KI-Tools versprechen oft mehr Produktivität und gerade im Social-Media-Marketing ist das durchaus willkommen. Allerdings ist es wichtig, diese Werkzeuge als Unterstützung anzusehen und nicht etwa alles zu automatisieren. Denn menschliche Kreativität und eine erkennbare Persönlichkeit sind weiterhin wichtig, wie Jan Firsching in seiner neuesten Kolumne schreibt.
Kein KI-Tool rettet schlechtes Social-Media-Marketing
Generative KI wurde nicht speziell für Social Media entwickelt. Aber gerade wenn es darum geht, schnell viele und unterschiedliche Inhalte zu erstellen, sind KI-Tools zur Bilderstellung oder Textgenerierung in aller Munde.
Aber das ist natürlich noch nicht alles. Automatisch generierte Kommentare und Direktnachrichten sind weitere Anwendungen, die stark nachgefragt werden.
Warum werden solche KI-Tools eingesetzt? Mehr Inhalte, mehr Kommentare, effizienterer Einsatz von Ressourcen und das alles soll zu besseren Ergebnissen führen. Sei es bei Vanity Metrics wie Likes und Follower*innen, aber auch mehr Sales, Leads und Co. werden versprochen.
Schöne neue Welt, die es so leider noch nicht gibt.
Klar, man bekommt schnell mehr Content und spart auch Zeit bei automatisierten Kommentaren. Aber welche Qualität hat der generierte Content? Wie passen die Inhalte zum eigenen Unternehmen oder zu den eigenen Kund*innen? Und wohin wird sich das Ganze entwickeln? Werden irgendwann Menschen mit KI Inhalte erstellen und eine KI antwortet im Namen eines Unternehmens? Dann sparen wir noch mehr Zeit, weil wir die Kommentarspalten nicht mehr lesen müssen …
Fakt ist: Generative KI-Tools sind für Unternehmen und Agenturen ein viel größeres Thema als für Menschen, die Social Media rein privat nutzen.
So wird oft erwartet, dass persönliche Nachrichten und Kommentare auch persönlich beantwortet werden. Natürlich gibt es mittlerweile so gute Lösungen, dass man einer Antwort nicht ansieht, dass sie von einer KI stammt. Bei standardisierten und häufig gestellten Fragen ist das auch kein Problem – und auch nicht wirklich neu: Schon einmal etwas von FAQs gehört?
Für Unternehmen ist es hier entscheidend, die Tools mit eigenen Daten zu füttern. Nur so kann eine gute Support-/Kommentarqualität gewährleistet werden.
Aber wie sieht es aus, wenn man ein Kommentartool z.B. für den persönlichen LinkedIn- oder Instagram-Account nutzt? Sollten wir die Diskussion wirklich einer KI überlassen, nur weil wir uns nicht die Zeit nehmen wollen oder können? Dann antworte ich lieber später oder gar nicht.
„Nichts zu tun“ ist ohnehin eine der größten Künste in sozialen Netzwerken. Wer immer noch Ansagen wie „ihr müsst mindestens sechsmal die Woche um 11:34 Uhr posten“ folgt, ist auf dem Holzweg.
Genauso auf dem Holzweg sind diejenigen, die sich von KI-Tools Bilder und Texte generieren lassen und diese eins-zu-eins veröffentlichen. Denn was passiert? Menschen merken das. Die persönliche Note fehlt. Das Gespür für bestimmte Situationen und Nuancen fehlt. Die Individualität fehlt. Viele Punkte also, die Social Media so wertvoll und unterhaltsam machen.
In neun von zehn Fällen sind Kommentare wie „Ist das mit KI erstellt“ nicht positiv gemeint.
Natürlich kannst du diese Tools mit den eigenen Zielgruppen, Zielen, der Brand Voice und Strategien füttern. Aber den Kontext und die individuellen Reaktionen zu verstehen, ist eine ganz andere Herausforderung und das können wir als Menschen immer noch am besten einschätzen.
Wichtig: Wir sprechen hier über den aktuellen Status Quo und wie diese Tools primär eingesetzt werden. Die Entwicklung ist rasant und die Ergebnisse werden immer besser. Dennoch stellt sich die Frage: Ist das wünschenswert? Insbesondere für die private und/oder berufliche Nutzung von Social Media?
Eigene KI-Features sozialer Netzwerke verfolgen ein Ziel
LinkedIn, Snapchat, Instagram, Facebook und andere soziale Netzwerke integrieren ebenfalls immer mehr KI-Funktionen. Die Motivation dahinter ist relativ klar: Soziale Netzwerke leben vom Inhalt. Die meisten Menschen veröffentlichen aber selbst nichts, sondern sind nur passive Konsument*innen.
Man könnte also sagen: Wenn den Menschen selber nichts zum Posten einfällt, dann macht das eben unsere KI.
Schon lange wird versucht, Menschen durch Erinnerungen, Themenempfehlungen und Cross-Posts immer wieder zum Posten zu animieren. KI-Publisher sind eine Weiterentwicklung, die Bilder nun automatisch bearbeiten und Texte umformulieren – natürlich für mehr Interaktion.
Auch hier wieder die Frage: Wenn zum Beispiel alle den LinkedIn Publisher mit KI-Features nutzen würden, was für einen Feed bekämen wir dann? Keinen, den wir wollen.
Wenn es darum geht, verschiedene Texte und Varianten zu testen, zum Beispiel im Social Media Advertising, dann sieht das schon anders aus. Aber auch hier muss die notwendige Vorarbeit von uns geleistet werden. Es kann und wird nicht funktionieren, 1.000 Bild-Text-Kombinationen von einer KI erstellen zu lassen, ohne dass man einen Blick darauf wirft. Andernfalls muss man Fehler und wenig sinnvolle Ergebnisse in Kauf nehmen.
Wenn man es zur Unterstützung einsetzt, sieht es anders aus. Denn dafür sind die Tools meiner Meinung nach da. Sie unterstützen, aber sie nehmen einem nie die ganze Arbeit ab.
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KI-Tools machen gutes Social Media Marketing effizienter
Wer über eine gute Social-Media-Strategie, ein Verständnis für die eigene Zielgruppe und einen Prozess für die Content-Produktion verfügt, kann und wird von KI-Tools profitieren. Sei es bei der Anpassung von Inhalten für verschiedene Kanäle und Länder oder bei der Aufbereitung von Inhalten für verschiedene Phasen des Funnels.
Beispielsweise kann eine KI längere Inhalte (Videos und Texte) in kleinere Schnipsel aufteilen oder auch übersetzen. Das ist jetzt wieder die Unternehmensperspektive. Zwar kann man das zum Beispiel für seinen persönlichen LinkedIn-Account nutzen. Aber auch hier sind die generierten Inhalte nur die Basis. Die persönliche Note entsteht durch eine eigene Caption und eigene Reaktionen auf Kommentare.
Das sind meiner Meinung nach auch die Punkte, insbesondere der Dialog, in die man bei LinkedIn und anderen sozialen Netzwerken die meiste Zeit investieren sollte.
Das eigene Posting ist der Ausgangspunkt. Was Social Media zu dem macht, was es ist, sind die darauf folgenden Reaktionen und der Austausch.
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Jan Firsching ist Senior Social Media Manager bei der STRATO AG mit Sitz in Berlin. 24/7 online mit großer Leidenschaft für Social Media Marketing und digitale Kommunikation.
Mir kommt das alles sehr bekannt vor, als das Internet in Deutschland verfügbar war, über ein Modem man sich die Neue Welt angesehen hat. Einige Jahre später war es genau das gleiche, wie jetzt auch da.
Hier geht es jetzt nur um Social-Media-Marketing, nur jeder, der auch über Social-Media-Marketing sein Geld verdient wird die KI nutzen. Warum auch nicht, es ist eine Zeitersparnis, es macht aber nur einen Sinn, wenn man sich erst mal mit der KI wie „ChatGPT“ beschäftigt.
Wenn man ohne Kenntnisse, wie man die KI bedient, anfängt, Texte zu erstellen, geht der Schuss nach Hinternlos, das bezieht sich auch auf das Thema, für das man den Content erstellt.
Ich, mit der KI der Mensch entscheidet, ob es in die positive ist oder in die negative Richtung geht.
So sehe ich das auch. Zum heutigen Stand der Dinge sollte der Mensch immer die Kontrolle behalten. Und dazu muss man als erstes lernen, was die jetzigen KI-Tools gut können und was sie nicht können.