fehlern lernen ist wohl die schwerste Aufgabe. Denn wir verdrängen gern unsere eigenen Fehler, denken sie klein und machen andere für sie verantwortlich. Schwarzer Peter und Schuld-verschieben sind Königsdisziplinen vielerorts. Und doch: Das menschliche Gehirn ist so angelegt, dass es uns ständig veranlasst, mit unseren eigenen Fehlern umzugehen. Wir verlegen unsere Schlüssel, vergessen vor lauter Aufregung die Hälfte unserer Rede oder neigen zu Flüchtigkeitsfehlern in Wort und Schrift. Wir treffen Entscheidungen, die retrospektiv dumm wirken, verfahren uns trotz Navi oder wollen einfach nicht glauben, dass die Welt anders tickt als wie es uns wünschen.

Inzwischen haben wir gelernt: Fehler und Irrwege sind Varianten des Vertrauten. Erst ihre Reflektion und Auswertung machen Innovationen und Veränderungen möglich. Nur wer in der Lage ist, die eigenen Fehler zu akzeptieren, da wo sie aus Zeitdruck oder Informationsmangel nicht vermeidbar waren, kann sie annehmen und aus ihnen lernen. Weil wir Menschen die Fähigkeit haben, aus Fehlern zu lernen und mit Misserfolgen umzugehen, ist Evolution möglich.

Der ehrliche Umgang mit Fehler erfordert Mut, ist die absolute Voraussetzung für eine erfolgreiche Selbst-und Mitarbeiterführung. Und während ich diese Zeilen schreibe, erreicht mein E-Mailpostfach eine neue Nachricht. Absender ist Markus von der Luehe, Veranstalter des Innovationsfestivals „Year of the X“ (YOTX). Er schreibt:

Hello again Christiane,

I am writing to you once more, because yesterday evening at 10:30 pm Christian from Nuisol, who has been a long term supporter, called me and made me aware of some technical difficulties we had with our website. As a result, people were not able to buy Early Dog tickets.

It really sucked and I want to apologize. We fixed it and I will prolong the Early Dog ticket one more day. It ends now on 1st December, 23:55h.

If you have any problems with your booking, please contact me directly at …

In meinen Augen das ein erwachsener und reflektierter Umgang mit Fehlern und Missgeschicken. Markus hat nicht den Fehlerteufel oder einen Praktikanten ins Feld geschickt, sondern als Veranstalter selbst die Verantwortung übernommen. Weil er als „Change Maker“ und „Global Citizen“ fest daran glaubt, dass positive Veränderung nur dann möglich ist, wenn man sie vorlebt. Dafür und insbesondere für die fett gedruckte Entschuldigung feiere ich ihn.

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4. Statt Fehlersuche positive Definitionen von Handlungen

Kürzlich habe ich einen Artikel gelesen, in dem beklagt wurde, dass wir im Alltag und auch in der klassischen Gesetzgebung immer mit Verfehlungen und Verboten zu tun haben. Wir sind darauf konditioniert, Fehltritte unter Strafandrohung zu vermeiden und überall Fehler zu finden.

Doch wer sich mit Digital Leadership und Motivation durch Mentoring befasst hat, weiß: Wir benötigen mehr Vertrauen in die Menschheit. Gerade Chefs sollten beherzigen, dass die meisten Mitarbeiter gefallen und damit das Richtige tun wollen. Wir sollten zulassen, dass ein ehrliches Nein unsere Projekte weiter bringt als ein halbherziges Ja. Wir könnten spüren, dass eine Veränderung immer dann notwendig ist, wenn zu viele Konflikte entstehen oder immer wieder dieselben Fehler passieren.

Der erfolgreiche Leader von heute schaut mutig nach vorn. Er löst Probleme, ist nicht nachtragend und macht einfach weiter, auch wenn er gerade keinen Plan hat. Wer diesen gesunden Pragmatismus an den Tag legt, hat keine Zeit für  Schuldzuweisungen und Bestrafungen von Fehlern. Er definiert gemeinsam mit seinem Team Regeln für zukünftige Handlungen – beispielsweise in einem Manifest.

Die Digitalagentur Elbdudler hat beispielsweise folgende Leitsätze für ihre Arbeit entwickelt:

  • 1/9 Wir reden miteinander
  • 2/9 Unser Wissen ist dazu da, geteilt zu werden
  • 3/9 Wir stellen alles in Frage, auch uns.
  • 4/9 Wir lügen nicht. Auch nicht für Umsatz.
  • 5/9 Für unsere Kunden tun wir alles. Wenn es sinnvoll ist.
  • 6/9 Wer kein Ziel hat, kann es auch nicht erreichen.
  • 7/9 Kompetenz schlägt Hierarchie
  • 8/9 Vertrauen ist gut.
  • 9/9 Einfach mal machen.

5. Weniger Regelwut  – mehr gemeinsames Lernen

Die Devise „einfach mal machen“ ist in meinen Augen ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg in unsicheren Zeiten. Unternehmen ächzen unter der selbstauferlegten Regelwut, die ursprünglich als Kompass diente um zu erkennen, was richtig ist und was falsch. Heute kennt niemand die richtige Route, jeder wählt seinen eigenen Weg zum gemeinsam definierten Ziel. Passende Methoden für die Reise heißen Design Thinking, Scrum oder Agiles Arbeiten. Sie funktionieren, wenn die Hierarchien flach sind oder zumindest auf jeder Hierarchieebene Entscheidungskompetenzen verankert sind. Wenn es eine klare Zuordnung von Verantwortlichkeiten gibt und den Willen jeden Einzelnen, diese auch zu übernehmen, wird es als lernende System überleben. Wenn Menschen verstehen, dass sie nur gemeinsam ans Ziel kommen, wenn sie sich online und offline vernetzen, können sie effektiv und gleichzeitig flexibel zusammenarbeiten. Hier liegt der Fokus auf den Menschen, auf die Mitarbeiter als Ressource Nr. 1 und auf hierarchieübergreifende Zusammenarbeit.

Unternehmerischer Erfolg bedeutet, Fehler als Wegweiser für die Zukunft zu akzeptieren.

Wer die Idee von unverzeihlichen Fehlern, das Konzept von der Schuld und die Angst vor Strafe überkommen will, muss also mutig sein und Veränderungen leben. Unternehmerischer Erfolg bedeutet, Fehler als Wegweiser für die Zukunft zu akzeptieren. Menschen in Unternehmen benötigen mehr Netzwerke und weniger Hierarchie. Sie sollten Spaß daran haben, sich miteinander auszutauschen und gemeinsam zu lernen. Wer die Komfortzone der Bekannten verlässt und die Prinzipien des Digital Leadership mit den Aspekten Fehlerkultur, Kollaboration oder Co-Kreation vorlebt, wird die Digitale Transformation meistern.

Überall üben Menschen neu zu denken – machen wir mit.

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Dieser Artikel gehört zu: UPLOAD Magazin 54

In diesem Schwerpunkt „Teamwork“ schauen wir uns an, wie eine positive Fehlerkultur die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen verbessern kann, was es mit „New Work“ auf sich hat, was bedenkenswert an Selbstorganisation à la Scrum ist und wie verteilte Teams effizient bleiben. Plus: Startup-Steckbrief Staffbase.

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1 Gedanke zu „Über eine neue Fehlerkultur zum Erfolg im digitalen Wandel

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